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Sechs (Stand 2025)

Die Morgensonne schlich sich sanft durch das Fenster und malte goldene Muster auf den Küchentisch. Draußen waren die Vögel zu hören, die mit fröhlichem Gesang den neuen Tag begrüßten, als wollten sie sich im Einklang mit der Welt auf den Sommer einstimmen. Ich saß mit Goldlöckchen, Liz und Malea am Frühstückstisch, während die Teller von Frau und Herr Holstein wie immer mit zerkrümelten Brotstücken bedeckt waren. Es war seltsam, wie sie nie wirklich da waren, obwohl der Tag noch so jung war. Der Teller von Luke stand unberührt auf seinem Platz, und ich hatte das Gefühl, als ob die Stille im Raum irgendetwas Verräterisches verhieß.

Heute war mein dritter Tag hier, an diesem abgelegenen Fleckchen Erde, auf einer Ranch irgendwo am Rande der Welt. Mein Blick wanderte zu den anderen, und meine Gedanken verloren sich für einen Moment in der Erinnerung an gestern. Amy hatte wieder versucht, mich zum Reden zu bringen, hatte mich immer wieder mit ihren Fragen bombardiert, was mit meinen Eltern passiert war. Langsam begann es mir auf die Nerven zu gehen. Sie hatte sich mein Leben ein Stück weit angeeignet, mit all ihren neugierigen Blicken und aufdringlichen Bemerkungen. Ich hatte ihr etwas von meiner Geschichte erzählt – von meinem Vater, der plötzlich über Nacht gestorben war – ein Herzinfarkt. Es war Anfang Januar gewesen, vor genau sechs Monaten. Meine Mutter war am nächsten Tag verschwunden. Der einzige Hinweis, den sie uns hinterlassen hatte, war ein Zettel, auf dem stand: „Sucht nicht nach mir." Mehr war nicht zu erfahren. Ich seufzte leise. Was sollte ich noch sagen? Sie waren beide fort. Und meine Mutter... sie sollte sich nicht wieder blicken lassen.

Das vertraute Quietschen der Stufen unterbrach meine Gedanken. Es war Luke, der die Treppe hinunterkam, wie ein Schatten, der sich der Sonne entzieht. Es war seltsam, ihn so spät zum Frühstück zu sehen. Normalerweise war er längst draußen und half seinen Eltern bei den Arbeiten auf dem Hof. Aber heute? Heute hatte er sich Zeit gelassen.

Mein Blick streifte ihn, und ich bemerkte sofort, wie seine Frisur verändert war. Genau wie ich es ihm vorgeschlagen hatte. Es war, als ob er sich endlich traute, etwas an seinem Aussehen zu ändern, etwas zu wagen. Auch Amy hatte es sofort bemerkt.

„Neue Frisur? Steht dir", sagte sie mit einem Lächeln, während sie sich ein Brötchen schmierte.

„Ja, ist mal was anderes", antwortete er, aber seine Stimme klang zaghaft, als ob er selbst noch unsicher war. Er warf mir einen kurzen Blick zu, und ich konnte in seinen Augen etwas lesen, das ich nicht ganz deuten konnte – eine Mischung aus Dankbarkeit und Zweifel. Dann trat er näher, und Malea, die nervös auf ihrem Stuhl hin und her schob, fragte plötzlich: „Luke, isst du mit uns Frühstück?" Ihr Tonfall war so voller Hoffnung, dass es fast traurig wirkte.

Er sah sie entschuldigend an, warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr und sagte dann leise: „Ich bin schon spät dran. Morgen wieder." Und bevor ich etwas erwidern konnte, legte er mir beim Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter, kurz, aber dennoch spürbar. „Danke", murmelte er, und in seinem Blick lag ein Ausdruck, der mich kurz innehalten ließ. Dann war die Tür hinter ihm mit einem lauten Knallen ins Schloss gefallen, und für einen Moment war es, als ob ein Stück der Atmosphäre mit ihm fortgegangen wäre.

„Danke für was?", fragte Amy verwirrt und sah mich fragend an.

Ich drehte das Brötchenmesser zwischen meinen Fingern, während ich nach einem Apfel griff. „Mir ist die Narbe auf seiner Stirn aufgefallen", erklärte ich und schnitt den Apfel in Stücke, das Kerngehäuse sorgfältig entfernte. „Ich habe ihm vorgeschlagen, die Frisur so zu ändern, dass sie nicht mehr so auffällt."

Ich bemerkte, dass Maleas Blick nun auf meinem Apfel ruhte, und ohne ein Wort reichte ich ihr ein Stück. Sie war eines dieser Mädchen, die Obst nur dann aßen, wenn es perfekt vorbereitet war – geschält und in mundgerechte Stücke geschnitten. Sie nahm es mit einem dankbaren Lächeln, und ich konnte es nicht lassen, einen leisen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Es fühlte sich an, als ob ich mit jedem Moment ein kleines Stück näher zu diesen Menschen fand, zu dieser fremden Welt.

„Die Narbe hat ihn schon lange gestört", bemerkte Amy, während sie ihre Kaffeetasse mit einem leisen Klirren auf den Tisch stellte und dann ihren Blick zu mir wandern ließ. Ihre Augen funkelten fast geheimnisvoll, als würde sie eine verborgene Wahrheit in mir erwecken wollen. Sie schien einen Moment lang nach den richtigen Worten zu suchen, dann fuhr sie fort: „Die stammt von der Prügelei mit einem deiner Vorgänger."

Ihre Worte hingen schwer in der Luft, und ich spürte, wie sich ein unangenehmes Knistern in meinem Inneren breit machte. Es war, als ob sie mir bewusst Stück für Stück Informationen zusteckte – kleine Puzzleteile, die mich immer wieder dazu brachten, genauer hinzusehen, nachzudenken, mehr zu verstehen. Aber das war es, was sie wollte, oder? Ihr Blick, der immer wieder zu mir zurückkehrte, schien mir insgeheim zu sagen: Pass auf, was du tust.

Es war fast, als ob Amy mir durch ihre Bemerkungen und ihre Andeutungen eine ständige Mahnung ins Ohr flüsterte. Ihre Worte waren wie ein stilles Signal: Pass ja auf was du tust!

Maleas blaue Augen begannen freudig zu strahlen, und ein Lächeln, das so ansteckend war, dass es sofort die Stimmung im Raum heben musste, breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre ganze Aufregung schien in der Luft zu liegen, als sie mich mit glänzenden Augen anstarrte.

„Dreimal darfst du raten, was in 17 Tagen für ein Tag ist", fragte sie ungeduldig, ihre Stimme vibrierte vor Vorfreude. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie immer wieder diese Frage stellte, wenn etwas bevorstand, auf das sie sich besonders freute. Ich konnte mir nicht helfen, ich musste einfach mitspielen – es war viel zu süß, ihr diese Freude zu lassen.

„Dein Geburtstag", sagte ich mit einem breiten Grinsen, während ich meinen Teller von mir schob. Heute war ich nicht besonders hungrig. Die Erinnerung an das üppige Mahl vom Vortag lag noch immer in meinem Magen. Amys Mutter hatte einen Eintopf gekocht, der sich – trotz der drückenden Sommerhitze draußen – als überraschend lecker entpuppt hatte. Ich hatte anfangs gedacht, dass ein heißes Gericht bei der Hitze nicht gerade das Richtige war, doch der Eintopf war einfach köstlich, auch wenn ich zugeben musste, dass ich nicht wirklich wusste, welche Zutaten darin waren.

„Richtig! Woher weißt du das?", fragte sie überrascht, und ihre Hände spielten nervös mit ihren blonden Locken, die in sanften Wellen über ihre Schultern fielen. Ihre Füße trommelten rhythmisch gegen die Holzbeine des Stuhls, als könnte sie ihre überschäumende Energie kaum bändigen.

„Weil du mich gestern schon gefragt hast, was in 18 Tagen für ein Tag ist", sagte ich lachend und warf einen Blick zu Amy, die ebenfalls schmunzelte. Es war ein kleines, vertrautes Spiel, das Malea mit mir spielte, und ich genoss es jedes Mal.

„Das dauert noch zu lange!", sagte Malea und zog einen Schmollmund.

„Aber überleg mal, in zwei Wochen ist wieder Schule. Die Zeit wird wie im Flug vergehen, oder?", sagte Amy neckend.

Die Worte schwebten in der Luft und trafen Malea wie ein unerwarteter Regenschauer. Das freudige Funkeln in ihren Augen verblasste sofort, und ihr Lächeln verschwand, als sie den Kopf leicht hängen ließ. Es war nicht das gewesen, was sie hören wollte – sie hatte auf etwas anderes gehofft, vielleicht ein „Ach, das dauert doch gar nicht mehr lange!"

Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tisch, die Hände ineinander verschränkt, und starrte auf ihre Füße, die auf dem Boden scharrten. Die Atmosphäre in der Küche veränderte sich sofort, als ihre Unruhe spürbar wurde. Ihre Schultern zogen sich leicht zusammen, als sie sich gegen den Tisch lehnte, als wollte sie sich vor dem Gedanken an die kommende Schule schützen.

„Ich will nicht schon wieder zur Schule", murmelte sie, fast mehr zu sich selbst als zu uns. Ihre Stimme war leise, aber es war klar, dass die Gedanken an das, was kommen würde, ihr die Freude an dem Gedanken an ihren Geburtstag verdunkelten.

„Ich bleib lieber hier, da kann ich den ganzen Tag reiten", sagte Malea mit einem frechen Lächeln, das fast genauso wild war wie ihr blonder Zopf, der beim Reden über die Schulter flog. Ihre Augen funkelten vor Abenteuerlust, als ob sie sich schon die unzähligen Möglichkeiten vorstellte, die der Tag auf dem Pferderücken ihr bieten würde. Sie hatte die Gabe, jedes Gespräch in eine Art träumerischen Wunschtraum zu verwandeln.

„Das hättest du wohl gerne", erwiderte Amy mit einem schmunzelnden, aber doch ernsten Blick. „Ich weiß, die Schule macht nicht immer Spaß, aber hingehen musst du trotzdem." Ihre Stimme hatte diese Mischung aus Bestimmtheit und Fürsorge, die typisch für sie war, und ihre Augen folgten jedem ihrer Bewegungen, während sie das Geschirr zusammenräumte. Die rhythmischen Geräusche des Klapperns der Teller und Tassen füllten den Raum, doch ich spürte, dass sie eine Botschaft übermittelte – dass es immer Verantwortung gab, auch inmitten der freien Momente des Lebens.

Ich konnte sehen, wie Maleas Lippen sich zu einem kleinen, fast unsichtbaren Protest verzogen, aber ihre Augen verrieten, dass sie bereits wusste, dass ihr Widerstand gegen diese Tatsache keine Chance hatte. Sie hatte sich in diesen Momenten schon oft geäußert, dass sie lieber in der Natur war, die Freiheit zu spüren und zu reiten, statt sich in einem Klassenzimmer aufzuhalten. Aber auch sie konnte nicht leugnen, dass es eine Wahrheit gab, die man nicht einfach ausblenden konnte. Das Leben war nicht immer nur aus Spaß und Freiheit zusammengesetzt.

Ich bemerkte, wie sie einen Moment lang in sich ging, als ob sie den Gedanken an den kommenden Schulbeginn wägte. Dann seufzte sie tief, und ihre Schultern sanken etwas. Es war, als hätte sie sich selbst in diesem Augenblick die Realität eingestanden, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Aber ihre Entschlossenheit, an diesem Moment festzuhalten, war so klar wie der Himmel draußen, der noch immer das sanfte Licht der Sonne trug.

„Frau Gärtner hat gesagt, dass ich in den Ferien unbedingt Mathe üben muss, sonst komme ich nächstes Schuljahr nicht mehr mit", murmelte Malea, und schob ihren Teller zu Amy. Ihre Stimme klang nun anders, weniger fröhlich. Der Klang ihrer Worte ließ sie alt wirken, als ob die Last der kommenden Schulaufgaben sie zu Boden drückte. Die üblichen strahlenden Augen waren trüb, der Glanz aus ihrem Blick war verschwunden.

Ich konnte das nachvollziehen. Ich hatte zwar nie Probleme in der Schule gehabt, aber es gab immer diesen Teil in mir, der sich nicht mit den anderen verband, der nie richtig wusste, wie er sich in diese Welt aus Prüfungen und Noten einfügen sollte. Ich war froh, als ich mit dem Realschulabschluss endlich aus der Schule heraus war. Abitur? Nein, das war nicht mein Weg. Ich hatte nie den Drang gehabt, mich dem zu stellen.

Amy legte die Teller mit einem klirrenden Geräusch in die Spüle und drehte den Wasserhahn auf. Sie hatte diesen Blick, den sie immer benutzte, um Malea zu zeigen, dass sie etwas falsch gemacht hatte, und ohne ein Wort, drehte sie sich zu ihrer Schwester um. „So wie du das gerade gesagt hast, hast du dein Matheheft seit dem letzten Schultag nicht mehr angesehen, oder?", fragte sie mit einem Ton, der gleichzeitig besorgt und vorwurfsvoll klang. Ich konnte die Spannung in der Luft spüren, wie ein stiller Strom zwischen den beiden.

Maleas Gesicht veränderte sich sofort, sie senkte den Blick zur braunen Holzplatte des Tisches, als ob sie sich wünschte, im Boden zu versinken. „Nein, ich mag Mathe einfach nicht", flüsterte sie leise, fast so, als wollte sie sich für ihre Schwäche entschuldigen.

In diesem Moment hörte ich das Knacken der Treppe, und als ich mich umdrehte, konnte ich gerade noch Frau Holstein sehen, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand. Ihre schnellen Schritte erinnerten mich an etwas Unaufhaltsames – jemand, der wusste, wo er hinging, der nicht in die Vergangenheit schaute.

Amy hatte uns mittlerweile den Rücken zugewandt, beschäftigt mit dem Abwasch, der klirrende Klang der Teller füllte den Raum. Malea hob vorsichtig ihren Blick, als ob sie etwas Wichtiges sagen wollte, aber dann hielt sie inne und öffnete schließlich den Mund. „Amy?", fragte sie zögerlich.

Amy drehte sich um, blickte ihre Schwester über die Schulter an, während sie mit dem Abwaschen fortfuhr. „Hilfst du mir mit Mathe?", fragte Malea leise, beinahe wie ein Flehen.

„Wann konnte ich denn je Mathe?", entgegnete Amy, ihre Stimme klang fast belustigt, doch das Lächeln, das sie dabei zeigte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie gerade versuchte, sich aus der Situation zu befreien. Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr, als ob sie gerade erst bemerkte, wie viel Zeit vergangen war. „Oh, ist schon ganz schön spät. Lou, mach das hier bitte fertig und dann komm und hilf mir mit den Pferden!", rief Amy hektisch, während sie bereits das Haus verließ. Es war eine Taktik, die ich bei ihr schon oft gesehen hatte – sich einfach schnell aus der Situation stehlen.

Malea blickte traurig zu Liz, die gerade ihre Stiefel anzog und sich am Geländer der Treppe festhielt. Ihre Augen verfolgten jede Bewegung ihrer Schwester, als ob sie sich nach etwas Trost sehnte. „Liz, könntest du...?", begann sie zu fragen, doch Liz unterbrach sie sofort, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

„Auf gar keinen Fall", sagte Liz, und ihre Stimme war bestimmt, fast unnachgiebig. Sie stand auf, trat vom Tisch zurück, während sie dabei einen letzten Blick auf uns warf. Ich sah, wie ihre Reitstiefel auf dem Boden aufklapperten, und wie sie in die Richtung der Tür ging, als wäre der Gedanke an Mathe für sie genauso abwegig wie der Gedanke, ihre Zeit mit etwas anderem als den Pferden zu verschwenden.

„Aber du bist gut in Mathe!", rief Malea ihr hinterher, ihre Stimme war fast verzweifelt, als sie die Schwester um Hilfe bat.

Liz drehte sich nicht um, die Tür öffnete sich und ihr kaltes „Richtig, und du grottenschlecht! Ich habe besseres zu tun!" hallte noch nach, als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

Das Spülbecken leerte sich mit einem leisen Plopp, als ich den Stöpsel zog, und der Wasserstrahl schoss in den Abfluss. Die Schritte auf der Treppe kündigten Frau Holstein an, die nach unten kam. Sie hatte ihr Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, und der Blick, den sie mir zuwarf, verriet, dass sie mehr mit ihren Gedanken beim Telefonat als bei ihrer Umgebung war. Ihr Gang war angespannt, ihre Haltung wirkte ungesund, als sie inmitten des Gehens weiter Nachrichten tippte.

„Mama!", rief Malea, und ich spürte sofort, wie ihre kleine Stimme die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zog.

„Kleinen Moment bitte", sagte die gestresste Frau in ihr Telefon, ihre Stimme klang bereits ein wenig genervt. „Was denn?", fragte sie dann, ohne viel Geduld für eine Antwort.

„Kannst du mir mit Mathe helfen?", fragte Malea hoffnungsvoll und setzte einen Dackelblick auf, der normalerweise jeder Mutter den Herzschmelz-Moment bescherte. Doch ihre Mutter ließ sich nicht erweichen.

„Ich habe zu tun, Liebling. Ich habe vielleicht heute Abend Zeit", antwortete sie hastig und ohne viel Gefühl.

„Aber ich brauch jetzt Hilfe!", rief Malea verzweifelt, und ich sah, wie ihre Enttäuschung über die kalte Antwort wie ein Schatten auf ihr Gesicht fiel.

„Dann frag deine Geschwister, du hast drei Stück, irgendjemand wird ja Zeit haben", sagte Frau Holstein, während sie erneut ins Gespräch vertieft war. Ihr Ton war abwesend, ihre Gedanken weit entfernt.

„Nein, eben nicht!" – „Ja, ich bin noch da", sagte Frau Holstein gleichzeitig mit ihrer Tochter, sodass Maleas Stimme unterging, wie ein Hauch, der im Wind verweht. Mit einem weiteren, dumpfen Knallen verschwand ihre Mutter dann auch schon wieder aus dem Haus.

Malea ließ sich frustriert auf den Stuhl am Küchentisch sinken. Ich hatte das alles still beobachtet, den Blick gesenkt, den Teller in meinen Händen haltend.

„Na los, hol dein Heft mal, ich kann dir sicher auch helfen", sagte ich, und schon sprang sie von ihrem Stuhl und rannte die Treppe hinauf. Doch im letzten Moment blieb sie abrupt stehen.

„Aber nicht weglaufen, ich muss es erst suchen", rief sie zurück, ihre Stimme voller Eifer, und dann war sie schon wieder verschwunden.

Ich rückte das rote Kissen auf dem Flechtstuhl zurecht, während ich mir noch einmal ihre fröhliche Unruhe in Erinnerung rief. Dann setzte ich mich wieder an den Tisch und wartete geduldig.

Das Knarren der Treppe kündigte ihr Comeback an, und wenig später klatschte Malea das Matheheft auf den Tisch. Sie blickte mich an, und ich grinste.

„Geht das nicht ein bisschen liebevoller?", fragte ich, als sie das Heft so unsanft ablegte. Sie gab mir einen genervten Blick, bevor sie sagte: „Haha, die Aufgaben da drin werden sich schon nicht verletzen. Und wenn doch, ist das auch nicht schlimm."

Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie setzte sich neben mich, rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, und ich wusste, dass sie ihre Gedanken gerade in einer ganz anderen Welt hatte. Geduldig wartete ich einen Moment, bis ihre Aufmerksamkeit wieder zu mir zurückkehrte.

„Wo hast du denn Probleme? Plus, Minus, Mal, Geteilt?", fragte ich.

„Minus, der Rest geht", antwortete sie unmotiviert. Ich begann, durch das Heft zu blättern, und bemerkte die Krikel am Rand – sie hatte sich wohl nicht sehr für den Unterricht interessiert.

„Ellie hatte immer bei Minus Schwierigkeiten, aber ihr konnte ich auch immer helfen", sagte ich und warf einen Blick auf die Aufgaben.

„Kann ich dich mal was fragen?", fragte Malea und ihre Stimme klang plötzlich nachdenklich.

„Sicher", antwortete ich und sah sie aufmunternd an.

„Warum wirst du immer so böse, wenn Amy nach deiner Schwester fragt? Ich war gestern Abend schon im Bett, aber ich habe euch streiten gehört", sagte sie mit einer Besorgnis, die ihre Unschuld nur noch deutlicher machte.

Ich atmete tief durch und setzte dann langsam meine Worte. „Weißt du, Amy ist ziemlich aufdringlich. Sie versucht ständig, über Dinge zu reden, die sie nichts angehen. Ihr habt hier eine harmonische Familie, bei der alle zusammenhalten. Bei uns war das nicht immer so, und wenn alle immer angespannt sind, bekommt es irgendwann jemand ab – und das war meistens ich. Ich habe immer versucht, Ellie zu beschützen, damit sie nicht derjenige ist, der alles abbekommt. Aber ich rede ungern darüber, und Amy will das einfach nicht verstehen. Ich will keinen Streit, das wollte ich nie."

Ich sah wieder auf das Heft, wo sie fleißig blätterte, und konnte die Worte der kleinen Schwester noch nachklingen hören. Ich wusste, dass sie es nicht immer verstand, aber ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte.

„Also, fangen wir mal hier an. 23 minus 13, was ergibt das?", fragte ich und sah, wie ein Fragezeichen über ihrem Kopf schwebte. Sie schaute mich unsicher

Ich seufzte und versuchte es noch einmal. „Okay, stell dir vor, du hast 23 Gummibärchen, und dann komme ich und sage dir, du sollst mir 13 davon abgeben. Wie viele hast du dann noch?", fragte ich ruhig und beobachtete die kleine Malea genau. Sie dachte tatsächlich kurz nach, dann verzog sie das Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Ich will meine Gummibärchen aber nicht mit dir teilen, die gehören mir!", sagte sie empört und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte sie dadurch die Gummibärchen vor mir schützen. Ihre Stirn war in Falten gelegt, und ich konnte sehen, wie sich ihre Wut langsam aufbaute. „Ich mag Minus nicht, da wollen immer alle das ich ihnen etwas abgebe. Das ist immer blöd!", fuhr sie fort, als wäre das eine unerhörte Ungerechtigkeit. Fast schon beleidigt saß sie da, ihre Beine baumelten leicht, und ihre Füße traten abwechselnd auf den Boden, als würde sie ungeduldig darauf warten, dass ich endlich nachgab.

Ich musste schmunzeln, auch wenn ich versuchte, das zu unterdrücken. In diesem Moment wurde mir klar, warum sie sich im Haushalt oft davor drückte, bei Aufgaben zu helfen

Ich konnte nicht anders, als laut zu lachen, als ich sah, wie Malea sich so sehr gegen die Vorstellung von Rosenkohl sträubte. Ihr Gesicht verzog sich zu einer übertriebenen Grimasse, als ob ich ihr etwas wirklich Schreckliches zumuten würde. „Okay, okay", sagte ich schmunzelnd. „Lass uns das anders versuchen. Magst du Rosenkohl?"

Ihr Gesicht war sofort eine Mischung aus Entsetzen und Enttäuschung. „Nein! Iiiiii! Das gehört zu den ekligsten Sachen, die es gibt", rief sie aus, als ob sie mich für verrückt erklärte, überhaupt diese Frage zu stellen. „Mama sagt aber immer, ich muss trotzdem was davon essen", fügte sie klagend hinzu.

Ich konnte nicht anders, als zu grinsen. „Okay, stell dir mal vor, du hast 23 Stück Rosenkohl auf deinem Teller. Und ich... nehme dir 13 davon weg. Wie viele bleiben dir dann noch?"

Für einen kurzen Moment konnte ich in ihren Augen einen funkelnden Gedanken sehen, der durchbrach, als sie sich vorstellte, nie wieder so viel Rosenkohl essen zu müssen. „Würdest du denn Rosenkohl wirklich für mich essen?", fragte sie mit einer Mischung aus Begeisterung und Hoffnung, als ob dies die einzige Möglichkeit wäre, sich diesem Schicksal zu entziehen.

Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Konzentrier dich auf deine Aufgabe", sagte ich mit einem Lächeln. „Denke an die Zahlen, nicht an den Rosenkohl." Sie nahm ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Heft und nach kurzem Nachdenken schrieb sie mit einem stolzen Lächeln die Zahl „10" in ihr Heft.

„Genau, das ist richtig", sagte ich, immer noch grinsend. „Aber versuche beim Rechnen nicht immer den Rosenkohl mitzuschreiben. Das war nur eine kleine Hilfe." Ich wischte mir einen unsichtbaren Schweißtropfen von der Stirn, als Malea plötzlich eine neue Aufgabe anging, als ob sie sich plötzlich sicher fühlte.

„17 minus 13, was ergibt das?", fragte ich, und in diesem Moment hörte ich, wie die Tür zum Flur quietschte. Amy stand in der Tür, mit verschränkten Armen und einem Gesichtsausdruck, der unschwer erkennen ließ, dass sie nicht begeistert war.

„Als ich gesagt habe, mach das hier schnell fertig, meinte ich, abwaschen und dann in den Stall!", rief sie, ihre Stimme klang angespannt und leicht genervt. Aber ich ließ mich nicht stören. Ich drehte mich ruhig zu Malea und ignorierte den Rest.

„Sei still, sie konzentriert sich", sagte ich ruhig, meine Stimme mit einer festen, aber sanften Autorität. Amy verdrehte die Augen, aber ich sah, wie sie sich dann mit einem entschlossenen Seufzer zurückzog und die Tür hinter sich schloss.

„Nur noch vier Rosenkohl, den Rest hat Lou alles gegessen", sagte Malea fröhlich und schrieb mit einer neuen Leichtigkeit weiter. Ihre Augen strahlten nun förmlich vor Freude, als ob sie eine unsichtbare Last abgelegt hatte.

„Das ist richtig", sagte ich und sah sie mit einem stolzen Lächeln an. „Siehst du, so schwer ist das gar nicht. Und bald wirst du das alles ohne Rosenkohl können."

Malea strahlte zurück und ich konnte sehen, wie sie langsam das Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten wiederfand. Ihre Freude war ansteckend, und auch ich fühlte mich besser.

„Was ist mit Rosenkohl?", fragte Amy verwirrt, als sie wieder in die Küche trat und die Situation mit einem verwirrten Blick musterte.

„Lou erklärt mir Mathe", sagte Malea mit einem triumphierenden Lächeln, das zeigte, dass sie sich endlich durchgesetzt hatte.

„Und wo genau kommt da Rosenkohl vor?", fragte Amy, die die Mathematikaufgaben mit einem skeptischen Blick betrachtete.

„Malea hatte Probleme mit Minusrechnen, also habe ich ihr etwas gezeigt, was sie nicht mag und was sie abgeben kann", erklärte ich mit einem verschmitzten Lächeln.

„Genau, und von 17 Rosenkohl hat Lou 13 gegessen und ich habe nur noch vier auf meinem Teller", sagte Malea und strahlte stolz. Es war, als ob sie eine kleine Meisterleistung vollbracht hätte, die sogar Amy beeindrucken konnte.

„Okay, weiter machen. Sonst bleibt das später an mir hängen", sagte Amy, die jetzt merklich ruhiger war. Sie warf mir noch einen Blick zu, als sie aus dem Raum ging, die Tür hinter sich zufallend.

„Ich komme in zehn Minuten nach. Sie hat es gleich.", rief ich ihr nach und konzentrierte mich wieder auf Malea. Jetzt gab es nur noch ihre Matheaufgaben und mich – und vielleicht auch das kleine, leise Lächeln, das mir dabei auf den Lippen lag.

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