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{ 46. Kapitel }

Guten Abend, ihr Lieben!

Da ich mich morgen auf den Weg zurück in meine Heimat machen werde und daher erst relativ spät zuhause bin, gibt es das Kapitel einen Tag früher - der normale Update-Tag wird zukünftig wieder der Freitag sein :) Ich  wünsche euch viel Spaß mit dem folgenen Kapitel!

Eure Lara ♥

____


Abgesehen von meiner kleinen...Auseinandersetzung mit Milo am See war ich noch nie in einen richtigen Kampf verwickelt worden. Natürlich hatte ich bereits Filme gesehen, die gezeigt hatten, was Brax und Dasyl uns gestern präsentiert hatten, aber ich war um keinen Preis der Welt darauf vorbreitet gewesen, wie anstrengend Nahkampf wirklich war.

Und ich war auch nicht drauf vorbereitet gewesen, dass Cyrion und Brax mir an diesem ersten, frühen Abend überhaupt nichts beibrachten, sondern es stattdessen vorzogen, mir große, schwere Steine in die Hände zu drücken und mir zu befehlen, diese zu stemmen.

„Ihr seid absolut wahnsinnig. Was soll mir das bitte bringen?" Mein Gesicht glühte und ich atmete schwer, als ich wieder einmal die Gewichte mit gestreckten Armen in Richtung des bläulich-grauen Himmels bugsierte, und sie danach wieder sinken ließ. Cyrion stand mit verschränkten Armen etwa drei Meter von mir entfernt und beobachtete meine Anstrengungen. Hin und wieder korrigierte er meine Armhaltung, um es scheinbar noch anstrengender für mich zu gestalten. Brax hatte es sich in der Zwischenzeit auf einem dichten Grasstreifen bequem gemacht und kaute auf einem langen Halm herum, während er mir hin und wieder belustigte Blicke zu warf. Dazu hatte er auch allen Grund, schließlich war ich hier diejenige, die sich mit flammend rotem Gesicht und Schweißtropfen an gefühlt jeder Stelle meines Körper zum Affen machte.

Keiner von beiden machte Anstalten, mir zu antworten.

„Hallo? Spreche ich nymphisch?"

Wieder einmal ließ ich die Arme sinken und atmete im Anschluss genervt aus.

„Ich bezweifle, dass ich mit ein paar Muskeln mehr in den Armen das nächste Mal einen Überfall verhindern kann." Mit einem dumpfen Geräusch landeten die Steine auf dem erdigen Boden und ich strich mir den Schweiß von der Stirn.

„Heb' sie wieder auf und mach weiter." Cyrion starrte mich unnachgiebig aus seinen goldroten Augen an, doch dieses Mal blickte ich im Gegensatz zum heutigen Morgen nicht weg.

„Was zum Teufel soll das bringen? Die ersten zwanzig Minuten habe ich euren Spaß ja mitgemacht, aber ich würde gerne wissen, wofür ich das hier tue. Mir erscheint es sinnvoller, direkt geschickte Taktiken und Strategien zu lernen, mit denen ich mich das nächste Mal verteidigen kann. Man sagt doch immer, dass Technik alles sei." Ich funkelte den Layphen vor mir stur an. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich recht hatte.

„Wenn du meinst, dass Technik alles sei, dann komm her und wirf' Brax um."

Ich schluckte einmal. Ihm war schon bewusst, dass ich keinerlei Kampferfahrung hatte, oder? Und dank ihres augenscheinlich nicht vorhandenen Verstandes kannte ich auch keine Techniken, die es mir ermöglichen würden, den Layphen zu Fall zu bringen. Mit einem Nicken deutete ich auf seinen sommersprossigen Freund, froh darüber, dass er es sich auf dem Gras gemütlich gemacht hatte. „Das ist wohl nicht mehr möglich."

Cyrion drehte sich zu Brax um, der nur abwehrend die Hände hob. „Sorry, Kumpel. Du hast mich eingeladen und mir gesagt, dass ich helfen soll. Aber du weißt, wenn ich einmal liege..." Brax' schaute Cyrion ernst an und nickte bekräftigend zu seinen eigenen Worten. Als sich Zweitgenannter wieder mir zuwandte, huschte ein schelmisches Grinsen über die Lippen des Layphen mit den flachsblonden Haaren.

Cyrion stöhnte genervt auf. „Gut. Dann versuch es halt bei mir."

Schluck. Während ich die kurze Distanz zwischen uns überbrückte und schließlich vor ihm stehen blieb, versuchte ich mich gedanklich an irgendetwas Hilfreiches zu erinnern, aber mein Kopf war wie leergefegt. In Stresssituation wie Prüfungen war es mir noch nie leicht gefallen, einen klaren Kopf zu behalten. Und auch wenn ich keine Angst mehr vor Brax hatte und Cyrion mich vor Sakras gerettet hatte...es war doch etwas ganz anderes, vor dem hünenhaften Layphen zu stehen und zu wissen, dass man niemals dazu in der Lage sein würde, ihn auch nur einen Millimeter weit gen Boden zu befördern. Außerdem würde ich ihn direkt berühren müssen. Etwas, dass ich bisher auch nur ganz kurz bei Brax getan hatte, wenn er mich geneckt hatte.

Während meiner Überlegungen hatte ich auf Cyrions Brust gestarrt und als ich nun meinen Blick nach oben gleiten ließ, empfingen mich seine goldroten Augen, die still und unnachgiebig auf mir verweilten. Er hatte seine rechte Augenbraue ein stückweit nach oben gezogen, so, als würde er mich stumm herausfordern.

Ich löste unseren Blickkontakt und fixierte seinen Oberkörper. Ich hatte nur vor wenigen Augenblicken gedanklich festgestellt, dass mir meine Kraft hier nicht weiterhelfen würde. Ich musste mich an irgendetwas erinnern, an irgendeine Stellung oder Technik, die ihn wenigstens ein bisschen aus dem Gleichgewicht bringen würde. Unglücklicherweise gab es hier auf der Lichtung keine Pfützen oder Ähnliches – wenn ich Wasser als Überraschungseffekt verwenden könnte, würden meine Chancen sicher besser stehen.

Ungeschickt schlängelte ich mein Bein zwischen den seinen durch und versuchte, ihn dabei so wenig zu berühren, wie es nur ging. Dann bemühte ich mich darum, gegen ein Bein so viel Druck wie möglich aufzubauen, um seinen Stand unsicherer zu gestalten, um dann...ja, um dann was? Wie fest ich auch an seinem Unterschenkel zerrte – er blieb einem eisernen Fels gleich an Ort und Stelle stehen und wackelte nicht einmal ein winziges bisschen.

„Komm schon, Serena, zeig's ihm! Du enttäuschst mich. Ich hab' echt mehr von dir erwartet."

Ich schickte dem feixenden Brax einen zornigen Blick aus funkelnden Augen. Dann stieß ich ein unwilliges Knurren aus und schubste Cyrion so stark gegen die Brust, wie ich nur konnte, während ich mit meinem Bein nach wie vor Druck gegen seines ausübte.

Und siehe da! Cyrions dunkle Pupillen weiteten sich und er schaukelte tatsächlich eine winzige Sekunde lang, bevor sich sein Stand wieder festigte. Dann spürte ich, wie er seine Finger um meine Handgelenke schlang, sie von seiner harten Brust entfernte und sie über seinen Kopf hielt. Beinahe zur gleichen Zeit fesselte er mein Bein, indem er die seinen stärker zusammendrückte und somit eine Art Druckschlinge bildete. Binnen kürzester Zeit hatte er mich komplett bewegungsunfähig gemacht, denn das Bein, das frei war, war das einzige, das mich überhaupt noch im Gleichgewicht hielt. Halb überrumpelt und halb zornig funkelte ich Cyrion an, dessen Lippen tatsächlich ein kleines Lächeln umspielte. Machte es ihm etwa Spaß, mich so zu sehen? War das Gefühl der Überlegenheit, das ihm unsere Haltung vermitteln musste, dazu nötig, ihm gute Laune zu bereiten?

Wir waren uns so nah, dass ich seinen Atem auf meiner empfindlichen Haut spüren konnte.

Was würde Aryan denken, wenn er mich so sehen würde? Mit einem Mal fiel mir auf, in welcher Position ich mich gerade befand. Auch, wenn von Cyrion und mir keinerlei sexuelle Spannung ausging, und er ein Layph und ich eine Neyin war und er mir außerdem nur zeigen wollte, wie ich mich selbst verteidigen konnte... Er war zu nah. Wir waren uns zu nah.

„Ich hab's kapiert. Lass mich los", zischte ich und war mit einem Ruck wieder frei. Blitzschnell wich ich einen guten Meter von ihm weg und auch Cyrion entfernte sich von mir. Als ich ihm ins Gesicht blickte, stellte ich fest, dass der Krieger, um dessen Lippen gerade noch ein kleines Lächeln gespielt hatte, zu seiner eisernen Maske zurückgekehrt war.

„Du besitzt keine Kraft. Und ohne diese wird dir auch die beste Technik nichts nützen. Nicht bei einem Layphen, der viel stärker ist als du." Sein Gesicht zeigte nicht den Hauch einer Emotion. Es war so, als hätte es diese kleine, körperliche Auseinandersetzung zwischen uns nie gegeben.

„Ist ja gut. Ich hab's verstanden." Verbissen hob ich die schweren Steine wieder auf und machte mich daran, sie wieder zu stemmen. Cyrions kleine Machtbezeugung hatte mich gedanklich für einen kurzen Moment zurück in die Nacht geschickt, als ich mich ebenfalls nicht gegen Sakras hatte wehren können. Der Nachgeschmack der bitteren Verzweiflung überdeckte beinahe den Schmerz in meinen Muskeln.

Aber auch nur beinahe.

***

Nachdem ich weitere Kraftübungen hatte erledigen dürfen, joggte ich nun mit Cyrion durch den Wald. Offenbar war er zu der Annahme gelangt, dass ich nicht nur zu wenig Kraft, sondern auch zu wenig Ausdauer besaß. Deshalb durfte ich nun jeden Tag seine übliche Strecke mit ihm ablaufen.

Wie ich mich freute.

Nicht.

Ich meine, ich war ihm immer noch dankbar für seine Hilfe, nur quälte ich mich nicht sonderlich gern und hatte mir unter seiner Einwilligung auch etwas anderes vorgestellt.

Ich hatte so viel geschwitzt, dass mein Shirt mir mittlerweile am ganzen Körper klebte. Aber die Option, es auszuziehen, ließ ich im selben Moment wieder fallen, in dem mir der Gedanke gekommen war. Darunter trug ich lediglich meinen BH und mir fiel mehr als ein Grund dafür ein, diesen, und das, was unter meinem Oberteil lag, nicht Cyrion und anderen Layphen zu präsentieren, die uns möglicherweise entgegen kommen könnten. Morgen würde ich mir definitiv etwas anderes anziehen müssen.

Als wir schließlich den Wald hinter uns ließen und den Strand betraten, begrüßte uns bereits die untergehende Sonne. Sie tunkte den Horizont in ein warmes Orange und die Wolken griffen die Farbe auf. Die Tage an diesem Ort waren nicht sonderlich lang – vermutlich ein Vorteil für Wesen, die das Schattenwandern beherrschten. Als wir den weichen Sand hinter uns ließen und uns auf den festeren zubewegten, der näher am Wasser entlang fühlte, keuchte ich so laut, dass sich vermutlich die Fische in der Nähe des Strandes erschraken und in tiefere Gefilde abtauchten.

Und ich konnte mir gut vorstellen, dass Cyrion bereits mit dem Gedanken kämpfte, mich entweder hinter sich zu lassen – ich war mir nur zu deutlich bewusst, dass er seine langen Schritte zügelte, um mit mir gleichauf zu bleiben – oder aber, sich die Ohren zuzuhalten.

Irgendwann zwischen Wald und Strand hatte sich bei mir ein Seitenstechen eingestellt, dass nicht wieder verschwinden wollte, egal, wie sehr ich mich darum bemühte, meine Atmung ruhig und kontrolliert zu halten. Als es irgendwann förmlich unaushaltbar wurde, wandte ich mein Wort an den Layphen neben mir, der nicht einmal richtig ins Schwitzen gekommen war.

„P-Pause?" Als er mir einen beiläufigen Blick zuwarf, setzte ich meinen Welpenblick auf. Dieser war zwar vermutlich in meinem hochroten, von wirren Haarsträhnen verzierten Gesicht nicht sonderlich überzeugend, aber ich war verzweifelt.

„Gemessen daran, wie lange du dir schon die Seite hältst, bin ich überrascht, dass du so lange durchgehalten hast." Cyrion verlangsamte seine Schritte, bis wir in einem normalen Tempo den Strand entlang gingen.

Ich sagte nichts zu seinen Worten, sondern versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Langsam aber sicher, spürte ich, wie die Stiche unterhalb meiner Rippengegend nachließen.

„Geht's wieder?"

Als ich nickte, beschleunigte er seine Schritte wieder. Nach wenigen Sekunden bemerkte er wohl, dass ich ihm nicht folgte und drehte sich zu mir um. Er öffnete gerade den Mund, als ihn ein Schwall eiskalten Meerwassers frontal ins Gesicht traf.

Ich nutzte die Gunst der Stunde und das Überraschungsmoment und schmiss mich mit all meiner Kraft gegen den starken Layphen. Er hatte meinem Angriff nichts entgegenzusetzen und fiel mit einem dumpfen Laut in den festen Sand. Der Schwung hatte zwar auch mich aus dem Gleichgewicht gebracht, aber ich hatte meinen Stand bewahren können. Frohlockend verschränkte ich die Arme vor der Brust und funkelte Cyrion siegessicher an, der noch damit beschäftigt war, sich die Seele aus dem Leib zu husten.

„Ich sag ja, es geht nur um die Technik." Frech zwinkerte ich ihm zu, euphorisiert darüber, ihn tatsächlich zu Fall gebracht zu haben und setzte meinen Rückweg in Richtung Akademie allein fort.

***

Die nächsten drei Tage vergingen wie im Flug. Obwohl ich mich morgens kaum aus meinem Bett erheben konnte weil meine Muskeln so weh taten, hörte ich interessiert den Ausführungen der layphischen Professoren in den Lehrstunden zu. Natürlich konnte ich nicht in Worte fassen, wie viel lieber ich bei Aryan und Lilya sein wollte und wie sehr es in meinem Herz schmerzte, wann immer ich an einen der beiden dachte, und doch war es aufschlussreich, die Layphen und ihre Fähigkeiten näher kennen lernen zu können. Nach und nach spürte ich, wie sich die alte Serena zurück an die Oberfläche kämpfte. Mittlerweile kannte ich auch ein paar mehr meiner neuen Kameraden auf Zeit, die offenbar neugierig waren und mich hin und wieder in ein Gespräch verwickelten. Hauptsächlich wurde ich über meine alte Akademie ausgefragt und über die verschiedenen Fähigkeiten und Neyenarten. Meine Angst vor den blutsaugenden Wesen verschwand langsam, aber sicher als ich merkte, dass auch sie einfach nur mehr über mich – über uns – erfahren wollten. Es war mir zwar nach wie vor nicht geheuer, wenn sie mir unauffällig auf den Hals starrten – und das taten sie – aber mit Brax und auch Cyrion an meiner Seite sowie im Schutze Navarras würde mir sicherlich nichts passieren, solange ich mich nicht außerhalb der Insel aufhielt – dort, wo sich auch Sakras befand.

Wann immer sich meine Gedanken unterbewusst ausversehen in seine Richtung bewegten und mich an das Geschehene erinnerten, blitzten seine grünlich schimmernden Augen vor mir auf. Während all meiner Gespräche mit den verschiedensten Layphen hatte ich nie eine andere Augenfarbe als das rötlich gesprenkelte Gold wahrgenommen, erst recht nicht das Weiß, welches uns an meinem letzten Tag in der Neyen-Akademie auf den Bildern präsentiert worden war, auf denen die Lamien Blut tranken. Ich fragte mich wirklich, ob eine bestimmte Empfindung den Wechsel zu dieser ungewöhnlichen Augenfarbe ausgelöst hatte oder ob etwas anderes dafür die Ursache war.

Am dritten Abend joggte ich mit Cyrion – mal wieder – am Strand entlang. Das Nahkampftraining hatte heute ein wenig länger gedauert, weil Brax und Cyrion endlich dazu übergegangen waren, mir eine einfache Selbstverteidigungs-Technik zu zeigen. Obwohl die Bewegungen der beiden natürlich langsam und extra deutlich ausgeführt worden waren, hatten mich die Präzision und die Kraft, die hinter ihren Griffen gesteckt hatte, beeindruckt. Das Feuer meiner Motivation brannte lichterloh – ich konnte es kaum erwarten, so etwas selber zu beherrschen.

Die Sonne war bereits im dunklen Blau versunken und der Wind hatte aufgefrischt, als Cyrion und ich anhielten, um ein paar Übungen zu machen und unsere Muskeln zu lockern. Während ich meine Arme und Schultergelenke dehnte, warf ich einen beiläufigen Blick zu dem kriegerhaften Layphen, der es mir gleich tat.

„Cyrion, wann färben sich eure Augen eigentlich grünlich?" Diese Frage ließ mich seit ein paar Tagen nicht mehr los – vielleicht hatte ich ja Glück und er wusste eine harmlose Antwort, die meine Wissbegierde stillte.

„Grünlich? Eigentlich nie." Mit dieser Antwort schwieg er und beendete die Konversation vorläufig, aber die grüblerischen Falten auf seiner Stirn vertieften sich und verrieten mir somit, dass er nachdachte und die Sache für ihn nicht abgeschlossen war. Eine Weile lang sagte ich nichts. Als wir dazu übergingen, unsere Beine zu dehnen, öffnete ich meinen Mund zögerlich.

„In der Nacht...da haben sich seine Augen grün gefärbt. Ich bin mir ganz sicher." Ich wusste, dass er begriff, auf was ich anspielte.

Cyrion warf mir einen skeptischen Blick zu. „Es war dunkel. Das hast du dir womöglich eingebildet."

„Nein. Die Blitze haben das Zimmer erhellt. Das weißt du doch. Du warst schließlich dabei." Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Türme der Akademie gleiten, die seitlich von uns empor ragten. Konnte es vielleicht doch sein, dass ich mich geirrt hatte? Wenn Cyrion sagte, dass es eigentlich nie geschah...

Auf einmal erhob sich der Mond hinter den Baumwipfeln der immergrünen Koniferen, die den Weg zur Akademie ebneten. Ich war nicht dazu fähig, meine Augen von ihm zu lösen. Zeitgleich durchzog ein bittersüßes Ziehen zunächst meine Brüste, bevor es hinab wanderte und die gleiche Empfindung in meinen Unterleib sendete. Unbewusst schloss ich meine Augen und sog die nach salzigem Meerwasser und harzigen Tannen erfüllte Luft in mich ein. Zitternd stieß ich sie wieder aus. Mein Körper erbebte leicht und ich drehte mich hauchfein in die Richtung, in der ich das gleichmäßige Rauschen des Meeres vernahm. Wie schön es wäre, mich nun in die Fluten zu stürzen und das kühle Nass meinen Körper liebkosen zu lassen...

„-rena? Serena!"

Mit flatternden Lidern öffnete ich meine Augen und wurde mit einem Ruck wieder in die Gegenwart katapultiert. In die Gegenwart, in der mich Cyrion von der Seite mit einem unergründlichen Blick betrachtete. Er hatte seine Dehnposition verlassen und war mir in der Zeit, in der ich meine Augen geschlossen hatte, ein wenig näher gekommen.

„Ist alles in Ordnung?" Mir wurde bewusst, dass er mich wohl schon öfter angesprochen hatte und ich war absolut nicht dazu in der Lage, einzuschätzen, wie lange ich in meiner vom Mond beeinflussten Welt geschwelt hatte, in der ich offensichtlich nichts mehr von meiner unmittelbaren Umgebung mitbekommen hatte.

Während ich mit aller Kraft versuchte, das weiße Aufblitzen zu ignorieren, welches sich verlockend in meinem rechten Blickfeld befand, nickte ich wild.

„Äh, ja. Ich habe mich...konzentriert. Du weißt schon, Yin und Yang." Was zum Teufel rede ich hier? In Cyrions Blick tauchte unverhohlene Verwirrung auf. Offenbar hatte er wirklich absolut keine Ahnung, was mit mir los gewesen war, kaufte mir die Sache mit der Konzentration aber auch nicht so ganz ab. Kein Wunder. Du würdest es dir ja nicht mal selber abkaufen.

„Egal. Vergiss es. Lass uns weiter joggen!" Mit einem unschuldigen Grinsen auf dem Gesicht lief ich los, und behielt dabei den Blick starr auf den Sand gerichtet. Die Bewegung verscheuchte das quälend süße Ziehen in meinem Körper, aber nicht die Gedanken, die sich nun unaufhörlich im Kreis drehten. Während die Verwirrung bezüglich der grünen Augen von Sakras' in den Hintergrund gerückt war, beschäftigte mich nun etwas ganz anderes. Das Verlangen, das der Mond in meinem Körper ausgelöst hatte, passte nicht mit dem aktuellen Stand des weißen Himmelskörpers zusammen. Ich hätte mich frühestens in einer Woche, unmittelbar vor Beginn des Vollmondes, so fühlen dürfen. Da es nicht an mir liegen konnte, musste es etwas mit diesem Ort oder dieser Akademie zu tun haben. War die der Neyen vielleicht mit einem Zauber belegt, der unsere Lust abschwächte? Oder lag es an der Gemeinschaft der Neyen? Eines war mir jedoch klar: Ich musste tierisch aufpassen. Ich würde zwar wohl kaum meine Unschuld an einen Layphen verlieren – falls dies der Plan der alten Grazie Aedaira gewesen war, ohne mich – aber ich machte mich durch meinen beinahe tranceartigen Zustand eindeutig angreifbar. Das bedeutete für mich also die nächsten eineinhalb Wochen lang, den Anblick des Mondes möglichst zu vermeiden, so schwer es mir auch fallen würde, dem Verlangen zu widerstehen.

Insbesondere am morgigen Tag würde mich dies wohl vor eine Herausforderung stellen. Brax hatte mir zwar noch nicht genau verraten, wen ich schlussendlich kennen lernen würde, der mich von meiner anfangs kritischen Meinung bezüglich der Partnerwahl der Layphen abbringen würde, aber bei einem Ausflug mit ein paar anderen, bei dem wohl die Zäune der Nutztiere der Layphen überprüft werden sollten, würden wir auch einen kleinen Abstecher in ein Dorf machen und ich vermutete, dass er mir eine Menschenfrau und dessen layphischen Partner vorstellen wollte. Zur Nacht hin würden wir nicht zur Akademie zurückkehren, sondern stattdessen draußen in Zelten übernachten. Brax hatte mir zuvor versichert, dass ich ein eigenes bekommen würde, also musste ich mir keine Gedanken darüber machen, dass sich ein eventueller Zeltpartner nachts mit meiner Kehle vergnügte und doch vergaß, dass das Bündnis existierte und er damit Navarras Zorn auf sich zog. Aber inmitten der Natur, direkt unter dem Mond, den nur eine dünne Zeltplane von mir abschirmen würde, war es vermutlich nicht ganz so einfach für mich, mich in Selbstbeherrschung zu üben. Vor allem, weil ich generell so viel davon habe.

Bevor mein Unterbewusstsein meinen Kopf mit Bildernsämtlicher meiner Vergnügungen mit anderen Neyen, inklusive Milo, fluten konnte, beschleunigte ich meine Schritte und ließ sie mir von derwindgepeitschten Gischt aus den Gedanken wehen.

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