83 | Epilog
Fassunglos hörte ich ihr zu. Sie erzählte mir mehrere Male, dass sie nicht wüsste, wie das passieren konnte. Sie schwor, nicht einmal vergessen zu haben zu verhüten. Ich fasste mir an meinen Kopf, der zu dröhnen begann. Immer mehr Stress zersetzte meine Nerven. Irgendwann würde ich einfach explodieren und jeden um mich herum mit reißen in absolutes Chaos. So fühlte es sich zumindest an.
"Was ist los?" Cecilio stand auf und kam an meine Seite, doch ich schüttelte den Kopf und setzte ein gespieltes Lächeln auf.
"Stella. Sie hat Jungsprobleme. Das Übliche eben." Er verengte seine Augen und musterte mich skeptisch. Ich blieb standhaft und ließ mir keinerlei Emotion ansehen, bis er sich zur Terassentür drehte und nach draußen lief.
"Hör mir zu", wandte ich mich dann wieder an Stella. "Komm her. Wir reden über alles in Ruhe."
"Ich kann nicht!"
"Doch, du kannst!"
"Nives!", begann sie erneut zu weinen. "Ich weiß nicht Mal wer der Vater ist! Ich drehe durch!"
"Reiß dich jetzt zusammen!", mahnte ich sie, da mir selbst immer mehr bewusst wurde, welch Auswirkungen das hätte. Wenn Adamo davon erfahren würde! Wenn mein Vater es erfahren würde. Vermutlich würde er mir für den Rest meines Lebens verbieten auch nur vor die Haustür zu gehen, aus Angst, mir könnte das selbe passieren.
"Wenn ich jetzt zu dir komme, dann fragen mich sicher alle wo ich die letzte Woche war. Außerdem habe ich Papa gesagt, dass ich krank bin."
"Dann bleib heute noch zu Hause und morgen kommst du doch sowieso zur Weihnachtsfeier. Da wird keiner Zeit haben dich auszutragen, okay?"
"Okay", schiefte sie nach einer Weile der Stille, was mich beruhigt durchatmen ließ. Ich konnte mir trotzdem nicht verkneifen, auch wütend auf sie zu sein, egal wie viel Mitgefühl ich empfand.
"Du solltest außerdem nachdenken, wer der Vater sein könnte. Das muss man doch wissen", entkam es mir und sofort bereute ich es. Natürlich legte sie ohne noch etwas zu sagen auf. "Scheiße...", murmelte ich über mich selbst verärgert, da kamen meine Eltern schon ins Wohnzimmer zurück. Doch sie waren nicht alleine. Einige Angestellte folgten ihnen, die dann damit begannen, den Weihnachtsbaum aufzustellen.
"Es tut mir leid, dich verdächtigt zu haben", sprach mein Vater mir zu und hauchte mir einen Kuss auf meine Stirn, als er vor mir zum Stehen kam. "Mein Küken würde mich niemals so enttäuschen. Ich hätte nicht an dir zweifeln dürfen."
Ich sah dankbar zu ihm auf, da lachte aber plötzlich meine Mutter, was mich fassungslos zu ihr blicken ließ. Sie stand neben uns in der Küche und machte sich gerade einen Kaffe.
"Entschuldigung", flüsterte sie und drehte sich mit ihrem Schmunzeln um, sodass sie mit dem Rücken zu uns stand. Mein Vater beachtete sie zum Glück nicht, sondern holte sein Handy aus der Hosentasche, um neugierig darauf zu sehen.
"Ich muss dann los. Adamo braucht mich", erklärte er und nachdem er meiner Mutter noch einen Kuss gab, verschwand er, genau wie ich. Schnellen Schrittes suchte ich mein Zimmer auf, um gedanklich darüber nachzudenken, wie alles im Moment vollkommen schief lief.
Da war das Geheimnis von Madrisa. Dazu die Frage, was in der Geburtstagsnacht mit mir geschehen war. Stella - schwanger. Ayaz - vom Erdboden verschluckt. Dann fiel mir plötzlich ein, wem ich die Diskussion mit meinem Vater überhaupt zu verdanken hatte. Wütend und überfordert lief ich zurück in den Flur, um Antonios Zimmer aufzusuchen. Der saß weinend auf seinem Bett. Mein Blick fiel zu Boden, wo ich ein kaputtes Tablet entdeckte.
"Tja, wer nicht hören will, der muss fühlen", kommentierte ich die Situation, woraufhin er zu mir aufsah.
"Geh raus!", blaffte er mich an, doch ich grinste nur und lief auf ihn zu.
"Das wird das letzte Mal gewesen sein, dass du mir so in den Rücken fällst, hast du das verstanden?!" Er nickte, doch ich erkannte ganz genau diesen Hass in seinen Augen. Er würde es mir noch heimzahlen wollen, was für mich bedeutete, in seiner Gegenwart vorsichtiger zu sein. "Gut, da dass geklärt ist."
Ich ging bereits wieder zur Tür, da hörte ich ihn hinter mir aber tief Luft holen.
"Weiß padre, dass Madrisa tot ist? Oder Malino, dass sie ein Baby von ihm hatte?"
"Oh, Toni Toni Toni", flüsterte ich und drehte mich zu ihm um. "Dieses Spiel wirst du verlieren und glaub mir, du willst mich nicht gegen dich haben."
Er sah mich nur an, doch ich wusste, dass ich etwas brauchte, um ihn zu erpressen. Erneut blickte ich zu dem Tablet. "Ich kaufe dir ein nagelneues. Mit allen drum und dran. Das war es dann aber. Entweder du nimmst den Deal an, oder du verpetzt mich und meine einzige Lebensaufgabe wird sein, dich fertig zu machen."
Er wischte sich seine Tränen weg. Anschließend stand er auf und lief zu seinem Schreibtisch. Ich beobachtete ihn, wie er etwas auf einen Zettel schrieb.
"Toni, was machst du?", fragte ich bereits genervt, da kam er mit dem Zettel auf mich zu. Mit gehobener Braue nahm ich ihn an mich, um die wenigen Zeilen zu lesen. "Dein Ernst?"
"Mein voller Ernst."
Diese nervige Petze war noch ein Kind und doch durchtriebener als Elio und Malino zusammen. Auf der Liste befand sich nicht nur ein Tablet, sondern auch ein Dobermann und ein Gutschein, dass ich ihn 100 mal decken müsste, wenn er Mist bauen würde. Hatte er den Verstand verloren? Vor allem, seit wann hatte er schreiben gelernt?
"Das kannst du vergessen!", wurde ich lauter und wollte gerade den Zettel mit einem fiesen Grinsen zerreißen, da kam Malino ins Zimmer. Neugierig starrte er mich an, während ich den Zettel in meine Hosentasche verschwinden ließ.
"Was ist hier los?", wollte er wissen, da ich sicherlich nervös wirkte.
"Nichts und jetzt verzieh dich", erwiderte ich ihm.
"Nichts?", mischte Toni sich ein, woraufhin ich ihn warnend ins Visier nahm. "Bist du dir sicher, Nives?"
"Ja, ich bin mir sicher! Und du kannst dir sicher sein, dass der Weihnachtsmann dich dieses Jahr nicht vergessen wird!" Ich hasste es, den Drohungen dieses kleinen Zwerges nachzugeben. Fürs erste blieb mir aber nichts anderes übrig. Um das Thema dann zu wechseln, nahm ich Malino mit einem fragenden Ausdruck ins Visier. "Was hast du mit Elio zu besprechen gehabt?"
Mit fiel sofort auf, wie er meinem Blick auswich und zu Antonios Schreibtisch lief. Er kehrte mir den Rücken, was mir Anzeichen genug war, dass er mir keine Antwort geben wollte. Idiota.
"Wir haben nur wegen der Feier morgen etwas geklärt." Er drehte sich nicht zu mir, sondern spielte mit einer Schachfigur meines Bruders. Da es mir zu blöd war, noch länger hier zu verweilen, tauschte ich einen letzten Blick mit Toni. Dieser lächelte siegessicher. Das Lächeln würde ihm aber schon noch vergehen. Dafür würde ich persönlich sorgen.
Nachdem ich mein Zimmer wieder aufgesucht hatte, probierte ich genau wie die letzten Tage, Ayaz zu erreichen. Er ging nicht dran. Riziero auch nicht. Alle schienen sich vollkommen von mir abzuschotten, was mich an mir selbst zweifeln ließ. Gab Riziero mir die Schuld für seinen Unfall oder wieso haute er ab und ignorierte mich? Auch Ayaz Verhalten wunderte mich, da ich nach unserem Poolabend der Überzeugung war, er würde es wirklich ernst mit mir meinen. Täuschte ich mich so sehr in diesen zwei Männern? War ich vielleicht wirklich zu naiv? Was sollte das alles nur?
Frustriert nahm ich auf meinem Bett Platz, um die nächsten Stunden im Internet zu surfen. Ich suchte einen günstigen Dobermann für Antonio und ebenfalls ein Tablet. Da ich kein Geld besaß, musste ich Onkel Cecilio die Wahrheit erzählen. Er müsste den Lohn für das Schweigen meines Bruders bezahlen. Andernfalls würde das diesjährige Weihnachtsfest in einem Familiendrama enden.
___
Der nächste Morgen kam und das nicht gerade entspannt. Unsanft wurde ich aus dem Schlaf gerissen, da ich laute Geräusche und Stimmen hörte. Ich öffnete nur ein Auge, um zu meinem Fenster zu sehen. Der Himmel schimmerte blau. Die Sonne kam raus. Trotzdem wollte ich noch schlafen. Ich drehte mich also zur anderen Seite, da hörte ich erneut Stimmen vor meiner Tür.
"Geht euch woanders unterhalten!", rief ich, als mir bewusst wurde, dass es sich um Elio und Malino handelte. Waren sie plötzlich beste Freunde geworden, oder warum hingen sie so viel aufeinander?
Keine Minute nach meiner Ansage, flog meine Tür auf. Fassungslos hob ich meinen Kopf an, um die beiden zu mustern. "Habt ihr keine Hobbys?! Sofort raus aus meinem Zimmer!"
"Sie ist so süß, wenn sie müde ist", sprach Malino, der auf mich zukam und mir in die Wange kneifen wollte. Ich schlug seine Hand beiseite, um ihn mahnend ins Visier zu nehmen.
"Ihr sollt verschwinden! Ich will schlafen!"
"Nichts schlafen", meinte Malino und riss mir dabei meine Decke weg. Ich bekam wirklich Lust, ihn windelweich zu prügeln, doch ich war so müde, dass ich auch ohne Decke liegen blieb. "Steh auf! In paar Stunden kommen schon die ersten Gäste."
"Wen juckt es?", fragte ich und schloss meine Augen, bis ich spürte, dass sich jemand neben mir ins Bett legte. Ich drehte mein Gesicht zur Seite und erkannte genau vor meinen Augen Malinos Füße. "Bist du bescheuert!" Ich erhob meinen Oberkörper, um zu ihm an mein Bettende zu blicken. Er lag da und grinste nur, um anschließend zu Elio neben sich zu sehen. Dieser stand da und vertiefte sich in sein Handy.
"Wollen wir ihr das Geschenk jetzt schon geben?", fragte er an ihn gewandt, da wurde mir schlagartig bewusst, wieso sie in letzter Zeit so auf geheimnisvoll machten. Ein schlechtes Gewissen überkam mich, da ich vor lauter Stress niemandem etwas gekauft hatte. Nur meiner Mutter ein Armband, dass ich im Internet fand.
"Nein, heute Abend", meinte Elio und steckte dann sein Handy weg, um sich neben mich auf die Bettkante zu setzen. "Weißt du, was mit Stella los ist?"
"Nein, wieso?", gab ich Elio ohne zu zögern zurück, der daraufhin kurz nachdenklich wirkte.
"Naja, wir hatten eigentlich ausgemacht, nochmal shoppen zu gehen vor Weihnachten. Sie schreibt mir seit Tagen nicht zurück. Dachte du weißt, ob sie sauer auf mich ist oder so."
"Sie hat bestimmt nen reichen, alten Knacker kennengelernt und lässt es sich auf irgendeiner Yacht gut gehen", warf Malino ein. Sofort starrte ich ihn wütend an, woraufhin er seine Hände beschwichtigend hochnahm. "Was denn? Ist doch immer so bei ihr."
"Geht es dich etwas an, was bei ihr los ist? Krieg erstmal dein eigenes Leben auf die Reihe", erwiderte ich ihm. Er sagte dazu nichts mehr. Besser für ihn. Ich stand auf, um im Schrank nach einem Kleid zum anziehen zu suchen. Elio trug bereits einen schwarzen Anzug. Malino hingegen ein weißes Tanktop und eine graue Jogginghose. So wie ich ihn kannte, wusste ich, dass er auch so zur Feier runtergehen würde. Ihm war es egal, was die Leute dachten. Mir im Grunde auch, doch ich wollte meinen Vater nicht blamieren.
"Wann sollen wir unten sein?", wollte ich wissen und legte dabei ein weißes, schlichtes Kleid über meinen Schreibtischstuhl. Meine Brüder tippen beide auf ihren Handys herum.
"Um 14 Uhr meinte Mama", erklärte Elio dann und ich nickte. Mein Wecker zeigte 10:40 Uhr, also hatte ich noch genügend Zeit zu duschen und mich fertig zu machen.
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Frisch geduscht stand ich vor dem Spiegel im Badezimmer. Ich föhnte meine Haare, während ich an dem weißen Kleid herumzupfte. Mein schlichtes Make Up saß perfekt. Nachdem ich meine Haare dann zu leichten Wellen geformt hatte, schaltete ich den Föhn ab. Unten hörte ich bereits klassische Musik und die ersten Gäste im Hausflur. Meine Augen verdrehend, wollte ich diesen Tag nur endlich rumkriegen. Ich mochte keinen Smalltalk und noch weniger, dass mein Zuhause voll mit fremden Menschen war. Jedes Jahr aufs Neue, veranstaltete meine Mutter diese Feste. Sie brauchte unbedingt mehr Hobbys, um weniger Zeit für die Planung solcher Veranstaltungen zu haben.
"Antonio!", hörte ich dann auch schon ihre Stimme im Flur. Ich verließ fertig gemacht das Badezimmer, woraufhin ich meiner Mutter begegnete.
"Antonio ist runter, bevor ich duschen gegangen bin", erklärte ich, doch sie ignorierte meine Worte und sah sich mein Kleid an.
"Du siehst so wunderschön aus." Mit einem Lächeln umarmte sie mich kurz, um anschließend in meine Augen zu sehen. "Dein Vater hat eine Überraschung für dich. Ich wollte dich nur vorbereiten."
"Ai, Mama!", stieß ich frustriert aus. "Sag mir nicht, er will mir vor den ganzen Menschen da sagen, dass ich sein kleines Küken bin! Das ist so peinlich!"
"Lass dich überraschen", meinte meine Mutter, wobei wir hinter uns eine Tür hörten. Elio trat zu uns.
"Antonio ist mit Malino ins Poolhaus. Sie denken sie könnten sich da verstecken."
"Dio Mio. Du bist ja ne richtige Petze", gab ich Elio zurück, der nur mit den Schultern zuckte.
"Wenn ich da durch muss, dann die beiden auch."
"Du liebst doch solche Veranstaltungen."
"Vielleicht ein bisschen", erwiderte er mir, da kam mein Onkel Nunzio gemeinsam mit Tante Jennifer die Treppen hoch zu uns.
"Pupetta. Da suchen dich einige Leute", meinte mein Onkel, woraufhin meine Mutter sichtlich nervös reagierte.
"Ich komme schon!", meinte sie tief durchatmend und folgte den beiden nach unten. Auch Elio verschwand, während ich in mein Zimmer flüchtete. Ich nahm ein kleines Täschchen, in das ich mein Handy und meinen Lipgloss reinsteckte. Anschließend wollte ich ebenso das Erdgeschoss aufsuchen, da piepste aber mein Handy. Neugierig sah ich drauf.
Bleib bitte oben in deinem Zimmer.
Ich las die Nachricht von Ayaz mehrere Male und sah daraufhin aus dem Fenster zur Einfahrt herunter. Er stand dort mit Yavuz und einigen anderen Leuten. Sein Blick durchgehend auf mich gerichtet. Ich wandte meine Augen kurz von ihm ab, um ihm zurück zu schreiben.
Du meldest dich eine Woche nicht und verlangst jetzt, ich solle mich von dir fern halten? Was hast du vor?
Sofort blickte ich wieder zu ihm. Er nahm sein Handy zur Hand. Ich musterte sein weißes Hemd, durch welches seine Tattoos schimmerten.
Bitte... Bleib oben.
Ich starrte auf mein Handy und runzelte meine Stirn. Als ich wieder zur Einfahrt runtersah, war Ayaz verschwunden. Ein mulmiges Gefühl zog durch meinen Magen. Mir kam die Idee davon, er würde ausgerechnet heute meinem Vater die Wahrheit sagen wollen.
"Dio Mio! Bitte nicht", gab ich aufgeregt von mir und lief in meinem Zimmer auf und ab. Die schlimmsten Szenarien flogen durch meinen Verstand. Immer nervöser kratzte ich an meinem Handgelenk, sodass es bereits zu schmerzen begann. Ich wollte ja auch, dass wir endlich eine richtige Beziehung führen würden. Doch nicht so. Nicht, wenn mein Vater es so erfahren würde. Schnell lief ich zu meiner Tür, um diese hektisch aufzureißen. Ich suchte den Weg die Treppen herunter. Überall hing Weihnachtsdekoration, die mich aber nicht von meinem Vorhaben ablenkte. An der offenen Haustür angekommen, hielt ich aber inne, als ich Stella mit Onkel Adamo entdeckte.
"Stella", hauchte ich, während Adamo mit einem wütenden Ausdruck an mir vorbei ins Wohnzimmer lief. Ich sah ihm irritiert nach, um anschließend wieder Stella ins Visier zu nehmen. Sie trug einen viel zu großen schwarzen Pullover. Dazu eine weite Jeans. Dunkle Augenringe zeigten mir, welch Chaos in ihr herrschte.
"Papa weiß es", flüsterte sie. Ich riss ungläubig meine Augen auf und zog sie an ihrem Arm ein Stück zur Seite, sodass die andern Gäste an uns vorbei nach innen konnten.
"Scheiße... Was hat er gesagt?"
"Dass ich Hausarrest habe. Für den Rest, meines Lebens." Typisch für Adamo. Erst ausrasten. Doch er würde ihr helfen. Das wusste ich.
"Weißt du was. Wir reden jetzt über alles. Geh hoch in mein Zimmer und warte kurz. Ich muss nur schnell etwas nachsehen und komme dann nach." Sie nickte und lief langsam die Stufen noch, wonach ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte.
Alles roch nach Kuchen und Keksen. Dazu die gold, rote Deko, die mich beinahe erschlug. Es war so viel. So aufgesetzt. Angewidert verzog ich mein Gesicht und sah mich im Wohnzimmer um. Ich entdeckte nur ältere Menschen, die ich nicht kannte. Mein Blick fiel durch die Fensterfront nach draußen. Meine Eltern standen am Pool, gemeinsam mit Nunzio und Jennifer. Auch Enzo erkannte ich. Er unterhielt dich mit zwei älteren Damen. Als ich meinen Blick dann weiterschweifen ließ, entdeckte ich endlich Ayaz am Rand des Gartens. Er stand dort alleine, die Augen auf meinen Vater gerichtet. Sicher überlegte er sich gerade, wie er es ihm sagen könnte.
Unter so vielen Zeugen würde mein Vater ihn nicht töten können. Doch die Gäste wären irgendwann weg und die Dunkelheit kehrte zurück. Das konnte ich nicht zulassen.
Ich eilte an einigen Menschen vorbei hinaus und lief direkt auf Ayaz zu.
"Egal was du vorhast, lass es sein!", mahnte ich ihn leise, woraufhin er mich schuldbewusst ansah.
"Nives...", hauchte er. "Bitte verschwinde."
"Wieso sollte ich? Was ist los?", hakte ich verwirrt nach. "Hast du irgendwas von dem Handy gehört?"
Er antwortete mir nicht, sodass ich einen weiteren Schritt auf ihn zu wollte. Ehe ich aber einen Fuß vor den anderen setzen konnte, tauchte plötzlich jemand neben uns auf.
"Hallo, du bist sicher Nives", sprach eine Frau mit braunen, hochgesteckten Haaren höflich und reichte mir dabei ihre Hand. Zögerlich nahm ich sie an. "Ich bin Elif Kara."
"Ayaz Schwester?", fragte ich nach, da dies meine einzige Schlussfolgerung war. Außerdem hatte ich mich bei seiner Cousine schon vollkommen daneben benommen. Sie lachte jedoch und ließ meine Hand los, um ihre daraufhin Ayaz auf den Rücken zu legen. Lächelnd sah sie zu ihm auf, während er nur zu Boden starrte. "Nein, seine Ehefrau."
Mein Herz setzte aus. Meine Atmung stockte. Für einen ganz kurzen Moment, da war ich nicht mehr da. Ich hörte nichts mehr. Sah nichts mehr. Gefangen in meinen Gedanken verarbeitete ich, welch Worte sie gerade über ihre Lippen gebracht hatte. Das musste ein Alptraum sein. Eine Verwechslung. Die Wahrheit konnte es nicht sein.
Ich ließ mir äußerlich nicht anmerken, wie alles in mir sich auflöste. Stand einfach wie erstarrt da und wandte meine Augen auf die von Ayaz. Er wich mir aus, was meine Hände zum Zittern brachte. Es vergingen nur Sekunden, die mir wie eine grausame Ewigkeit vorkamen.
"Nives?" Cecilios Stimme ertönte neben mir. Ich schaute jedoch nicht zu ihm. Tränen wollten in meinen Augen entstehen. Ich hielt sie jedoch mit aller Kraft zurück. "Nives?"
Ohne etwas zu sagen, wandte ich mich von Ayaz ab und lief über die Wiese wieder in die Villa. Mein gesamter Körper schmerzte, doch ich setzte wie in einer Trance gefangen einen Fuß vor den anderen. Durch die Haustür hindurch, kam ich auf dem Kies an.
"Was ist los?" Cecilio umfasste meinen Arm, doch ich entriss mich ihm sofort.
"Lass mich in Ruhe", hauchte ich wie eine leere Hülle, doch er folgte mir bis zum Tor.
"Was ist denn passiert?! Lass uns reden!" Cecilio war zu meiner Erleichterung nicht wie meine Eltern. Er ließ mir Freiraum. Genau deswegen lief ich weiter die ich Straße entlang mit der Gewissheit, dass er mir nicht folgen würde.
Mein Verstand ratterte in einer Tour. Hass, Wut und auch die pure Enttäuschung nahmen mich ein. Ich wollte zurück und Ayaz fertig machen, doch mein Vater würde ihn umbringen und dann ins Gefängnis kommen. Lieber würde ich warten und ihm die Hölle auf Erden machen. Langsam und Stück für Stück würde ich ihn zerstören. So zerstören, dass er sich wünschte, mich nie kennengelernt zu haben.
Ich hörte mein Handy, doch ich ließ es in der Tasche und lief über die Straße. Mein Ziel war einfach nur weit weg zu kommen. Umso näher ich Ayaz war, umso größer war die Chance, dass ich ihn töten würde.
Kaum einen Fuß auf den Straße, ertönte das Quietschen von Reifen. Ich sah auf und entdeckte ein Auto, dass genau vor mir zum Stehen kam. Schlagartig erkannte ich zwei maskierte Männer darin. Es war kein Zufall, dass sie genau vor mir parkten. Mit großen Augen nahm ich mein Handy und lief einige Schritte rückwärts. Die Typen stiegen aus. Ich wählte Cecilios Nummer. Bevor er allerdings ranging, schnappte der eine Kerl nach meinem Arm.
"Verpiss dich bloß oder ich mach dich fertig!", warnte ich ihn, da riss er mich jedoch so ruckartig an sich, dass mir Handy und Tasche aus der Hand fielen. Trotzdem hörte ich die Mailbox von meinem Onkel rangehen.
"Ein schwarzer Mercedes!", rief ich, da hielt der breite Kerl mir seine Hand auf meinen Mund. Ich holte mit meinem Kopf aus und schlug ihm meinen Hinterkopf ins Gesicht, sodass er kurz von mir abließ und ins Taumeln geriet. "Zwei Männer! Masken! Kein Nummerschild!", rief ich weiter und hoffte, Cecilio würde seine Mailbox abhören. Wieder schnappte der Kerl mich, während ich wild um mich schlug. "Ihr wisst nicht, wer ich bin! Meine Familie wird euch zu Tode foltern dafür!"
"Oh, Nives...", meinte der andere Kerl und öffnete dabei den Kofferraum. Sie schmissen mich unsanft hinein und schlossen ihn so schnell, dass ich nichts mehr tun konnte, als wütend zu schreien. Ich stieß all meine Wut hinaus, doch nur noch Finsternis umgab mich.
Sie würden es bereuen.
Alle würden es bereuen.
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Ich danke euch allen! Für jedes Vote und jedes einzelne Kommentar zu meiner Geschichte. Der zweite Teil wird bald beginnen! Ich hoffe wir sehen uns dort wieder.
Es werden im zweiten Teil mehr Mafia Vibes vorkommen! Mehr Trigger! Mehr Drama :)
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