Kapitel 15: Herz wird geöffnet, ein anderes verschlossen
„Meggi bitte fahr einen Gang runter! Das tut dir doch nicht gut." sagte ich besorgt aber Megan hörte nicht auf die Shots zu kippen. Sie war nachdem sie das Mädchen vergrault hatte, zu einem komplett anderen Menschen mutiert, einen Menschen, den ich schon vor ein paar Wochen kennen lernen dürfte und der selbe Mensch der vollgekrotzt und heulend auf der Straße gesessen hatte.
Ich mochte diese Megan nicht...
Eine Megan die sich komplett hemmungslos gehen ließ und ihren Kummer im Alkohol ertrank. Egal was es gewesen war was sie dazu gebracht hatte jetzt so auszuflippen, es musste etwas schlimmes passiert sein.
Ich riss ihr den nächsten Tequilashot aus der Hand und trank ihn stattdessen selber.
„Lass das doch jetzt Meg. Sei vernünftig!"
Doch sie lachte nur hohl und fasste sich an die gerötete Wange, als mich ihr leere Blick strich.
„Ich bin kein Kind mehr, ich weiß was ich tue." säuselte sie mit ihrer letzten Kraft und kippte leicht nach vorne an meine Brust. Tilda und Everil waren schon vor einer Stunde gegangen und Ric lungerte zwischen zwei Mädchen die um ihn buhlten. Nach seinem schiefen Grinsen zu urteilen, schien ihm das zu gefallen.
Megan setzte erneut an, um sich mehr Alkohol zu bestellen, doch ich war deutlich schneller.
„Okay jetzt reicht es mir!" sagte ich ernärgischer.
Ich griff nach dem nächsten kleinen Glass und kippte den Inhalt in einem zug runter. Megan maulte irgendetwas unverständliches als ich sie mit einem Ruck hoch hob und über meine Schulter legte. Die wog fast nichts und gab sich direkt geschlagen. Ich marschierte quer durch die Bar und gab Eric ein kurzes Handzeichen, das wir jetzt gehen würden. Er nickte mir zu und ich drängte mich weiter durch die Menschen bis zum Ausgang.
Draußen angekommen, setzte ich Megan wieder auf die Füße, die leicht taumelte.
Ihre Augen hatten sich mittlerweile mit Tränen gefüllt.
Besorgt trat ich näher an sie heran und griff an ihre Schultern.
„Meggi was ist denn los mit dir?" wollte ich wissen.
Sie schniefte laut und die ersten Krokodilstränen bahnten sich ihren Weg nach draußen und liefen über ihre geröteten Wangen.
„Das verstehst du nicht!" butterte sie mich ab und sah beschämt auf ihre Füße.
„Probier es doch erstmal. Vielleicht verstehe ich es ja besser als du denkst!" gab ich nicht auf.
Sie schwieg eine ganze Zeit und schien einen innerlichen Kampf auszutragen. Doch dann öffnete sie sich das erste Mal so richtig.
„Es geht um meinen Vater!" Antwortete sie kraftlos.
Ich wartete auf sie.
„Er war mein ganzes Leben nicht für mich da und jetzt plötzlich will er das wir eine glückliche Familie sind. Also ich, er und seine neue Plastikfreundin, die genauso alt ist wie ich. Außerdem drängt er mich meinen Studiengang abzuändern, um in sein Unternehmen einzusteigen."
Redete sie weiter.
Wütend ballte sie ihre kleinen Hände zu Fäusten.
„Er will mein ganzes Leben verändern aber ich will das nicht! Ich will so weiter leben wie bis her, nur Mum und ich. So war es immer gewesen." beendete sie das Gespräch und weiter Tränen flossen über ihr zartes Gesicht.
Ich überwand mich und überbrückte die letzten Zentimeter und nahm sie in den Arm. Langsam und gleichmäßig strich ich ihr über den dunklen Schopf. Sie weinte auf mein weißes Shirt aber das machte nichts. Es war mir eine Ehre ihre Tränen auf meinem Shirt zu tragen. Langsam beruhigte sie sich und sah mich mit ihren großen Schokoladen braunen Augen an.
„Können wir gehen?" fragte sie heiser.
„Natürlich. Ich bringe dich nach Hause!" antwortete ich und löste mich ganz von ihr. Einen Arm ließ ich aber weiter über ihrer Schulter liegen.
„Nein! Ich will nicht alleine in meinem Zimmer sein. Können wir woanders hin?" seufzte sie leise.
Heimlich lächelte ich in mich hinein. Sie wollte weiter bei mir sein.
„Wie wäre es mit unserem Aussichtspunkt vom letzten Mal?" fragte ich vorsichtig.
Megan schaute zu mir herüber mit einem leichten schiefen Grinsen und nickte anschließend zufrieden.
**
Es war schon lange dunkel, noch bevor wir los gefahren waren aber, das störte uns nicht als wir ankamen.
Wie selbstverständlich und als hätten wir es schon hunderte Male gemacht, kletterten wir beide sofort wieder auf die Motorhaube meines alten Käfers und blickten zusammen in die Ferne zu den flackernden Lichtern von New York City.
Es war sehr leise hier draußen. Bis auf ein paar Grillen die zirpten, war nichts mehr zu hören.
Megan und ich saßen genau so wie beim letzten Mal ein Stück auseinander und genossen die friedliche Stille.
Doch kurz darauf bemerkte ich wie sie anfing zu bibbern und ihrer Arme um ihren Oberkörper schlang.
Natürlich reagierte ich sofort und sprang vom Auto. Ich lief an meinen Kofferraum und zog einen blauen Ersatzhoddie aus einer kleinen Tasche heraus. Anschließend überreichte ich ihr diesen.
Sie nahm ihn danken an und zog ihn über ihren kleinen Körper samt Kapuze. Ich saß mittlerweile wieder neben ihr aber diesmal berührten sich unsere Schultern. Wie gewohnt und als sei es immer so, legte sie ihren Kopf auf meiner Schulter ab aber sah weiter schweigend auf die Stadt herab.
Sanft umschloss ich ihre Schulter und zog sie noch näher an mich heran.
Lange sagte keiner etwas von uns und mein Herz klopfte kräftig und fest in meiner Brust.
„Warum hast du mich beim letzten Mal nicht nochmal geküsst?"
Fragte sie aus heiterem Himmel und überraschte mich damit vollkommen.
Die flackernden Lichter der Stadt spiegelten sich in ihrer jetzt schwarzen Iris wieder, als sie zu mir hoch sah. Ihre Lippen rosiger den je und so einladen.
Vorsichtig hob ich meine Hand und legte sie an ihre Wange. Mit meinem Daumen zeichnete ich kleine Kreise auf ihrer Haut. Sie schmiegte ihr Gesicht in meine Handinnenfläche und das brachte mich dazu meine zweite Hand in ihren Nacken zu legen.
Mit Verlangen sah ich weiter in ihre funkelnden Augen und senkten meine Lippen auf ihre.
Dieser Kuss war so ehrlich, so wahr und liebevoll. Kein Vergleich zu unserem ersten wütenden Kuss. Mit einer geschickten Handbewegung hatte ich sie auf meinen Schoß gezogen und drückte sie an meine Brust.
Unser Kuss wurde immer intensiver, unsere Atmung wurde schneller, unsere Hände erforschten den anderen und wir verloren uns in uns selbst.
Indem Moment empfand ich so viel Liebe, dass ich das Gefühl hatte mein Herz würde vor Glück zerspringen.
Keuchend lösten wir uns voneinander und auf Megan's Gesicht trat ein süßes schüchternes Lächeln.
„Das wollte ich schon die ganze Zeit machen, hatte aber einfach nicht den Schneid gehabt es zu tun!"
Antworte ich endlich und ihr Lächeln wurde breiter.
Wir blieben bis zum Sonnenaufgang auf der Erhöhung, wobei es uns irgendwann ins Innere des Autos zog und wir uns beim rummachen wiederfanden.
Ich konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Endlich vertraute sie mir, das spürte ich, doch wie immer wenn mir etwas wunderbares wiederfuhr kam mir etwas oder besser gesagt jemand dazwischen.
Mein Handy klingelte und summte immer wieder in meiner Jackentasche. Es hörte gar nicht mehr auf.
Schwer atmend löste sich Megan von mir und sah mich mit lusterfüllten und glasigen Augen an.
„Willst du nicht dran gehen?" fragte sie heiser.
Ihre Lippen waren geschwollen und ihre Wangen gerötet. Es erfüllte mich mit Glück zu wissen das ich dafür verantwortlich war.
„Nein! Wer immer das ist kann warten." sagte ich rau und drückte meine Lippen an ihren Hals. Augenblick stöhnte sie und warf ihren Kopf in den Nacken. Sie krallte ihre Nägel in mein Shirt.
Mein Telefon hörte einfach nicht auf sich zu melden, was mich fast um den Verstand brachte.
Sanft und schwach drückte mich Megan langsam von sich weg.
„Geh ran!" forderte sie mich auf und ich seufzte frustriert.
Als ich nach meinem Telefon angelte erschrak ich kaum merklich als in den Namen auf dem Display sah.
„Einen Moment ja!" sagte ich Megan ins Gesicht, die immer noch leicht betäubt zu sein schien. Sie warf mir ein zauberhaftes Lächeln entgegen und nickte zweimal kräftig. Ich dagegen versuchte mir nichts anmerken zu lassen und setzte mein bestes Fake Lächeln auf bevor ich aus dem Auto stieg.
Natürlich verschloss ich die Türe hinter mir, ich war ja nicht blöd und nahm den nächsten Anruf entgegen.
„Was willst du?" zischte ich ihm entgegen.
„Nana na! Wer ist den da so schlecht gelaunt am frühen Morgen. Solltest du nicht eigentlich ganz gut drauf sein, nach dem heißen geknutsche?" winselte er.
Erschrocken sah ich mich um und erblickte in der Ferne einen schwarzen alten Wagen. Er war so weit weg das ich nicht erkennen konnte ob einer im Auto saß. Doch Osten konnte nirgendwo anders sein oder!
„Du hast mich also gefunden!" lachte er in den Hörer, was ein unangenehmes Knacken zu Folge hatte.
„Osten, wie lange folgst du uns schon?" knurrte ich.
„Länger als du vielleicht annimmst. Ich musste ja überprüfen, ob du dich an unsere Abmachung hältst. Und was hast du bis jetzt zu Stande gebracht?"
„Ich habe wie du wolltest das meiste der Unterlagen meines Vaters zusammen getragen und aufgeschrieben. Es fehlen nur noch ein paar Lagepläne, nach denen du verlangt hast." antwortete ich ruhig, damit mich Meg nicht hören konnte.
„Gut, gut...wie lange wirst du dafür noch brauchen?" hackte er nach.
„Ich weiß nicht. Vielleicht noch so zwei Wochen." gab ich zurück.
„Nein das ist zu lange. Das muss schneller gehen." forderte er ungeduldig.
„Das ist gar nicht so leicht ja! Alles aus meinem Gedächtnis zusammen zu tragen." fauchte ich mit dunkelm Unterton.
„Ach Kay. Wir beide wissen das, das nicht stimmt. Schließlich hast du eines der ausgeprägtesten fotographischen Gedächnisse die ich kenne. Es ist also ein leichtes all deine Erinnerungen abzurufen."
Misst! Damit hatte er recht...
"Aber es ist nicht leicht alles so zu dokumentieren das ein Leihe wie du es verstehst." Rettete ich mein Argument.
Es wurde wieder Still am Ende des Hörers.
"Ich bin kein Amateur! Vergiss nicht mit wem du sprichst und zu was ich im Stande bin." Knurrte er als Antwort.
Wieder wurde mir heiß und kalt. Ich spielte hier schließlich mit dem Feuer.
„In zehn Tagen ist alles vollständig." umging ich seine Drohung.
Seine schwere Atmung war am anderen Ende zu hören.
„Gut, aber keinen Tag länger verstanden."
Antwortete er.
Ich bemerkte durch das Telefon, obwohl ich ihn nicht sehen konnte das er zu grinsen begann, dreckig wie immer.
„Was ist noch?" fragte ich ungeduldig.
„Weiß sie es?" gab er unschuldig von sich.
„Wer weiß was?" wurde ich wütend.
„Weiß Tilda das du sie hintergangen hast und ihr Informationen vorenthältst?" wurde er deutlicher.
Ich schluckte schwer und wusste sofort was er meinte, doch er wurde noch direkter und beschrieb es mit förmlich, besser hätte ich es nicht sagen können.
„Das du das wandelnde Geschäftsbuch deines Vaters war und die ganze Information sich all die Zeit in deinem Kopf befand. Deswegen wurde auch so gut wie nichts gefunden oder durch den Brand zerstört. Das bisschen was dein Vater ihr gezeigt hatte war ja nur die Spitze des Eisberges." lachte er rau.
„Aber nach deinem Schweigen zu urteilen hat sie von all dem keine Ahnung."
Fügte er noch hinzu.
„Halt deine dreckige Fresse!" schnauzte ich ihn an und legte auf. Wütend trat ich gegen einen kleinen Stein der über die schwarze Asphaltmasse sprang. Ich sah wie sich das Auto in der Ferne in Bewegung setzte.
Als ich mich zu meinem Auto umdrehte sahen mich zwei dunkel Augen durch die Scheibe an. Megan wirkte verwundet aber schien keinen Schimmer von dem zu haben, was gerade passiert war.
Ich hatte sie komplett vergessen.
Das Lächeln war von ihrem schönen Gesicht gewichen, sie wusste das etwas nicht stimmte.
Was sollte ich jetzt tun?
Das alles wurde verdammt gefährlich!
Hey 👋🏻
Ja hat wieder etwas länger gedauert ich weiß 🙈🙈 Sorry....
Habe im Moment viel um die Ohren und das wird sich auch nicht so schnell legen.
Naja zurück zur Story...Osten ist also wieder mit im Spiel...
Hat Kay recht, wird ihm immer alles gute genommen? Was wird jetzt mit ihm und Meg?
Und warum hat der alle Angelogen wegen seines Gedächtnisses?
Viele Fragen...
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