{ 11. Kapitel }
Als wir im für uns fremden Trainingsbereich ankamen, sah ich mich neugierig um. Der See verlief natürlich etwas anders als auf unserer Seite, aber ansonsten schien alles gleich. Die aufgeschichteten Erdhügel, die als Sprungbretter dienten, die durch Seile abgetrennten Schwimmbahnen und natürlich die gegenüberliegende Seite des Sees, die als natürliche Begrenzung für die Bahnen diente.
Die Jungs erwarteten uns bereits und standen einheitlich mit verschränkten Armen und einer provozierenden Körperhaltung in der Nähe des Startbereichs. Die Oberkörper der Neyen waren frei, sodass ihre Brustmuskeln und flachen Bäuche gut zu erkennen waren, der Schwimmanzug schmiegte sich an ihren Unterleib wie eine enge Boxershorts und verdeckte nicht gerade das, was sich...unter der Hose abzeichnete.
Als wir Neyinnen bei der sechsköpfigen Gruppe angelangt waren, blieben wir stehen und schauten zu Professorin Blake, die in die Hände klatschte und nach einem kurzen Blick in Richtung Kyron den weiteren Ablauf erklärte.
„Zunächst werden die Jungs gegeneinander zu zweit antreten, dann die Mädchen zu viert. Verwenden Sie den Schwimmstil, der Ihrer Meinung nach am besten zu Ihnen passt. Wir werden Ihre Zeit stoppen, zwei Bahnen müssen geschwommen werden, zunächst hin, dann zurück. Die sechs, die siegreich aus den Kämpfen hervorgehen, treten in den finalen Runden gegeneinander an. Hat irgendjemand von Ihnen noch Fragen?"
Eine Nereide hob zögerlich die Hand. „Heißt das also, dass es in der zweiten Runde auch dazu kommt, dass Neyen gegen Neyinnen schwimmen?"
Als die beiden Professoren bestätigend nickten, erklang aufgeregtes Getuschel vonseiten der Mädchen, während die Jungs nur lässig grinsten und weiterhin unauffällig unsere Körper musterten. Ayala neben mir stupste mich aufgeregt an und ich beugte mich zu ihr, um ihre leisen Worte zu verstehen.
„Ich muss unbedingt durch die erste Runde kommen! Vielleicht werde ich dann sogar gegen Milo schwimmen...dann muss er mich bemerken!"
„Das schaffst du auf jeden Fall, Ayala", erwiderte ich und lächelte sie an. Ich beschloss, ihr nun zu erzählen, dass Milo nicht unbedingt so toll war, wie sie dachte. „Aber Milo sollte nicht der Hauptgrund für dich sein, das Rennen gewinnen zu wollen. Er –"
Die laute Stimme von Professor Kyron unterbrach meine Worte und Ayala schaute ihn aufgeregt an. Offenbar hatte sie mir gar nicht wirklich zugehört und ich seufzte leise. Es hatte wohl wirklich nicht sein sollen.
Einige Minuten später traten die ersten beiden Jungs gegeneinander an. Es waren Lucian und – wie konnte es auch anders sein – Milo. Die beiden stellten sich auf das Sprungbrett und spannten ihre Muskeln an. Beide fokussierten das Wasser. Im letzten Moment wandte sich Milo zu uns Mädels um und zwinkerte neckisch – dann sprang er gleichzeitig mit Lucian ins Wasser.
Kurz entdeckten wir die beiden noch auf ihren jeweiligen Bahnen nebeneinander, dann waren sie verschwunden. Obwohl man keinen der beiden mehr sah, packte einen doch die Spannung des Ganzen und alle brüllten sich die Seele aus dem Leib, während sie ihren jeweiligen Favoriten anfeuerten. Kurz überlegte ich, einfach meinen Mund zu halten, aber weil Ayala mich bittend ansah, stimmte ich in ihre Anfeuerungsrufe für Milo ein.
Schließlich näherten sich die beiden Kontrahenten der Zielgeraden. Mit guten drei Metern Vorsprung schlug Milo an und zog sich mit einer mühelos wirkenden, lässigen Bewegung aus dem See. Mit leuchtenden Augen bedankte er sich großspurig bei den Neyen und Neyinnen, die ihn angefeuert hatten, während er jedem Mädchen einen langen, feurigen Blick schenkte, der Ayala beinahe in Ohnmacht fallen ließ, mich aber nur dazu brachte, die Augen zu verdrehen. An der frischen, klaren Luft wusste ich wirklich nicht mehr, warum die Anziehungskraft zwischen uns beiden im Wasser so groß gewesen war. Sicher, er sah nicht schlecht aus mit seinen kurzen, hellbraunen Haaren die ihm modisch in die Stirn fielen und seinen dunkelblauen Augen, aber sein Verhalten und sein ganzer Charakter störten einfach das Gesamtbild. Klar, noch vor zwei Tagen hätte ich zu ein paar heißen Küssen nicht Nein gesagt, aber ich war Aryans zukünftige Sýntrofa und hatte mir selbst vorgenommen, ihm treu zu sein und nichts mehr aufs Spiel zu setzen.
Während meiner Überlegungen waren die nächsten beiden Nereiden schon ins Wasser geglitten und schwammen, was das Zeug hielt. Zu meiner Überraschung gewann der schlaksige Flory mit einigem Vorsprung gegen Nyle, was Milo dazu veranlasste, seinem besten Kumpel verspottend auf die Schulter zu klopfen. Zeyne wiederum gewann sehr knapp gegen Razael.
Die drei Sieger stellten sich mit stolzgeschwellter Brust neben dem Becken auf und ließen sich kurz feiern – bis Professor Kyron sie darauf aufmerksam machte, dass dies lediglich ein kleiner Etappensieg gewesen war und nicht das große Ziel.
Zeyne und Flory senkten verlegen den Kopf, während Milo weiterhin so tat, als wäre er jetzt schon der Sieger des ganzen Wettkampfs und die anderen beiden verachtend musterte.
Meine Aufmerksamkeit wandte sich von den drei männlichen Nereiden ab, als Professorin Blake nun den Start des Neyinnen-Wettkampfes ankündigte. Die erste Gruppe bestand aus Ayala, Thayla und zwei dunkelhaarigen Nereiden. Als die vier ins Wasser sprangen, versuchte ich, Ayala mit meinem Blick zu folgen, doch sie war einfach zu schnell. Ich entdeckte ein letztes Aufschimmern ihres Schwimmanzugs, dann war sie verschwunden. Trotzdem feuerte ich sie lautstark an und betete für sie, dass sie dieses Rennen gewinnen würde – was sie schließlich auch mit einem atemberaubenden Vorsprung von fast fünf Metern vor der Zweiten schaffte.
Freudestrahlend zog sich Ayala aus dem See und ich umarmte und beglückwünschte sie aufgeregt. „Du. Warst. Fantastisch!" stieß ich begeistert hervor und sie kicherte verlegen, während ihre türkisblauen Augen fröhlich leuchteten. Plötzlich wurden diese riesengroß, und sie erstarrte in meinen Armen. Verwirrt ließ ich sie los und blickte mich um.
Natürlich stand Milo hinter uns und sein Blick glitt über mich hinweg zu meiner siegreichen Freundin.
„Glückwunsch, Ayala", sagte er und zwinkerte ihr zu. Diese bewegte sich immer noch nicht und sah ihn nur erschrocken an. Ich stieß ihr unauffällig in die Seite und sie riss sich zusammen. „Ähm, oh. D-danke Milo", stotterte sie und ihre Wangen nahmen unmittelbar die Farbe einer reifen Tomate an.
Der braunhaarige Neye nickte ihr noch einmal zu, drehte sich um und ging zu den anderen Nereiden zurück. Neben mir quietschte es.
„Oh. Mein. Gott!", wisperte sie und konnte ihre helle Stimme kaum kontrollieren. Ich kicherte bei ihrem begeisterten Anblick. Kann Milo denn für jemanden schlecht sein, wenn er so eine positive Reaktion hervorruft?, fragte ich mich nachdenklich, doch mein Gedankengang wurde unterbrochen, als mich Professorin Blake energisch aufrief und aufs Sprungbrett schickte.
Ayala wünschte mir viel Glück, zeigte mir ihre gedrückten Daumen und ich atmete tief durch, während ich mich auf meinen Platz begab. Für die Gegnerinnen neben mir hatte ich keinen Blick mehr übrig – es zählte nur noch die Konzentration auf mich und meine eigene Leistung. Ich wollte es Ayala nachmachen und gewinnen und ich beschloss, eine kleine Wette mit mir selbst abzuschließen. Wenn ich gewinnen sollte, würde der weitere Tag gut verlaufen und das Gespräch mit Aryan einfach werden; sollte ich jedoch verlieren...nun, dann würde eben das Gegenteil eintreffen.
Mir blieb noch eine letzte Sekunde zum Einatmen, bevor der Pfiff ertönte und ich kopfüber in den See glitt.
Ich verwendete meine schlängelnde Tauchbewegung, um unter Wasser gut vom Rand wegzukommen, dann verfiel ich automatisch in die Schwimmbewegung, die mir am leichtesten fiel. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl des seidigen Wassers um mich herum und bemühte mich, zu demselben Erlebnis zurückzufinden, dass ich im Training wahrgenommen hatte. Langsam aber sicher spürte ich, wie mein Körper leichter durch das Wasser glitt und es mir regelrecht mit jeder weiteren Bewegung mehr Schwung nach vorne gab. Schneller als gedacht erreichte ich die andere Seite, vollführte eine Unterwasserrolle dicht am Rand und stieß mich mit den Beinen an der Sandkante wieder ab. Der Rückweg fiel mir tatsächlich noch leichter und von mir fiel jegliche Anspannung ab. Das Wasser um mich herum schluckte alle Geräusche, ich vernahm nur noch den gleichmäßigen Schlag meines Herzens und genoss den Anblick des grünblauen Lebens um mich herum. In diesem Moment gab es nur noch mich und mein Element, weder die Gegnerinnen, noch den gestrigen Tag oder sonstige Probleme. Bevor ich mich versah, schlug ich am Rand ab und tauchte auf. Tatsächlich war ich die ganze Zeit unter Wasser gewesen, weil mir das Schwimmen dort am leichtesten gefallen war.
Neugierig sah ich mich um und spürte in diesem Moment, wie eine meiner Mitschwimmerinnen als Zweite abschlug. Ich realisierte, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, zog mich aus dem See und führte einen kleinen Jubeltanz auf, der die Freiheit widerspiegelte, die ich im Wasser verspürt hatte. Als ich aufhörte und mich umsah, merkte ich, dass mich alle anstarrten. Provokant stützte ich eine Hand in meine Seite. „Was denn, noch nie eine glückliche Siegerin gesehen?" Daraufhin mussten die meisten zumindest schmunzeln und eine begeisterte Ayala umarmte mich lachend.
„Juhu! Du hast es auch geschafft, Sea! Du warst fantastisch!" Wie schön so ein kleines Erfolgserlebnis doch sein konnte und wie viele Neyen es glücklich machte. Meine gute Laune erreichte ihren Höhepunkt und ich wandte mich glücklich um, um der dritten Gruppe bei ihrem Wettschwimmen zuzusehen.
Myria gewann dieses Rennen knapp und warf ihre blonde, nasse Mähne nach hinten, während sie ihre Glückwünsche entgegen nahm.
Nun ging es drum. Die drei Jungs, die siegreich aus ihren Wettkämpfen hervorgegangen waren, bauten sich wiederum auf den Sprungbrettern auf. Zuerst kam Milo mit seinem hellbraunen Haar, dann Flory, dessen rotes Haar so gut wie immer aus der Masse hervorstach und zuletzt Zeyne, der Nereide mit den dunkelbraunen, beinahe schwarzen Haaren.
Jetzt zwinkerte Milo uns nicht mehr zu, konzentriert blickte er ins Wasser. Die drei Neyen bebten regelrecht vor Anspannung, ihre angespannten Muskeln zitterten leicht. Als der Pfiff ertönte, stießen sie sich zeitgleich ab und tauchten ins Wasser ein. Binnen zwei Herzschlägen erblickten wir keinen mehr von ihnen. Wild wurden die Namen durcheinandergerufen.
„Zeyne! Komm schon, du packst das!"
„Flory! Hau rein!"
„Zeigs ihnen, Milo, na los!"
Kleine Wellenbewegungen an der Oberfläche signalisierten uns, wo sich die drei gerade aufhielten, denn alle drei tauchten durchgängig. Doch aus der Entfernung war es nicht leicht zu erkennen, wer gerade etwas Vorsprung hatte und wer zurück lag.
Gespannt schauten wir alle auf den See und während die Jungs ihre Rolle unter Wasser vollführten und wieder näher kamen, wurden unsere Anfeuerungsrufe immer lauter.
„Zeyne, Zeyne, Zeyne!!"
„Floooory!!"
„Milooooooo!!"
Als die Neyen schließlich noch etwa acht Meter entfernt waren, konnten wir erkennen, wie der Abstand zwischen den dreien aussah. Flory lag vorne, dahinter kam Milo mit etwa einem Meter Rückstand und dann Zeyne. Wir alle jubelten begeistert, als sich Flory streckte und die Hand beinahe den Abschlagpunkt berührte. Doch dann schob sich Milo mit einer gigantischen Streckbewegung vor, wurde regelrecht vom Wasser hochkatapultiert, schlug ab und gewann so das Rennen mit wenigen Zentimetern Vorsprung.
Ich gab es zwar nicht gerne zu, aber alle rasteten förmlich aus, auch ich. Selbst Professorin Blake und Professor Kyron applaudierten begeistert und Letztgenannter verschaffte sich mit seiner lauten Stimme Gehör. „Hier konnte man sehr schön beobachten, wie Milo tatsächlich mit dem Wasser gearbeitet hat, um den Sieg nach Hause zu bringen. Sehr gute Arbeit Milo, Kompliment an Sie!"
Ayala schaute Milo bewundernd an und schwärmte halblaut zu mir: „Kannst du glauben, wie gut er ist? Er ist der tollste Neye der Welt!"
„Nun, der tollste ist er meiner Meinung nach nicht, aber ich muss schon zugeben, seine Leistung gerade eben war echt beeindruckend", schmunzelte ich.
Ayala quietschte begeistert auf. „Ja, oder?!"
Dann zog Milos Stimme unsere Aufmerksamkeit auf sich. Während Blake und Kyron miteinander redeten und uns einen Moment lang nicht beachteten, schaute der braunhaarige Nereide in die Runde der versammelten Neyinnen.
„Wer möchte dem Sieger einen Kuss geben?" fragte er halblaut und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Er sah eine nach der anderen an und als sein Blick auf Ayala fiel, errötete sie. Ich wusste, sie würde sich niemals trauen, seiner Aufforderung nachzukommen. Auch Thayla hielt sich auffallend schweigsam zurück. Als er mich schließlich auffordernd ansah, erwiderte ich seinen Blick und tippte mir nur gegen die Stirn. Milo zog einen Schmollmund und bevor er sich versah, hatte sich Myria neben ihn gestellt. „Ich", gurrte sie als Antwort auf seine Frage und drückte ihm einen langen Kuss auf die Wange.
Neben mir spürte ich, wie sich Ayala anspannte und wie sie ihre Kiefermuskeln aufeinander presste. Ich legte ihr mitfühlend eine Hand auf den Rücken. „Mach dir nichts draus", flüsterte ich ihr zu. „Milo interessiert sich nicht besonders für Myria. Sieh nur."
In der Tat schaute Milo die impulsive Neyin mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck an. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er die Jagd auf unwillige Neyinnen mehr genoss als eine, die sich dermaßen an ihn ran warf. Andererseits hatte ihn die Sache mit Thayla auch nicht gestört, obwohl ihn da sicherlich gereizt hatte, dass sie eigentlich an Halio vergeben war. Was auch immer seine Motive waren, Ayala war auf alle Fälle nicht mehr ganz so unglücklich, als sie sah, dass ich Recht behalten hatte.
Schließlich stellten Myria, Ayala und ich uns nebeneinander auf. Ich gönnte meiner Freundin natürlich einen Sieg, insbesondere da ich wusste, wie viel er ihr bedeuten würde. Trotzdem entschloss ich mich innerlich dazu, mir zumindest so viel Mühe zu geben, dass ich am Ende vor Myria platziert sein würde.
Als der Pfiff erklang, sprangen wir wieder ins Wasser. Ich wählte dieselbe Technik wie zuvor, warf jedoch nun auch hin und wieder einen Blick nach rechts und links, um zu sehen, wie sich meine beiden Konkurrentinnen unter Wasser machten. Ayalas Gesicht wirkte angespannt, ihre Schwimmzüge verkrampft. Möglicherweise hatte ihr die Sache mit Myria und dem Kuss doch mehr zugesetzt, als ich zunächst gedacht hatte. Binnen eines Wimpernschlages trafen sich mein und ihr Blick und ich lächelte ihr zu.
Ich sah flüchtig, wie sich ihre Augen überrascht weiteten, bevor sie scheinbar innerlich ein Ruck durchfuhr, sich ihr Blick klärte und ihre Schwimmzüge flüssiger wurden. Nun schlängelte sie sich einem Delfin gleich durch das Wasser, welches sich vor ihr nur so zu teilen schien.
Wenige Herzschläge später war sie ein gutes Stück vor mir und dicht hinter Myria, die sich wirklich nicht schlecht hielt. Nach unserer Kehrtwende an der anderen Seite, hatte sie jedoch keine Chance mehr gegen meine Überflieger-Freundin, die an ihr vorbeischoss. Nun gab auch ich mich dem Wasser wieder hin und konzentrierte mich auf mich selbst. Ich war noch ein gutes Stück hinter der blonden Nereide, holte aber nun mit jeder kräftigen Schwimmbewegung auf. Schließlich erreichten wir das Ende der zweiten Bahn und ich schlug eine gute halbe Sekunde vor ihr an den Rand.
Meine siegreiche Freundin erwartete mich bereits freudestrahlend am Beckenrand und half mir hoch. „Wow, Ayala, du warst unglaublich", sagte ich atemlos.
„Danke Sea, aber ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Ich weiß auch nicht, irgendwie war ich kurzzeitig nicht mit mir im Reinen", erwiderte sie leise und schenkte mir einen dankbaren Blick.
Ich umarmte sie und drückte sie fest. „Ich wusste, dass du eigentlich besser schwimmen kannst. Aber glaub ja nicht, dass ich mich danach zurückgehalten habe. Du warst einfach auf ganzer Linie überragend."
Die braunhaarige Neyin lief vor Freude rosa an und strahlte verlegen.
Auf einmal stand Professorin Blake neben uns und schüttelte Ayala begeistert die Hand. „So eine exzellente Leistung habe ich seit langem nicht mehr gesehen", schwärmte sie und hatte meine Freundin somit zu ihrer neuen Lieblingsschülerin erklärt. Auch Kyron klatschte ihr Beifall und zog seinen imaginären Hut vor der talentierten Nereide.
Eine Weile lang pausierten wir noch, dann führte Kyron Milo das Sprungbrett hinauf und Blake geleitete Ayala zu dem daneben liegenden.
„Kommen wir nun zum finalen Wettkampf. Neye gegen Neyin, Milo gegen Ayala!" Wir alle applaudierten begeistert. „Beide haben uns ihr Können gezeigt und können stolz auf ihre Leistung sein. Aber es kann nun mal nur einen Sieger oder eine Siegerin geben und die werden wir nun küren."
Milo machte sich bereit, ebenso wie Ayala. Sie blickte stur ins Wasser und spürte offensichtlich nicht, dass der Nereide sie kurz musterte. Na, immerhin hat er sie nun tatsächlich bemerkt.
Als der Pfiff ertönte, tauchten beide gleichzeitig in das blaugrüne Wasser ein. Es spritzte kaum auf. Alle versuchten, die beiden im Blick zu behalten, doch natürlich waren alle Bemühungen vergebens. Uns blieb nur eines übrig: Die Augen aufzuhalten und auf die Rückkehr der Nereiden zu warten. Ich fragte mich wirklich, ob Ayala eine Chance hatte. Milo war ein sehr guter Schwimmer, aber Ayala hatte Myria und mich mühelos fertig gemacht.
Schließlich erblickten wir ein erstes Aufblitzen der schimmernden Schwimmanzüge. Milo und Ayala lagen Kopf an Kopf, immer schob sich einer nach vorne, doch dann zog der andere nach und übernahm seinerseits die Führung. Sie waren so unglaublich schnell, dass das Wasser um sie herum beinahe zu leuchten schien. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass es tatsächlich leuchtete. Über den ganzen Trubel hörte ich die laute Stimme von Professor Kyron: „Das ist das, was wir von euch allen sehen wollen! Das Wasser passt sich den Körpern an, umschließt sie regelrecht und die Magie lässt diese besondere Vereinigung leuchten!"
Gebannt starrten wir auf dieses seltsame Schauspiel und vergaßen dabei beinahe, dass es sich ja um einen Wettkampf handelte. Einen Wimpernschlag später schlugen Ayala und Milo an. Tatsächlich war es so knapp, dass Blake und Kyron zunächst noch diskutierten, während die beiden Kontrahenten erschöpft im Wasser verweilten und neue Kraft schöpften. Schließlich wurde das Ergebnis bekannt gegeben:
„Ayala hat knapp vor Milo gewonnen und ist damit die Siegerin des ganzen Wettkampfes!"
Die Neyinnen jubelten begeistert auf und zogen meine Freundin schwungvoll aus dem Wasser. Begeistert ließen wir sie hochleben und Ayala kreischte vergnügt auf. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Milo schien offensichtlich nicht zu stören, dass er verloren hatte, er gesellte sich zu seinen Jungs und erzählte ihnen etwas, über das schließlich alle lachten. Freute er sich etwa für Ayala? Er war doch sonst so ehrgeizig. Misstrauisch beobachtete ich ihn, schob dann aber die Gedanken davon und freute mich für die braunhaarige Neyin. Sie hatte diesen Sieg und die Anerkennung wirklich, wirklich verdient, mehr als jede andere von uns.
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