Kapitel 16: Die perfekte Lüge
„Alles in Ordnung?" fragte Megan vorsichtig als ich gestresst zu ihr ins Auto stieg.
Ich gab mir so viel Mühe nicht meinen Ärger zu zeigen aber leider funktionierte das nicht.
„Ja alles gut." antwortete ich locker. Sie hielt ihren Blick weiter auf mich gerichtet aber ich ignorierte ihn und fuhr einfach los. Ich musste sie jetzt so schnell wie möglich los werden und am besten die nächsten Tage Abstand zu ihr halten, bis ich alles mit Osten geregelt hatte. Einen weiteren Fehler durfte ich mir einfach nicht nochmal erlauben, ich wollte sie von der Gefahr weg halten. Genauso wie alle anderen. Keiner konnte herausfinden was für einen Deal ich mit Osten hatte.
Wenn das heraus käme würden sie zwangsläufig auch herausfinden das ich sie damals belogen hatte und mich hassen. Aber ich wollte meine Familie nicht verlieren, dafür liebte ich alle zu sehr.
Megan hatte mittlerweile ihren Blick von mir abgewendet und sah schweigend aus dem Fenster. Auch sie wollte ich nicht verlieren, das schöne Mädchen neben mir, jetzt wo sie das erste mal gerne mit mir zusammen war.
Den Rest der Fahrt schwiegen wir beide, es war bedrückend und unangenehm. Es war so als wäre die selbe Mauer wie vorher zwischen uns und ich hatte sie wieder errichtet.
Als ich den Parkplatz vor unserem Wohnheim ansteuerte und parkte, schnallte sich Megan wortlos ab und seufzte laut.
„Kay, was ist passiert? Wer war das am Telefon?" sie sprach ganz sanft und leise. Sie schien sich wirklich Sorgen zu machen. Vorsichtig legte sie ihre linke Hand auf meine, die auf dem Schaltknüppel lag. Als hätte ich mich an ihr verbrannt, zog ich meine Hand abrupt weg. Diese Berührung war mir jetzt zu viel.
Ich belog sie hier und sie schüttete mir ihr Herz aus. Unglücklich und enttäuscht ließ sie ihre Hand zurück auf ihren Schoß fallen und sah aus dem Fenster.
Ich überlegte krampfhaft nach einer Ausrede, mit der ich sie beruhigen konnte und nicht verlor.
"Einer meiner Lektoren meinte es gäbe Probleme mit meinem letzten Kunstprojekt und es würde den Gönner meines Stipendiums nicht zufrieden stellen. Jetzt mache ich mir Sorgen, das ich das Stipendium verliere. Meine Eltern haben nicht die Mittel mir und Tilda das Studium zu bezahlen."
Log ich gekonnte und griff mir gespielt entnervt an mein Nasenbein.
Die Täuschung und das Lügen beherrschte ich nach wie vor perfekt und das machte mir selber Angst.
Es tat mir unglaublich weh Megan so anzulügen, aber ich sah in dem Moment einfach keine andere Möglichkeit, um sie und alle anderen zu beschützen.
Ich wollte nicht, das jemand für meine Fehler gerade stehen musste.
Liebevoll, wie ich Megan kannte, nahm sie meine Hand von meinem Gesicht und legte sie zwischen ihre kleinen Hände.
"Das wird schon Baby! Ich helfe dir gerne. Zeig mir einfach das Projekt und wir suchen gemeinsam nach einer Lösung!" Bot sie liebevoll an.
Mein Herz wurde ganz warm bei ihrem süßen Angebot mir zu helfen und direkt verschlimmerten sich die Gewissensbisse.
Aber mir viel noch etwas anderes auf! Sie hatte mich "Baby" genannt. Verwundert sah ich in ihre großen braunen Augen.
Das irritiert sie.
"Was schaust du mich so an?" Fragte sie verwundert und lächelte verlegen.
"Du...du hast....du hast mich Baby genannt!" Wiederholte ich sie.
Schon fast, aber auch nur fast schüchtern senkte sie ihren Blick auf ihre Füße.
"Ich will noch kein Label auf das was wir haben setzten, dafür ist es definitiv zu früh aber ich würde mir wünschen, das wir niemand anderen außer uns sehen und abwarten, wo das hier hinführt."
Etwas unbeholfen wedelte sie mit ihren Händen zwischen mir und sich hin und her.
Vorsicht legte ich meinen Daumen unter ihr Kinn und erhöhte sanft den Druck, damit sie mir in die Augen sehen konnte.
Dann hauchte ich einen zarten Kuss auf ihre vollen Lippen, was sich direkt wie elektrisierende Stromschläge anfühlte.
"Das ist mehr als ich gehofft hatte!" Antwortete ich und sie lächelte glücklich.
Einmal mehr fand ihr Blick die Narbe in meinem Gesicht. Doch sie huschte lediglich kurz darüber.
"Findest du sie hässlich?" Fragte ich unsicher.
Normalerweise interessierte es mich nicht was andere bei meiner Narbe dachten und es hat auch absolut keine Auswirkungen auf meinen Charme, das bemerkte ich an den Blicken die mir andere Frauen immer wieder zuwarfen.
Aber ganz plötzlich hatte ich Angst das sie, diese Unvollkommenheit an mir störte oder sogar abstieß.
Sofort verließen ihre Augen meine und landeten wieder auf der unschönen Wulst. Sie hob die kleine Hand an und strich mit dem Daumen immer wieder über die vernarbten Hautzellen.
Dann schüttelte sie entschlossen ihren Kopf bevor sie sich räusperte und antwortete.
"Nein, ich finde sie genauso schön wie alles andere an dir!"
Etwas wütend zog ich meinem Kopf aus ihrer Handfläche und starrte gerade aus dem Fenster.
"Ein Narbe kann nie schön sein!" Entgegnete ich bitter und dachte dran, wie mir mein Vater diese zugefügt hatte.
Ich hörte noch das klicken ihres Gurtes bevor sie sich abschnallte und anschließend auf meinen Schoß kletterte. Sie verschränkte ihre kleinen Hände hinter meinem Nacken und so musste ich ihr wieder ins Gesicht schauen.
Sie senkte ihren Kopf und begann kleine Küsse auf meine Wange bis zu meinem Auge hoch auf meinen Schandfleck zu legen.
Immer wieder küsste sie die betroffene Stelle. Ich griff um ihre kleine Taille und drückte sie feste an mich, da bei dem Gedanken an diesen Tag mit übel wurde. Schließlich versteckte ich mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und atmete ihrer wohltuenden Geruch ein.
Mein Brustkorb hin und senkte sich heftig bis ich mich schließlich langsam beruhigte.
Sie war mein Ruhepohl!
Als ich mich traute wieder aufzusehen, waren meine Augen glasig, obwohl ich nicht geweint hatte.
"Wie ist es passiert?" Flüsterte sie und dabei kitzelte ihr warmer Atem mein Gesicht.
Ich schluckte kräftig.
"Mein Vater hat sie mir in einem Streit zugefügt, dass war kurz bevor sich weggelaufen bin." Brachte ich mühsam hervor.
Sie nickte verständnisvoll und nahm mich in den Arm.
"Du musst nicht darüber reden, wenn es dir so weh tut. Erzähl es mir einfach wenn du soweit bist!" Nuschelte sie in meine Haare und ließ mich wieder los.
Etwas erleichterte atmete ich kräftig aus.
Wir entfernten uns wieder voneinander und liefen gemeinsam, Hand und Hand zu unseren Zimmern.
Ich erklärte ihr, das ich die nächsten Tagen wenig Zeit für sie hätte, um dieses "Projekt" zu vervollständigen.
Natürlich verstand sie es und mir gab es die Gewissheit, das sie sich zumindest für die nächste Zeit von mir fern halten würde.
Wir verabschiedeten uns im Flur mit einem
langen Kuss. Am liebsten hätte ich sie zu mir mit aufs Zimmer genommen aber das ging nicht. Ich hatte schließlich einen Auftrag zu erledigen, damit mich diese dunkle Welt nie wieder in den Händen halten konnte.
Ich lief zu meinem Zimmer und entschied mich als erstes eine lange heiße Dusche zu nehmen, um abschließend den verpassten Schlaf nachzuholen.
Denn ich konnte nur die gesamte Speicherkapazität meines Gehirnes abrufen, wenn ich genug Schlaf bekommen hatte, so funktionierte der Superspeicher meines Gehirnes.
Mein Mitbewohner war leider auch da und plapperte munter vor sich her, während er irgendwelche Tanzfiguren übte.
Gelegentlich antwortete ich mit dem Standardsätzen und Wörtern, was ihn im Glauben ließ, das ich ihm zuhörte.
Als ich fertig mit meiner Dusche war, knurrte mein Magen. Das Frühstück hatte ich komplett ausgelassen und war dabei das Mittagessen zu schwänzen. Da ich das nicht auch noch auslassen wollte, weil mein Magen mir sowas nur ungern verzieh, verdrückte ich kurzerhand eine komplette Schüssel Müsli mit Bananen.
Als auch das Hungerproblem beseitigt war, kümmerte ich mich um den Schlaf.
Zac blubberte weiter fröhlich vor sich hin und ich suchte verkrampft nach meinem Oropax, die ich mir schon am zweiten Tag hier an der Uni kaufen musste, weil er so schnarchte.
Endlich gefunden fummelte ich mir diese ins Ohr und legte mich zufrieden auf mein Bett bis ich endlich in einen tiefen Schlaf dämmerte.
**
Am frühen Abend wurde ich wach und Zac war nicht mehr im Zimmer. Das war die perfekte Gelegenheit um die Lagerhallenpläne von meinem Vater auf Papier zu bringen.
Er hatte Unmengen davon über das ganze Land besessen. Geheime Waffen- und Drogenlager, Verstecke, Ausrüstungs- und Träningsplätze und natürlich verschiedenste Immobilien für die Außenwirkung.
In einigen von diesen hatte ich sogar schon gewohnt.
Ich wusste nicht was Osten damit vorhatte. Soweit ich wusste wurde das meiste von den Behörden beschlagnahmt.
Sicherlich kommt die Frage jetzt auf vorher die Behörden das alles wussten, wenn doch alles in meinem Gehirn gespeichert gewesen war und mein Vater nichts schriftlich hatte.
Das war außerdem eine enormer Vorteil, gegenüber allen anderen Gangs, die ihre Geschäfte steht's schriftlich festhalten mussten.
Aber halt auch ein entscheidender Nachteil. Die Person die dieses Wissen besaß konnte enormen Druck auf den Boss ausüben und genau das hatte ich getan.
Nachdem mein Vater mir das einzige Wesen genommen hatte, dem ich etwas bedeutete hatte, hatte ich ihn nun in der Hand.
Er hatte damit gerechnet mich zu Vernunft zu bringen wenn er Liv tötete aber das Gegenteil war der Fall gewesen.
Er hielt mich zu Anfang gefangen und quälte mich um an die Information zu gelangen, doch das war ich durch sein hartes Training gewohnt.
Nur wenn ich es wollte, gab ich Informationen aus meinen ewigen Gedächtnis frei.
Für ihn war Blut dicker als Wasser und er erwartet, das der Blutsverwandtenbonus ihm niemals schaden könnte.
Als ich dann einen Deal mit ihm vereinbarte, hieß das für mich bedingte Freiheit. Ich brauchte ihn nie mehr wieder sehen aber musste trotz alldem in Kontakt bleiben um ihm seine Geschäftsdaten zu nennen.
Stück für Stück gab ich ihm so gut wie alles preis und er musste, es das erste mal schriftlich festhalten.
Erst ein Jahr später trat Tilda auf die Bildfläche. Ich wusste sofort wer sie war und was er mit ihr vorhatte.
Doch das konnte ich nicht zulassen!
Nicht nochmal sollte er ein Leben so ruinieren wie meines.
Ich ließ die angestaute Luft mit einem Mal raus, was ein zischendes Geräusch nach sich zog. Jetzt musste ich mich aber beeilen, denn ich konnte nicht weiter an den Plänen arbeiten, wenn Zac wieder auftauchen würde.
Doch das laufe Klopfen an meiner Tür schien mir wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich sollte heute wohl wieder nicht weiter kommen...
Hallo,
Ich weiß...ich weiß🙈🙈 Es hat für meine Verhältnisse ewig gedauert ein neues Kapitel online zu stellen, aber im Moment schlaucht es sehr hier weiter zu schreiben 🧐😩
Ich weiß auch nicht warum...aber im Moment bin ich so unmotiviert.
Hoffe es wird jetzt wieder besser 😌
Zur Story:
Osten ist wieder aufgetaucht! Was glaubt ihr hat er mit all den Plänen vor?
Wird Megan auch daran halten, Abstand von Kay du haben?
Schreibt mir gerne 😉
VG
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