
Kapitel 14: Megan's Gegenwart
Megan POV:
Die Schnittmuster für mein neues Cocktailkleid waren nicht besonders einfach zurecht zuschneiden. Immer wieder musste ich von vorne Anfangen weil ich einen Fehler nach dem anderen machte.
Mein Kopf war die ganze Zeit aber auch nicht hier in meinem Zimmer sondern bei dem Abend mit Kay. Er war so anders wie die anderen Kerle die ich der letzten Zeit kennengelernt hatte.
Er war zuvorkommend und zurückhaltend und gab sein bestes damit man sich in seiner Gegenwart wohl fühlen konnte.
Den gesamten Tag lang hatte es mich gedürstet nach einem weiteren Kuss von ihm.
Aber er machte mir nicht den Anschein als ob er das auch nochmal wolle.
Selbst als wir alleine auf der Motorhaube seines alten Käfers saßen und den Sonnenuntergang über New York beobachteten, die wohl romantischste Gegebenheit in der man sich befinden konnte und trotzdem tat sich nichts.
Andererseits wusste ich das bis vor kurzem unser Verhältnis nicht besonders gut war und ich ihn vielleicht mit meiner Art verschreckt haben könnte.
Sollte ich ihm vielleicht schreiben?
-Nein!
Ich wollte wissen wie er zu mir stand und ich wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken ich sei leicht zu haben.
Für meine Verhältnisse war ich heute mehr als früh dran aber ich hatte ja auch großes vor. Ich wollte den passenden Stoff für meine neues Cocktailkleid finden und dazu musste ich in die Stadt. Jetzt wo ich die Schnittmuster fertig hatte konnte ich mich endlich auf den Weg machen.
Ich schnappte mir meine Handtasche, Schlüssel und eine dünne Jacke. Danach knallte ich die Türe hinter mir schwungvoll zu. Ich war fast am Ende unseres Wohnheimflures angekommen, als links eine Tür aufschwang. Eine kleine Koreanerin starrte mich wütend an.
"Hast du die Türe so laut geknallt?" motzte sie mich mit ihrem schlechten Aktzent an.
Ich zuckte nur mit den Schultern und versuchte mich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, wobei ich irgendwie lachen musste. Sie schrie mir noch etwas hinter her, was ich aber nicht verstehen konnte.
Was soll es? War bestimmt eh nur eine Beleidigung!
Heute war es etwas kühler als die letzten Tage und so hatte ich mir heute eine lange zerrissene Jeans und ein oversized Shirt in rot angezogen. Zum Shoppen hatte ich es immer gerne bequem und ohne großen Aufwand.
Ich hatte vor mit der Subway zu fahren statt mit dem Auto. Zur Rush Hour am Samstag war es einfach unvorteilhaft mit meinem Auto durch New York City zu fahren. Doch die ersten Blocks musste ich laufen um zu der richtigen Linie zu kommen. Nach einer Zeit bemerkte ich wie mich ein schwarzer SUV verfolgte, was mich etwas nervös werden ließ. Immer wieder sah ich rechts neben mir in die Schaufenster und beobachtete den Wagen. Der Verkehr war dicht, es war also nicht schwer mit mir Schritt zu halten.
Irgendwann wurde es mir zu viel. Ich blieb abrupt stehen und wartete darauf das er an mir vorbei fuhr, durch den Druck von den nachfolgenden Autos. Doch der schwarze Wagen blieb auch stehen und scherte sich nicht um das laute Hupkonzert.
Quälend langsam wurde das rechte hinter Fenster herunter gelassen. Verärgert und enttäuscht sackten meine Schultern mit einem mal herunter.
"Was willst du denn hier?" blaffte ich meinen Vater an, der mich gelassen anlächelte.
Er hatte einen neuen Wagen, deswegen war es mit nicht aufgefallen!
"Steig ein!" ignorierte er meine Frage und ich wippte unruhig auf und ab mit meinen Füßen. Die wütenden Rufe der anderen New Yorker in ihren Wagen wurden lauter und ich begann mich ernsthaft zu schämen und wusste natürlich auch das mein Vater nicht aufgeben würde und mich zur Not wahrscheinlich sogar ins Auto zerren würde. Also entschied ich mich für weniger Drama, als ich eh schon am Hals hatte und stieg in den schwarze Geländewagen. Mein stolz und trotz ließ es natürlich nicht zu mich auf die Rückbank zu ihm zu setzten, deshalb öffnete ich kurz entschlossen die Beifahrertür und setzte mich nach vorne zu seinem Chauffeur.
"Guten Tag Miss Megan!" begrüßte mich Leo freundlich und ich nickte im freundlich entgegen.
Leo war der einzige Angestellte meines Vaters, den ich wirklich leiden konnte. Kein arroganter Möchtegern Schnösel ,der meinte durch seine Stellung in dem Unternehmen meines Vaters etwas besonderes zu sein.
Mürrisch nahm ich auf dem kalten Ledersitz platz und platzierte den Anschnallgurt über meine Schulter und meinen Bauch.
„Was soll der Unsinn schon wieder Megan?" fragte mein Vater genervt.
„So können wir uns doch gar nicht richtig unterhalten!" fügte er hinzu und ich entließ angespannt und entnervt meine angestaute Luft aus den Lungen.
„Ich habe dir nichts zu sagen! Wenn du reden willst höre ich zu weil ich muss, aber mehr auch nicht."
Antworte ich und sah weiter stur gerade aus.
Meinen Shoppingtag konnte ich mir wohl in den Arsch schieben.
„Was hältst du davon, wir fahren zu deinem Lieblings Einkaufszentrum. Du suchst dir alle Stoffe aus dir du haben willst und ich bezahle und anschließend reden wir in Ruhe bei einem Kaffee?"
Versuchte er mich zu besänftigen.
Mir war sofort klar das die ganze Sache einen Hacken hatte aber vorerst keine Lust heraus zubinden, da er mir sowie so nicht sagen würde was es war und erst wenn es seinem Zeitplan entsprach. Also bereitete ich mich innerlich schon auf einen unangenehmen Tag vor, der gleich begann.
"Was trägst du da eigentlich? Zahle ich nicht genug an deine Mutter, so das du in diesen Lupen rumlaufen musst? Das werden wir als erstes ändern, wenn wir am Einkaufszentrum ankommen!" motzte er und ich stöhnte laut auf während ich meine Augen verdrehte.
Leos Mundwinkel zuckte leicht, was mich zum Schmunzeln brachte. Ohne ihn wäre das alles hier noch unerträglicher als es eigentlich schon war. Er war etwas älter als ich, so ungefähr dreiundzwanzig und arbeitete wohl schon drei Jahre für meinen Vater. Zu mindestens war es das, was mein Vater mir bei unserem ersten Treffen erzählt hatte.
Während der langweiligen dreißig minütigen Fahrt beobachtete ich Leo weiter, aber nur heimlich. Mit seinen grünblauen Augen, den dunkelblonden welligen Haaren, dem Dreitagebart und und dem markanten Kiefer sah er wirklich nicht schlecht aus. Dabei fragte ich mich ob er wohl eine Freundin hatte, die auf ihn wartete oder eine liebe Familie die sich um ihn sorgte, denn er war oft Tage mit meinem Vater unterwegs und brachte in bis spät in die Nacht zu allen wichtigen Meetings und Veranstaltungen.
Ich hing meinen Gedanken nach, bis mich die dunkle Stimme von Leo ins "jetzt" zurück holte.
"Miss Megan wir sind hier!"
Ich hatte ihm so oft das "Du" angeboten, weil es mir peinlich war, dass er mich mit "Miss" und bei meinem Nachnamen ansprach aber leider schaffte ich es nur bis "Miss Megan". Aber das war besser als gar nichts.
"Megan Raven träum nicht rum, komm endlich!" rief mein Vater ungeduldig und ich stieg augenrollend aus dem Auto. Man ging mir der schon wieder auf den geist. Ich hasste es wenn er mich bei meinem Zweitnamen zu sich rief, als sei ich so ein ungehorsamer Hund, dem er Manieren beibringen musste.
Doch meine Wahl war beschränkt, also sagte ich nicht viel und schlürfte unzufrieden hinter ihm her. Auf dem Weg zur Mall, vibrierte mein Handy und ich laß eine Nachricht von Tilda, die mich fragte ob ich Lust hätte mit ihr, Everil, Ric und Kay Billard spielen zu gehen. Da ich aber nicht wusste wie lange diese Sache hier gehen sollte, sagte ich einfach ab. Auch wenn mein Kopf verrückt spielte bei dem Gedanken Kay wiederzusehen.
Mein Vater schleppte mich zuerst nach Calvin Klein und kaufte mir in seinen Augen angemessene Kleidung um mit ihm gesehen zu werden. Normalerweise liebte ich es shoppen zu gehen aber heute nicht. Nachdem ich einen schwarzen Rock und eine Seidenbluse in weiß mit Kragen trug, dazu natürlich schwarze Lack Leder Pumps war er zufrieden und ich steuerte drei meiner Lieblingsstoffläden an. Tatsächlich wurde ich sogar fündig und begann mich langsam zu entspannen. Mein Vater war zwar keine große Hilfe aber wenigsten blieb der gedachte "Hacken" aus.
Leider hatte ich mich da zu früh gefreut.
"Was hältst du jetzt von einem kleinen Nachmittagssnack und einem Kaffee?" bot mein Vater freundlich an und ich war positiv überrascht. Vielleicht hatte er ja wirklich aus unseren vergangen Auseinandersetzungen gelernt und wollte es jetzt besser machen!
Ich nickte und folgte ihm wie erwartet in das teuerste Kaffee hier im Einkaufszentrum. Als wir in den kleinen Laden mit den goldenen Ornamenten und Dekorationsstücken traten, für mich viel zu überkandiert, war nicht mehr viel los.
Mein Vater ging voraus und steuerte einen Tisch im hinteren Bereich des Kaffees an. Erst fragte ich mich warum er gerade in den Teil des Kaffees wollte bis mir ein licht aufging, kein großes Licht! Denn vor mir saß auf einmal der "Hacken"!
Eine blonde Frau in meinem Alter stand strahlend auf und wedelte wie wild mit ihrer perfekt manikürten Hand vor unseren Gesichtern auf und ab.
"Richard, hier...!" rief sie immer wieder, als stände sie in einer riesigen Masse von Menschen, dabei war sie bis auf ein älteres Ehepaar die einzige die an diesen Tischen saß. Das musste sie also sein, die Verlobte meines Vaters, vor deren Begegnung es mir immer gegraut hatte. Ich schluckte die aufkommende Übelkeit und den Ärger vorerst herunter, doch das bewahrte mein Gesicht nicht davor komplett zu entgleiten.
Ich stand etwas hinter meinem Vater und beobachtete in Zeitlupe, wie die beiden sich mit einem innigen Kuss begrüßten. Mein Magen drehte sich erneut um und ich war mir auf einmal doch nicht mehr so sicher, ob ich den Rest meines Mageninhaltes in mir behalten konnte.
Sie schob sich an meinem Vater vorbei und ohne Vorwarnung zog sie mich mit ihrer knochigen Hand an ihren gemachten Busen und drückte mir das letzte bisschen Luft aus der Kehle. Ihr beißender blumiger Duft stieg mir sofort in die Nase und ihre Extensions kitzelten meine Nase.
"Hi endlich lerne ich dich kennen! Ich bin Adriane, deine zukünftige Stiefmutter."
Leicht röchelnd löste ich mich aus ihren Fängen und starrte sie und meinen Vater weiter ungläubig an.
"Oh mein Gott Richard, ich glaube sie hat einen Schlaganfall oder so etwas." merkte sie an und klimperte unnatürlich oft mit ihren Fakewimpern. Das ganze hätte ich wohl als Sorge werten können, hätte sie nicht ihre pinken Schlauchbootlippen zu einem "Duckface" verzogen.
Mein Vater starrte mich grimmig an und zog die Augenbrauen zusammen.
"Megan Raven, jetzt begrüß bitte meine zukünftige Frau angemessen!" zischte er mir entgegen. Seine dunklen Augen, die meinen so ähnlich waren bohrten sich tief in meine. Machte er jetzt hier wirklich auf perfekten und strengen Familienvater?
Der ganze Frust, die Wut und auch der Scham, den ich gerade für meinen Vater empfand entlud sich in einem gewaltigen Lachanfall meiner Seits. Da schauten mich mein Vater und Adriane an, als hätte ich meinen Verstand verloren und sagten nichts mehr.
"Vergiss es. Ich hau ab!" gab ich entschlossen von mir und machte auf dem Absatz kehrt. Wenn er jetzt meinte, wir könnten hier einen auf "Happy Family" machen, hatte er sich geschnitten. Ich bevorzugte da doch die "Broken Family".
So schnell ich konnte rauschte ich aus dem kleinen Kaffee und machte mich auf den Heimweg. Kurz vor dem Ausgang hörte ich Adrianes theatralisches Geheule und war froh dem entkommen zu sein.
Auf dem Parkplatz packte mich jemand an der Schulter und vor Schreck schlug ich mit der Faust dem Mann ins Gesicht. Meine Muskeln waren gespannte gewesen bis zur zereißprobe und das hatte sich gerade eben entladen.
„Scheiße...Miss Megan, voll auf die zwölf! Womit habe ich das verdient?" Feigste Leo der sich die Wange rieb.
Erschrocken riss ich die Augen auf.
„Leo es tut mir leid, das war keine Absicht!" entschuldigte ich mich direkt und begutachtete den Schaden, den ich angerichtet hatte.
„Ihr Vater hat mir geschrieben. Ich soll sie nach Hause fahren!" sagte er lächelnd und wies mir den Weg mit der Hand zu seinem Auto.
„Ich komm schon klar!" murrte ich und verschränkte die Arme über meiner Brust.
„Ihr Vater besteht darauf. Sie wissen das er sehr ungehalten wird, wenn ich nicht das tue was er von mir will." gab er sofort zu bedenken.
Ich seufzte laut aber folgte ihm zum Auto. Diesmal stieg ich auch hinten ein. Ich wollte unbedingt aus diesem Fummel raus in meine alten Sachen.
Leo hob überraschend seine Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Ich stieg normalerweise immer vorne auf den Beifahrersitz zu ihm ein.
Im Auto bat ich Leo erstmal darum, das Verdeck zwischen Fahrer- und Beifahrersitz zur Rückbank hochzufahren, sodass er mich nicht sehen konnte, als ich mich umzog.
Er war zwar verwirrt machte aber sofort was ich wollte.
Als ich fertig in meinen Übergroßen T-Shirt und der Jeans mit Löchern saß, fuhr ich das Verdeck wieder herunter.
Leo zog besorgt die Augenbrauen zusammen.
„Miss sind sie böse mit mir?"
Fragte er plötzlich.
„Nein!" antwortete ich ehrlich und direkt.
„Aber du hättest mich ruhig vorwarnen können!" schmollte ich und entlockte ihm seit langem mal wieder ein kleines Lächeln.
„Miss Megan sie wissen das es nicht ging." antwortete er direkt.
Ich nickte nur traurig und sah aus dem Fenster.
„Wie ist sie so?" platzte es aus mir heraus. Ich wollte das es mir egal ist wenn man Vater heiratete aber leider ließ es mich nicht kalt.
„Ich kann nicht viel dazu sagen. Bis jetzt habe ich vielleicht zehn Sätze mit ihr gewechselt und das nur weil ich wissen musste wo es hingeht." antwortete er.
Ich nickte erneut und blickte anschließend auf mein Handy. Es war schon recht spät und es würde noch dauern bis wir an meinem Wohnheim ankämen. Da kam mir eine Idee.
„Leo bitte fahr mich ins East Roses!"
Irritiert sah er mich durch den Rückenspiegel an, drehte aber anschließend um und fuhr in die entgegengesetzte Richtung zum Pup.
Ich brauchte jetzt dringend eine Ablenkung und Alkohol und ich wusste wo beides zu finden war!
So so....
da ist das versprochene zweite Kapitel und es ist sogar um einiges länger geworden als geplant. Das Megan's Vater ein Arsch ist wussten glaube ich schon die meisten (wink wink >>Onlyara)
Jetzt habt ihr mal mitbekommen wie so ein Tag mit Megan und ihren Vater aussehen kann.
Doch ist es jetzt wirklich ratsam die „Ablenkung" und den Alkohl zu benutzen?
Was meint ihr wie kann es weiter gehen?
Schreibt gerne etwas zu den neuen Charaktern:
#Leo
#Richard (Megan's Vater)
#Adriane (Megan's Zukünftige Stiefmutter)
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