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{ 13. Kapitel }

Liebe Leserinnen und Leser! :)

Gaaanz kurz eine kleine Anmerkung:

Ich finde es unfassbar toll, dass schon so viele in diese Geschichte reingeschaut haben! :o Ich hoffe doch, dass ihr sie gerne lest und dass euch die Story genauso mitreißt wie mich!

Es wäre super toll, wenn ihr vielleicht unter einem Kapitel, das euch entweder supergut oder gar nicht gefallen hat, einfach mal schreibt, was euch so begeistert oder eben auch nicht. Ich würde gerne meinen Schreibstil immer weiter verbessern und das kann ich nur durch eure Hilfe ihr Lieben! ♥

Liebste Grüßchen, eure Lara ♥

P.S. : Dieses Kapitel ist länger als seine Vorgänger, aber ich konnte irgendwie vorher keinen Cut setzen ._. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt und ihr bis zum Ende durchhaltet - es werden ganz bestimmt nicht alle folgenden Kapitel so lang :)

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Immer wieder sah ich ein Aufblitzen seines weißes Shirts durch das grüne Dickicht der Bäume und Sträucher hindurch. Ich rief seinen Namen und bat ihn, stehen zu bleiben, doch er rannte einfach weiter. Es war kristallklar, dass er mich hörte, aber offenbar wollte er nicht mit mir reden. Ich hatte verstanden, warum Ayala vor mir geflohen war, aber Aryans Reaktion konnte ich nicht vollkommen nachvollziehen.

Ihm war stets bewusst gewesen, dass ich als leidenschaftliche Nereide öfter mal Neyen geküsst hatte. Er hatte zwar nie gern davon gehört, geschweige denn es gern mit eigenen Augen gesehen, aber diese Tatsache war nie ein Grund für ihn gewesen, nicht mehr mit mir reden zu wollen. Was hatte sich also geändert? Fühlte er sich vielleicht gekränkt, weil er dachte, dass ich die ganze Sýntrofa-Sache nicht ernst nahm?

Wenn ja, dann lag Aryan mit dieser Vermutung verdammt falsch. Ich glaube, es hatte noch nie eine Sache gegeben, die mir mehr am Herzen lag und eine Person, der ich durch eine einzige Entscheidung dankbarer gewesen war. Ich hatte mich den ganzen Tag angestrengt und sogar Lob kassiert, und ich musste zugeben, dass sich dieses ungewohnte Erlebnis toll anfühlte. Ich konnte sogar ein stückweit die Neyinnen und Neyen verstehen, die ständig nur lernten um tolle Noten zu bekommen - immer solche Erfolgserlebnisse zu spüren, musste sicher schön sein.

Schade nur, dass ich nicht das Durchhaltevermögen hatte, mich durchgängig so anzustrengen.

Aber - ich hatte mich heute sogar aus einer Situation befreit, aus der ich sonst nie geflohen wäre. Die Anziehungskraft zwischen Milo und mir im Wasser war so groß gewesen, und mir war in diesem verdammten Moment einfach so heiß geworden, dass es mir unendlich schwer gefallen war, ihm zu widerstehen. Ich hatte dies für Aryan getan - auch, wenn er natürlich nichts davon mitbekommen hatte. Selbst in der Umkleidekabine hatte ich es geschafft, vor Milos Gier zu fliehen, bevor etwas Schlimmeres passieren konnte. Ich hatte ihn schließlich nur geküsst, weil mir keine andere Wahl geblieben war!

Gut, es hatte sich natürlich für Aryan und Ayala anders angehört, als Milo davon berichtet hatte, aber ich fand, man musste einer Person immer die faire Chance geben, sich selbst erklären zu können. Ayalas überstürzte Reaktion konnte ich dennoch verstehen - ich hatte ihre Welt zerstört und das, nachdem sie mir ihr zaghaftes Vertrauen geschenkt hatte. Aber wie gesagt, normalerweise war eine solche Aktion kein Grund für Aryan, sich so aufzuführen. Irgendetwas anderes musste noch dahinter stecken...

Mittlerweile wurden meine Beine allmählich müde und ich keuchte so laut, dass mich vermutlich alle Tiere des Waldes merkwürdig anstarren mussten. Im Grunde genommen hatte ich eine gute Kondition, aber auf einen Gewaltmarsch durch den Wald war ich nicht vorbereitet gewesen, und ich hatte mich in der Schwimmstunde verausgabt. Trotzdem war ich fest dazu entschlossen, nicht aufzugeben und kämpfte gegen meine Erschöpfung an. Längst hatte ich schon aufgehört, nach Aryan zu rufen - dafür reichte schlicht und einfach meine Puste nicht mehr aus.

Wenn er doch nur endlich stehen bleiben würde...

Nach ein paar weiteren, anstrengenden Minuten erkannte ich schließlich, wo er hinlief. In Richtung der Grotte, die den Oreaden vorbehalten war und in deren Nähe ich mich lange nicht so wohl fühlte, wie im Wald oder gar im Wasser. Außerdem war es da drin stockfinster. Und auch wenn es irgendwie peinlich war, zuzugeben...ich fürchtete mich vor der Dunkelheit. Das Meer konnte so tief sein, wie es wollte, im Wasser erkannten wir Nereiden durch eine spezielle Augenfähigkeit fast immer alles. Auch den Druck nahmen wir kaum wahr - ein Tribut, das uns wohl unsere Nymphenvorfahren vermacht hatten. Genauso leicht fiel es Aryan, sich in finsteren Gruften und Höhlen zurechtzufinden, und Lilya beispielsweise, sich in einem dunklen, unübersichtlichen Wald zu orientieren. Wir Neyen waren perfekt an die Umgebungen angepasst, in denen wir uns am wohlsten fühlten.

Schließlich öffnete sich der Wald vor mir und ich sah Aryans Gestalt in einiger Entfernung im dunklen Schlund der Höhle verschwinden. Ein Seufzer entfuhr mir. Komm schon Aryan, das tust du mir jetzt nicht ernsthaft an.

Doch, genau das tat er.

Ich wartete ganze dreißig Sekunden voller naiver Hoffnung auf seine mögliche Rückkehr, und zog ein finsteres Gesicht, als er natürlich nicht wieder auftauchte.

Das tue ich nur für dich Aryan, ich hoffe, das weißt du.

Schweren Herzens machte ich mich dazu auf, in die dunkle Grotte einzutauchen. Ich hoffte, dass ich meinen besten Freund irgendwie aufspüren konnte und ihn dazu bringen konnte, mir zuzuhören.

Bevor ich meinen ersten Schritt in die Dunkelheit hinein wagte, atmete ich tief durch. Aus der Finsternis vor mir drangen keinerlei Stimmen, ein Anzeichen dafür, dass sie leer war. Von Aryan wusste ich, dass sich nach dem Unterricht grundsätzlich nicht mehr viele Oreaden hier aufhielten. Insbesondere heute lockten die warmen Strahlen der Sonne die Neyen und Neyinnen vermutlich an den Strand, selbst die Dryaden und Oreaden.

Ich wusste nicht, ob mich die Tatsache beruhigen sollte, dass keiner mehr hier war und ich somit ganz allein mit Aryan diese dunkle Höhle betrat, oder ob sie mich beunruhigte. Wenn ich mich hier verlief, würde nur Aryan meine Hilferufe und Panikattacken bemerken, und er war scheinbar im Moment nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Andererseits würde er mich nie alleine hier verrotten lassen.

Von diesem Gedanken ein winzig kleines bisschen beruhigt, lief ich zögerlich in die fahle Dunkelheit hinein, die nach ein paar Metern jegliche verbliebende Helligkeit verlor, sodass ich nach kürzester Zeit die Hand vor Augen nicht mehr sah. Sehnsüchtig sah ich noch einmal zurück zum hellen Sonnenlicht, das mich zurück zum Eingang locken wollte. Sollte ich nicht vielleicht doch lieber Ayala suchen...?

Ich verwarf den Gedanken, so schnell er gekommen war. Reiß dich zusammen, Serena! Es ist nur eine verdammte Höhle und kein Ungeheuer! Aber Moment mal, war es nicht normalerweise so, dass in den gruseligen Höhlen immer die Ungeheuer lauerten...? Über meinen eigenen, unlogischen Gedanken grinsend, warf ich einen letzten, sehnsüchtigen Blick in Richtung Sonnenschein, bevor ich mich umdrehte, und in den dunklen Gang hinein lief. Auf einmal entdeckte ich jedoch ein paar Meter vor mir an der rechten Seite der Wand winzige Leuchtquellen, die den Weg zumindest ein wenig erhellten. Sie sahen aus wie kleinere Edelsteine - ich fragte mich, ob die Oreaden durch ihre Magie eine Art Licht in den schimmernden Steinen speichern konnten.

Wenn ja, dann war das tatsächlich ziemlich, ziemlich cool.

Ich folgte dem Gang, der sich ein wenig wand, allerdings keine Möglichkeiten zum Abbiegen ließ. Wenn es so weiterging, würde ich früher oder später auf Aryan stoßen müssen - er konnte sich nicht vor mir verstecken.

Irgendwie war klar, dass es nicht so einfach bleiben konnte.

Nach etwa hundert Metern gelangte ich an die erste Wegkreuzung. Ein Gang führte nach links, der andere nach rechts. Der eine sah aus wie ein Hauptgang, er war zum einen breiter und außerdem spendeten die leuchtenden Edelsteine alle paar Meter weiterhin Licht. Der andere führte wiederum in nachtschwarze Finsternis hinein.

Ich schluckte.

In welchen Gang war Aryan gegangen? Ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, dass ich ihm folgte. Ich glaubte auch, dass er davon ausgegangen war, dass ich ihm trotz meiner Finsternis-Phobie weiterhin auf den Fersen bleiben würde. Wenn er mich nun also davon abhalten wollte, ihm weiter zu hinterher zu laufen, dann würde er mit Sicherheit den rechten, dunklen Gang gewählt haben.

Ich schluckte erneut, laut hörbar. Ich verfluche dich, Aryan.

Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und schlug den rechten Weg ein, der ohne jegliche Lichtquelle war - welcher geniale Architekt hatte sich diesen Mist eigentlich einfallen lassen?

Nach wenigen Metern war mir klar, dass es tatsächlich schlimmer war, als ich gedacht hatte. Ich musste mich mit den Händen an der einen Wand entlang tasten, um überhaupt zu wissen, wohin ich ging. Nein, weder nach zwanzig Schritten, noch nach fünfzig Schritten tauchte ein einziger, leuchtender Edelstein auf, der mir hilfreich den Weg wies. Hin und wieder stolperte ich über größere Steine und verfluchte meine in der Höhle unbrauchbare Nereidensicht. Ich hatte mir noch nie gewünscht, etwas anderes zu sein als eine Wasserneyin, aber in diesem Augenblick tat ich es.

Während ich durch die Dunkelheit ging, drehten sich meine Gedanken im Kreis. Ich hoffte wirklich, dass gleich keiner aus der Dunkelheit sprang und mich erschreckte. Ebenso wenig war ich scharf darauf, von einer Fledermaus angegriffen zu werden. Spinnen, die von der Decke auf meinen Kopf fielen, kamen auf meiner Horror-Skala direkt auf Platz drei.

Wieder einmal wurde mir deutlich bewusst, warum ich dunkle Orte für gewöhnlich mied.

Unsicher stolperte ich weiter den Weg entlang und beschimpfte Aryan lauthals in meinen Gedanken. Irgendwann jedoch gingen mir die Schimpfwörter aus und ich begann ernsthaft, darüber nachzudenken, wo ich mich hier eigentlich befand. Mein Atem ging flach und schnell, allmählich bekam ich wirklich Panik. Meine Gedanken kreisten nur noch allein um die Tatsache, wie tief ich mittlerweile schon in der Grotte war und wie viele massive Gesteinsmassen sich direkt über meinem Kopf befanden.

„Gaaaanz ruhig, Serena", sagte ich zu mir selbst. „Dir passiert schon nichts. Hier gehen tagein, tagaus die Oreaden entlang -" Tatsächlich wusste ich nicht mal, ob sie diesen Nebengang überhaupt betraten „- also kann dir gaaaar nichts passieren."

Trotzdem konnte ich nichts dagegen tun, dass mir allmählich der Schweiß ausbrach und mir auf eine unangenehme Art und Weise ziemlich warm wurde. Das Einzige, was mich momentan noch kühlte, waren meine nach wie vor feuchten Haare. Übrigens mussten diese momentan einem Vogelnest gleichen - wenn ich sie nicht sorgfältig föhnte, fielen sie mir in unbändigen Locken über den Rücken, die ich persönlich total grässlich fand. Da ich meine Haare super selten föhnte, einfach, weil mir die ganze Prozedur zu lange dauerte, wählte ich dann oftmals schlicht und einfach die Möglichkeit, meine Mähne zu einem einfachen Zopf zu binden. An meinem Handgelenk suchte ich daher nach einem Haarband, doch ich fand keines. Vermutlich hatte ich es irgendwo in der Dusche liegen lassen und sonst wo verloren.

Ich fluchte leise, strich mir die störrischen Strähnen aus dem Gesicht und war nun kurz davor, zusätzlich zu meiner Panik ernsthaft zu verzweifeln. Wie sollte ich Aryan hier überhaupt finden? Es war stockfinster, es war kein Ausgang weit und breit zu erkennen und theoretisch könnte er sich einfach an die gegenüberliegende Wand gedrückt haben, und ich wäre ohne einen Verdacht schon längst stumpf und ohne eine Ahnung an ihm vorbeigelaufen.

Diese Möglichkeit bereitete mir ernsthaftes Kopfzerbrechen. Unschlüssig sah ich mich um und starrte natürlich in die gleiche Finsternis, die auch vor mir lag. Sollte ich einfach den Weg zurückgehen? Möglicherweise hatte ich Aryan schon verpasst oder er hatte doch den anderen Gang gewählt. Ratlos strich ich über meine Haare und stöhnte, weil mir einfach so verdammt heiß war und mich die ganze Situation einfach so ankotzte. Warum hatte er denn nicht einfach normal mit mir reden können?! Wenigstens vertrieb meine Frustration die aufsteigende Panik, sodass ich wieder normal durchatmen konnte und überlegte, was ich nun tun sollte.

Plötzlich drang ein leiser Pfiff an mein Ohr und ich spitzte die Lauscher. Was war das gewesen? War hier irgendwo ein Witzbold, der sich einen Spaß mit mir erlauben wollte, oder war es möglicherweise doch mein geflüchteter Oreadenfreund? Nach einigen Momenten beschloss ich, einfach noch ein wenig dem Gang zu folgen, und damit der Richtung, aus der der Pfiff erklungen war. Wenn sich nach hundert Schritten dann noch nichts an meiner Umgebung änderte und ich in meiner Suche weiterhin erfolgslos blieb, würde ich umkehren und es in dem anderen Gang probieren. Also tastete ich mich wieder blind an der Wand entlang.

Nach etwa fünfzehn Schritten entdeckte ich auf einmal einen ganz kleinen, hellen Schimmer im linken Augenwinkel. Ich drehte meinen Kopf in die entsprechende Richtung und kniff meine Augen zusammen. Ich durchmaß den engen Gang mit einem Schritt und stellte tastend fest, dass auf der anderen Seite plötzlich eine etwa bauchhohe Lücke im Gestein war. Ich bückte mich und kroch vorsichtig hindurch. Nach etwa zwei Metern vergrößerte sich der kleine Gang und ich konnte wieder aufrecht stehen. Das Licht war etwas heller geworden. Neugierig schritt ich auf das bläuliche Schimmern zu und registrierte, dass es von oben kam. Ich legte den Kopf in den Nacken und erwartete schon beinahe, den hellen Himmel über mir zu entdecken, doch da war nach wie vor nur die dunkle Höhlendecke. Allerdings war etwa eineinhalb Meter über meinem Kopf scheinbar eine kleine Einkerbung, aus der das Licht drang. Neugierig schritt ich darauf zu, bis ich direkt darunter stand.

Plötzlich vernahm ich wieder den leisen Pfiff, nur war er jetzt etwas lauter. Und er kam ganz eindeutig aus der Einkerbung über mir. Ich tastete an der Wand entlang und spürte unter meinen Fingern raue Kerben in regelmäßigen Abständen. Vorsichtig setzte ich meinen Fuß in die erste Kerbe und kralle mich mehr oder weniger mit meinen Zehen und Fingerspitzen so in das Gestein, sodass ich ganz langsam, Stück für Stück, immer weiter nach oben klettern konnte, bis sich die Einkerbung nur noch etwa dreißig Zentimetern über meinem Kopf befand. Neugierig streckte ich mich und wollte gerade einen Blick hineinwerfen, als mich plötzlich zwei Arme von oben umfassten, mich in das Loch hineinzogen...

...und ich mit Schwung direkt auf einer harten, männlichen Brust landete.

Das Licht erlosch, bevor ich einen Blick auf denjenigen werfen konnte, auf dem ich lag. Leises Lachen drang an mein Ohr und ich atmete tief den Duft ein, der an meine Nase strömte. Er duftete wunderbar, himmlisch vertraut und einfach nur nach... Aryan.

Na, Gott sei Dank.

Wäre ja noch schöner gewesen, wenn es schon wieder Milo gewesen wäre, der mich so überrascht hätte.

Schnell knuffte ich Aryan in den Bauch. „Was fällt dir eigentlich ein, mich so durch diese Finsternis irren zu lassen?" fragte ich ihn aufgebracht. Nachdem der erste Glücksanfall darüber verschwunden war, dass ich meinen besten Freund gefunden hatte, realisierte ich, durch welche Tortur er mich geschickt hatte und dass er nun offenbar bester Laune war - ganz im Gegensatz zu mir.

Dämlicher Kerl.

„Tschuldige", brachte er immer noch leise lachend hervor, während er mich leicht von sich drückte, sodass ich nun vor ihm saß.

Es war wieder stockfinster in der winzigen erhöhten Höhle, in der wir uns nun befanden und ich stupste ihn auffordernd an. „Kannst du das Licht mal wieder anmachen? Ich sehe dich nämlich nicht."

„Das ist der Plan", grinste Aryan hörbar, kam dann jedoch trotzdem meiner Bitte nach und kurze Zeit später entflammte das Licht wieder und erfüllte unseren Platz mit seinem bläulichen Schimmer. Neugierig lugte ich in die Hand des Oreaden vor mir, der den schimmernden, kleinen Stein beiseitelegte, sodass er mir nicht mehr direkt ins Gesicht leuchtete.

Nun bestätigte sich meine Theorie, dass die Oreaden für die Licht spendenden Edelsteine verantwortlich waren und ich schaute ihn begeistert an. „Das ist echt cool! Ich wünschte, das würde ich auch können." Offenbar war meine schlechte Laune wirklich schnell vergangen - und das auch noch durch etwas so einfaches wie einem leuchtenden Edelstein.

Aryan grinste kurz, dann schaute er mich an. Eine ganze Weile lang. Sein Blick glitt über meine verschränkten Beine - ich kniete auf dem Boden der kleinen Höhle - und verfolgte dann die Linie meiner Taille über meinen Oberkörper hinweg hinauf zu meinen Haaren.

Meine Haare! Entgeistert fasste ich mir an den Kopf und spürte nur zerzauste Locken unter meinen Fingern, die spürbar in alle Richtungen abstanden. Na toll! Vergebens war alle Mühe gewesen, die sich Lilya mit der Frisur gegeben hatte, und natürlich war das bisschen Make-Up, das ich aufgelegt hatte, durch das Bad im See und die anschließende Dusche auch verschwunden. Jetzt sah ich nicht mal mehr so durchschnittlich aus wie sonst, sondern glich vermutlich einer Vogelscheuche.

Als ein kalter Luftzug an die warme Haut meines Bauches drang, fiel mir außerdem wieder ein, dass ich meine Bluse gar nicht richtig zugeknöpft hatte und sie nun ein großzügiges Stück meines Oberkörpers präsentierte.

Ein hörbarerer Seufzer entfuhr mir. „Kannst du das Licht vielleicht doch lieber wieder ausmachen?"

Ich will nicht, dass du mich so siehst... Ich war kurz davor gewesen, diesen Gedanken laut auszusprechen und fragte mich, seit wann ich so bedacht auf mein Aussehen war. Aryan hatte mich schon so oft direkt morgens nach dem Aufstehen gesehen oder auch ziemlich fertig nach den wenigen, kleinen Partys auf dem Akademiegelände. War es wirklich nur die Tatsache, dass meine Zukunft von ihm abhing, dass ich nun perfekt für ihn sein wollte, oder steckte mehr dahinter? Ich wusste es wirklich nicht und hatte keinen blassen Schimmer mehr von meinen Gefühlen.

„Dir ist schon klar, dass ich dich mit unserer Höhlensicht auch ohne Licht hier noch gut erkennen kann? Aber wenn du unbedingt darauf bestehst, dass nur du mich dann nicht mehr sehen kannst..." Langsam dimmte sich das Licht.

Ich hob schnell eine Hand und fasste hastig nach Aryans Arm. „Nein! Äh, ist schon gut. Lass es ruhig so."

Gott sei Dank, das dämmrige Licht verweilte in seinem schwachen Zustand.

Zum ersten Mal, seitdem ich hier hochgeklettert war, blickte ich Aryan direkt ins Gesicht und mein Blick verweilte bei seinen silbrigen Augen, die im Licht des Edelsteins bläulich aufschimmerten. Er erwiderte meinen Blick und durchbrach schließlich die Stille.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mir in den dunklen Gang folgst", gab er zu und ich richtete mich stolz auf. Mein Kopf streifte ganz leicht die Höhlendecke. „Aber ich bin froh, dass du es getan hast."

Ich lächelte ihn an und verzog dann das Gesicht. „Ich war mir ehrlich gesagt auch eine lange Zeit nicht so ganz sicher, ob ich dich hier jemals finden würde. Hättest du nicht gepfiffen, wäre ich vermutlich umgekehrt. Wie lang ist dieser verdammte Gang eigentlich?!"

Er lachte. „Wärst du noch zweihundert Meter weiter gegangen, hättest du draußen gestanden. Nach der nächsten Biegung hättest du schon das Tageslicht erkennen können."

Gedanklich schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. Und ich wäre fast noch umgekehrt...

„Das ist auch der Grund, warum ich diesen Weg gewählt habe", fügte Aryan hinzu. „Hätte ich den Hauptgang gewählt, hättest du mich vermutlich nie gefunden. Er wird zwar durch unsere Leuchtsteine erhellt, aber er ist so weitreich verzweigt, dass du dich vermutlich verlaufen hättest. Außerdem wollte ich dich testen, schließlich kenne ich deine Angst vor der Dunkelheit."

Dieser ausgefuchste Kerl zwinkerte mir zu, aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein.

„Ich habs wohl verdient, hmmm?", fragte ich ihn und senkte betreten den Kopf, während ich meine Hand, die immer noch auf seinem Arm gelegen hatte, zurückzog, und verlegen meine nach wie vor offen stehende Bluse zurechzupfte - natürlich ohne Erfolg. Aber seien wir mal ganz ehrlich, es hätte auch nichts gebracht, sie wieder sorgfältig zuzuknöpfen, man konnte durch die Nässe meiner Haare so oder so alles darunter erkennen.

„Definitiv! Was sollte bitte diese Sache mit Milo?" Offenbar hatte ihn meine Bewegung wohl doch wieder an diese kleine, unwichtige - hust - Sache erinnert. Möglicherweise hatte er sowieso die ganze Zeit daran gedacht. Verdammt. Mittlerweile wirkte er auch nicht mehr ganz so unbeschwert, sein Kiefer war merklich angespannt. Offenbar war Halio nicht der Einzige, der Probleme mit unserem selbstsicheren Nereiden hatte.

Ich seufzte kurz auf. Nun schlug wohl die Zeit der Geständnisse.

„Also du weißt ja, dass ich von der Akademie verwiesen wurde, weil ich oft gegen Regeln verstoßen habe." Aryan nickte. „Aber du weißt nicht, welcher letzte Grund genau zu dem endgültigen Verweis geführt hat."

Mein bester Freund schaute mich abwartend an.

„Also...Lilya und ich haben uns am Abend vor Vollmond mit Nyle und...Milo am See getroffen." Ich spürte, wie Aryan erstarrte. Er wusste genau, was der Mond mit uns Nereiden anstellte und konnte sich ausmalen, was passiert war. Er ballte die Fäuste. „Serena, sag mir jetzt bitte nicht, dass -"

Dachte er etwa gerade, ich hätte meine Jungfräulichkeit verloren?

Schnell unterbrach ich ihn.

„Nein! Es ist nichts passiert, wir wurden erwischt, bevor wie die beiden auch nur richtig gesehen haben." Ich spürte, wie sich der Oreade vor mir wieder entspannte, aber seine quecksilberfarbenden Augen durchbohrten mich nach wie vor. Blinzelte er überhaupt noch?

„Auf jeden Fall wurden heute die Trainingsstunden der Neyen und Neyinnen im See zusammengelegt. Wir sollten natürlich getrennt voneinander schwimmen, aber Milo hat mich beim Schwimmen überrascht und wir haben kurz geredet."

Aryan hob eine Hand und unterbrach meinen Redefluss. „Eure Professoren sind doch sonst so streng. Haben sie euch denn nicht beobachtet?"

„Doch, schon. Aber ich bin sozusagen auf die falsche Seite geschwommen und -"

„Du bist bitte was?", fragte mich der Oreade mir gegenüber entgeistert. „Sag mal, wolltest du Milo absichtlich in die Arme schwimmen? Serena, du hast noch eine verdammte Chance, dann bist du weg von der Akademie!" brachte er wütend hervor, während er mich mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte.

„Nein, natürlich nicht! Es war ein Versehen!"

„Ein Versehen? Du bist eine verdammte Nereide, wie kannst du dann unter Wasser in die falsche Richtung schwimmen, wenn so viel davon abhängt, dass du eben nicht mehr bei solchen Sachen erwischt wirst?!"

„Ich konnte doch nicht ahnen, dass Milo da war!", entgegnete ich mit wütender Stimme. „Ich hab das wie schon bereits gesagt nicht extra gemacht!"

Aryans Brustkorb hob und senkte sich heftig. Er war ungefähr so wütend wie ein Grizzlybär, den man unverhofft aus dem Winterschlaf gerissen hatte. „Serena, verdammt -"

„Kann ich jetzt vielleicht mal auf den Punkt kommen? Das ist wohl kaum die Sache, auf die wir uns jetzt konzentrieren sollten!", unterbrach ich ihn ungehalten und er schloss die Augen, vermutlich, um sich wieder zu beruhigen. Sein Gesichtsausdruck wirkte so, als würde er meinen Worten ganz und gar nicht zustimmen, aber mit einer knappen Handbewegung bedeutete er mir dennoch, fortzufahren.

Ich schluckte. Wenn er auf den unwichtigsten Teil der Sache schon so heftig reagierte, dann wollte ich mir nicht vorstellen, was noch mit ihm geschehen würde. Vermutlich würde er vor Wut in Ohnmacht fallen oder mich erwürgen. Erwürgen befand ich übrigens für weitaus wahrscheinlicher.

Trotzdem fasste ich mir ein Herz und erzählte die Geschichte weiter.

„Also, wie gesagt, Milo hat mich überrascht und dann wollte er mich küssen. Ich konnte jedoch rechtzeitig wegtauchen." Wie schwer es mir gefallen war, die ganze Sache zu beenden, sparte ich mir besser. Kurz drifteten meine Gedanken in eine andere Richtung. Wenn es mir ein paar Tage nach Vollmond so schwer gefallen war, mich der Verlockung Milos und des Wassers zu entziehen, erschien es mir mit einem Mal vernünftig, dass unsere Professoren uns durch strenge Verbote davor bewahren wollten, in den Tagen, in denen unsere Lust am größten war, schwimmen zu gehen.

Ich konzentrierte mich wieder auf die vor mir liegenden Sätze, biss mir kurz nervös auf die Unterlippe und fuhr mit gesenktem Blick fort.

„Alles lief gut, Milo hat sich natürlich während die anderen dabei waren, zurückgehalten. Auf jeden Fall bin ich dann duschen gegangen und hab mich in einer Kabine umgezogen. Milo ist irgendwie durch das offen stehende Fenster hineingesprungen - frag mich bitte nicht, wie - und hat mich total bedrängt. Ich hab versucht, ihn wegzudrücken, um seinem Griff zu entgehen, aber es hat nicht geklappt. Und deshalb musste ich ihn küssen."

Als eine Weile lang keine Antwort kam, schaute ich irgendwann zögerlich hoch in Aryans Gesicht. Er blickte mich nicht an, sondern hatte die Augen nach wie vor geschlossen. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand hinter ihm.

„Aryan?" fragte ich leise, aber als er sich nicht regte, beugte ich mich zaghaft vor.

Er war doch wohl nicht etwa wirklich in Ohnmacht gefallen?

Ich überbrückte den Abstand zwischen uns noch ein bisschen mehr und stützte meine Hände neben seinem Körper rechts und links auf dem Boden ab, während ich vor ihm kniete. Ich hatte ich mich mittlerweile vorgebeugt, sodass meine dunklen Haare einer lockigen Flut gleich auf seinen Oberkörper flossen. Aufmerksam betrachtete ich sein ebenmäßiges Gesicht und bewunderte seine schön geschwungenen Lippen, seine gerade Nase und seine dunklen Wimpern, die einen winzigen, dunklen Schatten auf seine bläulich erleuchteten Wangen warfen. So nahe war ich ihm noch nie gewesen.

Natürlich hatten wir uns schon sehr oft umarmt, aber sein Gesicht hatte ich noch nie aus solcher Nähe betrachten dürfen. Mein Herzschlag flatterte, als er sich immer noch nicht regte.

„Aryan?", flüsterte ich kaum hörbar und betrachtete nach wie vor seine geschlossenen Augen. Ich rückte ein weiteres, winziges Stück näher. Den leuchtenden Edelstein, der kaum Licht abgab, verdeckte ich noch weiter mit meinem Körper, sodass ich Aryans Konturen kaum noch erkennen konnte. Ein wenig wirkte dieses dunkelblaue Licht so, als wären wir unter Wasser und eine kribbelnde Anspannung befiel mich.

Plötzlich öffneten sich seine Augen und ich spürte, wie seine Hand in mein Haar griff. „Serena", sagte er leise, schluckte und schien meinen Anblick einem Wunder gleich in sich aufzunehmen, bevor sich seine Augen leicht verengten und so die silbrigen Strahlen eindämmten.

„Kannst du mir verraten, wieso du ihn küssen musstest, um aus der Situation zu fliehen?" Nun lag ein leises Grollen in seiner Stimme und ich schluckte.

„Ich, äh...", stammelte ich und konnte meinen Blick nicht von seinen wütend blitzenden Augen lösen.

„Ja?", fragte Aryan ungehalten und ich spürte, wie er noch fester in mein Haar griff, sodass es leicht an meiner Kopfhaut ziepte.

„Naja, ich kann..." Ich spürte, wie sein Blick auf meine Lippen fiel, als die Worte meinen Mund verließen. „...es dir nicht verraten, aber..."

Mein Blick glitt nun zu seinen Lippen, die leicht geöffnet waren.

„...ich kann es dir zeigen."

Und mit diesen Worten überwand ich den Abstand zwischen uns und drückte meine Lippen auf die seinen.

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