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Kapitel 5 - Eine grüne Ankunft ✅

Mein Herz klopfte wie verrückt, als sich das gigantische Schlosstor öffnete. Gleich würde der erste richtige Schritt in mein neues Leben getan werden. Dafür musste ich bloß über die Türschwelle treten.

Claire drückte mit einem breiten Lächeln im Gesicht meine Hand. Im Gegensatz zu mir schien sie überhaupt nicht nervös zu sein. Tatsächlich sah sie so aus, als würde sie einfach nur an diesen Ort zurückkehren und als wäre sie nicht, wie alle, die hier standen, neu. Auch alle anderen schienen genau wie ich den Atem angehalten zu haben. Zeitgleich traten wir als geschlossene Gruppe durch das Tor. Alle waren aufgeregt. Manche tuschelten, rieben sich unauffällig die schweißnassen Hände an der Hose ab oder schwiegen angespannt.

Sobald wir durch die Tür traten, gelangten wir in eine Empfangshalle. Die Halle war gewaltig! So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Bestimmt war allein diese Halle größer als das Haus, in dem Hanne und ich lebten.

Die Decke war unglaublich hoch und leicht gewölbt. Wenn man nach oben blickte, konnte man kunstvolle Malereien erblicken. Diese zeigten verschiedene Szenen. Von wunderschönen Landschaften bis hin zu geschichtlichen Ereignissen war alles dabei. Allerdings erkannte ich die dort dargestellten geschichtlichen Ereignisse nicht. Das lag aber vermutlich daran, dass diese sich auf die Geschichte der Elementare bezogen. Ich konnte Frauen in weißen Kleidern und mit geschlossenen Augen sehen, die ihre Hände einladend geöffnet hatten. Malerisches Feuer umhüllte sie und ließ sie wie Göttinnen wirken.

An einer anderen Stelle war ein Mann in mittelalterlicher Kleidung zu sehen, der in einem Wald neben einer leblosen Person kniete und seine Hand auf ihre Stirn gelegt hatte. Jedoch schien seine Hand golden zu leuchten. Aufgrund dieser Szene musste ich an Hanne denken. Laut ihr, konnten Erdelementare heilen. Und dieses Bild an der Decke ließ diese Kraft ziemlich beeindruckend wirken.

Allerdings erblickte ich auch Szenen von Schlachten, in denen diese ganzen Elementarkräfte ziemlich furchterregend erschienen. Erneut musste ich daran denken, dass diese Leute - die Elementare - ohne große Schwierigkeiten bekommen konnten, was sie wollten. Und sei es die Herrschaft über die Welt. All das Grauen, das sie hervorbringen könnten ... Und ich gehörte zu ihnen. So unglaublich es auch klang.

Es kostete mich einiges an Kraft, meinen Blick von der Deckenmalerei zu nehmen. Doch ich bemerkte, dass es nicht nur mir so ging. So gut wie alle anderen der Neuankömmlinge starrte gebannt auf das Kunstwerk über unseren Köpfen. Bloß Claire schien davon nicht beeindruckt zu sein. Mit einem selbstsicheren Lächeln musterte sie die Frau, die mitten in der riesigen Halle stand und uns geduldig betrachtete. Sie war mittelgroß und schaute sympathisch aus. Ihr leicht angegrautes Haar hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt. Auf ihrer Kleidung war ein Wappen zu sehen. Es war ein kleiner vier geteilter Kreis, in dem die vier Elemente abgebildet waren. Was mich ein wenig verwunderte war, dass für das Element Luft das Grüne im Wappen stand.

Neugierig stupste ich Claire an. Sofort löste sie ihren Blick von der Frau und sah zu mir.
»Grün steht im Wappen für Luft, oder?«, fragte ich sie im Flüsterton. Sie nickte bestätigend.
»Überraschend, nicht?«, sagte sie grinsend und sie war sofort wieder in ihrem Element. »Aber die Luft wird hier nicht als weiß oder durchsichtig dargestellt. Luft bedeutet Leben. Ohne Luft würden wir, wie auch die Tiere sterben und Pflanzen brauchen ebenfalls Luft und Wind. Ihre Pollen fliegen umher und neue Pflanzen entstehen. Luft ist also mit der Natur sehr verbunden und steht auch für das Leben. Deshalb wird die Luft, oder auch der Wind, grün dargestellt.« Stolz grinste sie mich an. Ihr war anzusehen, dass sie ihr Element liebte. Aber so, wie sie es mir erklärt hatte, hatte sie auch allen Grund, stolz zu sein. Es wäre sicherlich wünschenswert, das Element Luft zu beherrschen.

Schwermütig unterdrückte ich ein Seufzen. Es war unwahrscheinlich, dass Luft auch mein Element war, wenn ich an die Fähigkeit dachte, die sich mir bereits gezeigt hatte. Und erneut musste ich daran denken, dass man bei mir vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Was, wenn die Fähigkeit, die sich bereits gezeigt hatte, alles war, zu dem ich im Stande war? Gehörte ich dann noch hier her? Genauso gut hätte ich Zuhause bleiben können.
Anscheinend war die Frau nun der Auffassung, dass alle die Deckenmalerei lange genug bewundert hatten, denn sie räusperte sich und zog somit alle Aufmerksamkeit auf sich. Erschrocken rissen manche ihren Blick von der Kunst und schienen die Frau auch erst jetzt zu bemerken. Einige erröteten beschämt, als hätte sie man bei etwas Verbotenem erwischt. Nun lagen alle Augen auf ihr. Doch die Frau lächelte einfach nur wohlwollend.
»Herzlich Willkommen auf dem Elementar Internat!«, grüßte sie uns mit freundlich strahlenden Augen. »Es freut mich, euch nun endlich persönlich kennenzulernen! Ich bin eure Direktorin, Agatha Johnson. Oder kurz: A.J. Ich hatte euch die Briefe geschickt.« Sie machte eine kurze Pause, um uns Neuankömmlinge einmal zu mustern. »Jetzt werde ich euch erst einmal euren Zimmern zuweisen. Diese sind nach den Elementen eingeteilt: Vier Elemente, also auch vier Schlossflügel. Den Nord-, Ost-, Süd- und Westflügel.«, sagte Miss Johnson. »Die Luftelementare kommen in den Nordflügel, die Feuerelementare in den Südflügel, die Erdelementare in den Westflügel und die Wasserelementare in den Ostflügel. Wenn ihr aufgeteilt auf euren Zimmern seid, liegen da eure Schulsachen. Mädchen- und Jungenschlafräume sind getrennt und ihr dürft jeweils nicht in den anderen Flur. - Allerdings haben wir ein Problem.« Die Direktorin verstummte. Ihr Blick glitt suchend durch die Menge. Jeden Einzelnen von uns betrachtete sie kurz. Ich hatte sogleich ein mieses Gefühl. Wenn die Zimmer nach den Elementen eingeteilt wurden, war ganz sicher ich dieses »Problem«, von dem sie gesprochen hatte. Es sei denn, sie wusste mehr als ich über mein Element.

Es wurde unruhig in unserer Gruppe. Verwirrte und besorgte Blicke wurden ausgetauscht, die ein oder anderen tuschelten leise. Manche stellten mit anderen Theorien auf. Von »Vielleicht ist einer der Flügel eingestürzt?« bis hin zu »Werden jetzt welche wieder nach Hause geschickt?« war alles dabei. Ich hoffte wirklich, dass es nicht Letzteres war. Tatsächlich konnte ich mir nämlich vorstellen, dass ich zurückgeschickt werden würde. Immerhin konnte ich nicht sonderlich viel, noch kannte ich mein Element. Und wir wurden nach unseren Elementen eingeteilt.
»Mika Keaton.«, sprach Miss Johnson ruhig. »Komm bitte zu mir.« Ihre Augen schienen jeden der Schüler zu durchleuchten. Mein Herz klopfte nervös. Mir wurde ganz warm. Und ich wollte ganz sicher nicht noch die Aufmerksamkeit auf mich ziehen, in dem ich zu der Direktorin nach vorne ging, wo mich alle anstarren würden.

Claire machte es nicht besser, da sie mich anstarrte. Zwar hatte ich ihr bereits von meinem Problem erzählt, dass ich keine Ahnung hatte, welchem Element ich angehörte, doch so wie sie mich jetzt anstarrte, fragte ich mich, ob sie es nicht bereits wieder vergessen hatte.

Ich schluckte und trat zu der Direktorin. Sie lächelte mir aufmunternd zu. Alle Blicke folgten mir. Und das war alles andere als angenehm. Hätte sie nicht unter vier Augen mit mir sprechen können? Später und nicht jetzt vor all den anderen?
»Mika.«, sagte Miss Johnson freundlich. »Wir wissen nicht, welches Element du beherrscht und können dich noch keinem bestimmten Flügel zuordnen.« Am liebsten wäre ich hier und jetzt im Boden versunken. Musste sie mich so vor allen anderen bloßstellen? Bestimmt meinte sie das gar nicht böse, aber toll fand ich das trotzdem nicht. Vor Scham war ich bestimmt bereits ganz rot. Die Direktorin wandte sich an die Anderen.
»Wer würde sich mit Mika ein Zimmer teilen, bis wir ihr Element herausgefunden haben?«, fragte sie die Menge. Sofort schoss Claires Hand in die Höhe. Erleichtert atmete ich aus. Nun würden wir uns also doch ein Zimmer teilen. Außerdem kannte ich sie schon. Das wäre also viel angenehmer, als mich jetzt mit einer Fremden unterhalten zu müssen, mit der ich mich vielleicht nicht so gut verstand wie mit Claire.

Miss Johnson lächelte zufrieden. »Claire Nuvola, richtig?«, fragte sie kurz nach, woraufhin Claire eifrig nickte und ohne, dass die Direktorin etwas sagen musste, trat Claire zu mir nach vorne und stellte sich zu mir. Für einen Moment hob Miss Johnson überrascht ihre Augenbrauen. Ganz sicher hatte sie das nicht erwartet. Aber nun war es egal.

»Ja und ich würde mein Zimmer gerne mit Mika teilen!«, verkündete Claire. Miss Johnson nickte knapp, wobei sie Claire kurz kritisch musterte und wandte sich an mich.
»Du kommst dann also in den Nordflügel und wirst zusammen mit den Luftelementaren unterrichtet.«, sagte Miss Johnson.

Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete sie uns, dass wir wieder zurück in die Gruppe durften. Gut gelaunt folgte Claire mir. Sobald wir wieder bei den anderen standen, fing Miss Johnson auch schon an, jeweils zwei Namen aufzurufen und die neuen Schüler in ihre Zimmer einzuteilen.

Erleichterung durchströmte mich. Der erste Schritt war schon einmal geschafft. Ich war nicht nach Hause geschickt worden und konnte mir ein Zimmer mit Claire teilen.
Schließlich standen alle geordnet, so dass es vier verschiedene Schlangen gab. Feuer-, Luft-, Wasser- und Erdelementare.

Wir mussten gar nicht lange warten, da kamen auch schon zwei Lehrer und zwei Lehrerinnen. Zumindest vermutete ich, dass es Lehrer waren. Jeweils einer der Lehrer kam zu einer der vier Elementargruppen.

Eine kleine Frau mit braun-blondem zusammengebundenem Haar stellte sich vor die Luftelementare. Freundlich lächelte sie uns entgegen. »Hallo! Ich bin Mrs Davis und ab heute eure Klassenlehrerin.«, stellte sie sich vor. »Es freut mich sehr, euch kennenzulernen und hoffe, dass wir im Unterricht gut zusammenarbeiten! Außerdem könnt ihr auch immer zu mir kommen, wenn euch etwas beschäftigt. - So, aber erst einmal führe ich euch zum Nordflügel. Eure Zimmernummern kennt ihr ja schon. Bitte folgt mir.«

Wie Entenküken einer Entenmutter folgten wir Mrs Davis, sobald sie sich in Bewegung setzte. Ab und an warf sie einen Blick hinter sich, um nachzusehen, ob auch noch immer alle anwesend waren. »Hier kann man sich sehr leicht verirren, wenn man neu hier ist.«, sagte sie. »Wir hatten einmal einen Schüler, der wirklich keinen Orientierungssinn hatte. Wenn andere Schüler ihn nicht immer mitgenommen hätten, hätte er den Weg zum Frühstück nie gefunden.« Sie lachte, während sie in Erinnerungen schwelgte. Ein paar andere Schüler lachten zurückhaltend oder rangen sich ein müdes Lächeln ab.

Mrs Davis führte uns aus der beeindruckenden Empfangshalle. Wir folgten ihr geordnet in Zweierreihen. Jeder mit dem Zimmerpartner. Unsere Klassenlehrerin lotste uns durch zahlreiche Gänge, die zwar nicht so atemberaubend waren wie die Empfangshalle, aber auch die waren durchaus schön. Auch hier gab es relativ hohe Decken und der Stein, aus dem die Wände bestanden, wiesen unauffällige Ornamente auf. Ab und an hing auch ein Gemälde an den Wänden, das wie die Deckenmalerei zuvor, geschichtliche Ereignisse darstellte. Generell hatte das Schloss von innen nach eine guten Mischung aus alt und modern.

Wir liefen einige Treppen hinauf und ich musste feststellen, dass ich mir das Schloss ganz anders vorgestellt hatte. Weshalb auch immer hatte ich gedacht, dass alles bestimmt sehr altmodisch sein musste, aber das war überhaupt nicht der Fall. Hier konnte man sich durchaus wohlfühlen, hatte man sich erst einmal eingelebt.

Schließlich hielt Mrs Davis vor einer Tür, über der ein grüner Kreis hing. Dies war der Nordflügel der Luftelementare. Der grüne Kreis war Kennzeichnung genug.
»Ihr gehört der unteren Klasse an. Also müsst ihr, wenn wir gleich reingehen, die Treppe ganz links nehmen.«, informierte uns Mrs Davis und öffnete die Tür. Wir gelangten in einen recht schmalen Flur, der in einem großen Raum endete. Dieser war offensichtlich ein Gemeinschaftsraum. Hier standen Sessel, Sofas und Tische. Außerdem gab es in Nähe der Wand eine weitere Sitzgruppe, die auf einen großen Fernseher ausgerichtet war, der auf einer Kommode stand. Daneben standen ein paar Bücherregale.

Auffällig war, dass alle Möbel in den verschiedensten Variationen von grün bezogen worden waren. Auch auf den Tischen, die hellbraun waren, lagen grüne Tischdecken, die jedoch blaue Verzierungen aufwiesen. An sich sah der Raum ganz gemütlich aus, doch mir war das alles ein bisschen zu grün. Es hätte auch gereicht, wenn nur die Wand grün gewesen wäre. War es wirklich notwendig auf die Farben, die das Element repräsentierte zu bestehen? Tatsächlich wirkte der Gemeinschaftsraum dadurch so, als hätte man die verschiedensten Möbelstücke zusammengewürfelt. Das lag auch daran, dass es hier nicht nur ein einheitliches Grün gab, sondern viele verschiedene Grüntöne.

Zumindest bestand der Boden aus hellbraunem Laminat, während die Wände hauptsächlich weiß waren. Vor dem großen Fenster hingen dicke, schwere Vorhänge, mit komplizierten Mustern. Natürlich waren sie grün. An diesen Raum musste ich mich definitiv erst einmal gewöhnen. Vielleicht sahen unsere Zimmer besser aus?
»Das ist euer Gemeinschaftsraum. Hier könnt ihr euch jederzeit aufhalten.«, sagte Mrs Davis. »Da hinten sind die Treppen. Dort geht es zu euren Zimmern« Am Ende des Raum eswaren drei Treppen. Sie alle lagen nebeneinander. Es sah ein bisschen so aus, als hätte man sie zusammen in die Ecke gequetscht.

Miss D deutete auf die linke Treppe. »Ihr müsst dort hoch. Wenn ihr oben seid, gibt es zwei Türen. Die Linke führt zum Gang der Jungen, die Rechte zum Gang der Mädchen.«, erklärte unsere Klassenlehrerin. »Ach ja und ihr gehört der Klasse L1 an. Ich hoffe, ihr alle lebt euch gut und schnell ein. Solltet ihr Fragen haben: Mich findet ihr gleich neben der Tür zu eurem Gemeinschaftsraum.« Für einen Augenblick wartete Mrs Davis noch, bis sie sich sicher war, dass niemand eine Frage hatte, dann ließ sie uns alleine und verließ den Gemeinschaftsraum.

Begeistert zog Claire mich zur linken Treppe. »Ich bin wirklich gespannt, wie unser Zimmer aussieht!«, sagte sie euphorisch. »Und die ganzen Grüntöne finde ich wirklich schön!« Anstatt etwas zu sagen, lächelte ich einfach nur. Da Claire die erste Freundin war, die ich überhaupt hatte, wollte ich sie nicht gleich vergraulen, in dem ich ihr widersprach und sagte, dass ich fand, dass der Gemeinschaftsraum einfach nur wie zusammengewürfelt aussah. Tatsächlich war ich etwas enttäuscht. Nachdem ich so viel vom Schloss gesehen hatte, hatte ich irgendwie mehr erwartet. Aber vielleicht war ich auch die Einzige, die das so empfand. Ich würde mich nicht beschweren.
»Mika, richtig?«, ertönte eine Stimme hinter uns. Wir beide stoppten in unseren Bewegungen. Überrascht drehte ich mich um und blickte in das Gesicht eines Jungen mit dunkelblondem Haar. Seine Augen funkelten hinterlistig. Sofort sank mir das Herz in die Hose. Das würde Ärger bedeuten. Vermutlich ging es darum, dass ich nicht geeignet war, um hier etwas zu lernen. Immerhin konnte ich fast nichts und kannte mein Element nicht. Wieder einmal wünschte ich mir, dass Miss Johnson mich in der Empfangshalle nicht nach vorne geholt hätte. Wäre es so schwer gewesen, irgendwo alleine mit mir zu sprechen?
»Stimmt es wirklich, dass du dein Element nicht kennst?«, wollte er wissen. Der Unterton in seiner Stimme gefiel mir dabei überhaupt nicht. Dennoch nickte ich. Kaum hatte ich ihm das bestätigt, wurde sein Blick, der schon zuvor nicht gerade freundlich war, herablassend. »Wieso bist du dann hier? Hast du überhaupt ein Element? Ich hätte dich gar nicht erst hier her geholt, wenn das noch gar nicht feststeht. Du gehörst hier nicht her. Du bist keine von uns.«, sagte er. Ein paar murmelten zustimmend. Er sagte genau das, was ich bereits befürchtet hatte. Und das Schlimmste war, dass ich mir das auch schon gedacht hatte. Das machte es nicht gerade einfach, seine Worte einfach als fieses Gerede abzutun. Mir wurde mit einem Mal ganz heiß. Ich wusste überhaupt nicht, was ich darauf erwidern sollte. Sollte ich überhaupt reagieren?

Wütend stemmte Claire ihre Hände in die Hüfte. »Lasst sie in Ruhe und verzieht euch auf eure Zimmer!«, rief sie, während sie den Blonden abschätzend ansah. Dieser grinste bloß höhnisch, hatte aber wohl auch keine Lust, eine Diskussion mit ihr anzufangen.

»Jawohl, Mami.«, sagte er mit einem herablassenden Ausdruck auf seinem Gesicht. »Ich habe bloß die Wahrheit gesagt. Dafür, dass dir das nicht passt, kann ich nichts.«
Claire schnaubte wütend. »Was bildest du dir eigentlich ein?«, rief sie empört, ehe sie sich eines Besseren besann und sich von ihm abwandte. »Beachte ihn nicht.«, sagte sie zu mir und zog mich die Treppe rauf, öffnete die rechte Tür und wir verschwanden im Mädchengang.

Zielstrebig lief Claire durch den Gang, der recht schlicht gehalten worden war, und hielt vor der Tür mit der Nummer 12. Diese lag beinahe am Ende des Ganges. Claire brauchte nicht lange, da hatte sie die Tür auch schon aufgeschlossen. Schweigend trat ich nach ihr ein und kaum war ich von der Tür weg, knallte sie die Tür, für alle gut vernehmbar, zu. Nun seufzte sie erleichtert auf.

Noch immer sagte ich kein Wort. Obwohl er das eigentlich nicht sollte, spukte mir der dunkelblonde Junge noch immer in meinem Kopf umher. Ebenso das, was er gesagt hatte. Das war wirklich ein toller erster Tag. Ich konnte nur hoffen, dass es besser wurde.
»Das sind alles Idioten da draußen.«, sagte Claire. »Hör denen gar nicht erst zu.«
»Hm hm«, machte ich. Das sagte sie so leicht. Schließlich war sie auch nicht betroffen. Und es war nicht sie, die schon als sie den Brief erhalten hatte, überlegt hatte, ob das Ganze auch kein Fehler war. Ich wollte wirklich, dass es kein Fehler war. Doch leider wusste ich auch, dass ich jeden Grund hatte, an meiner Anwesenheit hier zu zweifeln.

»Schläfst du lieber rechts oder links?«, fragte Claire plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich sie an. Für einen Moment glaubte ich, dass Claire genervt ihre Augen verdrehte, da ich nicht verstand, worauf sie hinaus wollte. Doch so schnell dieser Augenblick gekommen war, so schnell verschwand er auch, als hätte ich ihn mir bloß eingebildet. Erst dann begriff ich, dass sie gar nicht mehr von dem sprach, was im Gemeinschaftsraum passiert war. Also nahm ich zum ersten mal unser Zimmer in Augenschein.
Es war nicht groß, aber es war auch nicht klein. An sich hatte es die selbe Größe wie mein Zimmer zu Hause, das ich für mich allein gehabt hatte. Die Wände waren in einem hellen, sanften Grünton. Rechts und links an den Wänden standen zwei gemütlich aussehende Holzbetten, die noch nicht bezogen worden waren. Allerdings lag auf jedem Bett schon die Bettwäsche bereit. Zum Glück war diese nicht grün, sondern weiß. Obwohl ich grün eigentlich ganz schön fand, war ich ganz froh, nicht auch noch in unserem Zimmer mit der Farbe überschwemmt zu werden. Das wäre sonst wirklich zu viel.
In der Mitte der Wand gab es ein Fenster. Wir hatten einen schönen Ausblick auf eine Blumenwiese am Waldrand. Vor dem Fenster stand ein hölzerner Tisch mit zwei dazugehörigen Stühlen. Rechts und links. Ein hellgrüner, flauschiger Teppich lag auf dem Boden und an der Wand, wo wir standen, standen zwei Kleiderschränke. Auf jeder Seite gab es auch noch ein Regal, das man mit allem möglichen vollstopfen konnte.
»Ich nehme links«, sagte ich und fügte noch schnell hinzu: »Wenn es für dich okay wäre.«
»Klar.«, meinte Claire und warf sich strahlend auf ihr Bett rechts. Plötzlich wurde die Tür aufgeworfen und ein kleiner Wirbelsturm tobte auf einmal in unserem Zimmer. Erschrocken schrie ich auf. Kraftvoll riss der Wind an meinen Haaren und wirbelte sie unkontrolliert umher, sodass es schien, als würde mein Kopf in einer schwarzen Wolke verschwinden. Erfolglos versuchte ich, meine Haare zu bändigen.

Im Gegensatz zu mir kicherte Claire und genoss den Wind. So plötzlich, wie der Wirbelwind kam, so verschwand er auch. Atemlos ließ ich mich auf mein Bett fallen und zog meine verknoteten Haare aus meinem Gesicht. Erst jetzt bemerkte ich, dass nun unsere Koffer in der Mitte des Raumes standen. Hatte der Wind sie hereingetragen?
»Cool.«, kommentierte Claire das bloß, während ich die Koffer mit großen Augen anstarrte. »So bringen sie die Koffer auf die Zimmer.«, erklärte Claire, als sie meinen Blick bemerkte. »Ich hab gehört, bei den Feuerelementaren tobt dann ein Feuersturm auf den Gängen, bei den Wasserelementaren spülen sie die Koffer mit Wellen in die Zimmer und bei den Erdelementaren kommt ein Erdbeben, das die Koffer auf die Zimmer verteilt.« Wie gelassen sie das sagte, erstaunte mich. War das etwa für sie normal?
»Cool.«, meinte ich bloß unsicher und ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie es wäre, hätte ein Feuerelementar mich zu sich auf sein Zimmer genommen. Wahrscheinlich würde ich Panik bekommen, wenn auf einmal Feuer auf dem Gang toben würde. Und ganz sicher hätte ich noch ein paarzusätzliche Brandnarben kassiert.
Claire schnappte sich ihren Koffer und fing an, ihre Sachen in den Kleiderschrank und ihr Regal einzuräumen. Da ich nichts Besseres zu zu tun hatte, tat ich es ihr gleich. Kleidung in den Kleiderschrank, Bücher und andere persönliche Dinge ins Regal. Jedoch ließen musste ich währenddessen immer wieder an die Worte des blonden Jungen denken. So sehr ich es auch versuchte sie zu vergessen, sie ließen mich einfach nicht los.

Es tat weh, direkt am ersten Tag so was gesagt zu bekommen. Aber ich wusste, dass er recht hatte. Auch wenn er das vielleicht nur gesagt hatte, um mich zu verletzen und wohl keinen Wert auf die Wahrheit gelegt hatte. Die kannte ich ja noch nicht einmal selbst.

Was, wenn ich nicht einmal ein Elementar war? Was geschah mit gewöhnlichen Menschen, die das Internat zu Gesicht bekamen? Hanne hatte mir das auch nicht sagen können. Ob ich überhaupt wissen wollte, was mit ihnen geschah, wusste ich ehrlich gesagt nicht. Aber vermutlich war es besser, es nicht zu wissen.

»Hey, Mika! Ich habe unsere Schulsachen und den Stundenplan gefunden!, rief Claire plötzlich triumphierend und ließ mich kurz zusammenschrecken. Als ich zu ihr sah, kroch sie gerade unter ihrem Bett hervor. Irritiert starrte ich sie an. Warum war sie überhaupt darunter?

Strahlend zog sie zwei voll bepackte Rucksäcke und zwei Blätter Papier hervor. Ich nahm ihr einen Rucksack und einen Stundenplan ab. Etwas umständlich kam sie wieder unter dem Bett hervor und stand auf. Grinsend klopfte sie sich etwas Staub von den Klamotten.

Den Rucksack legte ich erst einmal beiseite und nahm den Stundenplan in die Hände. Claire tat es mir gleich. Gebannt besahen wir uns unseren Plan. Natürlich hatten wir den Selben.

Sofort sprangen mir die Fächer ins Auge. Abrupt verflog meine niedergeschlagene Stimmung und machte Platz für Vorfreude. Tatsächlich würde ich kein Mathe mehr haben! Stattdessen gab es Geschichte der Luftelementare, Elemente, Luftelementar-Training, Geschichte der Elemente, Überlebenstraining, und Kampftraining. Begeistert sah ich auf den Stundenplan. Das war ja deutlich besser, als ich zuerst erwartet hatte! Hier gab es kein einziges Fach, das ich noch aus meiner normalen Schule gekannt hatte.

Und das war noch nicht alles. Es lag noch ein weiterer Zettel mit Informationen zur Freizeitgestaltung dabei. Anscheinend gab es hier AGs, für die man sich entscheiden konnte. Außerdem konnten die Schüler in kleinen Gruppen den Bus in die Stadt nehmen. Zudem gab es hier auf dem Gelände eine Bibliothek, die relativ lange auf hatte.

Allerdings gab es, laut des Infozettels, auch eine Ausgangssperre. Ab 22 Uhr durften die Schüler ihre Zimmer nicht mehr verlassen. Aber damit würde ich keine Probleme haben.

»Schau mal, hier stehen die Essenszeiten.«, bemerkte Claire und deutete auf ein weiteres Papier. Also legte ich den Stundenplan und den Infozettel beiseite, um mir die Essenszeiten anzusehen. An sich waren die Zeiten kaum anders, als ich sie von zu Hause kannte. Zumindest was das Mittag- und Abendessen anging. Das Frühstück jedoch war mir für meinen Geschmack zu früh. Es begann um 6 Uhr und endete um halb acht. Bestimmt musste ich nicht schon um 6 Uhr dort sein. Das hoffte ich jedenfalls. Im Notfall konnten wir uns am Kühlschrank in der Internatsküche bedienen.

Enttäuscht stöhnte Claire auf. »Hast du das schon gelesen? Außerhalb des Unterrichts dürfen wir unsere Fähigkeiten nicht einsetzen! Weshalb haben wir sie denn dann überhaupt?« Missbilligend verzog sie ihr Gesicht und zog ihre weiße Feder aus ihrem Haar. »Wie wollen die das überhaupt überprüfen?« Provokant ließ sie die Feder schweben. Abwartend sah sie sich um. »Es merkt doch ohnehin niemand.«

Ich verzichtete einfach mal darauf, ihr zu erklären, dass es wohl ziemlich chaotisch zugehen würde, wenn jeder Schüler seine Fähigkeiten einsetzen würde. Außerdem wollte man bestimmt die Sicherheit der einzelnen Schüler garantieren, zumal ich mir gut vorstellen konnte, dass es Schüler gab, die andere gerne ärgerten. Und wenn diese dann auch noch ihre Fähigkeiten verwenden konnten, könnte das ziemlich unschön enden.

Um Claire nicht weiter zuzusehen, wie sie ihre Feder schweben ließ, las ich weiter. Irritiert runzelte ich meine Stirn, als ich den nächsten Punkt gelesen hatte. »Auf keinen Fall den Westturm betreten?«, fragte ich, während ich auf die Buchstaben starrte. Mehr stand da nicht. Weshalb durften wir den Westturm nicht betreten? War der etwa einsturzgefährdet? Oder wurde der renoviert?

»Das klingt interessant!«, meinte Claire und ließ endlich ihre Feder sinken. »Da müssen wir unbedingt mal hin!« Grinsend stützte sie sich mit ihren Ellenbogen auf ihre Knie und sah mich verschwörerisch an.

»Aber da steht, dass es verboten ist, dorthin zu gehen.«, erwiderte ich unsicher. »Außerdem wird das wohl nicht ohne Grund verboten sein, oder?« Als Claire genervt schnaubte, wünschte ich, ich hätte das nicht gesagt. Ich konnte es überhaupt nicht gebrauchen, wenn ich sie nun auch nun verärgern würde. Sie war die einzige Freundin, die ich hier hatte.

»Du bist so eine Spaßbremse.«, seufzte Claire und widmete sich wieder ihren Zetteln. »Oh, hier gibt es Internet!« Erfreut ließ sie die Zettel fallen und zog ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Sofort schaltete sie es an und begann, irgendetwas einzutippen. Vermutlich das Passwort für den Internetzugang. Mit resignierter Miene dachte ich an mein eigenes Handy. Zwar hatte ich es dabei, doch ich bezweifelte, dass es etwas brachte, es mit dem Internet zu verbinden. Das Ding war schon gefühlt uralt und sobald ich damit ins Internet ging, hing es erst einmal für unbestimmte Zeit.

Also widmete ich mich wieder dem Einsortieren meiner Sachen. Claire dagegen lag faul auf ihrem Bett, ihr Handy berührte beinahe ihre Nasenspitze. Da sie beschäftigt war, richtete ich erst gar nicht mehr ein Wort an sie.



In der Nacht lagen wir beide in unseren Betten. Eingeräumt hatten wir schon komplett. Gegen Abend hatte sich Claire endlich von ihrem Display lösen können und weiter eingeräumt.
»Mika?«, erklang Claires Stimme von der anderen Seite des Zimmers. In der Dunkelheit konnte ich nur ihren Schatten ausmachen. Die Vorhänge hatten wir vor das Fenster gezogen. Nur durch einen schmalen Spalt fiel das seichte Licht des Mondes.
»Ja?«, sagte ich. Gedankenverloren hatte ich bisher an die Decke gestarrt. Bei dem Gedanken an morgen, graute es mir jetzt schon. Morgen wäre unser erster Schultag.
»Was denkst du? Wie wird es morgen?«, fragte Claire leise. Tatsächlich schien sie nervös zu sein. Dabei war sie im Jet noch das komplette Gegenteil gewesen.
Müde setzte ich mich im Bett auf und sah zu Claires Zimmerhälfte. Erkennen konnte ich nur ihre dunklen Umrisse. »Bist du aufgeregt?«, fragte ich sie.
»Ja. Du nicht?«, sagte sie. Ein unsicheres Lachen entschlüpfte ihrer Kehle und ich vernahm das leise Rascheln einer Bettdecke. Es kam mir beinahe wie ein Wunder vor, dass Claire jetzt tatsächlich auch nervös war. Mir war es so vorgekommen, als würde sie diesen Gefühlszustand überhaupt nicht kennen. Aber es war beruhigend zu wissen, dass sie es doch tat. Im Jet hatte sie mich nämlich etwas verunsichert.
»Doch.«, gab ich zu. Natürlich. Ich war mehr als aufgeregt. Ich starb fast vor Aufregung. Und das war schon seit heute Morgen so, als ich mit meiner Mutter gefrühstückt hatte. »Claire?«, fragte ich in die Dunkelheit, als von meiner Zimmergenossin nichts mehr kam. Auch jetzt antwortete sie nicht mehr. Stattdessen vernahm ich nur ein leises, regelmäßiges Schnarchen von ihrer Seite. Sie war eingeschlafen.

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