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30. Blutsegen | Keno/Miki/Keno

Keine Ahnung wie lange ich so dasaß und wartete, aber irgendwann hörte ich Schritte und kurz darauf betrat Miki ihr Zimmer.

Mir saß ein dicker Kloß im Hals, während ich sie eingehend musterte; sie trug immer noch dieselben dreckbeschmutzten Klamotten, ihre zurückgebundenen Haare hingen ihr unordentlich im Nacken und ihre Augen waren stark verquollen und gerötet.

„Scheiße", hörte ich sie fluchen und gegen den Bettpfosten treten. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte sie umarmt, ihr gesagt, dass wir das schon hinkriegen und alles gut werden würde.

Aber in der Realität konnte ich sie nur anstarren und meine Unterlippe mit den Zähnen malträtieren. Was sollte ich auch groß in dieser Form ausrichten? Abgesehen vom Erlösen von Geistern, taugte ich im Moment zu nicht viel.

Wenn das so weiterging, starb ich wirklich noch.

Miki war zwischenzeitlich am Bettpfosten herabgeglitten und hatte sich in Embryostellung auf dem Parkett zusammengerollt.

„Es tut mir so leid, Keno", flüsterte sie kaum hörbar in den für sie leeren Raum hinein. „Ich hätte dich nie überreden sollen, mit mir das Rätsel um Patrick Endlers Selbstmord zu lüften."

„Doch, es war die absolut richtige Entscheidung", versicherte ich ihr in dem Wissen, dass sie mich nicht hören konnte. „Denn wenn nicht, hätte Kurt Endler seinen Sohn wohl früher oder später gezwungen, mich umzubringen. Und immerhin konnten wir drei unschuldige Seelen erlösen. Das ist doch was."

Miki schluchzte und ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen. Der Kloß in meinem Hals schwoll weiter an, doch ich zwang mich weiterzusprechen: „Ich bin hier bei dir Miki und ich... brauche jetzt wirklich meine sture beste Freundin, die niemals aufgibt, mehr denn je. Bitte Mik. Ich bin echt mit meinem Latein am Ende und weiß nicht, was ich noch tun soll. Du musst mich retten. Bitte. Bitte gib noch nicht auf, okay? Lass mich nicht allein und kämpfe noch etwas weiter..." Meine Augen waren fest auf das Häufchen Elend, was meine beste Freundin darstellte, geheftet. „Ich... schaff das nicht ohne dich."

Als hätte meine verzweifelte Wortflut tatsächlich irgendwas ausgelöst, sprang Miki plötzlich auf, schnappte sich die Pinnwand und donnerte diese dermaßen brutal gegen ihren Schreibtischstuhl, dass die dünne Wand sofort mittendurch brach. Das wiederholte sie noch ein paar Mal, bis das Desaster perfekt war und die Pinnwand in ihre Einzelteile zerstückelt auf dem Fußboden verstreut lag.

Ihr Gesicht war knallrot angelaufen und sie atmete schwer. „So nicht", murmelte sie währenddessen frustriert und ballte die Hände zu Fäusten zusammen. „So lasse ich es bestimmt nicht enden!"

Mit offenem Mund sah ich zu, wie Miki sich ihren Rucksack schnappte und aus dem Zimmer verschwand.

*

Ich hatte keine Ahnung wie, aber ich würde Keno definitiv retten.

Ohne auf irgendwas zu achten, sprintete ich in Rekordschnelle die Stufen runter und schnappte mir mein Fahrrad, was ich bei meiner Ankunft achtlos in den Vorgarten hatte fallenlassen. Irgendwo am Rande meines Bewusstseins hörte ich meine Mutter verwundert meinen Namen rufen, doch da trat ich bereits in die Pedale und jagte wie eine Besessene die Straße hinunter.

Wenige Minuten später war ich durchgeschwitzt an meinem Zielort angekommen; dem hellblauen Haus am Meer.

Ohne einen Fick auf Höflichkeiten jederart zu geben, hämmerte ich mit der flachen Hand ungeduldig an die Tür. „Kaja!", rief ich währenddessen lautstark ihren Namen. „Kaja, mach auf! Ich muss dringend mit dir reden!"

Schritte ertönten und kurz darauf wurde mir geöffnet; erschöpft lehnte sich die Blondine an die Hausmauer und musterte mich fast ängstlich. „Hey", sagte sie vorsichtig. „Gibt's was Neues?"

Wie konnte sie nur gleichzeitig so schrecklich und wunderschön aussehen? Dunkle Ringe zeugten von vorangegangenem Schlafentzug, doch selbst der müdeste Blick konnte ihrer warmen Ausstrahlung nichts anhaben. Kaja war einfach ein Mensch, in dessen Nähe man sich sofort sicher und geborgen fühlte; kein anderer hatte mir je dieses Gefühl so deutlich vermitteln können und irgendwie machte mir das sogar Angst.

„Irgendeine Möglichkeit muss es geben, Keno aufzuwecken", platzte es ungebremst aus mir hervor. „Wir können doch nicht einfach aufgeben und nichts tun!"

Kaja blinzelte überfordert, bevor sie sehr leise anmerkte: „Ich habe wirklich alles versucht, Miki. Bin jedes alte Archiv und sämtliche Notizen meiner Großmutter durchgegangen – ich weiß einfach nicht mehr, wo ich suchen soll."

„Was ist mit dem Laptop, den Robin aus diesem Horrorhaus geholt hat? Sagtest du nicht, darauf könnte gefährliches Wissen abgespeichert sein? Vielleicht finden wir darauf die Antwort!", überlegte ich laut und Kajas schokoladenbraunen Iriden weiteten sich verblüfft. „Das ist... gar kein schlechter Gedanke, aber..."

„Aber was?!", schrie ich frustriert und mein Gegenüber blickte mich einen Moment traurig an, bevor sie defensiv antwortete: „Es wird nicht so leicht werden, ohne Passwort auf dieses Wissen zuzugreifen."

„Nazario Sienna wollte seine Blackbox Robin hinterlassen, oder nicht?! Also muss Robin auch in der Lage sein, das benötigte Passwort zu erraten!", schlussfolgerte ich ungeduldig. „Alles andere würde doch überhaupt keinen Sinn ergeben!"

„Miki... ich weiß, dass du wütend und frustriert bist. Aber Flüche und Segen sind kein Spiel. Wenn wir das unüberlegt angehen, könnten wir alles noch schlimmer machen."

„Noch schlimmer? Kaja... Keno wird sterben, wenn wir nichts unternehmen. Was könnte schlimmer sein als das?"

„Es gibt Schlimmeres als zu sterben", betonte Kaja überdeutlich. „Viel Schlimmeres. Wir könnten Keno die Möglichkeit nehmen, in Frieden zu gehen. Willst du das wirklich riskieren? Dass er auf ewig gebunden ist und keine Hoffnung auf Erlösung hat, wie Alicia Ruíz?"

„Wenn du mir nicht helfen willst, schön", knurrte ich enttäuscht und versuchte den Schmerz, den diese Worte in mir auslösten, nicht an die Oberfläche zu lassen. „Du willst Keno einfach kaltherzig sterben lassen? Schätze am Ende bist du auch nicht viel anders als die restlichen Zirkelmitglieder. Sobald Keno stirbt, lösen sich schließlich augenblicklich all eure Probleme in Luft auf, richtig?"

„Miki, das stimmt nicht-" „Schon gut", schnitt ich ihr mit erstickter Stimme das Wort ab und versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. „Ich hoffe ihr Hexenbluts und euer geliebtes Gleichgewicht werdet glücklich miteinander."

„Du bist unfair und sehr kindisch!", warf Kaja mir nun verletzt vor. „Auch Hexenbluts können nicht mit dem Fingerschnippen und den Tod überlisten. So funktioniert diese Art von Magie nicht. Jeder Fluch und jeder Segen birgt ein Risiko, sowohl für Anwender als auch für die Zielperson."

„Wie auch immer", schnappte ich uneinsichtig und wandte mich entschieden ab. „Man sieht sich Kaja."

„Miki bitte, lass uns doch in Ruhe darüber reden..."

Doch da hatte ich mich bereits wieder auf den Sattel geschwungen und trat energisch in die Pedale. Mein Blick war tränengetrübt und ich hatte kurzzeitig Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten. Ich schniefte Rotz und Wasser und musste gegen den eisigen Küstenwind ankämpfen, der mir unbarmherzig entgegenblies, als hätte sich Gott und die Welt gegen mich verschworen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich an meinem nächsten Zielort an; einem modernen Holzhaus mit großen Fensterfronten. Ich knallte mein Fahrrad unsanft gegen die Fassade und klingelte Sturm.

Nur Sekunden später wurde die Fronttür aufgerissen und ein genervt dreinblickender Robin in Schlabberlook starrte mir unfreundlich entgegen. „Du?", fragte er leicht irritiert. „Was willst du denn hier?"

„Keno retten", entgegnete ich pampig und wischte mir beiläufig mit dem Ärmel mein Gesicht trocken. „Kann ich reinkommen?"

Robin zögerte sichtlich, doch dann seufzte er genervt und trat unwillig einen Schritt zurück. „Nur, wenn du aufhörst zu heulen."

„Ich heule gar nicht", murrte ich zutiefst gekränkt und drängte mich an ihm vorbei ins Innere. „Wo ist Nazarios Laptop? Wie müssen unbedingt schnellstmöglich auf die Daten darauf zugreifen und dafür das benötigte Passwort herauskriegen!"

„Was du nicht sagst", murmelte Robin und rollte übertrieben mit den Augen. „Was glaubst du, was ich die letzten Stunden versucht habe zu schaffen?"

„Wirklich?", fragte ich leicht verdattert und er nickte ernst.

„Dachtest du etwa, ich würde da nicht selbst draufkommen, du Genie? Aber egal was ich bisher versucht habe einzutippen, ich scheitere kläglich und langsam gehen mir die Ideen aus."

Ich folge ihm hoch in sein Zimmer, wo ein aufgeklappter Laptop auf seinem Schreibtisch steht.

„Hast du mal versucht beim Kundensupport anzurufen? Vielleicht kann man den Login ja irgendwie umgehen...", überlegte ich laut und setzte mich mit gerunzelter Stirn davor auf den Schreibtischstuhl.

„Bist du nur gekommen, um mir die offensichtlichsten Optionen vorzuschlagen?", spottete der attraktive Dunkelhaarige übellaunig und begann im Zimmer auf und abzugehen. „Natürlich hab ich schon bei der Hotline angerufen – ich war auch bei Rick im Elektroladen, aber keine Chance!"

„Okay, vielleicht denken wir zu kompliziert. Vielleicht... ist es der Name deines ersten Haustiers?", fragte ich hoffnungsvoll und Robin blieb stehen und blickte mich absolut vernichtend an. „Du bist wirklich überhaupt nicht hilfreich..."

„Na schön... dann...", stammelte ich überfordert und ließ meine Augen unruhig durch den Raum schweifen. Irgendeinen Anhaltspunkt musste es doch geben. Sein Onkel hätte ihm doch die Blackbox nicht hinterlassen, wenn Robin das Rätsel nicht knacken konnte. Das wäre total unsinnig...

Wieder liefen mir die Tränen und verschleierten mir die Sicht. Ich schniefte und wisperte unglücklich: „Wir haben keine Zeit mehr für langes Rätselraten. Wenn wir es nicht bald herausfinden, dann... dann..." Schluchzend vergrub ich das Gesicht in den Handflächen.

Das war alles so furchtbar unfair, warum passierte das?!

Ich wollte nach Lily nicht noch einen besten Freund verlieren müssen.

„Hey, ich sagte doch, du sollst hier nicht rumheulen", hörte ich Robins Stimme, die aber gar nicht mehr so unfreundlich klang.

„Das ist doch alles Scheiße!", schrie ich plötzlich völlig außer mir, packte den erstbesten Gegenstand, den ich greifen konnte und schleuderte ihn frustriert zu Boden. Ein hässliches Knacken ertönte und Holzsplitter fluteten den Teppichboden.

Schuldbewusst und mit beschleunigter Atmung blickte ich auf das von mir angerichtete Chaos. „Sorry", flüsterte ich betroffen. „Ich hab grad irgendein Ventil gebraucht. Das war hoffentlich nichts, woran du sehr gehangen hast..."

Robin antwortete nicht und starrte wie hypnotisiert auf die verstreuten Holzteilchen hinab.

Also hatte er wohl doch eine emotionale Verbindung dazu gehabt. Shit.

Bei genauerer Betrachtung war es wohl sowas wie ein Modellboot.

„Tut mir ehrlich leid", stammelte ich verunsichert. „Manchmal habe ich ein kleines Aggressionsproblem."

„Sunflower", murmelte er abwesend. „Natürlich! Wie konnte ich so blöd sein?! Sunflower!"

„Was?", fragte ich vollkommen verwirrt von seiner Reaktion und er erklärte hastig: „Sunflower! So hieß das Boot von meinem Onkel, na los, versuch es!"

Endlich checkte ich, was er von mir wollte und mit zittrigen Fingern tippte ich: Sunflower in das Passwortfeld ein und drückte auf Enter.

„Es funktioniert!", schrie ich hysterisch und sah gebannt dabei zu, wie sich der Desktophintergrund veränderte.

Ein schwarzer Hintergrund mit verschiedenen Dateiordnern erschien, Hunderte davon.

„Fuck", entschlüpfte es mir. „Wie sollen wir die denn alle durchsehen?"

„Indem ihr die Suchleiste benutzt", erklang eine autoritäre Frauenstimme hinter uns und mein Kopf wirbelte herum. Eine dunkelhaarige Frau im beigen Strickkleid stand mit verschränkten Armen im Türrahmen. „Wie ich sehe hast du die Blackbox meines Bruders gefunden", sagte die Frau, die ich vom Sehen her als Carmen Walcher wiedererkannte. „Obwohl ich alles in meiner Machtstehende getan habe, um genau das zu verhindern."

„Du... hast mich einfach mein ganzes Leben lang angelogen", hielt Robin seiner Mutter nun erzürnt vor, doch ich ging dazwischen: „Können wir das Familiendrama bitte auf später verschieben und erstmal Kenos Leben retten?!"

Robins Mund war nur noch ein dünner Strich, doch er nickte zustimmend und seine Mutter kam gänzlich herein. „Darf ich mal?"

Ich stand sofort auf und überließ ihr meinen Platz auf dem Schreibtischstuhl. Carmen Walcher setzte sich hoheitsvoll und zupfte sich die Lesebrille aus dem Haaransatz, um sie auf ihren Nasenrücken zu platzieren.

Ungeduldig tigerte ich im Raum umher, während Carmen ihre Suche begann. Ob wir es wirklich noch rechtzeitig schafften?

„Ah, da haben wir es ja schon", verkündete sie nach wenigen Minuten und ich japste ungläubig: „Wirklich?!"

„Ja, ein hübscher kleiner Blutsegen, um eine umherirrende Seele zurück in ihren sterblichen Körper zu befehligen. Dankt meinem Bruder für sein pedantisches Ordnungssystem. Holt mir bitte eine Schüssel und Handtücher, ich will mir nicht den Boden einsauen."

Ich wechselte einen unsicheren Blick mit Robin, bevor wir gewünschtes organisierten; er eilte dafür hinunter in die Küche und ich rannte ins Badezimmer und schnappte mir dort ein Stapel Handtücher vom Regal.

Was auch immer ein Blutsegen war, funktionierte hoffentlich.

Drei Minuten später stand eine gläserne Salatschüssel zwischen Carmens Füßen und wir beobachteten mit angehaltenem Atem, wie sie sich selbst mit einem zierlichen Zeremonienmesser einen langen Schnitt am Unterarm zufügte, aus dem nun ein Schwall Blut quoll und langsam in die Schüssel hinabtropfte. Während das Blut in die Schüssel träufelte, sagte sie etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand.

Kurz darauf nahm sie ein Handtuch vom gebrachten Stapel und drückte sich die Wunde damit ab.

„Was... das war's schon?", fragte Robin richtig schockiert und seine Mutter lächelte bitter. „Ja, falls der Blutsegen funktioniert hat, sollte euer Freund in diesem Moment aufwachen."

*

Nachdem Miki verschwunden war, blickte ich noch eine ganze Weile durch die nun halboffen stehende Tür. Die Metapher meines Lebens. Für mich stand die Tür ins Totenreich Ri immer einen Spalt offen, ob ich das wollte oder nicht.

Wahrscheinlich war es erbärmlich hier zu sitzen und darauf zu hoffen, dass meine beste Freundin mich noch irgendwie retten würde, aber mir fehlte die Kraft, um aufzustehen und weiterzukämpfen.

Ich konnte nur noch auf das Unausweichliche warten.

Dann passierte es; fast wie beim letzten Mal begann ich mich Stück für Stück aufzulösen. Vielleicht war es besser so. Vielleicht war ich nicht dazu bestimmt, ein gesunder Teil dieser Welt zu sein. Vielleicht waren die Menschen, die ich liebte, ohne mich sogar besser dran...

Wenn dem so war, hatten sie Pech.

Denn ich wachte auf. Keine Ahnung wie, aber ich war wieder zurück in meinem Körper und atmete, diesmal richtigen Sauerstoff, der in meiner Lunge brannte wie Feuer. Ich hustete gequält und tastete mit den Fingern nach dem Schlauch, der mich beatmete. Mir fehlte die Kraft, um ihn zu entfernen und suchte stattdessen nach dem Notschalter, um mich bemerkbar zu machen.

Bald darauf wurde ich von medizinischem Personal umringt und irgendwer entfernte mir gnädigerweise den unangenehmen Schlauch.

„Wurde die Familie schon benachrichtigt?", hörte ich irgendwen im Hintergrund fragen. Ich hustete heftig. Meine Familie. Ich wollte etwas sagen, doch im nächsten Moment wurde mir erneut schwarz vor Augen und ich sackte zurück in einen tiefen Schlaf.

Stunden später kam ich erneut zu mir und erkannte meine Schwester Andy, die dicht neben mir lag und mein Kopfkissen vollsabberte. Ich musste bei diesem Anblick schwach Grinsen.

„Keno!"
Mein Vater, der gerade eine frisch mit Wasser aufgefüllte Blumenvase hereingetragen hatte, ließ diese einfach achtlos am Boden zerbersten und riss mich kurz darauf in eine unbeholfene, verzweifelte Umarmung. Völlig überfordert tätschelte ich ihm den Rücken, während er ungeniert in meine Schulter weinte.

„Schon gut, Papa. Mir geht's gut. Wirklich."

„Keno!", schluchzte jetzt auch meine ältere Schwester und umarmte mich ebenfalls ziemlich fest und rücksichtslos. „Mein Gott, ich dachte wirklich, wir würden dich jetzt auch noch verlieren!"

„Tut mir leid", japste ich nach Luft ringend und versuchte mich mit liebevoller Gewalt aus ihrem Klammergriff zu befreien.

„Seid bitte ein bisschen rücksichtsvoller", verlangte Onkel Fred, der nun lächelnd hereinkam und mich mit tränenfeuchten Augen musterte. „Schön, dass du wieder da bist, Kleiner! Ach verdammt!"

Und auch mein drittes noch lebendes Familienmitglied umarmte mich herzlich.

Das ist kein Traum, oder? Ich hatte es wirklich zurückgeschafft. Irgendwie.

Nur... wie genau eigentlich?

In dieser Sekunde sah ich Mikis Lockenschopf im hinteren Flurteil aufblitzen, die energisch versuchte am Pflegepersonal vorbeizukommen, die ihr allerdings erklärten, das nur Familienangehörige zu mir auf die Intensivstation durften und sie da leider keine Ausnahme machen konnten. Nicht einmal für die beste Freundin des Patienten.

Ich hatte es zurückgeschafft, aber die richtig üblen Probleme fingen damit erst an. Doch davon wusste ich im Moment noch nichts und war einfach nur überglücklich wieder im Kreise meiner Familie sein zu dürfen.

Ich war am Leben.

Alles war gut.

Wir hatten es geschafft.

***

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