♖ 8 ♖
"Schon allein die Anwesenheit geliebter
Menschen kann dein Herz höher
schlagen lassen."
Brothers
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Das gelb-rötliche Licht, welches dein Zimmer erhellt, kündigt die Morgendämmerung an. Die wenigen Stunden in Taehyungs Armen nehmen ein Ende, eure gemeinsame Nacht ist nun vorbei.
Der Schwarzhaarige öffnet verschlafen seine Augen und richtet seinen Blick sofort auf dich. Die Art, wie du in seinen Armen liegst und dich an ihn herankuschelst, ist das Schönste, was er jemals gesehen hat.
Wie gerne er doch noch länger neben dir liegen bleiben würde, dich umarmen und dich küssen würde. Nur leider kann er es nicht, denn seine Pflicht ruft. Wenn er jetzt nicht geht, könnte sein Verschwinden von jemandem bemerkt und gemeldet werden. Das würde nicht nur euch beide und deine Familie in Gefahr bringen, sondern auch Jungkook.
Deshalb steht er vorsichtig auf, versucht dich nicht aufzuwecken und zieht sich ganz leise an, wobei er dich nicht aus den Augen lässt. Er hat nie gewusst, wie bezaubernd du beim Schlafen aussiehst.
Nachdem er sich geschickt seine Klamotten übergestreift hat, kommt er mit leisen Schritten auf dich zu und bückt sich zu dir herunter, um einen letzten Kuss auf deine Stirn zu drücken und dir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen.
Er weiß, dass er aufbrechen muss. Doch deine Schönheit hält ihn bei dir fest, lässt ihn nicht gehen, weshalb er noch eine Weile in der Hocke neben dir bleibt und dein Gesicht mustert. Er streicht dir sanft über die Wange, kann sich nicht dazu überwinden zu gehen.
,,Du starrst mich an." flüsterst du kichernd, da du soeben aufgewacht bist und sofort seine Blicke gespürt hast.
,,Ich kann nicht anders. Du bist so wunderschön, selbst wenn du schläfst." lächelt er.
Deine Wangen färben sich in ein leicht sichbares Rosa, seine Liebe zu dir ist präsenter denn je. Daran willst du dich aber nicht gewöhnen, du solltest es nicht, da er jetzt wirklich aufbrechen muss, um sich für seine Vermählung fertig zu machen.
Dir ist klar, dass er dich jetzt verlassen muss, seinen Aufgaben als Prinz nachgehen muss. Doch du möchtest nicht, dass er geht. Du möchtest nicht, dass er dich verlässt.
,,Bitte gehe nicht. Ich möchte das nicht" platzt es deshalb aus dir heraus.
Seit der heutigen Nacht bist du nicht mehr in der Lage deine wahren Gefühle vor ihm zu verstecken, kannst sie nicht länger verbergen.
,,Ich möchte nicht gehen...aber ich muss zurück ins Schloss." flüstert er mit schmerzerfüllter Stimme, streicht dabei durch dein Haar.
Seufzend schließt du die Augen und genießt die letzten Sekunden seiner Nähe, ehe er sich erhebt und zur Tür geht, um zu lauschen, ob sich jemand im Flur befindet.
,,Tae, ich..."
Der Schwarzhaarige dreht sich lächelnd um, sein Grinsen wird dabei noch breiter. Er drückt mit seinem Rücken langsam die Tür auf und schaut dich mit strahlenden Augen an.
,,Ich liebe dich auch." sagt er und verschwindet hinter dem dunklen Holz.
Nicht einmal eine Sekunde ist seit seinem Verschwinden vergangen und schon vermisst du ihn. Seine Berührungen und seine Nähe, das angenehme Brennen auf deiner Haut, das Kribbeln in deinem Bauch und seine weichen Lippen auf deinen.
Du willst deine Zeit mit solchen Gedanken nicht verschwenden, von dieser hast du sowieso zu wenig, da heute viel auf dich zukommt. Also stehst du ebenfalls auf und machst dich zackig fertig.
Heute kommen nämlich deine Brüder im Schloss an, welche du nach drei langen Jahren zum ersten Mal wieder zu Gesicht bekommst.
Davor musst du aber noch sichergehen, dass für das heutige Event auch wirklich alles vorbereitet ist, dass bloß nichts schief läuft.
So begibst du dich also mit einigen anderen Dienstmädchen in den Vorhof des Schlosses, denn genau dort sollen die Gäste empfangen werden.
Gestern wurden hier bereits die Blumen gegossen, die Form der Büsche in Ordnung gebracht und mit Rosen verziert.
Dies ist jedoch nur der Empfang. Das wirkliche Fest findet im immensen Tanzsaal statt. Dort stehen bereits die Stühle und Tische, welche später kleine Häppchen zur Verfügung stellen werden.
Die Tanzfläche bietet viel Platz fürs Vergnügen, der Boden glänzt so stark, dass man sich in diesem spiegeln kann. Der riesige Kronleuchter ist frisch poliert, es duftet nach frischer Sommerluft. Blumen schmücken jede einzelne Ecke des immensen Raumes, verbreiten ebenfalls einen angenehmen Duft.
Es ist alles so perfekt, so zauberhaft. Dieser Tanzsaal ist wie geschaffen für das Feiern einer Hochzeit.
Der Anblick dieses dekorierten Ortes bereitet dir Bauchschmerzen, lässt dich realisieren, in was für einer Lage du dich befindest.
Also wendest du dich schnell ab und machst dich auf den Weg in den Schlossgasthof, in welchem deine Brüder soeben eingetroffen sind.
Mit jedem einzelnen Meter spürst du die Vorfreude in dir aufsteigen, kannst es kaum erwarten in ihre Gesichter zu blicken, sie nach so langer Zeit wieder zu sehen.
Du kannst dein Herz in deiner Brust schlagen hören als du gegen die Tür klopfst und diese nach einiger Zeit aufgerissen wird.
Vor dir steht dein ältester Bruder, Seokjin, und betrachtet dich mit großen Augen, an denen du erkennen kannst, dass er jede Sekunde anfangen könnte zu weinen.
,,(Y/N)..." erkennt er dich sofort, zieht dich in eine feste Umarmung.
Du erwiderst diese selbstverständlich, versucht nicht einmal, deine Tränen zurückhalten. Es sind nämlich Tränen der Freude, Tränen des puren Glücks.
Dieses Ereignis ist seit Tagen das erste, welches dir wahrhaftig ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert. Abgesehen von der heutigen Nacht, welche du mit Taehyung verbracht hast natürlich.
,,Du bist so erwachsen geworden." lässt dein Bruder dich los und mustert dich aufmerksam.
,,Wer ist erwachsen geworden?" ertönt eine Stimme hinter ihm und dein anderer Bruder, Hoseok, taucht auf.
Mit seinem typischen Freudenschrei kommt er auf dich zugelaufen, hebt dich hoch und dreht dich im Kreis, während er dich mit aller Kraft, die er hat, umarmt.
Nach mehreren Drehungen lässt er dich wieder runter, schaut dich mit einem Leuchten in seinen Augen an. Seine großen Hände liegen auf deinen Schultern, verleihen dir ein Gefühl der Sicherheit.
,,Du bist wirklich erwachsen geworden. Du hast sogar einen Busen bekommen!" bemerkt er stolz.
,,Das ist mir auch sofort aufgefallen!" stimmt Jin ihm ebenfalls begeistert zu.
Dein Gesicht gleicht einer roten Tomate, fängt vor Scham an zu glühen. Du verdeckst dein Dekolleté mit deinen Armen und schmollst dabei wie ein kleines Kind, so wie du es damals auch schon immer getan hast.
,,Ich erinnere mich noch genau an die Tage, an welchen du mich gefragt hast, wann sie denn endlich größer werden und ob sie überhaupt wachsen." wühlt Jin in der Vergangeheit herum.
,,Jetzt hört schon auf, ihr Zwei. Ihr bringt unsere kleine Prinzessin in Verlegenheit." hörst du eine tiefe Stimme sagen, drehst dich um.
,,Namjoon..." flüsterst du und starrst den jüngsten deiner Brüder an.
Dieser kommt mit leisen Schritten und einem liebevollen Lächeln auf dich zu, legt seine Lippen sanft auf deine Stirn und begrüßt dich mit einem warmen Kuss.
,,Ich freue mich so sehr dich wieder zu sehen, Prinzessin." haucht er gegen deine Haut, umarmt dich ebenfalls ganz fest.
Mit Tränen in den Augen nickst du, bringst kein einziges Wort heraus. Die Anwesenheit deiner Familie löst in dir viel mehr aus, als du erwartet hast.
,,Du bist zu einer wunderschönen Frau geworden, Kleine." lächelt Namjoon, schaut an dir herab und blickt dir wieder in die Augen.
,,Setzen wir uns doch. Wir möchten hören, wie es dir ergangen ist." schlägt Jin vor.
Deine Brüder haben zwar seit drei Jahren monatlich einen Brief von dir erhalten, doch sie möchten alles von dir persönlich wissen, deiner Stimme, welche sie seit so langer Zeit nicht mehr gehört haben, lauschen.
Deshalb folgt ihr seinem Vorschlag, setzt euch ganz nah beinander hin und du beginnst zu erzählen.
Du berichtest über die ersten Monate nach deiner Ankunft im Schloss. Monate voller Heimweh, Unsicherheit und Angst. Du erzählst ihnen von deinen Pflichten und deiner Verantwortung, sowie von dem Prinzen, deiner heimlichen Liebe.
,,Man munkelt, der Prinz habe die Prinzessin zu einer Hochzeit gezwungen." bemerkt Hoseok leise, so als wäre jemand hier, der euch belauschen könnte.
,,Das ist mir auch zu Ohren gekommen." stimmt der Älteste ihm zu.
,,Ihr solltet nicht alles glauben, was rumerzählt wird." seufzt Namjoon.
Der Mann war bereits als kleiner Junge ziemlich schlau, ohne Vorurteile oder Anschuldigungen anderen gegenüber. Er ist zwar der jüngste deiner Brüder, jedoch der klügste und sehr weise.
,,T-Taehyung würde niemals jemanden zu etwas zwingen. So ist er nicht." nimmst du den Prinzen in Schutz.
Aufgrund deiner Aussage heben alle drei überrascht die Augenbraue und mustern dein Gesicht, welches von Sekunde zu Sekunde roter wird.
,,Du nennst den Prinzen bei seinem Vornamen? Ist das erlaubt?" erkundigt sich Hoseok.
Dabei ist jedem hier im Raum klar, dass dies zu einem der vielen Verbote gehört und bestraft wird.
,,(Y/N), sage uns bitte nicht, du hast ein Auge auf den Prinzen geworfen." bemerkt Jin besorgt.
Daraufhin kannst du nur deinen Kopf senken und schweigen. Du willst deine Brüder nicht anlügen, das hast du noch nie.
,,Kleine. Hegst du wirklich Gefühle für den Prinzen? Oder liegen wir falsch?" fragt der Jüngste mit liebevoller Stimme.
Er will dich auf keinen Fall verurteilen. Will dir nicht vorschreiben, wen du lieben sollst und wen nicht. Keiner von ihnen möchte das tun und dennoch hoffen sie, dass sie sich irren.
Immer noch schweigend blickst du auf den Boden, weißt nicht, ob du ihnen die Wahrheit erzählen sollst. Während eurer Kindheit hast du dich ihnen nämlich immer anvertraut, ihnen von allem berichtet, was dir auf dem Herzen lag.
So entscheidest du dich auch diesmal dafür, dich an sie zu wenden und ihnen alles zu erzählen.
Du erzählst ihnen, wie du Taehyung begegnet bist und wie er innerhalb der kürzesten Zeit dein Herz gestohlen hat. Du erzählst ihnen von euren nächtlichen Ausbrüchen, euren Spaziergängen und den kurzen Augenblicken, welche ihr miteinander teilt. Du erzählst ihnen von deiner Liebe zu einem Mann, den du niemals haben kannst.
Und das einzige, was sie tun können, ist es, dich zu umarmen. Zu mehr sind sie nicht fähig, können dir nicht helfen oder deine Gefühle abstellen.
Sie können dir in diesen wenigen Stunden nur zuhören und für dich da sein, ehe ihr in den Tanzsaal aufbrechen müsst.
...Fortsetzung folgt...
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