Kapitel 10: Da bläst ein starker Ostwind
Die Albträume hatten mich fertig gemacht. Ich stand komplett neben mir und hatte Schwierigkeiten dem Stoff im Unterricht zu folgen. Als der Tag endlich zu ende ging schleppte ich mich über den Campus zu unsere Bibliothek.
Zu allem übel hatte ich heute noch einen langen Schultag gehabt und brauchte jetzt dringend die richtigen Bücher für meinen Theoriekurs in "Farblehre."
Es waren nicht mehr viele Schüler in den Gängen und als ich den richtigen Gang fand, zog ich einen gefalteten Zettel aus meiner Hosentasche um nach den zwei Büchern auf meiner Liste zu suchen, die mir noch fehlten. Das erste fand ich recht schnell, doch das zweite Buch gestaltete sich etwas schwieriger zu finden, als beim ersten und ich hatte so meine Mühe, da nur zwanzig Prozent meiner Gehirnfunktion zur Verfügung standen.
Meine Körper befand sich also in meinem Art "Überlebensmodus".
Endlich fand ich auch das zweite Buch und als ich danach griff, es war viel dicker als das erste, sahen mich zwei dunkle Augen durch die Lücke im Regal an. Vor Schreck ließ ich das Buch fallen und unterdrückte einen entsetzten Aufschrei.
Zitternd griff ich nach dem Buch, da mir vor die Füße gefallen war. Das war sicherlich nur eine Einbildung! Jetzt fange ich mangels Schlaf noch an zu halluzinieren. Als ich das Buch in meinen Händen hielt, richtete ich mich langsam auf und sah vorsichtig durch die selbe Lücke wie eben, doch diesmal empfingen mich nicht die düsteren Augen.
"Es war nur Einbildung!" beruhigte ich mein rassendes Herz, entschloss mich aber trotzdem dafür, die Bibliothek zu schnell wie möglich zu verlassen. Heute war einfach nicht mein Tag!
Ich lief über den verlassenen Campusplatz zu dem Bistro auf dem Gelände. Bevor ich nach Hause gehen wollte brauchte ich dringend einen weiteren Kaffee, der mich wenigstens ein bisschen mehr wach rüttelte.
Meinen schwarzen Amerikano hatte ich schnell, da kaum was los und und schon befand ich mich auf dem Rückweg.
Irgendwann spürt ich jedoch jemand hinter mir. Als ich mich umdrehte war aber keiner zu sehen. Mein Verfolgungswahn bleib jedoch bestehen und als ich dann diese Melodie pfeifen hörte war mir klar, das ich nicht am durchdrehen war oder mit irgendetwas einbildete.
Er war hier!
Ein kalter Ostwind fegt durchs Land,
graue Wolken machen sich breit,
werden auch oft zur Nebelwand,
sind Vorboten vom Winterkleid.
Krähen schaukeln durch den Wind,
der Flügelschlag ist wohl bedacht,
und dort wo kahle Äste sind,
verharren sie die ganze Nacht.
Das ist das Lied vom Osten
Schwebte in meinem Kopf in Dauerschleife, als die mir nur allzu bekannte Melodie hörte. Eine dicke Gänsehaut überzog meinen Nacken.
"Osten! Zeig dich endlich." Rief ich lauf genug. Ich wusste das er mich hören konnte.
Sobald ich das gesagt hatte, trat er aus dem Seitenweg hervor und grinste mir dreckig entgegen. Seine braunen Haare waren fettig und hingen im ins Gesicht, er trug einen ungepflegten drei Tage Bart und seine Kleidung war zerschlissen und schmutzig.
Er sah aus, als wäre er auf der Flucht und hätte seid Tagen nicht mehr geduscht. Da ich nicht mit ihm gesehen werden wollte machte ich ein paar Schritte auf ihn zu und funkelte ihm wütend entgegen.
"Was willst du hier Osten? zischte ich ihm bedrohlich entgegen.
"Na, na na Kay...begrüßt man denn so einen alten Freund?" antwortete er. Er begutachtete seine dreckigen Finger und beachtete mich nicht mehr. Er wollte mich provozieren und das schaffte er leider auch.
"Osten!" knurrte ich und packte ihn ruckartig an seinem Kragen, doch er blieb unbeeindruckt. Er grinste weiter und zeigte seine unsauberen gelben Zähne.
"Kay...du hast nachgelassen. Normalerweise hättest du mich schon nach fünf Minuten bemerkt, Stattdessen konnte ich dir eine ganze Stunde heimlich nachstellen." verhöhnte er mich und lachte rau.
Mit voller Wucht knallte ich ihn gegen die Hauswand hinter ihm und zum ersten Mal verzog er sein Gesicht etwas schmerzverzerrt.
"Osten meine Geduld ist gleich zu Ende. Sag mir jetzt endlich was du willst und hau dann ab!" fauchte ich ihm entgegen und er blinzelte ein paar Mal.
"Angelo Castello sucht dich!" rückte er endlich mit der Sprache heraus und mir lief es direkt heiß und kalt über den Rücken. Angelo war der größte Kontrahent meines Vaters gewesen und gerade in der Zeit mit Tilda hatte er Angelos schlechte Seite erwischt und ihn einige Male hintergangen und bestohlen. Nachdem ich die Gang meines Vater mit Tilda beseitigt hatte und erfolgreich den Nachnamen meiner Adoptiveltern angenommen hatte war ich sicher, das mich keiner mehr suchen würde.
Fast alle Mitglieder der Gang waren tot oder saßen im Gefängnis, alle bis auf Osten.
Zudem stand ich immer noch im Zeugenschutzprogramm des Bundesstaates New York. Wie also hatte Osten mich gefunden und woher wusste Angelo das ich noch lebte?
Osten war einer der besonderen "Arbeiter" meines Vater gewesen. Er hatte das Lügen, Betrügen und Täuschen quasi erfunden. Er hatte die dreckigsten aller Aufträge für meinen Vater erledigt und er war einer der wenigen gewesen, der erfolgreich der CIA entwischtwar. Nun stand er fast genau zwei Jahre später vor mir und sprach von dem Mann, den er mit am meisten getäuscht hatte.
"Wieso?" hackte ich nach und starrte ihn weiter wütend nieder.
"Ach Kay...Bruder...du müsstest mich doch eigentlich kennen! Du weißt wie gut ich bin. Sagen wir einfach das mir ein paar sehr hilfreiche Vögelchen gezwitschert haben, wo du bist und wie du jetzt heißt. Nachdem dein Vater von deiner Schwester getötet wurde und fast alle verhaftet wurden brauchte ich einfach einen neuen "Arbeitgeber". Das verstehst du doch sicher?!" antwortete er gewitzt.
"Nenn mich nicht so! Wir sind keine Brüder, du Schlange!"
"Warum gerade er?" Fragte ich zähneknirschend.
"Ach Kay du tust ja gerade so als ob du ganz neu in dem Geschäft bist. Der höhst bietende gewinnt immer. Angelo hat mir das meiste Geld geboten also bekommt er auch meine Dienste." Antwortete er selbstsicher.
Ich nickte nur stumm.
"Er will die ganzen Geschäftsunterlagen von deinem Vater. Er will alles haben, um sein Reich weiter auszubauen und Kapitel zu machen." Sagte er.
Ich schaute verdutzt auf.
"Alles ist beim Brand und beim Einmarsch der CIA vernichtete worden beziehungsweise Beschlagnahmt worden. Es gibt nichts mehr Osten!" Antwortete ich.
Osten lachte laut und tief.
"Es ist wirklich Herzerwärmend wie unschuldig du dich stellst."
"Ich will all das was in deinem Kopf ist, denn ich weiß das du noch alles weißt. Du bist ein kluger Geist und zum dem bist du von klein auf angewiesen und belehrt worden. So etwas kann man nicht vergessen!"
Ich schluckte unbewusst schwer, denn er hatte recht. Alles was mein Vater mir gezeigt und beigebracht hatte, war in meinem Gehirn eingebrannt. Doch ich hatte es für immer verschlossen.-Bis jetzt!
An seinem Grinsen sah ich das leugnen zwecklos war.
"Was ist wenn ich mich weigere?" Fragte ich fest.
„Dann werde ich Angelo wohl von deiner Familie erzählen müssen und deinen Freunden, oder vielleicht von dieser sehr schönen Brünette. Wie war ihr Name gleich nochmal?
Mella? -Nein
Mira? -Ne das war es auch nicht!"
„Megan!" knurrte ich und knackte dabei mit meinem Kiefer.
„Genau Megan! Wie konnte ich das nur vergessen?" lachte er dreckig.
„Du willst doch nicht das deiner schönen Megan etwas zustößt oder? Es wäre wirklich eine Schande, wenn diesem hübschen Gesicht etwas passieren würde." ergänzte er und stieß sich von der Wand ab. Seinen Kragen hatte ich schon vor einer Weile wieder los gelassen.
„Wie lange habe ich Zeit?" fragte ich nervös und schluckte einmal kräftig.
„Einigen wir uns doch auf zwei Wochen! Ich wollte dir ja mehr Zeit geben aber du bist einfach nicht an die Handy gegangen, als ich mit dir sprechen wollte." winselte er und drehte mir schon den Rücken zu.
Bei dem Gedanken dran, was er oder Angelo mit Megan machen könnte, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken.
„Gut ich mache es!" hauchte ich geschlagen und ließ kraftlos meinen Blick sinken.
Keiner sollte wegen meiner Vergangenheit leiden, nicht Tilda, nicht meine Adoptiveltern und vorallem nicht Meggi.
„Ich habe dich nicht gehört!" krächzte er.
„Ich mach es!!" antwortete ich lauter!
„Gut...Gut...und komm ja nicht auf die Idee mich zu hintergehen. Das selbe Spiel was du bei deinem Vater durchgezogen hast, wird bei mir nicht funktionieren. Bei dem kleinsten Verdacht auf Betrug sitze ich dir im Nacken. Und vergiss nicht, ich bin der Meister des Blendens!" drohte er mir.
Danach steckte er mir einen Brief zu und klopfte mir auf die Schulter. Bei seiner Berührung versteifte ich mich automatisch. Und dann verschwand er so schnell wie er gekommen war in den Schatten der Häusern.
Ich stand noch einige Minuten wie angewurzelt auf der Stelle und überlegte was ich jetzt machen sollte.
Zu Tilda konnte ich nicht, auch nicht zu Blake oder meinen Eltern, denn ich wusste das Osten nicht scherzte. Er würde alle umbringen ohne mit der Wimper zu zucken.
Osten, dieser Speichellecker, niemals hätte ich gedacht das ich ihn je wiedersehen würde. Das einzig positive war, das ich wusste das Angelo nicht wusste wo ich mich aufhielt und das ich lebte. So blöd war Osten nicht, den sonst wären seine Dienste ja überflüssig.
Wütend über die gesamt Situation marschierte ich zum Wohnheim. Es gab nicht vieles was mich jetzt runter bringen konnte, aber ich brauchte dringend ein Ventil um meinen Zorn wieder unter Kontrolle zu bringen.
Da ich nicht mehr weit weg war, kam ich unter fünf Minuten schon am Haupteingang an.
Gerade als ich sie aufriss kam mir ein kleiner dunkler Schopf entgegen und ihre Augen funkelten amüsiert.
„Hey Kay, was ist denn mit dir passiert?" fragte sie etwas belustigt und zog die Augenbrauen hoch. Wieso war sie in so guter Stimmung und das noch in meiner Gegenwart? Doch ich konnte jetzt nicht lange mit ihr sprechen. Ich musste erstmal einen klaren Kopf bekommen, auch wenn ich sie damit wieder von mir stoßen könnte.
„Nichts, alles gut!" antwortete ich knapp und drängte mich an ihr vorbei.
„Kay?" Rief sie mir hinter her, doch ich ignorierte es! Ich konnte jetzt einfach nicht sprechen.
Ich riss die Türe auf und erschreckte damit Zac, der in einer Ecke des Zimmers saß und sich mit jemand Fremden unterhielt.
Aber es war mir egal! Alles war egal. Das einzige was ich jetzt tun musste war meinen Frust abzubauen und das schnell, ansonsten hätte ich ein großes Problem....
Hey Leute 💁♂️
ich weiß, ich habe länger nicht geupdated, das tut mir leid aber ich habe im Moment einiges um die Ohren. Deswegen kann ich nicht sagen wie lange es dauert bis das nächste Kapitel kommt...ich hoffe ihr habt Geduld mit mir!
Was meint ihr was Osten vor hat?
Armer Kay kommt irgendwie nie zu Ruhe...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro