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{ 49. Kapitel }

Ihr Lieben, ich wünsche euch einen wunderschönen guten Abend! ♥

Ich hoffe, ich kann euch den Freitagabend mit diesem Kapitel ein wenig versüßen, wende mich aber noch aufgrund einer anderen Angelegenheit an euch.

Ab Mittwoch werde ich für 11 Tage im Urlaub sein (genauer gesagt vom 14.06 bis zum 25.06) und in dieser Zeit nur selten auf Wattpad zu finden sein. In dieser Woche habe ich bereits das nächste Kapitel vorgeschrieben und ich hoffe, dass ich es schaffe, es nächste Woche an einem fremden Laptop hochzuladen :) In der darauf folgenden Woche werde ich am Freitag immer noch nicht wieder zurück sein und ich gebe mein Bestes, das andere Kapitel bis Mittwoch ebenfalls fertig zu schreiben, sodass kein Update ausfällt.

Ich wünsche euch einen schönen Start ins Wochenende! :)

Eure Lara ♥


____


Liebste Serena,

ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass es dir gut geht, wo auch immer du jetzt bist. Weder Professorin Aedaira noch ein anderer unserer Professoren wollen uns verraten, wohin sie dich geschickt haben. Sie sagen lediglich, dass du „an einem sicheren Ort bist, der dir dabei helfen wird, deine Aufmüpfigkeit in den Griff zu bekommen".

Das zu hören, hat mich nicht wirklich beruhigt. Seitdem spuken in meinem Kopf die schlimmsten Vorstellungen umher und Aryan und ich bemühen uns noch intensiver darum, deinen Aufenthaltsort zu erfahren.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es für dich war, uns und die Akademie hinter dir zu lassen. Ich hoffe, dass dir meine Worte ein wenig Trost spenden können.

Hier ist es so anders ohne dich, du fehlst so sehr. Zwar hat sich Ayala von Milo losgesagt und mir, Niasura und auch Aryan die Wahrheit erzählt, aber sie hat sich fürchterlich sehr in sich zurückgezogen und meidet es, überhaupt aus ihrem Zimmer zu kommen. Niasura und ich bemühen uns zwar, sie aus ihrem Schneckenhäuschen zu holen, aber es ist unglaublich mühsam.

Milo, der sie gepflegt ignoriert, hilft dabei nicht wirklich weiter. Abgesehen von seinem distanzierten Verhalten Ayala gegenüber muss er im Gegensatz zu dir mit keinen Konsequenzen klar kommen. Er verhält sich ebenso widerlich wie zuvor und spielt sich auf, als wäre er unser aller König. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, muss ich mich davon abhalten, ihn mit einer Baumschlinge zu erwürgen. Er allein ist dafür verantwortlich, dass du nicht mehr hier bist und ich hasse ihn dafür.

Allerliebste beste Freundin, ich kann dir nicht sagen, wie sehr du mir fehlst. Es fällt mir morgens schwer aufzustehen, aber Aryan und ich sind uns eine gegenseitige Stütze. Wir haben uns geschworen, dich wieder nach Hause zu holen, egal was passiert. Eine andere Option wäre, gegen Regeln zu verstoßen, um zu dir geschickt zu werden... Egal, was auch als Erstes eintrifft, du bist nicht mehr lange allein.

Meine Gedanken sind bei dir, jeden Tag. Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir Kraft und Durchhaltevermögen. Aber ich weiß, wie stark und unabhängig du bist und du wirst die restliche Zeit überstehen, da bin ich mir ganz sicher.

Mit einer ganz großen Umarmung,

deine Lilya

P.S. Hast du dein geliebtes Shampoo entdeckt? Ich habe dir extra eine Portion eingepackt.


Während des Lesens hatten sich keine Tränen mehr in meinen Augen gebildet. Stattdessen hatte sich ein Lächeln auf meine Lippen geschlichen, das dort haften blieb, während ich ihre Worte ein zweites Mal überflog. Meine beste Freundin wollte Milo also erwürgen? Es war so unpassend für sie, überhaupt Wut zu empfinden und ihre Probleme hatte sie noch nie mit körperlicher oder elementarer Kraft gelöst. Es berührte mich tief im Herzen, dass mein Verweis sie dazu gebracht hatte, so stark zu empfinden und ihre eigenen Grenzen gedanklich zu überschreiten.

Dass sich Ayala in sich selbst zurückzog, überraschte mich zwar nicht, aber es stimmte mich traurig und besorgt. Jetzt bräuchte sie nicht nur Lilya und Niasura, sondern mich als Freundin an ihrer Seite, die ihr neuen Mut verlieh und die Milo mal gehörig in den Allerwertesten trat. Dass er sich so großspurig aufspielte, überraschte mich ebenso wenig und wieder einmal durchfuhr mich Wut, als ich an das Männer bevorzugende System der Neyen dachte. Ich war verwiesen worden, während Milo weiterhin fröhlich sein Dasein Zuhause fristete. Bei dem Gedanken knirschte ich mit meinen Zähnen.

Dass Lilya und Aryan sich gegenseitig stützten, beruhigte mich jedoch wieder. Vermutlich kümmerte sich mein zukünftiger Gefährte zwar mehr um Lilya als sie sich um ihn, aber das war gut so. Dennoch konnte ich einen winzigen Stich in meinem Herzen nicht verhindern, als mir bewusst wurde, dass Aryan möglicherweise Gefühle für meine wunderbare beste Freundin entwickeln könnte und die Situation somit verkomplizierte. Gleich als mir der Gedanke kam, schalt ich mich jedoch. Sei froh, dass die beiden sich haben! Du weißt sowieso nicht, wie sich das Jahr hier entwickelt oder ob du seine Gefährtin bleibst. Und vor deiner Abreise warst du dir ja nicht einmal sicher, ob du das überhaupt wolltest.

Ich seufzte schwer. Es brachte doch nichts, sich darüber im Augenblick Gedanken zu machen. Viel mehr Sorgen sollte ich mir um einen eventuellen Plan der beiden machen. Ich wollte keinesfalls, dass Lilya dasselbe Schicksal wie mir zugewiesen wurde, denn Aryan als privilegierter, männlicher Neye würde vermutlich auch noch bei der schlimmsten Tat nicht von der Akademie verwiesen werden. Ich musste dafür sorgen, dass Lilya eine Antwort von mir erhielt, die sie von Dummheiten abhielt. So wundervoll der Gedanke auch war, hier nicht mehr allein unter Layphen zu sein... Keiner konnte mit Sicherheit sagen, dass sie auf diese Akademie verwiesen werden würde. Und selbst wenn, würden ihre potenziellen Chancen einer sorgenfreien Zukunft mit einer Familie – denn nichts mehr wünschte sie sich sehnlicher auf der Welt, das wusste ich – damit gen Null wandern.

Als ich den Brief sorgfältig auf meinen Nachttisch neben das Saphirherz von Aryan legte, fiel mir ein weiteres Schimmern hellen Papieres am Boden des Paketes auf. Mit bebenden Händen griff ich danach und öffnete auch dieses, aber nicht, ohne vorher beruhigend durchzuatmen. Ich hatte so eine Ahnung, wer mir noch geschrieben haben könnte und die Anrede bestätigte meine hoffende Vermutung:


Meine geliebte, zukünftige Sýntrofa,

es war das schrecklichste Gefühl meines Lebens, dich in diesem Flugzeug sitzen zu sehen und stumm mit anzusehen, wie es dich immer weiter und schneller von mir fort brachte.

Von mir, deinem zukünftigen Gefährten.

Serena.

Es tut mir Leid, dass ich dich an jenem Abend aus den Augen verloren habe und dich nicht davor bewahrt habe, in Milos perfides Spiel verwickelt zu werden. In meinem Herz haben Wut und Sorge um die Führung gekämpft, als Ayala uns berichtet hat, was geschehen ist. Ich weiß, dass du dich zusammen gerissen hast, um unseretwillen, aber Milos Provokation hätte vermutlich auch mich zu einer solchen Tat bewogen. Es tut mir Leid, dass ich dir wenig Gehör geschenkt habe, was ihn anging, möglicherweise hätte dies das Geschehene verhindern können.

Seitdem du fort bist, tue ich mein Möglichstes, um die höchsten Neyinnen zu überreden, dich an die Akademie zurückzuholen. Aber sie sagen, dass ich kein recht dazu habe, über deinen Aufenthaltsort zu bestimmen, solange wir nicht verbunden und volljährig sind.

Wo auch immer du dich befindest – ich denke an dich. Achte auf das Saphirherz, geliebte Serena. Bald wird es heller strahlen als der glühendste Stern am Himmel, denn dann werde ich wieder bei dir sein.

In Liebe,

Aryan


Eine einzige Träne fiel auf das Blatt, welches in meinen zitternden Händen bebte. Sie traf den Namen meines zukünftigen Gefährten und ließ das „r" verschwimmen, bis es sich mit dem „y" verband. Ein heiserer Schluchzer kroch meine Kehle empor.

Oh, Aryan.

Ich wusste nicht, warum sein Brief meine Traurigkeit stärker zum Vorschein brachte, als Lilyas. Seine Worte ließen mich nicht schmunzeln, sie gaben mir einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt, die in meinem Herzen brannte wie ein vor Hitze glühendes Eisen. Seine Schuldgefühle waren vollkommen unbegründet und ich hätte ihn am liebsten geschüttelt und dazu gebracht, nicht mehr so zu empfinden. Es war zu keiner Zeit seine Schuld gewesen. Milo hatte mich provoziert und das nicht nur an dem einen Tag und ja, ich hatte die Kontrolle verloren. Aber es war dennoch eine bewusste Entscheidung meinerseits gewesen, die durch kein anderes Gespräch hätte verändert werden können.

Wieder und wieder ließ ich meinen Blick über die Zeilen tanzen, bis auch der letzte Rest an Tageslicht vom Horizont verschluckt wurde. Danach legte ich ihn sorgfältig auf Lilyas Schriftstück und ersetzte das Papier in meinen Händen durch die markante Form des Saphirherzes. Das einzige Licht, das hin und wieder ein bläuliches Schimmern hervor rief, stammte nicht aus seiner Edelsteinkraft, sondern vom Mond, der den wolkenlosen Nachthimmel erhellte.

Was hatte Aryan vor? Er würde niemals durch einen Regelverstoß hier bei mir landen. Zudem wusste er nicht mal, wo ich mich befand.

Trotzdem ließ ich meinen Gedanken einen Augenblick lang unabhängig von meinen kritischen Überlegungen freien Lauf. Was würde Aryan sagen, wenn er wüsste, dass ich mich an einer Layphen-Akademie befand? Was würde er denken, wenn er erfuhr, dass ich Selbstverteidigung trainierte? Und vor allem – was würde es für ihn bedeuten, zu wissen, dass ein Mondtraum nicht nur ihn als Protagonisten eingebunden hatte, sondern auch einen Layphen, zudem meinen Kampftrainer, der sich nicht nur einmal in meine Gedanken geschlichen hatte?

Ein übelkeitserregendes Gefühl baute sich in mir auf, bis es durch meine Venen direkt zu meinem Herzen gelangte und es zum Stolpern brachte. Ich fühlte mich schuldig und so, als würde ich meinen zukünftigen Sýntrofo hintergehen. Aber welche Wahl hatte ich?

Ich konnte nicht davon ausgehen, dass Lilya und Aryan einen Weg fanden, mich zurück zu holen. Und ich konnte und wollte nicht wehrlos inmitten von blutsaugenden Wesen leben. Wohin mich das gebracht hatte, war mir nur zu deutlich noch vor meinem inneren Auge präsent. Dem Mondtraum maß ich nicht allzu viel Bedeutung zu, in der Vergangenheit hatte er mir sexuelle Begegnungen mit vielen Neyen vorgegaukelt, allerdings war ich es Aryan schuldig, die Gedanken an Cyrion auf ein Minimum zu reduzieren. Ich wollte in nichts hinein geraten, das mir am Ende eine Zukunft mit ihm verbauen konnte, auch wenn ein kleiner Teil meiner Gedanken mir zuflüsterte, dass ich keine Neyin werden wollte, die sich nur um ihr Kind kümmerte und ihren Sýntrofo umsorgte, auch wenn dieser Sýntrofo Aryan war. Das hatte mir die Begegnung mit Lou noch einmal allzu deutlich vor Augen geführt.

Mit einem schweren Seufzer ließ ich mich rücklings auf mein Bett fallen. Die psychische Müdigkeit des langen Tages war verflogen, nachdem ich die Briefe von Lilya und Aryan gelesen hatte. Dennoch schmerzten meine müden Knochen und schrien nach einer Pause, die ich ihnen vergönnen wollte. Gedanklich versetzte ich mich in eine kleine Trance, in der ich mir vorstellte, in einem weiten blauen Meer zu schweben. Um mich herum war nichts Anderes erkennbar als ewiges Azur, dessen Schimmern mich zusehends beruhigte.

Langsam dämmerte ich ein, während ich spürte, dass der helle Mond am Firmament an meinem Bewusstsein zupfte. Die Mauern der Akademie schwächten seinen Zugang jedoch ab, sodass ich lediglich in einem Zustand leichter Erregung in den Schlaf fiel, den ich jedoch noch kontrollieren konnte.

***

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein verhaltenes, aber dennoch forderndes Klopfen an meiner Zimmertüre geweckt. Noch halb schlaftrunken schlüpfte ich in ein Sweatshirt und öffnete mit einem halb unterdrückten Gähnen die Tür, nachdem ich sie aufgeschlossen hatte.

„Guten Morgen, Serena", begrüßte mich die samtweiche Stimme Navarras. Er hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und legte den Kopf leicht schief. „Ich hoffe, der Ausflug hat dich nicht überfordert." Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, warf er einen kleinen, beiläufigen Blick an mir vorbei in mein Zimmer. „Ich sehe, du hast das Paket bereits erhalten. Eure höchste Professorin meinte, dass darin alles enthalten sein sollte, was du benötigst, um dich selbst weiterzubilden."

„Wenn der gesamte Inhalt der dicken Wälzer am Ende in meinem Kopf sein soll, wird er mir sicher von den Schultern rollen", erwiderte ich und musste ein weiteres Gähne unterdrücken.

Ein kleines Schmunzeln huschte über die Lippen des layphischen Professors. „Hoffen wir, dass du eine Möglichkeit findest, deinen Kopf nicht zu verlieren." Amüsement funkelte in seinen Augen und wieder einmal war ich von der Lockerheit überrascht, die das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer an dieser Akademie kennzeichnete und wie leicht es mir fiel, mich daran anzupassen. „Wie dem auch sei, ab dem heutigen Tag wirst du nicht mehr an den Kursen der Layphen teilnehmen müssen und Abraxas und Dasyl sind von der Pflicht erlassen, dich den Tag über zu begleiten."

Ich musste einen kleinen Jubelausruf unterdrücken. Endlich war ich Dasyl los und musste mich nicht mehr tagtäglich mit seiner Ignoranz meiner Person gegenüber auseinander setzen.

„Du hast nun das Privileg der Freiheit, dir deine Lernzeit selbst einzuteilen. Keiner schaut dir mehr auf die Finger. Aber bedenke, dass mit dieser Freiheit auch Pflichten verbunden sind."

Meine Laune sank von himmelhochjauchzend gen Nullpunkt, als Navarra mich an das erinnerte, was mir bevorstand und ein resignierter Seufzer entglitt meinen Lippen. „Schon klar."

Als Navarra sich mit einem kleinen Nicken von mir abwandte, zog ich hinter seinem Rücken eine Grimasse. Mir war zwar seit ein paar Tagen klar, dass ich für mich selbst verantwortlich sein würde, und es war mir natürlich wichtig, einen guten Abschluss zu erreichen um Aryan überhaupt würdig zu sein. Aber gleichzeitig wusste ich, dass mir eine Aufgabe bevorstand, die vermutlich erste graue Haare zwischen meiner dunklen Mähne verursachen würde.

Nachdem ich meinem Körper und meiner Seele eine heiße Dusche mit meinem geliebten Wasserlilienshampoo vergönnt hatte – Lilya sei Dank – und mir im Essenssaal ein ausgiebiges Frühstück einverleibt hatte, musste ich nicht lang überlegen, welche Aufgabe ich zuerst in Angriff nehmen würde. Ich eilte zurück in mein Zimmer und schnappte mir meinen Schwimmanzug. Gerade wollte ich in Richtung Meer aufbrechen, als mein Blick auf das Saphirherz fiel, das mir in der Nacht wohl aus der Hand gerutscht war und nach wie vor auf dem Bett ruhte. Immer noch präsentierte es sein dunkles Blau, das durch kein magisches Schimmern erhellt wurde. Gleichzeitig schien es mir dennoch so, als würde mich Aryan durch den Edelstein hindurch betrachten und enttäuscht mit dem Kopf schütteln, während er auf den Schwimmanzug sah. Ich wusste, dass er von mir erwartete, dass ich zuerst den Kopf in den Büchern vergrub und später dem nachging, was Vergnügen am nahesten kam. Ich biss mir unschlüssig auf die Lippen und stöhnte schließlich frustriert auf.

Genervt warf ich meinen Schwimmanzug zurück auf mein Bett und schnappte mir ein x-beliebiges der schweren Bücher. Ich war es ihm schuldig, mich so zu verhalten, wie er es für richtig halten würde. Und dazu gehörte nun mal, mir selbst in den Allerwertesten zu treten und den Spaß auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Dennoch würde ich dies nicht inmitten der eigenen, kühlen vier Räume in Angriff nehmen, sondern an der frischen Luft, die mich abseits des Akademiegebäudes empfing.

Nachdem ich das große Tor passiert hatte, schlug ich den Weg Richtung Wald ein und schritt auf dem erdigen Weg entlang, bis ich in die Nähe der Klippen gelangte. Auf dem letzten, weichen Grasstück, welches den unnachgiebigen, steinigen Untergrund am Rand begrenzte, ließ ich mich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. Während ich eine willkürliche Seite des Buches aufschlug und etwas über die Geschichte unserer Vorfahren, die Nymphen, zu lesen begann, ließ ich dann und wann meinen Blick über die Klippe schweifen und fixierte den weiten, blauen Horizont. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder vom eigentlichen Lehrthema wegdrifteten und sich anderen Dingen zuwandten. Wie es Lilya ging, ob Aryan sie vor Dummheiten bewahrte, ob Ayala inzwischen wieder besser zurecht kam... Ich wünschte mir sehnlichst, sie alle wiederzusehen und in meine Arme schließen zu können.

Irgendwann bemerkte ich, dass meine Konzentration mit fortschreitender Zeit deutlich nachließ und ich infolgedessen immer häufiger aufs Meer hinaus sah. Daraufhin klappte ich das Buch mit einem Seufzer zu. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte in den blauen Himmel, der ab und an von großen weißen Cumulus-Wolken durchzogen wurde, die sich träge von den langsamen Luftströmungen davon wehen ließen. Meine Augen hatten sich wie von selbst geschlossen, während meine Haare von kleinen, spielerischen Böen zerzaust wurden, als an meine Ohren auf einmal das Geräusch von dumpfen Kampfschlägen und -tritten drang. Als ich mich aufrichtete und mich darum bemühte, mit meinen Augen das dichte Geäst des Waldes zu durchdringen, wurde mir bewusst, dass die Stelle, die ich mir am heutigen Morgen ausgesucht hatte, nicht allzu weit von dem Kampfplatz entfernt war, an dem ich an meinem ersten, bewussten Tag den Kampf zwischen Brax und Dasyl bestaunt hatte.

Kämpften sie auch jetzt wieder? Oder zwei andere Layphen? Es würde sicherlich nicht schaden, zwei Kontrahenten bei erneuten Kampfkombinationen zuzuschauen. Bekanntlich lernte man doch durch Beobachtung.

Geschwind erhob ich mich, schnappte mir mein schweres Lehrbuch und folgte auf leisen Sohlen meinem Gehör, bis es mich zum Geschehen führte. Hinter einem kleineren Busch, dessen löchriges Grün es mir ermöglichte, das, was auf der Lichtung geschah, ein wenig verschwommen zu beobachten, kniete ich mich hin und legte das Buch auf den Boden. Meine Finger schlangen sich um einige, kleinere Äste und ich genoss das zarte Kribbeln, das meinen Körper durchflutete, als ich direkten Kontakt zur Natur herstellte, während ich die Lücken noch ein wenig vergrößerte und so meine Sicht verbesserte.

Im Augenblick kämpften immer zwei Layphen der Gruppe gegeneinander. Wie auch in der letzten Woche, bildeten Cyrion und Brax Übungspartner. Ich sog ihren Anblick in mich auf, bemühte mich darum, mir Kniffe und Techniken zu merken, um sie später bestenfalls selber ein wenig umsetzen zu können. Nach etwa zehn Minuten wurde die Gruppe von dem unterrichtenden Professor unterbrochen und er forderte wie auch beim letzten Mal zwei Layphen auf, sich in die Mitte der Lichtung zu begeben. Unterdessen sollten die anderen Layphen am rechten Rand Aufstellung nehmen, womit sie sich meinem Blickfeld beinahe gänzlich entzogen.

Meine Aufmerksamkeit fokussierte sich ungeteilt auf die Kontrahenten in der Mitte.

Dieses Mal waren es Cyrion und Kol.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie darauf verzichtet hatten, weil in der anderen Woche ein weibliches Wesen in Form von mir als Beobachterin anwesend gewesen war, aber auf alle Fälle hatten sich Brax und Dasyl nicht die Shirts über den Kopf gezogen und sie lässig auf den Boden geschmissen, wie es nun Kol und auch Cyrion taten.

Obwohl ich mich darum bemühte, meinen Blick abzuwenden, war es mir nicht möglich. Er klebte wie festgewachsen an Cyrions sehnigem, von harten Muskelsträngen überzogenem Oberkörper. Einzelne kleine Lichtflecken brachen durch die Kronen der Bäume, tanzten auf seiner Haut und verzierten sie mit unzähligen, kleinen Mustern, die sich in einem stetigen Wandel befanden. Dass ich nicht dazu fähig war, woanders hin zu schauen, schob ich auf den Einfluss des Mondes, der meine Gedanken vernebelte.

Obwohl sich viele männliche Neyen darum bemühten, durch Kraftsport ihre Oberkörper zu stählen und auch Aryan einer von ihnen war, sah man doch den Unterschied zwischen täglichem Training, dessen Ziel es nicht war, möglichst vielen Neyinnen zu gefallen, sondern sich selbst fit zu halten. Es diente als Vorbereitung auf Kämpfe, die nicht gegen die Natur geführt wurden, sondern gegen physische Gegner. Die Narben, die Liones Gesicht so markant gestalteten und auch Cyrions Narbe an seiner rechten Schläfe zeugten von Kämpfen, von denen wir Neyen nichts verstanden. Wieder einmal weckte sich in mir ebenjene Neugierde, die stetig da gewesen war, seitdem Dasyl so kryptisch von Gefahren gesprochen hatte, von denen ich nichts verstand.

Blitzschnell zogen die Gedankenfetzen durch meinen Kopf, während ich die zwei kämpfenden Layphen beobachtete. Bald glänzten Schweißtropfen auf ihrer Haut und kündeten von ihrer Anstrengung. Obwohl die zwei Kontrahenten einander zu Beginn ebenbürtig gewirkt hatten, war es doch Cyrion, der nach einiger Zeit den Sieg errang und Kol mit einem letzten, gezielten Fußtritt zu Boden beförderte. Mit einem dumpfen Laut schlug der dunkelhaarige Layph auf der Erde auf und wand sich stöhnend, während Cyrion einem Löwen gleich über ihm thronte. Seine Brust bewegte sich schnell, aber stetig auf und ab, der Schweiß ließ seine Haut leicht glänzen und immer noch malte das verzerrte Sonnenlicht dunkle und helle Flecken auf seinen Körper und sein goldenes Haupt.

Aus der Entfernung konnte ich seine Augenfarbe nicht erkennen, aber ich wusste, dass sie in diesem Moment goldrot glühen mussten. Seine Haltung strahlte Erhabenheit aus, Kraft und Unbändigkeit und einen Wimpernschlag lang erinnerte er mich an den Cyrion aus meinem Traum. Der Gedanke reichte, um ein Kribbeln in meiner Brust frei zu setzen, dass sich wellenförmig in meinem Körper ausbreitete. Ein winziges Keuchen entfuhr mir, weil das Gefühl so überraschend kam, dass es meine Gedanken kurz außer Gefecht setzte und nichts anderes übrig ließ außer... Sehnsucht und Verlangen. In diesem Moment löste Cyrion seinen Blick von Kol und starrte in meine Richtung. Ich war mir nicht sicher, ob er mich entdeckt oder gar erkannt hatte, dafür waren wir einander nicht nah genug. Ich schloss meine Augen, schalt mich einen Dummkopf und wünschte mich unsichtbar.

Erst, als ich hörte, wie der Professor den Layphen eine neue Anordnung gab, öffnete ich meine Augen wieder und zog mich mit einem winzigen Rascheln aus der Nähe des Gebüsches zurück. Fluchtartig verließ ich den Ort des Geschehens, innerlich darauf hoffend, dass Cyrion mich nicht erkannt hatte.

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