13 | Die Tochter meines Vaters
Die Jugendlichen um mich herum gerieten allesamt in Panik, während ich Ayaz an seiner Schulter zur Seite riss und die Tür hektisch öffnete.
"Padre!", schrie ich wütend und sah ihn dabei über Riziero gelehnt, der am Boden lag und wie ein Baby heulte.
"Einmal noch in der Nähe meiner Tochter! Ein einziges Mal! Dann geht der Schuss direkt in deinen verfickten Schädel!"
So schnell ich konnte lief ich Ayaz voraus zu meinem Vater, der die Waffe gerade einsteckte und weiterhin Riziero bedrohlich musterte. Auch mein Blick fiel bei ihm angekommen herunter zum Boden und ich erkannte zu meiner Verwunderung keine Verletzung an seinem Körper. Er lag einfach nur da und heulte bitterlich, während er sich die Hände schützend vors Gesicht hielt.
"Und so ein Weichei datest du?!", wandte sich mein Vater wütend an mich und starrte mich anschließend an, als wäre er mehr als nur enttäuscht von mir.
"Naja, jetzt wohl nicht mehr", gab ich ihm zurück und hörte plötzlich Getuschel hinter mir. Darüber verwirrt drehte ich mich zur Haustür herum und erkannte einige meiner Mitschüler, die uns beobachteten und hinter vorgehaltenen Händen über uns redeten.
"Verpisst euch! Alle!", warnte mein Vater sie und sie hörten auf ihn, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. "Ayaz! Wenn meine Tochter noch einmal so aussieht, während du auf sie aufpasst, bringe ich dich um, hast du das verstanden!?"
"Ja", hörte ich Ayaz neben mir und sah flüchtig zu ihm auf, ehe mein Vater mein Handgelenk ergriff und mich mit sich zur Straße zog. Ich setzte zwar einen Fuß vor den andern - war gedanklich aber ganz weit weg. So wie an diesem Abend, hatte mein Vater sich noch nie benommen. Es war, als würde er mir eine völlig neue Seite präsentieren. Ich sollte Angst vor dieser Seite haben, jedoch fühlte ich mich plötzlich nicht mehr so verloren. Im Gegenteil.... Ich spürte eine Ähnlichkeit zu ihm, die keiner mehr bestreiten konnte.
"Steig ein!"
Er hielt mir am BMW angekommen die Beifahrertür auf und ich ließ mich mit dem Blick zur Villa gerichtet auf den Sitz fallen. Ich erkannte Riziero, dem von einen anderen Typen aufgeholfen wurde und ich war in diesem Moment sogar dankbar dafür, dass mein Vater trotz meiner Diskussion hier her gekommen war. Er zeigte mir damit, wie wichtig ich ihm war.
"Du wirst diesen Bastard nie wieder ansprechen, ist das klar?!"
Mein Vater stieg neben mir ein und startete auch direkt den Wagen. Ich sah nickend zu ihm herüber und legte ein sanftes Lächeln auf. Vermutlich hätte ich anders reagieren sollen. Normal wäre es gewesen, wenn ich überfordert oder sauer gewesen wäre. Doch es war Stolz, der mich durchfuhr.
"Nie wieder. Ich verspreche es", erwiderte ich ihm und schon fuhren wir in hohem Tempo zurück zur Villa. Fragen schossen mir durch den Kopf. Fragen darüber, wie es sein konnte, dass mein Vater mir diese aggressive Seite an ihm so lange vorenthalten konnte. Natürlich bekam ich oft mit, wie er mit meinen Onkeln umging - aber das war etwas anderes. Die waren selbst allesamt verrückt und hatten große Fressen.
"Kannst du mir eine Sache verraten?"
Mein Vater forderte mit seiner Frage meine Aufmerksamkeit und nachdem ich mich erneut zu ihm wandte, sah er flüchtig zu mir herüber. Er schien nachdenklich, doch auch sehr konzentriert aufs Fahren.
"Wieso so einer? Wie kannst du dich auf jemanden einlassen, der dir so etwas antut!", wurde er wieder lauter und stoppte plötzlich den Wagen so abrupt an einer Ampel, dass ich etwas nach vorne donnerte. Ich hielt jedoch rechtzeitig meine Hände an die Armatur und bremste mich damit ab. "Ich sollte zurück fahren und ihn umbringen! Dieser kleine-"
"Es ist okay!", beruhigte ich ihn und legte dabei meine Hand auf seine, die zittrig auf dem Lenkrad lag. "Er ist mir egal und er hat mir nicht weh getan! Es juckt mich nicht im Geringsten!"
"Ai, Küken", sprach mein Vater mit einem wehmütigen Lächeln. "Das kannst du allen anderen erzählen, aber nicht mir. Ich kenne dich besser, als du dich selbst und ich weiß genau, wie sehr es dich gekränkt hat."
"Aber es ist vorbei!", erwiderte ich ihm. "Ich meine, dass Mädchen wird sich in der Schule nicht mehr blicken lassen können und du, du hast mir bewiesen, welch Weichei in ihm steckt. Ich bin froh, dass ich es erkannt habe und glaub mir - ich habe daraus gelernt."
"Was hast du denn mit dem Mädchen gemacht?", wollte mein Vater mit hochgezogener Augenbraue wissen, da grinste ich nur dämlich, obwohl mich mein schlechtes Gewissen wieder einnehmen wollte.
"Ich hab ihr eine Kurzhaarfrisur verpasst", erklärte ich, doch mein Vater zog nur irrtiert seine Stirn in Falten, um den Wagen weiter ruhig durch die Straßen zu lenken.
"Du hast ihr die Haare geschnitten?"
"No! Ich habe sie entstellt!"
"Indem du ihr die Haare geschnitten hast?"
"Ai, Padre!", regte ich mich darüber auf, dass er sich anscheinend über mich witzig machte. "Glaube mir, sie hat ihre Lektion gelernt. Außerdem, was kann sie dafür, wenn er untreu ist. Eigentlich hätte ich lieber ihm etwas antun sollen."
Wir fuhren durch unser Tor die Einfahrt hoch und mein Vater parkte den Wagen an der Seite des Rasens, um den Motor abzustellen und sich leicht in meine Richtung zu drehen.
"Wusste dieses Mädchen, dass ihr etwas habt?"
"Si."
"Dann kann sie auch etwas dafür. Männer sind alle Idioten, mein Küken. Glaub mir - ich weiß es am besten. Dieses Mädchen aber... Sie hätte sich anders verhalten sollen und egal was du ihr angetan hast - sie hatte es verdient! Niemand hat das Recht, dich zu verletzen."
"Ich weiß", hauchte ich und wollte nach einem dankbaren Lächeln aus dem Wagen steigen, da hielt mein Vater mich aber plötzlich zurück. Sein Blick deutete mir, dass er sich unwohl fühlte und ich hatte ja noch keine Ahnung, wie unwohl ich mich gleich auch fühlen würde.
"Was ist los?"
"Du hast nicht mit ihm..., oder?"
"Was?", hakte ich irrtiert nach, da holte mein Vater tief Luft.
"Naja, du weißt schon..."
"Oh - mein - Gott!", regte ich mich mit großen Augen auf, als mir schlagartig bewusst wurde, was er mich da fragte. "Du bist so peinlich! Dieses ganze Gespräch hier ist peinlich!"
"Ai, es war nur eine Frage!", protestierte er und ich stieg mit roten Wangen so schnell ich konnte aus dem Wagen. Es war schon mehr als nur ekelhaft, wenn er und Mama wie Teenies rumknutschten! Kaum vorstellbar, dass sie auch Sex hatten und jetzt, jetzt wollte er auch noch ein Aufklärungsgespräch mit mir führen! Das war so widerlich, dass ich mich draußen angekommen sofort schütteln musste. Wie peinlich konnten Väter eigentlich sein?!
"Nives!"
"Nein!", rief ich über das Auto hinweg und flüchtete so schnell ich konnte zur Haustür.
"Okay! Ich höre auf zu fragen", gab mein Vater sich geschlagen und schloss anschließend die Tür auf. "Aber falls du-"
"Padre!", mahnte ich und presste dabei schon meine Zähne zusammen. "Lässt du mich mit diesem Thema in Ruhe, für immer und ewig, wenn ich dir sage, dass ich diese Erfahrung noch nicht gemacht habe?!"
"Dio Mio!", freute er sich und nahm mich mitten im Hausflur fest in seine Arme. "Ich könnte mich stolzer sein!"
"Und ich nicht überforderter", gab ich ihm zurück und hörte dabei aber plötzlich meine Mutter, die verschlafen oben am Treppengeländer auftauchte.
"Nives", hauchte sie, als sie mein Gesicht sah und kam auch gleich eilig die Treppe herunter. Während ich sie beobachtete, lehnte mein Vater sich kaum merklich zu mir herüber.
"Kein Wort von unserem Ausflug", flüsterte er und ich nickte, um anschließend von meiner Mutter besorgt gemustert zu werden.
"Was ist passiert? Geht es dir gut? Wer-"
"Anatra. Ich muss noch mal los. Nives wollte nur, dass ich sie abhole, weil ein anderes Mädchen betrunken auf sie los ist."
"Oh Gott", flüsterte meine Mutter mit großen Augen und wandte sich aber für einen Moment meinem Vater zu. "Pass bitte auf dich und auf Malino auf."
"Natürlich", lächelte mein Vater und zog gerade neben sich die Haustür wieder auf, wo plötzlich in der Dunkelheit Elio auftauchte. Er hatte geweint, dass sah ich ihm an und sofort fiel der Blick meines Vaters auf meine Mutter zurück.
"Deine Schicht. Ich bin bald zurück."
"Ich setze Tee auf", warf meine Mutter ein und legte dabei Elio ihren Arm schützend um die Schulter, um mit mir und ihm gemeinsam das Wohnzimmer aufzusuchen, wo wir auch Onkel Cecilio vorfanden. Er schaute gerade fern und hielt ein Glas Rotwein in der Hand.
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Nein, Elio ist Gino nicht egal. Nur hatte er davor mit Malino zu tun und muss jetzt wieder zum Club. ❤️ er liebt ihn genauso sehr wie die anderen und es werden auch noch Momente zwischen den beiden kommen ❤️
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