Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

{ 28. Kapitel }


Als Aryan vor mir die Tür zur Holzhütte öffnete, war das Fest bereits in vollem Gang. Bässe wummerten uns laut entgegen, kleine Lichter tanzten über unsere Gesichter, und die Luft in dem Raum war bereits wärmer als unsere Außentemperatur.

„Nach dir." Einen verschmitzten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht tragend, verbeugte sich Aryan zuvorkommend und hielt mir die Türe auf. Obwohl ich kurz amüsiert die Augen verdrehte, trat ich mit einem Lachen ein. Ich liebte einfach seine humorvolle Ader.

Drinnen angekommen, bleib ich zunächst einmal stehen und wartete, bis sich Aryan zu mir gesellte. Ich hatte gehört, wie er noch ein paar Worte mit einem Neyen gewechselt hatte, der sich draußen vor der Tür aufgehalten hatte und vermutlich auf jemanden wartete. Meine Finger ergriffen das Saphirherz an meiner Kette, welches nach wie vor ein sanftes Leuchten abgab und ich spürte, wie mich ein leichtes Kribbeln durchfuhr, als ich unwillkürlich daran denken musste, wie nahe Aryan und ich uns gerade gewesen waren.

„Ich bin so froh, dass es dir gefällt", sprach eine dunkle Stimme an meinem Ohr, und an der Klangfarbe sowie an seinem unvergleichlichen Duft erkannte ich meinen Oreadenfreund.

Ein Lächeln zog meine Mundwinkel nach oben. „Ich liebe es."

Übermütig drehte Aryan mich einmal schwungvoll im Kreis, während seine Augen vor Glück strahlten. In diesem Moment begriff ich, dass ich ihm vermutlich mehr bedeutete, als mir selbst bewusst war.

Als ich meine beste Freundin schließlich aus dem Augenwinkel an einer verdächtig wirkenden Schüssel erspähte, bedeutete ich Aryan, mir zu folgen. Er nickte kurz als Zeichen, dass er verstanden hatte und gemeinsam schlängelten wir uns durch die tanzenden Neyen. Ich musste zugeben, die Neyinnen hatten sich mal wieder selbst übertroffen, ein Kleid war schöner als das andere, und beinahe jedes war unheimlich kurz. Wirklich sehr, sehr kurz.

Von all dem glänzenden und seidigen Stoff um mich herum abgelenkt, stieß ich auf einmal gegen eine blonde Neyin, deren Kleid nicht einmal mehr ganz ihren Hintern bedeckte. Irritiert blinzelte ich, während sie herumfuhr und mich aus blauen Augen aufgebracht anfunkelte.

„Serena", stieß Myria hervor. „Pass doch auf, wo du lang gehst." Ihre Bewegungen wirkten bereits leicht unsicher, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie bereits ein Glas zu viel Intus hatte.

„Pass du lieber auf, dass dir der Arsch nicht aus deinem Kleid rutscht", gab ich nur trocken zurück und bewegte mich dann weiter auf die vertrauten blonden Löckchen meiner Freundin zu. Hinter mir hörte ich ein leises Lachen, offenbar hatte Aryan meine Worte ebenfalls vernommen.

Schließlich erreichten wir Lilya, die sich auf unserem Weg irgendwann umgedreht hatte, uns erspäht hatte und uns nun mit einem Lächeln begrüßte. „Na, alles wieder geklärt?", erkundigte sie sich mit einem kleinen Zwinkern, dann fiel ihr Blick auf den Anhänger, der ein Stücken unterhalb meines Dekolletés auf meinem Kleid ruhte.

„Wow", formte sie mit den Lippen und großen Augen und ich lächelte verlegen, während sich ein Arm um meine Schultern legte.

„Soll ich dir auch eines schenken? So, als Wiedergutmachung für den großen Schreck eben?", fragte Aryan sie amüsiert.

Du hast das gemacht?" Erstaunt wandte Lilya den Blick von mir und dem Saphirherz ab und blickte Aryan an.

„Mhmmm. Warum denken bloß alle, dass wir Oreaden zu so etwas nicht in der Lage sind?" Er lachte leise auf und Lilya senkte ertappt den Blick. „Naja, umso besser, ansonsten wäre das Geschenk sicherlich nicht so eine große Überraschung gewesen."

Eine Weile lang unterhielten wir uns noch ein wenig, aber irgendwann wurde die Musik so laut, dass es unheimlich anstrengend wurde und man sich ins Ohr schreien musste, um die Worte des jeweils anderen noch zu verstehen.

Lilya deutete fragend auf die Punschschüssel hinter ihr und ich nickte bestätigend. Sie schnappte sich einen recycelbaren Becher und goss etwas von dem goldenen Zeug hinein, bevor sie ihn mir reichte.

Ich nippte daran und verzog genießerisch das Gesicht. Er schmeckte wirklich fantastisch. Nach Honig, einem Hauch von Pfirsich und etwas, das ich nicht ganz bestimmen konnte, irgendeine Art von Alkohol vermutlich. Augenblicklich konnte ich verstehen, wieso Myria bereits angetrunken gewesen war und kippte auch den Rest meine Kehle hinunter.

Sofort nahm ich mir die Schöpfkelle und füllte meinen Becher wieder auf. Ich setzte ihn gerade an meine Lippen, um dasselbe noch einmal zu tun, doch ein warnender Blick von Aryan und eine kleine Handbewegung von ihm bedeuteten mir, langsamer zu machen.

Irgendwie enttäuscht senkte ich den Pappbecher, lächelte ihm jedoch leicht zu, darum bemüht, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Ich meine, ich wusste dass Aryan nicht viel davon hielt, mal etwas über seinen Durst zu trinken, aber es gab so unglaublich selten solche Gelegenheiten und die hatte ich zuvor immer genutzt. Ich meine, mir war nur selten schlecht geworden, aber ich hatte es genossen, wenn der Alkohol seine Wirkung entfaltete, meine Zunge lockerte und mir erlaubt hatte, in der Nacht zu versinken. Aber nun war ich Aryans Sýntrofa, und auch wenn ich mich nicht unbedingt seinen Wünschen beugen musste, wollte ich nichts tun, dass ihn verärgerte.

Aryan schenkte mir ein wohlwollendes Lächeln und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Wange, dann bedeutete er mir, dass er sich zu einem Freund gesellen würde, bevor er davonging. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Lilya, die unserer stummen Konversation mit an die Lippen gesetztem Becher gefolgt war, ihn dann aber absetzte und sich zu mir beugte.

„Früher hättest du dir nicht von einer kleinen Geste verbieten lassen, etwas zu trinken", sagte sie laut an meinem Ohr und ich zuckte nur mit den Schultern und sah sie entschuldigend an. Irgendwie wunderte es mich, dass sie mich darauf ansprach, denn auch sie hatte es nie gutgeheißen, wenn ich zu viel trank. Eine Gemeinsamkeit zwischen meinen beiden besten Freunden, eine von vielen. Wieder näherte sie sich meinem Ohr und ich drehte meinen Kopf leicht nach links.

„Aber ich find's gut!" Sie zeigte mir ihren hochgereckten Daumen und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Irgendwie war es klar gewesen, dass sie so etwas noch zu ihren vorherigen Worten hinzufügte.

Bevor wir hier noch versauerten, griff ich schnell nach ihrer Hand und zog sie impulsiv mit auf die Tanzfläche. Im Vorbeigehen stellte Lilya ihren Becher auf den Tisch, aber durch meine Bewegung schwappte etwas von der goldenen Flüssigkeit über. Doch das war mir sowas von egal, denn wenn ich schon nicht trinken durfte, dann wollte ich wenigstens das tun, was mir fast genauso viel Spaß bereitete: Tanzen.

Während ich mich sofort in den Beat der Musik fallen ließ, bewegte sich meine beste Freundin zunächst noch zögernd über die Tanzfläche. Aber das kannte ich bereits und wusste daher, dass sich dies bald ändern würde.

Und das tat es. Zusammen hüpften wir wie wild rum, sangen aus voller Kehle mit und ließen unsere Hüften gleichzeitig im Takt kreisen. In diesen Momenten war es mir immer total egal, ob wir bescheuert aussahen, denn das Einzige, was zählte war, dass wir Spaß hatten. Und den strahlten unsere glücklichen, unbeschwerten Gesichter definitiv aus.

Ich tanzte mir alles von der Seele. Die Sorge über den Beinahe-Rauswurf, meine unsicheren Gefühle, was Aryan betraf, und den Schreck über das vermaledeite Papierstück, dessen Urheber mir nach wie vor unbekannt war. Währenddessen hatte ich die Augen geschlossen, meine Gesichtszüge waren völlig gelöst und unbeschwert und ich hoffte beinahe, dass derjenige, der den Brief geschrieben hatte, mich in diesem Augenblick sah und wusste, dass ich mir von dem Schriftstück nicht die Laune hatte verderben lassen.

Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Hüfte und einen Körper, der sich an den meinen presste. Ich warf meinen Kopf nach hinten, um ihn an Aryans Hals zu schmiegen und atmete seinen unnachahmlichen Duft tief ein. Plötzlich stockte ich.

Das, was ich roch, war viel zu intensiv und duftete leicht nach Zitrus. Es konnte nicht Aryan sein!

„Hey, Serena. Ganz ruhig. Lass uns ein bisschen Spaß haben, hm? Nur du und ich", flüsterte eine bekannte Stimme in mein Ohr. Erschrocken wandte ich mich um und entfernte die Hände mit einem Ruck von meinem Körper.

Hellgrüne Augen mit kleinen, goldenen Punkten darin blitzten mich an und ich starrte in das markante Gesicht von Blaze, dessen Ausdruck die wechselnden Lichter des Raumes in jeder Sekunde neu formten. Sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln, das seine weißen Zähne mit der kleinen, oberen Zahnlücke betonte. Hastig stützte ich meine Hände auf seine Brust und drängte ihn so ein Stück zurück.

„Nein, Blaze", entgegnete ich energisch. Als er mich nur fragend ansah, führte ich meinen Mund unwillig näher zu seinem Ohr und wiederholte meine Worte.

Er musterte mich irritiert und beugte sich wieder näher zu mir. „Warum? Ich weiß, dass es dir beim letzten Mal gefallen hat!" Sein Blick fiel hungrig auf meine Lippen und ich schluckte kurz, während ich nun auch einen Blick auf die seinen warf, die wirklich weich aussahen. Und ich musste es wissen, denn ich hatte sie bereits mehr als ein Mal mit den meinen berührt.

Bevor mein Körper irgendwelche Dinge tun konnte, meldete sich mein klares Gewissen, das zum Glück nicht vom Alkohol benebelt war und ich stieß ihn mit einem Ruck davon. „Ich habe Nein gesagt!", zischte ich. „Akzeptiere es einfach!" Ich wusste, dass Blaze kein schlechter Kerl war. Er hielt sich zwar für ähnlich unwiderstehlich wie Milo, doch im Gegensatz zu dem Nereiden akzeptierte er ein „Nein", denn er wandte sich mit erhobenen Händen und einem letzten, skeptischen Gesichtsausdruck um und verschwand in der tanzenden Menge.

Ich atmete tief durch, darum bemüht, mich wieder zu beruhigen. Eigentlich hätte mir diese Ablehnung nicht so schwer fallen dürfen und ich war Aryan unendlich dankbar, dass er mich davon abgehalten hatte, mehr zu trinken, denn dann hätten diese verführerischen Lippen vermutlich den letzten Rest meines Gewissen aus meinem Kopf getilgt und ich wäre auf seine Berührungen eingegangen. Nicht auszudenken, was Aryan dann getan hätte...

Plötzlich spürte ich, wie mich wieder zwei Hände an meiner Hüfte fassten und ich zuckte zusammen. „Blaze, ich habe dir doch ge–"

„Sehe ich etwa so aus wie Blaze?", murmelte eine andere, dunkle und wundervolle Stimme dicht an meinem Ohr und ich entspannte mich augenblicklich.

„Aryan", seufzte ich erleichtert, dann wandte ich um und beugte mich näher zu seinem Ohr. „Wie lange steht du hier schon?"

„Lange genug, um zu sehen, was dieser Dryaden-Kerl bei dir versucht hat", erwiderte er laut und ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten.

„Achja? Und es hat dich gar nicht gestört?", fragte ich ihn provokant, denn ich wusste ganz genau, dass es ihm nicht gepasst hatte.

Ich hörte ihn leise zischen, sein Griff an meiner Hüfte wurde fester. „Das weißt du genau, Serena! Aber ich wollte wissen, wie ernst es dir mittlerweile mit uns beiden ist."

„Du hast mich auf die Probe gestellt?", entgegnete ich fassungslos und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ernsthaft?!"

Er entspannte sich wieder sichtlich und lockerte seinen Griff. Was war das nur mit uns, dass er sich immer beruhigte, wenn ich mich wegen ihm aufregte?!

„Sei nicht sauer. Ich hab ja nun gesehen, was ich sehen wollte." Mit einem kleinen Ruck drehte er mich wieder so, dass sich mein Rücken an seinen Oberkörper schmiegte. Mit seinen Händen zwang er meine Hüften dazu, sich zu bewegen, doch ich war irgendwie immer noch angespannt und leicht verärgert. Ich meine, ich war doch kein Versuchsobjekt! Und ich hasste es, dass er mir nach meinen Erklärungen in der Höhle dennoch nicht vertraute.

Als er spürte, dass meine Bewegungen eher abgehackt waren und er mich regelrecht dazu zwingen musste, mit ihm zu tanzen, legte er seine Lippen an meinen Hals und zauberte damit eine Gänsehaut auf meine Haut. Ich hörte ihn etwas brummen, das verdächtig nach „Komm schon, Sea" klang und mit einem leisen Seufzer gab ich meine angespannte Haltung auf und schmiegte mich an ihn. Irgendwie hasste ich es, dass er bereits jetzt wusste, dass meine Nackenpartie die empfindlichste Stelle meines Körpers war, aber ich warf beugte dennoch meinen Kopf nach hinten, um ihm einen besseren Zugang zu ermöglichen.

Verflucht seien meine verdammten Vorlieben.

Nach nur wenigen Momenten konnte ich mir jedoch ein genießerisches Stöhnen kaum mehr verkneifen und entfernte mich deshalb ein wenig von ihm, wenn auch nur widerwillig. Ich fühlte mich im Augenblick irgendwie nicht so wohl dabei, unsere frische Beziehung und meine tiefsten Emotionen auf der Tanzfläche zu präsentieren, ich war schon immer eine gewesen, die heiße Küsse lieber versteckt genoss.

Als Aryan mich fragend ansah, beugte ich mich wieder mal zu ihm vor. „Ich ähm, muss mal für kleine Nereiden." Ein Grinsen zog über sein Gesicht und er nickte mir zu. Als er dazu ansetzen wollte, mich zu begleiten, bedeutete ihn ihm, hier zu bleiben und er respektierte meinen Wunsch – Aryan war halt ein waschechter Gentleman. Daraufhin schlängelte ich mich wieder einmal durch die Tanzenden und steuerte die Tür an, die nach draußen führte, denn in dieser kleinen Hütte gab es keine Toilette. Im Übrigen musste ich ja eigentlich nicht wirklich, sondern wollte nur mal kurz frische Luft schnappen.

Draußen angekommen ging ich ein paar Schritte, um aus dem kleinen Lichtkreis der Hütte zu gelangen und lehnte mich im Schatten der Nacht an einen nahe gelegenen Baum. Die kühle Rinde beruhigte meine glühende Haut und ich atmete tief durch, während ich meine Augen schloss. Nach wie vor gab das blaue Saphirherz ein ganz leichtes, hauchzartes Strahlen ab, welches mir die Angst vor der Dunkelheit nahm.

Plötzlich hörte ich ein leises Kichern, gefolgt von einem rauen, männlichen Lachen. Ich spitzte die Ohren, denn ich wusste sofort, um wen es sich handelte - ich hatte dieselben Geräusche erst am gestrigen Morgen vernommen.

Ich schlang meine Hand um das Saphirherz und um mich herum breitete sich die Dunkelheit mit einem Schlag aus, nun, da ich ihr auch die letzte Lichtquelle geraubt hatte. Ich drängte mich instinktiv tiefer in den Schatten des Baumes, obwohl es so oder so stockfinster war und mich die beiden unmöglich sehen konnten.

Ayala und Milo liefen einige Meter weit in den Wald hinein und ohne groß zu zögern, folgte ich ihnen. Ich hatte das untrügerische Gefühl, dass diese Nacht für Ayala nicht gut enden würde, wenn ich sie nun allein lassen würde und deshalb fiel mir auch die Entscheidung nicht schwer, hier zu bleiben oder hinter den beiden her zu gehen.

Egal, was sie auch sagte oder dachte, für mich war sie immer noch eine meiner engsten Freundinnen und ich konnte sie nicht einfach so in ihr Unglück rennen lassen, auch wenn sie uns versichert hatte, dass sie alleine zurechtkam.

Leise schlich ich ihnen im Schatten der Bäume hinterher, die Faust nach wie vor fest um den Anhänger geschlungen. Zum ersten Mal an diesem Abend verfluchte ich meinen weiten Ausschnitt, der zu tief war, um den Anhänger einfach darin verschwinden zu lassen.

Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, in welche Richtung es die beiden zog. Sie liefen auf direktem Wege zum See, genauer gesagt zum Trainingsbereich der Mädchen. Ich verbat mir jeden Gedanken an das, was die beiden wohl vorhatten, aber ich war auch viel zu beschäftigt damit, mich mit unsinnigem Nachdenken an andere Dinge abzulenken, nur, um das Kichern und heisere Lachen vor mir zu verdrängen. Ich hasste Milo so sehr für das, was er tat. Wie konnte er meine arme, unschuldige Freundin nur so unverblümt ausnutzen?

Schließlich drang das seichte Schwappen der Wellen, die stetig auf das Ufer trafen, an mein Ohr. Der abnehmende Mond schien auf die Oberfläche des Sees, jedoch versperrten mir einige Zweige die Sicht, da ich mich nach wie vor zwischen einigen Bäumen bedeckt hielt und abwartete.

In einiger Entfernung von mir hielten die beiden schließlich an. Ich sah, wie Milo Ayala zu sich zog und sie küsste. Rasch wandte ich den Kopf ab. Dieser Anblick war zu viel für mein armes Herz. Aber wenn ich nicht hinsah, konnte ich nicht auf meine Nereidenfreundin aufpassen, also richtete ich widerwillig meinen Blick wieder auf das Geschehen vor mir.

Obwohl sie nach wie vor dicht beieinander standen, hatten sich die Köpfe der beiden ein wenig voneinander entfernt. Milo schien an ihrem Kleid herumzufummeln, doch Ayala wehrte ihn ab. Ich knirschte mit meinen Zähnen. Wenn er sie zu etwas zwang, dass sie nicht wollte, dann...

Ich führte meinen Gedankengang nicht zu Ende.

Wieder ergriff Milo den Saum ihres Kleides und schob ihn ein stückweit hoch, sodass nun auch die Haut ihrer Oberschenkel vom fahlen Mondschein erleuchtet wurde. Rasch griff Ayala wieder ein und schob Milos Hände beiseite, schüttelte hastig den Kopf.

Die beiden schienen eine Weile zu diskutieren, bevor Milo schließlich aufgab und sich scheinbar resigniert abwandte. Ayala raffte den Saum ihres Kleides und eilte davon. Ich hoffte, dass sie zur Besinnung gekommen war, doch ihre Zähne blitzten hell auf, als sie ihm zulächelte und in unserer Umkleidekabine verschwand.

Ich wusste nicht, was sie vorhatte, aber es konnte nichts Gutes bedeuten. Vermutlich würde sie sich umziehen und dann mit ihm schwimmen gehen. Ich erinnerte mich daran, wie viel Anziehungskraft allein zwischen mir und Milo geherrscht hatte, als er mir im See so nahe gewesen war und ich war weit davon entfernt gewesen, verliebte Gefühle für ihn zu hegen.

Ich schloss die Augen. So, wie es eben gewirkt hatte, wollte Milo sie heute definitiv verführen und ich wusste, er würde es nicht lassen, nur weil sie einen Bikini trug. Es war seine Rache an mich, ihr die Unschuld zu rauben, weil er ganz genau wusste, wie sehr mir meine Freunde am Herzen lagen. Ich ballte meine rechte Faust so fest zusammen, dass die untere Kante des Herzanhängers sich in meine Handinnenfläche bohrte.

Wenn ich nichts unternahm, dann würde ich es mir niemals verzeihen. Zu Ayala zu gehen und mit ihr zu reden, würde nichts bringen, nach dem heutigen Vorfall würde sie vermutlich erst Recht nicht mal mehr ein einziges Wort mit mir wechseln. Also musste ich zu Milo und darauf hoffen, dass es in diesem verdammten Kerl irgendwo so etwas Ähnliches wie ein Gewissen gab.

So schnell es mir mein enges Kleid zuließ, schlich ich deshalb über das karge Gras, das mich zum Ufer führte, an dem Milo auf Ayala wartete. Seine Arme waren verschränkt und er blickte auf den See hinaus, Wasser umspielte bereits seine Waden, denn seine Hose hatte er hochgekrempelt.

Langsam kam ich hinter ihm zum Stehen. Bevor ich meinen Mund öffnen und ihn ansprechen konnte, unterbrach mich seine tiefe Stimme.

„Serena. Welch unverhofftes Glück, dich hier zu treffen." Er drehte sich zu mir um und musterte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. Das Mondlicht beschien seine Gestalt und tunkte seine Augen in ein noch dunkleres Blau.

„Hör zu, Milo", begann ich, bemüht darum, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Warum ist er nicht erstaunt darüber, dass ich hier bin? „Bitte lass es heute einfach. Geh mit Ayala zurück zum Fest, tanz von mir aus mit ihr, aber tue nichts, was du später bereuen könntest." Ernst sah ich ihn an, rang mit meinen Händen, appellierte an seine Vernunft.

Mit nach wie vor verschränkten Armen erwiderte er meinen bestimmten Blick. „Warum sollte ich das, was gleich passiert, bereuen? Ayala will es, ich sehe es in ihrem Blick. Sie will mich." Seine Augen blitzten auf. Gott, er dachte tatsächlich ausschließlich an sich selbst. Ich wusste, dass Milo mit sich selbst ausgehen würde, wäre er dazu in der Lage. Aber ich hätte niemals gedacht, dass er wirklich so engstirnig und ichbezogen war, aber nun erkannte ich die Wahrheit – leider zu spät.

Trotzdem versuchte ich es weiter. „Ayala...will es, weil sie denkt, dass du Gefühle für sie hast. Sie denkt, dass du sie liebst. Doch das ist eine Lüge und ich weiß es, Milo. Bitte. Sie wird daran zerbrechen." Meine Stimme nahm einen flehenden Unterton an und es war mir zutiefst zuwider, Milo gegenüber so zu klingen, wo er doch eigentlich einen gezielten Tritt in seine Weichteile verdient hätte.

Aber Ayala war wichtiger.

„Ach, Serena. Es ist so rührend, wie du versuchst, sie zu beschützen. Sie hat mir von deinen Versuchen erzählt, sie davon zu überzeugen, dass ich lügen würde. Und weißt du was? Sie hat dir tatsächlich fast geglaubt, vor allem, nachdem du deine süße Dryadenfreundin ebenfalls überzeugt hattest." Hoffnung flackerte in mir auf, doch erlosch mit seinen nächsten Worten wie ein kleines Streichholz, das eine Sturmböe ausblies. „Allerdings glaubt sie meinen Küssen mehr. Und du willst dir gar nicht vorstellen, wo ich sie schon überall geküsst habe."

Bilder stiegen in meinem Kopf empor, die ich schnell zu verdrängen versuchte, weil sich mir dabei der Magen umdrehte. Ich wusste nun, dass Milo nicht den Hauch eines Gewissens besaß oder etwas, dass man als solches bezeichnen konnte und dass ihn flehende Worte nicht überzeugen würden.

Ich wusste nicht, was ich sonst noch versuchen sollte, aber ich konnte mich nicht daran hindern, dass die Wut und der Verdruss in mir empor loderten. „Milo, du bist so widerlich", fauchte ich, aufgebracht aufgrund der Vorstellungen in meinem Kopf und seines hämischen Gesichtsausdruckes, in dem Triumph aufblitzte. „Du wirst damit nicht durchkommen. Ich werde hier einfach warten, bis Ayala kommt und dann..." Ich stockte, zögerte.

„Und dann was?", höhnte er mit abfällig klingender Stimme. „Meinst du, nur weil du uns hier vom gemeinsamen Schwimmen abhältst und Ayala damit im Übrigen nur weiter gegen dich aufbringst, dass du sie vor mir beschützen kannst? Ich sage dir eins, ich werde sie noch heute haben."

Auch wenn Milo diese letzten drei Worte nicht besonders stark betont hätte, hätte ich gewusst, was er mit ihnen meinte.

„Ja genau, Serena, ich werde sie nehmen. Ihr die Unschuld rauben. Such dir was davon aus."

Ich spürte, wie ich anfing, zu zittern. Nicht etwa, weil ich Angst hatte. Sondern vor unterdrückter Wut.

„Du kannst nichts dagegen tun. Du kannst höchstens daneben stehen und zusehen, so, wie du es eben schon getan hast", sprach er weiter. Ich hob abrupt meinen Kopf. Er hatte eben gesehen, dass ich die beiden beobachtet hatte?

Offenbar deutete Milo meinen irritierten Blick richtig. „Natürlich wusste ich, dass du uns folgst. Was meinst du, warum ich so lange gewartet habe, bis ich gesehen habe, dass du nach draußen gehst? Du bist so vorhersehbar." Deshalb war er eben nicht überrascht, als ich hinter ihm stand. Es war alles geplant.

Ich biss mir auf die Zunge, um ruhig zu bleiben, obwohl es eigentlich schon längst zu spät dafür war und der Zorn sich meines Herzens bemächtigt hatte und nun mit jedem Herzschlag durch meine Adern pulsierte.

„Ich wusste es einfach, Serena. Und jetzt wirst du leiden, weil du es nicht erträgst, sie so zu sehen. Übrigens brauchst du gar nicht das Unschuldslamm zu spielen. Du bist doch selbst nicht besser, nicht wahr, Nereidenschlampe?" Triumph und Verachtung gleichermaßen blitzen in seinen Augen auf und innerhalb eines Wimpernschlages wurde mir bewusst, dass der Zettel von ihm geschrieben worden war. Mir war letztendlich egal, ob er mich selbst gesehen hatte, oder ob einer seiner Freunde ihm davon berichtet hatte, was zählte war, dass das Papierstück aus seiner Hand stammte.

Und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Plötzlich wurde ich ganz still. Ich war das Auge des Orkans. Milo war der Sturm gewesen, der mich ankündigte, doch ich würde seine zerstörerische Kraft überbieten.

Und dann verpasste mir der arrogante Nereide den Todeshieb, unwissend, was er damit anrichtete.

„Und weißt du, wer an dem Ganzen die Schuld trägt? Du. Du bist dafür verantwortlich, dass ich Ayala ausnutze. Die liebe, kleine Ayala. Du bist Schuld daran, wenn sie zerbricht."

Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich auf Milo.

___

Ich wollte mich am Ende des Kapitel noch einmal kurz für eure Unterstützung bedanken ♥

Ihr versüßt mir immer jeden Tag wenn ich ein neues Sternchen sehe oder gar einen Kommentar lesen darf :) Ohne euch wäre Nymphenkuss nicht knapp davor, die 4000 Reads zu knacken - etwas, womit ich nie - niemals gerechnet hätte!

Vielen lieben Dank und fühlt euch allesamt gedrückt! :)

♥♥

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro