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{ 22. Kapitel }

„Hoppla, Sea, ganz ruhig", ertönte es vor mir, während zwei Arme mich eng umschlungen und mir somit Stabilität lieferten, sodass es mir noch so eben gelang, mich auf den Beinen zu halten und nicht den Boden zu küssen. Langsam hob ich mit flatternden Augenlidern meinen Blick und entdeckte zwei vertraute, quecksilberfarbende Augen direkt vor mir.

Erleichtert löste sich die Spannung aus meinem Körper, ich hatte für ungefähr eine halbe Sekunde damit gerechnet, dass mich Milo aufgefangen hatte, aber zum Glück war dies ja nicht der Fall. Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während ich meinen Kopf in den Nacken legte um zu Aryan aufzuschauen. „Was soll das denn hier werden? Etwa ein Überfall?", fragte ich ihn mit einer scherzhaften Stimme und tippte ihm einmal frech mit dem Zeigefinger auf die Nase.

Verwundert blinzelte der Oreade mich einmal an. „Aber du bist doch gerade..." Mein leises Lachen unterbrach seine Frage und jetzt bemerkte er offenbar auch, dass ich ihn lediglich geneckt hatte. „Serena!" sagte er ein wenig vorwurfsvoll, konnte sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen, während er seine Hände zu meiner Taille gleiten ließ und mit seinen Fingerspitzen begann, vorwitzig darüber zu gleiten.

„Aryan! Lass das!" kicherte ich protestierend und versuchte, mich aus seinem Griff zu lösen, um seinen kitzelnden Berührungen zu entgehen – natürlich nur vergeblich. Mit halbem Ohr hörte ich, wie sich hinter mir die Tür öffnete und Lilyas glockenhelle Stimme erklang.

„Sag mal, wolltet ihr beiden nicht eigentlich etwas für euer Referat vorbereiten?" Obwohl ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte, weil ich mit dem Rücken zur Türe stand, hörte ich das Lächeln in ihrer Stimme. Für ungefähr drei Sekunden quälte mich der Nereide vor mir weiter, bevor er beinahe schon gehorsam aufhörte, mich zu ärgern.

„Eigentlich schon, aber was kann ich dafür, wenn unsere liebe Serena die getroffene Abmachung ganz offensichtlich einfach vergisst und die Zeit in ihrem Zimmer verbringt?"

Obwohl ich wusste, dass Aryan seine Worte keinesfalls wirklich ernst meinte, biss ich mir einmal schuldbewusst auf die Unterlippe und suchte nach einer Ausrede. „Ich hab dich...ähm...nicht vergessen, sondern...ich... hätte mich nur verspätet. Schließlich war ich gerade auf dem Weg zu dir", behauptete ich.

„Und wer hat dich überhaupt erst daran erinnert, Sea?" Ich drehte mich zu Lilya um, die mir frech zuzwinkerte.

Als Erwiderung streckte ich ihr – mal wieder – die Zunge raus, dann griff ich nach Aryans Hand und zog ihn schnell hinter mir her, bevor meine beste Freundin noch auf die Idee kommen konnte, die Sache mit Milo anzusprechen. Ich hatte nämlich ehrlich gesagt keine Lust, wieder nur ein vorwurfsvolles und zugleich besorgtes Kopfschütteln von Aryan zu ernten, schließlich wusste er, dass mein Aufenthalt an der Akademie auf der Kippe stand und dass ich trotz seiner Entscheidung, mich als seine Gefährtin zu erwählen, nach wie vor verwiesen werden konnte – insbesondere, wenn er erfuhr, dass ich nun mehr oder weniger einen persönlichen Feind hatte, der auf den Namen Milo hörte.

Während meiner Gedankensprünge hatten sich meine Schritte nicht gerade verlangsamt, und es war alleine Aryans langen Beinen zu verdanken, dass ich ihn nicht mehr hinter mir herzog, sondern er relativ gemütlich neben mir herlaufen konnte. „Sag mal Sea, kann es sein, dass du gerade vor der Situation vor deinem Zimmer fliehen wolltest?", erkundigte sich mein Freund neugierig. Ich stockte in meinem Lauf und stolperte beinahe, seit wann konnte Aryan bitte Gedanken lesen? Wusste er etwa etwas über die Situation mit Milo? Abwartend und auch ein wenig vorsichtig musterte ich ihn. „Ich meine, weil du mich offenkundig wirklich vergessen hast", fügte er dann hinzu und mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen.

Ich betrachtete ihn prüfend, nahm er mir die Sache nun wirklich übel? Den Ausdruck in seinem Gesicht konnte ich irgendwie nicht deuten. Noch vor zwei Tagen wäre es absurd gewesen, sich diese Frage zu stellen, aber seit der Sache mit den zukünftigen Gefährten...

Ein paar Momente herrschte eine Art unangenehmes Schweigen zwischen uns, bis Aryan mir gutmütig durch die Haare wuschelte. „War doch nur ein Scherz, Sea. Das wäre ja auch nicht das erste Mal." Er zwinkerte mir verschmitzt zu und richtete seine Schritte nach links, in Richtung Neyentrakt.

Während ich den Oreaden neben mir beruhigt fragte, wie sein Tag verlaufen war und er mir daraufhin erzählte, dass er und seine Gruppe unter anderem etwas über die innere Beschaffenheit der Erde gelernt hatten, erreichten wir den Gang, der zu seinem Zimmer führte und ich strich beiläufig mit den Fingern an den holzverkleideten Wänden entlang. An der Helligkeit der Wände konnte man deutlich erkennen, dass bei der Errichtung Birkenholz verwendet worden war, und ebendies ließ unsere Umgebung hell und freundlich wirken. Außerdem zierten ein paar Bilder unsere Umgebung; auf ihnen waren ausnahmslos weite Landschaften zu erkennen. Ob es nun tiefgründige Seen waren, dichte Wälder, freundliche Lichtungen, ein dunkler Ausblick in finstere Höhlen, Bergmassive oder gar Sandstrände im Sonnenuntergang.

Kurz vor Aryans Zimmer kamen uns Flory und Zeyne entgegen und begrüßten uns freundlich mit einem knappen Nicken. Ich spürte, wie der Blick des rothaarigen Nereiden kurz auf unsere ineinander verschlungenen Hände fiel, bevor er uns prüfend musterte. Zuvor war mir gar nicht mehr aufgefallen, dass ich nach wie vor die Hand des Oreaden hielt, aber nun stieg ein Kribbeln in mir empor, dass mir die Hitze in die Wangen trieb. Ob wir diese Berührung lieber unterbinden sollten? Möglicherweise hatte Aryan auch nur vergessen, dass wir Händchen hielten und nun, da es jemand gesehen hatte, war es ihm unangenehm? Ich machte Anstalten, meine Hand von der des Neyen neben mir zu entfernen, aber dieser drückte sie nur noch fester und behielt sie so in seinem Griff, während er mir ein kleines Lächeln schenkte. Die Zweifel in meinem Kopf lösten sich auf wie dichter Nebel an einem warmen Sommertag, während ich sein Lächeln erwiderte und wir gemeinsam sein Zimmer betraten.

Als die Tür geräuschvoll hinter uns ins Schloss fiel, blieb Aryan stehen und ich drehte mich zu ihm, sodass wir unsere Gesichter einander zuwandten. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck schaute er mich aus seinen silbrigen Augen an und ergriff auch meine zweite Hand, während ihm eine dunkle Haarsträhne in die Stirn fiel. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm und sein Blick irrte unruhig umher, bevor er etwas gefunden hatte, an dem er sich festhalten konnte – und das waren offenbar die blauen Seen meiner Augen.

„Serena. Ich möchte nicht, dass du zusammenzuckst, wenn jemand unsere verschränkten Hände sieht, oder gar einen Kuss. Ich habe dir bereits gestern gesagt, dass ich dich nicht zu meiner zukünftigen Sýntrofa erwählt habe, weil du sonst von der Akademie verwiesen worden wärst. Du kennst meine wahren Gefühle."

Ich spürte mein Herz unruhig in meiner Brust pulsieren und ich konnte nicht einmal genau definieren, wieso. Möglicherweise aufgrund seiner direkten, unverhohlenen Worte, oder weil er mir so tief in die Augen schaute, dass ich mich regelrecht in den seinen verlor.

Kurz löste er eine Hand von meiner und strich sich unruhig durch die zerzausten Haare, doch seinen Blick hielt er nach wie vor auf mich gerichtet. „Ich würde gerne allen hier zeigen, dass du zu mir gehörst, und das für immer. Auch außerhalb unserer Zimmer oder abseits einer vor Blicken geschützten Stelle während eine Regenschauers." Seine Stimme klang ernst, aber irgendwie auch... vorsichtig. Behutsam strich er mit seiner freien Hand über meine Wange und ich schmiegte sie in seine Berührung. „Wäre das... okay für dich?", fragte er leise und etwas heiser, während er nun seinen Blick abwandte und ihn unsicher gen Boden richtete.

Leise Glücksschauer rieselten mir den Rücken hinab, während sich ein Strahlen auf meinen Zügen breit machte. All seine Worte hatten mich innerlich berührt und mir ein Mal erneut gezeigt, wie perfekt er eigentlich war. Ich entfernte meine andere Hand, die er noch in seiner gehalten hatte und umfasste sein Gesicht mit meinen Fingern. Ich drückte es leicht nach oben, bis er mir wieder in die Augen sehen musste, bevor ich mich ihm vorsichtig näherte.

„Ja", hauchte ich leise und voller Gefühl, bevor ich mit meinen Lippen vorsichtig über die seinen strich. Ich konnte spüren, wie sich auf Aryans Mund ein Lächeln bildete, bevor er mich vorsichtig umfasste und seine starken Arme mich näher an ihn zogen. Automatisch vertiefte diese Bewegung unseren Kuss, sodass ein starkes Kribbeln durch meinen Körper fuhr und ich einmal leicht keuchte, weil mich meine intensiven Gefühle für ihn regelrecht übermannten. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und strich ihm durch seine verwuschelte Frisur bevor ich mit meinen Fingernägeln an seinem Nacken entlang glitt, was ihm ein leichtes Stöhnen entlockte. Seine Hände an meiner Taille glitten unter mein Shirt und fuhren über meine entblößte Haut, was meine verspürten Emotionen vervielfältigte. Ich öffnete meine Lippen, um seiner Zunge Einlass zu gewähren, als plötzlich etwas mit einem lauten Knall gegen die Scheibe des Zimmerfensters flog.

Erschrocken fuhren Aryan und ich auseinander und blinzelten ein paar Sekunden verwirrt umher, bis wir uns so weit gesammelt hatten, um gleichzeitig zum Fenster zu eilen, an dem absolut nichts zu sehen war. „Was war das?" fragte ich ihn ratlos und Aryan zuckte nur mit den Schultern, während er das Fenster öffnete und hinaussah.

„Ich kann nichts erkennen. Möglicherweise ein Vogel...?", vermutete er.

Das klang plausibel. „Möglich wäre es. Immerhin befinden wir uns hier im dritten Stock", erwiderte ich, trat näher an das Fenster und lehnte mich einmal hinaus, sodass meine langen Haare von einem Windstoß angehoben wurden. Prüfend spähte ich umher, doch ebenso wie Aryan konnte ich nichts erkennen. Weder auf dem Boden, noch auf dem Fensterrahmen, noch ein paar Meter weiter links oder rechts. So laut, wie es geknallt hatte, konnte ein kleinerer Vogel den Aufprall eigentlich nicht überlebt haben. Aber wenn es ein größerer gewesen war... ach, ich hatte doch keine Ahnung. Ich schloss einmal die Augen und atmete tief die frische Luft ein, die sich mir mit dem geöffneten Fenster bot und spürte, wie sich mein Geist klärte und ich wieder gänzlich Herr meiner Sinne wurde.

Als ich mich wieder zu Aryan wandte, wusste ich, dass die leidenschaftliche Stimmung von gerade eben erst einmal ruiniert war. Keiner von uns beiden machte Anstalten, wieder auf sein Gegenüber zuzugehen und dort weiterzumachen, wo wir eben aufgehört hatten.

Schließlich räusperte sich Aryan nach ein paar Momenten der Stille. „Vielleicht sollten wir jetzt erst einmal das Referat vorbereiten. Je schneller wir das erledigt haben, desto besser."

Ich nickte zu seinen Worten und bewunderte innerlich seine vorbildliche Haltung. Ich wusste, dass er das jetzt nicht nur vorschlug, um ein Gesprächsthema zu finden, sondern dass er bei jeder seiner Aufgaben, die er zu erledigen hatte, so vorging – ähnlich wie Lilya. Ich könnte mich alleine niemals dazu motivieren, früher als ein Tag vorher mit dem ganzen Kram zu beginnen und oft genug erledigte ich das, was ich zu tun hatte, erst unmittelbar davor oder auch gar nicht. Aber ich schätze, als Freundin des Aryan Valisur sollte ich meine Meinung diesbezüglich besser mal verändern.

Während der Oreade zu seinem Schreibtisch ging und Blätter, Stifte und Unterlagen hervor kramte, schaute ich mich in seinem Zimmer um. Es unterschied sich nicht großartig von Lilyas und meinem Zimmer. An sich bot es natürlich mehr Platz, denn es gab nur ein Bett und einen Schrank, aber die spärliche Einrichtung und die helle, hölzerne Wandfarbe war ebenfalls ein und dieselbe, ebenso wie der Zugang zu einem kleinen Badezimmer.

Schließlich riss mich ein auffordernder Blick Aryans aus meinen Beobachtungen und ich gesellte mich zu ihm. Einen Großteil des Nachmittages verbrachten wir an seinem Schreibtisch und brüteten über den komplizierten Formeln von Mikrobiologie. Ohne den Neyen neben mir hätte ich keine Einzige lösen können geschweige denn später einmal anderen, Unwissenden erklären, aber er war ein geduldiger Lehrer und brachte mir alles Schritt für Schritt bei. Er motivierte mich, wenn ich eigentlich lieber den Kopf in den Sand stecken wollte, aber forderte mich manchmal auch relativ streng auf, mich zu konzentrieren. Nach etwa zwei Stunden hatten wir uns zum weiteren Lernen auf sein Bett verzogen und uns nebeneinander gegen die Wand gelehnt. Ich bemühte mich wirklich, alles anzuwenen, was er mir sagte, aber irgendwann schweiften meine Gedanken einfach ab. Als er mir wieder einmal etwas erklärte, betrachtete ich ihn nachdenklich von der Seite und stellte ihn mir als späteren Professor vor, der jungen Neyen versuchte, etwas beizubringen. Und... es passte einfach perfekt.

Aber wo war dort mein Platz? Eine Wächterin konnte ich dann nicht mehr werden, schon gar nicht, wenn mein Gefährte hier unterrichten sollte. Mein Platz war an seiner Seite und nicht auf dem Schlachtfeld. Je eher ich das einsah, desto besser.

Dennoch spürte ich, wie sich meine Kiefernmuskeln anspannten und ich Aryans Erläuterungen mittlerweile gar kein Gehör mehr schenkte. Abwesend starrte ich geradeaus und war in meiner eigenen Welt versunken, in der mir ein sorgloses und sicheres Leben bevorstand, um das mich so viele beneiden würden, welches für mich aber einfach nur... langweilig klang. Eintönig. Eigentlich nichts, mit dem ich mich jemals anfreunden könnte – aber was für eine Wahl blieb mir schon? Ganz abgesehen von meinen miserablen Noten...

„Sag mal, Serena, hörst du mir eigentlich noch zu?"

Abrupt wandte ich meinen Blick nach links und traf auf die ungehalten funkelnden Augen meines Freundes. „Entschuldige, ich war gerade in Gedanken", gab ich zurück, konnte jedoch einen genervten Tonfall nicht gänzlich unterdrücken. Irgendwie kanalisierte sich gerade meine Unzufriedenheit auf den Neyen neben mir.

„Meinst du, ich sitz hier nur zum Spaß und rede mir den Mund fusselig? Es geht hier vor allem um deine Benotung, Serena."

Okay, ich konnte verstehen, dass ihn meine Unaufmerksamkeit wütend machte, aber anstatt mich daran zu erinnern, dass seine Zusammenarbeit hier mit mir nur geschah, weil ich um Längen schlechter war als er, hätte er mich ja auch einfach mal auf meine offensichtlichen Sorgen ansprechen können. Aber nein, für ihn ging ja mal wieder der Unterricht vor.

„Ich weiß, dass es um mich geht, Aryan. Aber nach drei Stunden unentwegt in Formeln schwelgen, fällt es mir möglicherweise schwerer als dir, mich weiterhin zu konzentrieren", erwiderte ich ihm giftig. Konnte er nicht verstehen, dass ich einfach mal eine Pause brauchte?!

„Du wolltest doch die ganze Zeit schon aufgeben, Serena. Ohne meine Hilfe wären wir garantiert nicht so weit wie jetzt und ich dachte, dass wir das Referat heute fertig bekommen wollten!", gab er zurück, und war dabei weitaus ruhiger als ich. Aus irgendeinem Grund war dies jedoch eine Sache, die mich nur noch rasender machte. Manchmal musste man seinen Unmut auch mal entladen und dabei half es mir nun mal mehr, wenn die Leute nicht so beherrscht blieben.

„Ich hab niemals behauptet, dass ich unsere Aufgabe heute fertig stellen wollte, Aryan! Das warst allein du!"

„Je eher man eine Aufgabe erledigt hat, desto besser. Dann ist die Chance auch nicht ganz so groß, sie zu vergessen!", antwortete er in einem beinahe schon belehrenden Tonfall.

Ich kniff meine Augen zusammen und funkelte ihn an. Sollte das eine Anspielung darauf sein, dass ich unser heutiges Treffen zunächst verpennt hatte? Hatte er die Sache doch nicht so locker genommen, wie ich gedacht hatte?

„Das ist mir auch bewusst, Herr Oberlehrer. Aber niemand hat dich darum gebeten, mir zu helfen, und du weißt ganz genau, dass ich diesbezüglich eine etwas andere Auffassung habe als du."

Über sein Gesicht huschte ein leicht verletzter Ausdruck. Okay, möglicherweise hätte ich mir das mit dem Oberlehrer verkneifen können, aber seit wann war Aryan bitte so empfindlich? Das war mir während unserer langen Freundschaft nie aufgefallen.

„Dann mach deinen Scheiß doch alleine, Sea", erwiderte mir Aryan mit tonloser Stimme und wandte seinen Blick von mir ab. Wütend richtete ich meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung, rückte ein gutes Stück von ihm ab und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Ich verzichtete auf eine Antwort – was sollte ich zu dieser Aussage auch noch großartig sagen? –, während nur noch unser Schweigen den Raum füllte.

Als die Abenddämmerung einsetzte, spürte ich, wie auch meine unbeherrschte Wut langsam abflaute und ich meine Worte bereute. Er hatte mir schließlich wirklich nur helfen wollen und ich hatte meinen Unmut und meine Unzufriedenheit auf ihn übertragen und seine Hilfe regelrecht mit meinen bloßen Füßen getreten. Was war nur los mit mir? Was war los mit uns beiden? Früher hatte es Aryan nicht gestört, wenn ich meinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte und ihm für einen Moment keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Aber früher hatte meine Zukunft auch nicht an einem seidenen Faden gehangen und so ungern ich es auch einsah: Ich wusste, dass ich ihm am Herzen lag und dass er nur so ungehalten reagiert hatte, weil er sich wirklich Sorgen machte und unbedingt wollte, dass das verbleibende Jahr glatt lief.

Vorsichtig wandte ich meinen Kopf wieder zu ihm und löste meine verspannte Körperhaltung. Von meiner Position aus konnte ich sein Gesicht nicht erkennen und wusste daher auch nicht, welche Emotionen es im Augenblick prägten.

„Aryan?", fragte ich vorsichtig. „Es... tut mir Leid. Ich hätte dir die ganzen Sachen nicht an den Kopf knallen sollen ich... ich weiß, dass du mir nur helfen willst." Zunächst reagierte er nicht und ich ließ enttäuscht den Kopf hängen. Aber was hatte ich auch gedacht? Dass er mir einfach so mir nichts dir nichts verzeihen würde?

Auf einmal spürte ich, wie seine Schultern leicht nach unten sackten und er mir sein Gesicht wieder zuwandte. An seinen Mundwinkeln zupfte ein schwaches, erschöpft wirkendes Lächeln. „Ist schon okay, Sea. Ich hätte dir auch mal eine Pause gönnen sollen. Mein Verhalten war ziemlich rücksichtlos." Ein leiser Seufzer begleitete seine Worte und ich starrte ihn aus großen Augen an. Er entschuldigte sich bei mir? Diese Größe hätte ich an seiner Stelle vermutlich nicht besessen.

Eine Weile lang rührte sich keiner von uns, bis er schließlich einen Arm um mich schlang und mich zu sich zog, sodass mein Kopf an seiner Schulter zu ruhen kam. Trotzdem drang kein Laut über unsere Lippen, denn wir wussten beide, dass weitere Worte unnütz waren. Wir grollten einander nicht mehr, das drohende Unwetter hatte sich verzogen und wir schwelgten in der friedlichen Stille, die sich uns nun bot.

Seine Hand strich leicht über meinen Oberschenkel, aber ich wusste, dass er der zarten Berührung im Augenblick keinen zweiten Gedanken schenkte, sondern in seiner eigenen Welt versunken war.

Irgendwann, als die Vögel in der Natur langsam verstummten, spürte ich, wie sich Aryan ein wenig drehte und ich mich seiner Bewegung gezwungenermaßen und beinahe willenlos anpasste, sodass wir halb in seinem Bett lagen. Kein zweideutiger Gedanke kam mir jedoch in den Kopf, dafür war ich schon viel zu schläfrig. Jeglicher Gedanke an das versprochene Gespräch mit Lilya machte sich ebenfalls nicht bemerkbar, ebenso, dass es eigentlich verwerflich war, mit einem Neyen im selben Bett zu schlafen.

Stattdessen kam mein Kopf auf Aryans Brust zu ruhen und ich registrierte, wie er mir einen hauchzarten Kuss auf die Schläfe drückte, bevor ich sachte ins Träumchenland glitt, während die Nacht die Dämmerung ablöste.

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