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{ 56. Kapitel }

Ich wusste nicht, was mich am nächsten Morgen weckte.

Irgendetwas riss mich ganz sanft, aber dennoch unnachgiebig aus meinem Schlummer. Es war kein Geräusch, es war kein Sonnenstrahl, es war eine...Empfindung.

Ich fühlte mich...ruhig. Zufrieden.

Befriedigt.

Nichts zupfte an mir oder meinen Gedanken, nichts spannte oder kribbelte unerträglich. Keine Flammen tanzten durch meine Adern und ließen mein Blut und meine Mitte kochen.

Wohlig zog ich mir meine Bettdecke bis zur Nasenspitze hoch und drehte mich noch einmal um.

Ich hatte den Vollmond überstanden und mir nun eine Pause verdient.

Ich gähnte einmal herzhaft und vergrub dann meine Wange in dem weichen Kissen unter mir. Ich erwartete, gleich noch einmal einzuschlafen, doch irgendetwas hielt mich wach. Genauso wenig, wie ich eindeutig bestimmen konnte, was mich geweckt hatte, konnte ich sagen, was mich nun von einem erneuten Abtauchen ins Schlummerland abhielt.

Unmerklich kräuselte sich meine Nase. Mein Körper verstand schon vor meinem Kopf, was mich störte. Langsam, Stück für Stück, schoben sich Erinnerungen meines Traums in den Vordergrund meines Gedächtnisses.

Holla, was war das für eine Nacht gewesen! Nie zuvor hatte ich einen dermaßen realistischen Traum gehabt. Es überraschte mich zutiefst, dass mein Innerstes nicht Aryan als rettenden Erlöser projiziert hatte, sondern Cyrion. Aber wer wusste schon, was in seinem Unterbewusstsein vorging. Was zählte, war doch nur, dass die pikante Phase des Mondumlaufes vorbei war und ich endlich wieder Herr über meine Gefühle war. Egal, was nun letztendlich dazu geführt hatte oder wodurch sich mein Kopf auch abgelenkt hatte.

Hinter meinen geschlossenen Augenlidern formierten sich immer mehr Impressionen. Die Erlösung, die Cyrion mir mit seinen Händen verschafft hatte. Das Stöhnen, das entfernt, wie von einer Fremden, aus meiner eigenen Kehle drang, während ich leidenschaftlich den Kopf zurück warf. Cyrions Zähne, die über meine Haut kratzten. Seine Finger, die mich schließlich zärtlich berührten und mich kommen ließen.

Im Nachhinein betrachtet, war es der beste Orgasmus gewesen, den ich jemals gehabt hatte. Es war tatsächlich auch der Einzige gewesen, den ich mir nicht selbst verschafft hatte.

Verflucht, er war so gut gewesen, dass er mich tatsächlich ausgeknockt hatte.

Was für ein verdammt realistischer Traum, dachte ich und schlug schließlich die Bettdecke zurück, weil mich schon wieder Erregung überflutete – dieses Mal jedoch ganz und gar nicht vom Mond verursacht, sondern nur durch meine Erinnerungen.

Augenblicklich begrüßte mich die Kälte der Umgebungsluft an meinem Körper. An Stellen, die ich sonst eigentlich zum Schlafen nicht unbedeckt ließ, wie meine Oberschenkel oder meinen Bauch. Irritiert blinzelte ich im kaum existenten Sonnenlicht an mir herab und erhob mich schließlich mit einem schnellen Satz aus dem Bett.

„Nein, nein, nein", murmelte ich vor mich hin und huschte ins Badezimmer. Mit aufgerissenen Augen musterte ich mein Antlitz im Spiegel. In einem Nachhauch von Feuchtigkeit klebten meine Haare in unbändigen Wellen an meiner Haut. Meine Brust hob und senkte sich hektisch unter einer schlimmen Vorahnung. Ich drehte meinen Kopf zu beiden Seiten und suchte nach irgendetwas, das mir mehr Aufschluss über die Situation gab. Aber ich hatte weder einen Knutschfleck am Hals, noch Bissmale. Im Endeffekt wenig überraschend, denn beides war auch nicht Teil meines Traumes gewesen. Als ich meinen Blick weiter nach unten schweifen ließ, begrüßte mich lediglich mein schwarzes Höschen und verriet mir dadurch auch nicht mehr.

Ich war sicherlich nicht wirklich am Strand gewesen. Und Cyrion hatte mir definitiv auch keinen Orgasmus verpasst.

Oder?

Ich würde es doch irgendwie sehen müssen, spüren müssen, wenn dergleichen passiert wäre.

Ich schüttelte den Kopf über meine eigenen, wirren Gedanken. Niemals hätte ich zugelassen, dass so etwas passiert. Niemals... Bei dem Gedanken daran, dass auch nur die Möglichkeit bestand, dass es kein Traum gewesen war, kroch mir Übelkeit die Kehle empor. Nie und nimmer wäre ich dazu in der Lage gewesen, Aryan zu verdrängen, ja, zu vergessen und ihn so zu enttäuschen. Und zu hintergehen.

Schnell entledigte ich mich meines BHs und meines Höschens und sprang unter die Dusche. Ich musste dringend den Sand loswerden, der so unangenehm...

Nicht einmal der erste Strahl des eiskalten Wassers, der hart auf meine Haut traf, ließ mich zusammenfahren. Ich war in eine Schockstarre verfallen.

Längst schon hatte mir mein Körper die Wahrheit mitgeteilt, doch ich war zu abgelenkt gewesen.

Ich war am gestrigen Tag nicht am Strand gewesen. Ich hatte mich eingeschlossen, mehr oder weniger dauergeduscht, Brax weggeschickt. Und die Unterwäsche hatte ich am vorigen Morgen frisch angezogen.

Sand flog nicht einfach unter die Wäsche und setzte sich an intimen Stellen fest. Etwas trug ihn dorthin. Eine Strömung, beispielsweise.

Meeresströmung. Wie in meinem erschreckend realistischen und intensiven Traum, als ich zunächst geschwommen war und mich Cyrion schließlich...abgelenkt hatte.

Der Sand konnte also nur durch meinen nächtlichen Ausflug an meine Haut gelangt sein.

Und das bedeutete, dass die Episode mit Cyrion keinesfalls ein Traum war, sondern wirklich geschehen war.

***

Das pure Entsetzen hielt mich wohl unzählige Minuten lang in einer Art Starre gefangen, während das Duschwasser langsam warm wurde und stetig an mir hinab rann. Eine genaue Zeitspanne konnte ich nicht bestimmen, denn die Erkenntnis, dass das Ganze wirklich geschehen war, hatte mich gedanklich außer Gefecht gesetzt.

Irgendwann begann ich mit manischen Bewegungen, mich fahrig einzuseifen und zu säubern, bis das Salz und jeglicher Schmutz vom meinem Körper abgewaschen war und ich mir nichts sehnlicher wünschte, als ebenso leicht das Erlebnis der Nacht verschwinden lassen zu können.

Der vertraute Duft meines Wasserlilien-Shampoos breitete sich in meiner Wahrnehmung aus und ließ mich beinahe die Fassung verlieren. Mit jedem Atemzug, den ich nahm, fühlte ich mich schlechter und der fruchtige Duft machte mir mit seiner präsenten Erinnerung an Zuhause nur noch mehr bewusst, was für einen verdammten Fehler ich begangen hatte.

Nach meiner ausgiebigen Dusche tapste ich nackt und nach wie vor eigenartig benommen ins Nebenzimmer, schnappte mir ein Handtuch und setzte mich darin eingewickelt mit angezogenen Beinen auf mein Bett. Ohne den Blick von meinen nackten Zehen abzuwenden, die unter dem Handtuch hervor lugten, suchte ich mit meinen Fingern auf meinem Nachttisch nach dem Saphiranhänger – dem einzigen, wirklichen Erinnerungsstück an Aryan. Natürlich hatte er mir auch noch den Brief geschrieben, aber diesen augenblicklich zu lesen, mit seiner Sorge und seinen unbändigem Glauben an meine Person konfrontiert zu werden, das... Das konnte ich einfach nicht.

Unruhig drehte ich das Saphirherz in meinen Fingern hin und her und strich über die Kanten. Ich fühlte mich...miserabel.

Seitdem Aryan mich als seine Sýntrofa auserwählt hatte, hatte ich mich ihm gegenüber als minderwertig empfunden. Nicht klug genug, nicht strebsam genug, nicht diszipliniert genug, nicht sorgfältig genug... Aber das waren alles Eigenschaften, die zu mir gehörten. Zu meinem Charakter. Aber es waren auch Eigenschaften, an denen ich um Aryans Willen hätte arbeiten können.

Und ja, ich hatte immer schon gern mit anderen Neyen geflirtet. Und ja, ich hatte sie auch geküsst. Gerne. Und oft.

Aber das war vor Aryan gewesen, bevor er sich quasi aufgeopfert hatte, um mich vor der Konsequenz einer meiner Dummheiten zu retten. Natürlich, er hatte mir gesagt, dass er mich schon länger gewollt hatte und eine Erwählung in Betracht gezogen hatte, aber... Er hätte mit Sicherheit eine andere Neyin gefunden, die besser zu ihm gepasst hätte und seinen Erwartungen entsprochen hätte. Im Grunde genommen waren wir nie dazu bestimmt gewesen, Gefährten zu werden.

Wir waren dazu bestimmt gewesen, beste Freunde zu sein.

Und dann hatte ich durch meine Entscheidung unsere Freundschaft ruiniert und mehr daraus gemacht. Alles verändert. Und ja, es war hatte mir gefallen, ihn zu küssen und zu berühren und ich sehnte mich nach ihm.

Aber nannte man diese Gefühle Liebe?

Wenn ja, warum hatte ich dann so oft daran gezweifelt, ob ich meinen Wächterinnen-Traum für ihn aufgeben wollte? Und warum hatte mein Körper in der Nacht so intensiv auf Cyrion reagiert? Würde er dies auch ohne Beeinflussung durch den Mond tun? Und wenn dem so war, was bedeutete das dann für meine Beziehung zu Aryan?

Mit einem leidenden Stöhnen vergrub ich mein Gesicht unter dem Handtuch und atmete die warme, stickige und feuchte Luft ein.

Über was dachte ich hier überhaupt nach? Mein Weg war mir vorgeschrieben. Ich würde Aryans Gefährtin werden. Ich würde die Zeit bis zu meinem Abschluss hier verbringen und ihm dann jungfräulich rein gegenübertreten. Bereit, die Mutter seiner Kinder zu werden. Diese ganze Eskapade musste schnellstmöglich aus meinem Gedächtnis getilgt werden, denn niemals würde ich dazu in der Lage sein, Aryan die Wahrheit über die vergangene Nacht zu erzählen. Das konnte ich ihm nicht antun. Er hatte sein Leben, sein Vertrauen in meine Hände gelegt und ich hatte es ignoriert, ja, vergessen.

Es tut mir leid, Aryan. So, so leid.

Wenige Sekunden lang badete ich noch in meinem schlechten Gewissen, bevor ich mit einem Ruck das Handtuch von mir warf und mich erhob. Die kühle Luft in meinem Zimmer strich über meine Haut und drang in meine Lungenflügel ein, als ich tiefe Atemzüge nahm.

Ich hatte einiges zu tun. Ich musste einen Lehrplan aufstellen und pauken, was das Zeug hielt. Keine Ablenkung mehr, keine Ausflüge, die mir Blicke auf irgendwelche Muskeln ermöglichten. Die Gedanken an den nächsten Vollmond schob ich ganz weit von mir, damit konnte ich mich immer noch in zwei oder drei Wochen beschäftigen.

Und vor allem musste ich mit einem ganz bestimmten Layphen ein klärendes Gespräch führen und ihm sagen, was Sache war. Nämlich, dass gestern gestern war, heute heute und das Ganze eine einmalige Sache gewesen war.

***

Fünfzehn Minuten später befand ich mich auf dem Weg zu Cyrion. Ich hatte mir etwas Frisches angezogen, meine Haare gekämmt und mich währenddessen darum bemüht, meine aufkommende Nervosität in den hintersten Winkel meines Kopfes zu schieben.

Warum sollte ich auch nervös sein? Dazu bestand kein Grund.

Es war doch nichts dabei, einem Layphen, der einem in der vergangenen Nacht den bes-... einen Orgasmus verschafft hatte, zu erzählen, dass man unter einer Art Mondbann gestanden hatte und deshalb an nichts anderes mehr hatte denken können als an Sex und Erlösung.

Und, dass das mit uns beiden nie etwas werden konnte – ganz abgesehen natürlich von unserer Volkszugehörigkeit – weil ich meinem ehemaligen besten Freund Zuhause in der Neyen-Akademie versprochen war.

Ich hatte mich dazu entschieden, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, weil es sich nach gestern nicht richtig anfühlte, ihn weiterhin im Unklaren zu belassen. Er hatte sich als treuer Freund bewiesen, als jemanden, auf den man sich verlassen konnte. Und er hatte mich im Prinzip zwei Mal gerettet – einmal vor Sakras und einmal davor, innerlich zu verglühen. Und das, ohne Nachfragen zu stellen oder die Situation auszunutzen.

So oder so wurde mir erst jetzt bewusst, wie glücklich ich mich schätzen konnte, dass Cyrion mich gefunden hatte. Brax hätte vermutlich gar nicht verstanden, was mit mir los gewesen wäre und versucht, mich durch sein Plappern abzulenken. Und Dasyl... Mir lief ein eiskalter Schauder über den Rücken. Sicherlich hätte er sich nicht so behutsam um mich gekümmert und mich schon gar nicht wieder zurück in mein Zimmer gebracht und liebevoll zugedeckt.

Liebevoll? Innerlich stöhnte ich auf. Cyrion hat die Decke über mir ausgebreitet. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenige Meter trennten mich inzwischen noch von seinem Zimmer. Es war tatsächlich noch relativ früh, der Gang wurde von dämmerndem Sonnenlicht erfüllt. Weniger Zeit war vergangen, als ich gedacht hatte. Je näher ich nun kam, desto stärker pochte mein Herz und meine Handflächen begannen, ein wenig feucht zu werden.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ihm reinen Wein einzuschenken? Vielleicht sollte ich lieber –

Jetzt reiß dich zusammen, ermahnte ich mich selbst. Weglaufen ist nicht deine Art. Du hast den Fehler begangen, also musst du ihn nun auch wieder gerade rücken. Alles andere wäre nicht fair. Weder für Aryan, noch für Cyrion.

Bevor ich meine Hand heben und anklopfen konnte, wurde die Tür von innen geöffnet. Wie bestellt und nicht abgeholt blieb meine Hand in der Luft hängen, bevor ich sie langsam sinken ließ.

„Serena", begrüßte mich Cyrions überraschte, baritonartige Stimme und ich konnte nicht umhin, ihn zu mustern. Hatte er mich schon erwartet? Was dachte er nun? Sein unergründlicher Blick gab mir keine Antworten.

„Hi. Ich äh... – kann ich reinkommen?" Innerlich verfluchte ich meine Unsicherheit, während seine goldroten Augen an meiner Erscheinung herab glitten, bevor sie wieder mein Gesicht fanden.

„Sicher." Mit einem kaum wahrnehmbaren Quietschen hielt er die Tür ein wenig weiter auf, sodass ich hindurch treten konnte. Als ich an dem breitschultrigen Layphen vorbei ging, drang automatisch sein frischer Duft an meine Nase, der mich hinterrücks wieder in die vergangene Nacht katapultierte und meinen Herzschlag einen doppelten Salto vollführen ließ.

Um seiner unmittelbaren, aufwühlenden Nähe zu entkommen, durchquerte ich rasch den Raum und ließ mich auf einen der drei Holzstühle sinken, die an einem kleinen Tisch an der linken Seite des Raumes ihren Platz gefunden hatte. Trotz meiner Aufregung konnte ich mir eine gewisse Neugierde nicht verbieten, als ich meinen Blick aufmerksam durch Cyrions Zimmer gleiten ließ, das ich bisher noch nie von innen gesehen hatte. Während meine Finger einen leisen, aber unruhigen Rhythmus auf den Tisch trommelten, betrachtete ich die beiden großen Fenster, die Cyrion einen Blick auf das Meer ermöglichten. Außerdem befanden sich ein Schreibtisch, ein Nachttisch, ein Schrank, diverse Bilder, die hauptsächlich weite Landschaften zeigten und ein großes Bett im Raum. Als ich merkte, dass mein Blick nachdenklich auf der nachtblauen Decke verharrt hatte, wandte ich ihn schnell wieder ab und betrachtete Cyrion, der sich inzwischen an der Wand rechts von mir neben dem Tisch angelehnt hatte.

Auch er hielt seinen Blick unverwandt auf mich gerichtet, eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen markanten Augenbrauen gebildet und zeugte davon, dass er nachdachte. Unter seinem Blick fühlte ich mich...irgendwie...nackt. Entblößt. Als könnte er weiter schauen, tiefer schauen, als es der Rand meiner Bluse und meiner dreiviertellangen Hose zuließ. Ich räusperte mich leicht.

„Willst du...dich nicht hinsetzen?" Die leichte Beklommenheit in meiner Stimmer war selbst für mich unüberhörbar. Ich fühlte mich ihm so...untergeben? Ich konnte nicht genau sagen, was ich wirklich empfand. Aber diese Musterung aus seiner erhöhten Position...

„Würde ich sonst stehen?", antwortete er trocken und unterbrach somit meine wirren Gedanken.

„Wohl nicht." Nur knapp konnte ich einen Seufzer unterdrücken.

Unsicher ließ ich meinen Blick über den Tisch schweifen. Wie sollte ich das Gespräch beginnen? Wie sollte ich mich erklären? Eine Weile lang erfüllten nur unsere Atemzüge die Stille des Raumes. Ich spürte, dass er mich beobachtete und darauf wartete, dass ich etwas sagte.

Es war schon merkwürdig. Wir hatten unglaublich lang an Brax' Krankenbett keine Worte miteinander gewechselt, doch das Schweigen hatte sich nie unangenehm angefühlt. Jetzt wurde mir abwechselnd heiß und kalt, während ich fieberhaft einen Anfang suchte, um das Gespräch zu beginnen.

„Wie geht es dir?", fragte mich Cyrion schließlich.

„Mir?", wiederholte ich überrascht. Irgendwie hatte es mich aus dem Konzept gebracht, dass der sonst so wortkarge Layph die Initiative ergriffen hatte.

Wie ging es mir? Abgesehen von dem schlechten Gewissen, dass wie klebriger Harz auf meiner Seele lastete, fühlte ich mich erstaunlich...gut.

„Gut", sprach ich meine Gedanken aus und richtete meinen Blick auf Cyrions goldrote Augen. Diese musterten mich mit einer gewissen, zurückhaltenden Neugierde. Ich war mir ziemlich sicher, dass er auf eine Erklärung meinerseits wartete.

„...Was wohl dir zu verdanken ist", sprach ich nach einer kurzen Pause weiter und atmete tief durch. „Du weißt, wofür." Verlegen wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab. So schamlos ich mich gestern gefühlt hatte, so unangenehm war mir das Ganze im hellen Tageslicht. Ich wollte nicht laut aussprechen, was er mir verschafft hatte. Das würde das Erlebte präsenter machen, realer.

„Mhm", brummte er zustimmend. Bildete ich mir das ein oder wurde seine Stimmfarbe ein wenig dunkler? Ich riskierte einen winzigen Blick in seine Richtung und entdeckte ein kleines Funkeln in seinen Augen. Dachte er daran zurück? Oh Gott, sah er in diesem Moment meinen halb entblößten Körper vor seinem inneren Auge? Hörte er mein ekstatisches Stöhnen?

Unwillkürlich begann ich, auf meiner Unterlippe zu kauen. Verdammt, reiß dich zusammen!

„Ich wollte dir erklären, warum ich mich dir gegenüber in der Nacht so verhalten habe." Nur mit Mühe flossen die Worte über meine Lippen. Wieder schickte ich einen kurzen, prüfenden Blick in Richtung Cyrion, der nach wie vor an der Wand lehnte. Das Funkeln in seinen Augen blieb.

„Du musst wissen, dass wir Neyen vom Mond beeinflusst werden. Besonders vom Vollmond." Ich beschloss, ihm nicht zu erklären, dass diese Nacht Monat für Monat die einzige war, in der es uns möglich war, schwanger zu werden. „Normalerweise aber nicht ganz so stark wie es bei mir der Fall war." Unwillkürlich standen mir Impressionen der letzten Nacht wieder vor Augen.

Ich, halbnackt im Meer. Unbefriedigt, in Flammen stehend.

„Ich konnte nicht mehr klar denken." Ich hatte meine Stimme gesenkt, teilte ihm mehr mit, was ich dachte als etwas, das ich bewusst aussprechen wollte. „Die Gefühle...sie haben sich Tag für Tag gesteigert. Nachdem mein Blut Brax geheilt hatte, wurde es besonders schlimm." Ich schluckte.

„Das Verlangen wurde so groß... Es hat weh getan." Mittlerweile flüsterte ich nur noch. „Ich habe Erlösung im Meer gesucht. Es hat sie mir für kurze Zeit verschafft. Und dann kamst du..."

Ich hatte Cyrion kein einziges Mal mehr angeschaut. War zu sehr in meiner eigenen Welt versunken, in der ich rekapitulierte, was geschehen war. Mein Blick hatte sich auf der Maserung des dunklen Holztisches verankert. Jetzt hob ich mein Gesicht und suchte in dem seinen nach irgendeiner Emotion. Cyrion hatte den Blick von mir abgewandt, folgte meinen Fingern, die auf dem Tisch unruhige Kreise fuhren.

„Ich habe gemerkt, dass irgendetwas mit dir war. Aber niemals hätte ich vermutet, dass..." Er sprach nicht weiter, schüttelte nur den Kopf. Ich erinnerte er mich daran, dass er mich an dem Abend vor Vollmond weggeschickt hatte, als ich nicht mehr dazu in der Lage gewesen war, mich vom Strand wegzubewegen. Erst seine Worte hatten mir den Anstoß dazu gegeben, mich wieder in Bewegung zu setzen.

„Und du...erinnerst dich noch an alles, was gestern geschehen ist?", fragte er mich zögerlich mit seiner dunklen Stimme.

Ich nickte vorsichtig. Ich konnte zwar keinen klaren Gedanken mehr fassen, aber das hat mein Erinnerungsvermögen wohl nicht getrübt.

Cyrion stieß sich von der Wand ab und trat an den Tisch. Eine Hand schlang er um die Tischkante, seine Finger verharrten in unmittelbarer Nähe von den meinen. Ich war unfähig, den Blick von ihnen anzuwenden und konnte förmlich die Wärme spüren, die von ihnen ausging.

„Und diese...Gefühle...bauen sich jeden Monat so auf?", erkundigte er sich zögerlich.

Ich nickte und hob meinen Blick. Okay, Serena, Zeit, auf den Punkt des Gespräches zu kommen.

„Cyrion", setzte ich langsam an. „Es tut mir Leid, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe. Ich hätte dich nicht so...ausnutzen dürfen." Mit Absicht wählte ich die einseitige Beschreibung, ohne irgendetwas zu beschönigen. Seine goldroten Augen fixierten mich in stummer Abwartung.

„Was geschehen ist, war ein Fehler", fuhr ich fort und sprach nun schneller. Ich wollte es so rasch wie möglich hinter mich bringen und starrte wieder auf seine Finger, die sich an den Knöcheln unterdessen heller färbten und augenscheinlich anspannten. „Ich bin Zuhause jemandem versprochen. Einem Freund." Komischerweise stimmte mich der Gedanke an Aryan in diesem Augenblick nicht glücklich, was sicherlich nach wie vor an meinem Schuldbewusstsein lag.

„Wir werden einen Bund eingehen und ich werde ihm Kinder gebären." Es auszusprechen machte die Sache so endgültig. Ich traute mich nicht mehr, in Cyrions Augen zu schauen, der in diesem Moment seine Hand von der Tischkante löste.

„Das war also eine einmalige Sache", stellte er erstaunlich neutral fest.

Ich nickte schnell. „Ja." Obwohl mich die fehlende Emotion in seiner Stimme eigentlich froh stimmen sollte – es war doch gut, dass er weder Wut noch Enttäuschung verspürte – konnte ich einen leisen Anflug von Bitterkeit nicht unterdrücken, der mich überkam.

„Und was ist mit dem nächsten Vollmond?", erkundigte sich der Layph.

Ich zuckte betont gleichmütig mit den Schultern. „Ich schätze, ich muss ein wenig mehr an meiner Selbstbeherrschung arbeiten." In meinem Inneren ertönte eine hämische Stimme, die mir deutlich mitteilte, dass ich dem Drang des Mondes niemals würde entgehen können. Es lag in meinem Wesen, in meiner Natur, seinem Sog zu unterliegen.

„In Ordnung. Dann tun wir so, als sei das Ganze niemals passiert."

Überrascht schoss mein Blick zu Cyrion. In seinen Augen glomm weder ein Funkeln, noch sonst eine Emotion. Er wirkte distanziert. So, als hätte es nie etwas zwischen uns gegeben.

Und das war es doch, was ich mir wünschte, oder?

Oder?

Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln, das mir erstaunlich schwer fiel und stand auf. „Danke, ja. Das klingt gut. Als sei es nie passiert."

Als wären wir zwei Handelspartner, die ein Abkommen unterzeichneten, gaben wir uns gleichzeitig die Hand. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, der die Dauer eines Lebens widerspiegelte.

Tanzende Wärme ließ die Stellen meiner Haut, an denen er mich berührt hatte, auch dann noch kribbeln, als sich unser Griff schon längst wieder verflüchtigt hatte. Ich beschloss, dem keine Bedeutung zuzumessen. Mein Körper erinnerte sich sicherlich noch an denjenigen, der ihn in der Nacht erlöst hatte, deswegen war das Kribbeln wenig verwunderlich.

Gemeinsam gingen wir zu seiner Zimmertür. Er öffnete sie für mich und ich trat hindurch. Bevor ich mich von ihm entfernte, drehte ich mich noch einmal zu Cyrion um.

„Wir sehen uns dann heute? Beim Training? So wie immer?" Darauf wollte ich nicht verzichten. Es war wichtig, dass ich mich weiter in Selbstverteidigung übte, und dies war nur mit seiner und Brax' Hilfe möglich. Ich tat es, um mich zu schützen, nicht, um weiterhin einen Vorwand zu haben, ihn zu sehen.

„Ja", erwiderte der breitschultrige Layph. „Bis...später." Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, als würde er dem noch etwas hinzufügen wollen, doch dann trat er einen Schritt zurück und schloss die Tür mit einem leisen, aber endgültigen Geräusch.


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Ihr Lieben!

Eine weitere Woche ist vergangen und ich wollte euch für das unglaubliche Feedback bedanken, das ich im Laufe dieser Woche zum letzten Kapitel bekommen habe :) Es hat mir so unheimlich oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert - fühlt euch an dieser Stelle alle von mir geherzt ♥

Das hier war nun das 56. Kapitel und ich schätze, dass "Nymphenkuss" bei Kapitel 60 oder 61 ein Ende finden wird. Eine Fortsetzung wird es auf alle Fälle geben. Weder ich noch Serena sind bereit, die Geschichte an diesem Punkt schon enden zu lassen :)

Außerdem wollte ich euch noch kurz mitteilen, dass ich ab Montag für zwei Wochen im Urlaub sein werde und daher kaum auf Wattpad anzutreffen sein werde. Die beiden Kapitel sind jedoch schon vorgeschrieben und daher wird es wie gehabt Updates geben :)

Ich wünsche euch wie immer ein traumhaftes Wochenende! ♥

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