28. Kurz davor aufzugeben | Keno/Miki
Das ist gar nicht gut, dachte ich panisch und bevor ich noch mehr denken konnte, formte sich Patricks Gesicht unter Kurts Einfluss zu einer wutverzerrten Grimasse. „Genug ist genug, Konrad Finke", spukte er wütend hervor. „Es ist lange überfällig, dass ich Tildas Erben auslösche. Und nach dir, muss ich nur noch die letzte Quelle ihrer Nachkommenschaft versiegen lassen, um eure unglücksbringende Blutlinie endgültig auszulöschen!"
Die letzte Quelle unserer Nachkommenschaft? Meinte er damit meine Schwester Andy?
Ich krampfte meine Hände zu Fäusten. Nur noch die letzte Quelle. Diese Worte lösten etwas in mir aus.
„Was hast du getan, Kurt?", fragte ich ihn mit bebender Stimme, allerdings bebte sie nicht länger vor Angst. Geballter Hass stieg in mir auf und breitete sich bis in meine Zehen aus. „Hattest du etwas mit dem Ertrinken meiner kleinen Schwester zu tun?! Hast du Elena das angetan?! Sie war erst sechs Jahre alt!"
„Deinesgleichen versteht es einfach nicht!", fauchte Kurt Endler erzürnt und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ihr versteht nicht, was ihr mit eurer alleinigen Existenz anrichtet! Was bedeuten schon wenige Leben, für die Sicherheit aller? Was, wenn du es versehentlich zerstörst? Du denn Schleier fortwischt und das Gleichgewicht aufhebst? Wenn du die Pforten schließt und jeglichen Übergang für Verstorbene unmöglich machst?! Weißt du was für ein Chaos dadurch ausbrechen würde?!"
„Das beantwortet nicht meine Frage!", schrie ich ihn an. Wuttränen rannen mir das Gesicht hinab. „Hattest du etwas mit Elenas Ertrinken zu tun, oder nicht?!"
Bilder von Lilo jagten wirr durch meine Gedanken. Wie sie mit ihrem himmelblauen Fahrrad lachend ums Haus strampelte, wie wir uns gemeinsam auf dem Sofa fläzten und ich ihr aus ihrem Lieblingsbuch, Der mechanische Prinz, vorlas, wie wir als Familie am Esstisch saßen und einfach nur zusammen waren und schließlich, wie ein einzelner Schwimmflügel verwaist im Wasser trieb.
„Ich schulde dir darauf keine Antwort, Teufelskind! Lass es uns einfach zu Ende bringen!"
Im nächsten Moment schoss Kurt mit ausgestrecktem Arm auf mich zu und ich zuckte erschrocken zurück. Kurz war ich davor die Augen zu schließen und mich mental auf meinen endgültigen Tot vorzubereiten, da stoppte Kurt Endler mitten in der Bewegung. Seine Fingerspitzen berührten beinahe meinen Adamsapfel und ich schluckte schwer.
„Nein...", hauchte Kurt und ich verstand überhaupt nicht, was gerade passierte. Doch dann hörte ich ein Geräusch vom Fenster und bewegte meine Blickrichtung dorthin. Kaja atmete erleichtert aus. Scheinbar hatte sie geschafft, was auch immer sie schaffen wollte.
„Dieses törichte Gör!", keifte Kurt Endler noch, bevor er erneut weichen musste. Doch diesmal war es anders, denn im nächsten Moment öffnete der alte Mann im Rollstuhl seine Augen. „Was hast du getan?", fragte er leise an Kaja gewandt und diese lächelte triumphierend, während sie seinem zornigen Blick unbeeindruckt standhielt. „Dir die Kontrolle über Patricks Geist entzogen", erklärte ihm das Mädchen und packte die Schüssel voller Blut mit beiden Händen. „Wie konntest du ihm das nur tun, Kurt? Er ist dein Sohn!"
„Weil er schwach war", stöhnte Kurt. Offensichtlich hatte der enorme Blutverlust seinem Körper schwer zugesetzt. „Ich hatte keine andere Wahl. Jedes Zirkelmitglied kennt das Risiko der Existenz von Sehern, aber niemand tat, was getan werden musste!"
„Das ist doch Blödsinn!", fuhr Kaja ihn vorwurfsvoll an. „Erst durch dein aktives Eingreifen, ist Keno bewusstgeworden, was er ist und die Sache ist eskaliert!"
„Du bist genauso naiv wie alle anderen", wisperte Kurt, der kaum noch in der Lage war, seinen Kopf aufrecht zu halten; sein Kinn sackte ihm immer wieder hinab auf die Brust. „Du bist eine Närrin, Kaja Müller."
„Und du ein sehr verbitterter alter Mann", erwiderte Kaja kalt und stellte die Schüssel vorsorglich aus seiner Reichweite auf sein Nachtkästchen ab. Insgeheim fragte ich mich, was diese Schüssel voll Blut mit alldem zu tun hatte. Ich war so gebannt von dem Gespräch der beiden, dass ich das Eintreten einer weiteren Person völlig außer Acht gelassen hatte. Erst als sich die neue Person direkt vor Kurt Endler positionierte, blinzelte ich überrascht.
„Du", zischte Kurt und Angesprochene lächelte milde und entgegnete: „Lange nicht gesehen, Vater. Wie lange ist es jetzt her? Fünf Jahre?"
„Gesche", flüsterte Kaja staunend. „Was machst du denn hier?"
„Statt mich wie einen Geist anzustarren, solltest du dich lieber um den da kümmern!", schnappte Gesche gewohnt charmant und nickte in Richtung von Robins bewusstlosen Körper, der immer noch regungslos am Boden vor der Tür lag. „Ich würde Nazario ungern auf der anderen Seite erklären müssen, warum wir seinen geliebten Neffen haben sterben lassen. Denn das wäre sicherlich ein sehr unangenehmes Gespräch."
Kaja blinzelte und blickte dann hektisch zu Robin, den sie kurzzeitig völlig vergessen zu haben schien. Doch nun eilte sie zu ihm und überprüfte professionell seinen Puls. „Dann überlasse ich Kurt dir. Robin? Hey Robin, kannst du mich hören?" Der Dunkelhaarige bewegte sich und eine unendliche Erleichterung durchflutete mich.
„Nu denn", sagte Gesche und sah voller Verachtung auf ihren Erzeuger herab. „Hast du noch irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen?"
„Das hier ist noch nicht vorbei", wisperte der alte Mann und in seine hellblauen Augen trat ein Funkeln, welches man nur aus reinen Wahnsinn beschreiben konnte. „Ich werde nicht ruhen, bis auch der Letzte von ihnen tief unter der Erde verweilt!"
„Schön. Damit gibst du mir einen wundervollen Vorwand." Noch während Gesche sprach, zog sie einen länglichen Gegenstand aus dem Innenleben ihres weinroten Trenchcoats hervor. Ungläubig starrte ich darauf. Ist das... ein Messer?
Wollte sie etwa ihren eigenen Vater abstechen?!
„Gesche", flüsterte Kaja angstvoll. „Bitte tu das nicht... Du musst diese schreckliche Schuld nicht auf dich nehmen! Der Zirkel wird ihn für seine Verbrechen richten! Außerdem... wissen wir noch nicht genau, was mit Keno passiert ist! Falls Kurt ihn verflucht hat-"
„Tut mir leid Kleine, aber dieses Schwein hat meinen kleinen Bruder getötet", unterbrach Gesche Kaja ungerührt und bevor irgendwer sie aufhalten konnte, rammte sie Kurt Endler das Messer tief in den Brustkorb, genau dorthin, wo sein verdorbenes Herz schlug. Der Senior gab einen erstickten Laut von sich und bewegte die Lippen, während er mühsam den Kopf oben hielt und ungläubig seine Tochter und Mörderin anblickte, doch brachte er nichts weiter außer Blutblasen hervor. Er hustete und erbrach einen Schwall Blut.
Kaja keuchte entsetzt und schlug sich beide Hände vor den Mund, fast im selben Moment als Robin aus seiner Ohnmacht erwachte. „W-Was zur Hölle...?", murmelte der Dunkelhaarige irritiert und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das angerichtete Massaker. Die Blutlache breitete sich auf dem Fußboden aus und auch wenn ich keinen physischen Körper besaß, wich ich zurück, um nicht damit in Berührung zu kommen. Kaja und Robin blieben dagegen, wo sie waren und die zähe Flüssigkeit kreiste sie ein und färbte den Saum ihrer Kleidung dunkel.
„Geht", wies Gesche sie herrisch an. „Ich kümmere mich um den Rest."
„Den Rest?!", echote Robin ungläubig. „Du hast ihn umgebracht!"
„Davor hat er allerdings versucht dich umzubringen", entgegnete Gesche ungerührt und ihr schwerer Blick ruhte gänzlich auf Robin, der immer noch zutiefst verstört in Kurts Blutlache kauerte. „Statt dich zu beschweren, solltest du mir also lieber danken."
Gesagtes, schien Robin daran zu erinnern, was passiert war, denn seine Finger berührten flüchtig seinen zerkratzen Hals.
„Wir sollten wirklich besser abhauen", beschloss Kaja, die sich inzwischen auf die Beine gekämpft hatte und nun Robin unter die Arme griff, um diesem ebenfalls aufzuhelfen. Ihre hohen Stiefel waren gänzlich mit Blut überzogen. „Geht's? Kannst du alleine laufen?"
„Ja"; bestätigte dieser zittrig. „Aber... können wir jetzt wirklich einfach verschwinden?"
„Klar, Gesche wird sich um alles kümmern. Hoffen wir, was auch immer Keno beeinflusst hat, mit Kurts Tod aufgehoben wurde. Lass uns schnell ins Krankenhaus fahren. Vielleicht ist Keno bereits aufgewacht."
Nein bin ich nicht, aber Gesagtes schien Robin zu überzeugen und er verließ gemeinsam mit Kaja den Raum.
Ich blieb und beobachtete Gesche, wie diese frustriert versuchte die Mordwaffe wieder aus den Torsos ihres Vaters zu bekommen und dafür mehrere Anläufe benötigte.
Es war vorbei. Kurt war tot und Patrick frei. Aber mein Versprechen an Alicia hatte ich noch nicht ganz erfüllt.
„Patrick?", fragte ich laut und blickte mich aufmerksam im Raum um. Ein skurriler Anblick bot sich mir; vor kurzem war dies noch ein ganz normales Seniorenzimmer gewesen, mit zweckdienlichem Mobiliar und dem ein oder anderem Erinnerungsstück dazwischen; ein Grammophon mit blütenförmigen Trichter, längst verblichene Postkarten an den Wänden und ein einziges Familienbild auf dem Nachtkästchen. Nun war es der Tatort eines Mords. Nein, auch davor schon war es eine Folterkammer gewesen. Immerhin hatte Kurt von hier aus Kontrolle über seinen Sohn ausgeübt.
„Du solltest jetzt wirklich gehen", erklang auf einmal eine samtige Stimme rechts von mir und ich erkannte Patricks Erscheinung neben dem Pflegebett, den Blick fest auf seine Schwester Gesche gerichtet. „Sonst stirbst du wirklich noch."
„Ich habe Alicia ein Versprechen gegeben", erklärte ich. „Und ich werde erst gehen, wenn ich es erfüllt habe."
Einen Moment betrachtete er mich nachdenklich, dann wandelten sich seine harten Züge und er lächelte sanft. „Du bist wirklich ein guter Junge. Kein Wunder, dass Nazario dich unbedingt vor jeglichem negativen Einfluss des Zirkels beschützen wollte. Verzeih mir, dass ich sein Versprechen auf dich aufzupassen nicht erfüllen konnte."
„Mach dir darüber keine Gedanken", beschwichtigte ich ihn rasch. „Ich kann auf mich selbst aufpassen."
„Ja, vermutlich", bestätigte er traurig und sein Blick wanderte weiter zum Leichnam seines Vaters. „Ich weiß, dass Alicia noch nicht dazu bereit ist, ihre geliebte Insel zu verlassen. Doch wenn sie es irgendwann ist, würdest du ihr eine helfende Hand reichen? Bitte?"
„Das werde ich", versprach ich ohne jedes Zögern. „Wenn sie bereit ist zu gehen, werde ich auch ihr den Übergang ermöglichen. Darauf gebe ich dir mein Wort."
Patrick nickte dankbar und ich konzentrierte mich darauf, alle Verbindungen, die ihn noch hier festhielten, zu lösen.
Es war einfacher, als Mum und Lilo gehen zu lassen, aber da ich kaum wusste, was ich tat und eher instinktiv handelte, blieb ich weiter unsicher. Es war ein bisschen wie das blinde Umhertasten in der Dunkelheit, wenn man versuchte den Lichtschalter zu finden. Aber irgendwann klickte es und das Licht ging an.
„Danke für die Rettung", sagte Patrick aufrichtig, während ich zusah, wie seine Umrisse immer unschärfer wurden. Wie ein Bild, was mit Regenwasser in Berührung kam und langsam zerlief. Ein letzter Blick auf seine Schwester Gesche, die es endlich geschafft hatte, die Mordwaffe sicherzustellen und sich nun schwer atmend mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. Aus ihrem sonst so strengzurückgebundenen Dutt hatten sich vereinzelt Strähnen gelöst und sie war über und über mit dem Blut ihres Vaters besudelt.
„Danke für alles", ergänzte er zum Schluss an seine Schwester gerichtet und löste sich dann endgültig auf.
Jetzt war es wirklich vorbei.
Ich hatte mein Versprechen an Alicia erfüllt.
Wahrscheinlich sollte ich erleichterter sein, aber in erste Linie fühlte ich mich nur unfassbar müde und erschreckend leer. Auf einmal kam mir alles sehr sinnlos vor, das ganze Leben.
Warum sollte ich überhaupt in meine physische Hülle zurückkehren? Ich könnte ja auch... entspannt einschlafen.
Während ich das dachte, hob ich wie in Trance meine rechte Hand und betrachtete meinen Handrücken. Bildete ich mir das nur ein oder verschwamm dieser soeben vor meinen Augen?
Ich blinzelte irritiert.
Löste ich mich etwa auf?
*
Seit Stunden saß ich mir hier im Wartebereich den Hintern platt.
Nachdem Kaja und Robin einfach die Biege gemacht hatten, war ich Keno hinterher ins Krankenhaus gefolgt. Das Ärzteteam hatte alles versucht, doch Kenos Lider blieben geschlossen. Es gab keine hinreichende medizinische Erklärung für seinen komatösen Zustand. Es sollten weitere Untersuchungen erfolgen, der Verdacht eines schweren epileptischen Anfalls stand im Raum.
„Miki?"
Meine Mutter blickte mich freundlich an und hielt zwei Styroporbecher Kaffee umklammert. Sie war vor etwa zwei Stunden eingetroffen und leistete mir seitdem moralischen Beistand.
Wenn die Situation nicht so dramatisch wäre, würde ich mich sogar für sie freuen; zwischen ihr und Kenos Onkel Fred schien sofort eine Verbindung zu bestehen. Eine nette Abwechslung zu ihrem normalerweise grausamen Partnergeschmack.
„Sollen wir nicht langsam nach Hause fahren? Keno wird nicht so bald aufwachen und wir können gleich morgen früh wiederkommen."
„Ich gehe nirgendwo hin", erwiderte ich mürrisch und stierte weiter an die mir gegenüberliegende Krankenhauswand, wo ein altbackenes Landschaftsgemälde hing, welches einen Strandabschnitt mit Leuchtturm zeigte.
Meine Mutter seufzte ergeben und sank neben mich. „Na gut, dann bleiben wir noch etwas. Willst du wirklich keinen Milchkaffee? Ist zwar aus dem Automaten, aber dafür echt lecker."
Zögernd griff ich danach und hielt das brühheiße Getränke fest zwischen den Fingern gefangen. Eine gerechte Strafe, wie ich fand. Wie konnten wir nur so dumm und naiv sein? Wären wir bloß nie auf diese Insel gefahren... Was, wenn Keno nicht mehr aufwachte?
Nie mehr?
Meine Fingerkuppen kribbelten durch die Hitze, aber ich ignorierte es stur.
Ich wollte nicht nochmal meinen besten Freund verlieren. Nicht nachdem ich schon Lily verloren hatte.
Eine Seitentür wurde aufgezogen und Fred Finke erschien. Er wirkte unbeholfen und zerzauste sich mit einer Hand nervös sein angegrautes Haar. Er sah aus wie fast alle Männer im Dorf; wettervernarbtes Gesicht, ungepflegter Bart und schlichtes Holzfällerhemd. Vermutlich lag das aber auch daran, dass es ernsthaft nur zwei Kleidungsgeschäfte im Zentrum gab, die genau solche zweckdienliche Kleidung verkauften und keinen einzigen vernünftigen Barbier weit und breit.
„Wie geht es Keno?!", platzte es aus mir heraus und er wich vor Schreck sogar einen Schritt zurück, bevor er stammelte: „Den Umständen entsprechend – ganz gut."
„Und was genau soll das bedeuten?!", fuhr ich ihn pampig an, doch meine Mutter grätschte dazwischen und legte mir beruhigend eine Hand auf die bebende Schulter: „Miki, bitte. Das Wichtigste ist jetzt, nicht die Nerven zu verlieren."
Nicht die Nerven zu verlieren - was für ein super Erwachsenenrat!
Ich war so wütend auf die Welt, mich und alle anderen.
Mir da zu sagen nicht die Nerven zu verlieren war ungefähr so hilfreich wie Brandbeschleuniger in ein offenes Feuer zu kippen, um lodernde Flammen zu löschen.
Weshalb ich nun auch aufsprang und wutentbrannt davonstapfte.
Den Umständen entsprechend ganz gut... Fick dich Fred.
„Wo willst du hin?", rief meine Mutter mir noch besorgt hinterher und ich erwiderte knurrend: „Frische Luft schnappen."
Ich war geladen und wusste nicht, wohin mit meiner konzentrierten Wut. Es war kindisch, doch am liebsten würde ich mir meine Stimmbänder heißer schreien und irgendwo heftig gegen treten. Etwas kaputtmachen. Diesen Mülleimer vielleicht...
Schwungvoll trat ich dagegen und japste anschließend vor Schmerzen gepeinigt auf.
„Was machst du denn da?", fragte mich eine unfreundliche Stimme und mein Kopf wirbelte irritiert herum. Vor mir standen Robin und Kaja, in blauer Pflegekleidung.
„Was ist passiert?", fragte ich scharf und mein Blick wanderte weiter zu Kaja, die nun mit den Schultern zuckte und meinte: „Lange Geschichte. Kurt Endler ist tot."
„Was?! Ihr habt ihn umgebracht?!"
„Natürlich nicht", schnappte Kaja empört. „Und könntest du etwas deine Stimme dämpfen? Wir sind immer noch in einem Krankenhaus."
Dieser Vorwurf war wirklich unerhört. Ich war zu laut und zog zu viel Aufmerksamkeit an?
„Hast du eigentlich mal in den Spiegel geschaut? Da klebt Blut in deinem Haar!"
Kaja machte eine wegwerfende Handbewegung, wobei mir auffiel, dass ihr Silberarmband nicht mehr wie gewohnt an ihrem Handgelenk baumelte. „Das ist doch jetzt unwichtig! Was ist mit Keno?"
„Ist er aufgewacht?!", fragte Robin mich angespannt und seine meerblauen Iriden durchbohrten mich regelrecht.
„Nein. Sein Onkel war gerade noch bei ihm. Sein Zustand ist unverändert...", meinte ich bedauernd und die beiden tauschten daraufhin einen geschockten Blick aus.
„Kaja, du sagtest... der Fluch würde nach Kurt Endlers Tod aufgehoben werden", zischte der Dunkelhaarige vorwurfsvoll und die Blondine holte tief Luft, bevor sie diese wieder langsam entweichen ließ. „Das hatte ich, ehrlich gesagt, auch gehofft. Aber Flüche, vor allem die, die mit Blut geschrieben wurden, sind unberechenbar."
„Was soll das bitte bedeuteten?", fragte ich Kaja zittrig und stand kurz vor einem endgültigen Nervenzusammenbruch. „Was können wir dann tun, um Keno zu helfen?"
Kaja antwortete nicht.
„Kaja!", schrie ich sie frustriert an, doch diese senkte den Blick und flüsterte: „Ich weiß es nicht, Miki. Tut mir leid."
***
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro