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21. Der Wahrheit auf der Spur | Robin

Eine Stunde später kletterten wir wieder vom Brückenbogen herunter und auch wenn Nele leicht angetrunken war, hatte sie keine Probleme das Gleichgewicht zu halten.

„Es ist fast Mitternacht. Weißt du, wo du heute Nacht schlafen kannst?"

„Klar", log ich, da ich überhaupt nicht vorhatte zu schlafen und ohnehin hellwach war.

Ich war schließlich nicht zum Vergnügen nach Hamburg gefahren.

„Na schön. Dann... war echt schön dich kennenzulernen, Robin."

Prüfend analysierte ich ihre Aura, die zwar nicht mehr ganz so bedrohlich wirkte, aber weiterhin besorgniserregend dunkel leuchtete.

„Das ist kein Abschied für immer, oder? Schließlich begegnet man sich im Leben immer zweimal."

Sie lachte und ihre Dunkelheit verlor weiter an Intensivität, was mich erleichterte.

„Du erinnerst mich sehr an jemanden, den ich von früher kannte", meinte sie verschmitzt. „Du siehst ihm sogar ein bisschen ähnlich, nur deine Augen sind ganz anders."

„Flirtest du etwa mit mir?", zog ich sie gespielt empört auf. „Du weißt schon, dass du meine Mutter sein könntest, ja?"

„Deine Mutter? Für wie alt hältst du mich bitte?"

„Hm. So vierzig rum?"

„Ich bin sechsunddreißig, wenn du es ganz genau wissen möchtest. Viel Glück noch mit deinem Freund. Ich hoffe von Herzen, ihr findet wieder zueinander. Wahre Freundschaft ist selten geworden in dieser sich schnell verändernden Welt... und deshalb umso kostbarer."

„Jetzt hörst du dich aber wirklich an wie eine alte Schachtel", warf ich ihr hämisch vor und sie präsentierte mir charmant ihren Mittelfinger, dessen Nagel hellgrün schimmerte.

Danach gingen wir getrennte Wege.

Ich kramte während dem gehen mein Handy hervor und checkte die Locations, die Marlon durch Mikis Armbänder hatte ausfindig machen können.

Es waren immerhin vier Stück und wenn ich Glück hatte, erinnerte sich jemand an sie. Aber ich musste mich ranhalten, das Jugendzentrum schloss bereits um 01:00 Uhr morgens.

Laut meiner App gab es eine Abkürzung über den Hafen und ich trabte los. Könnte knapp werden, war aber im Bereich des Schaffbaren...

*

In der Mitte Hamburgs, im Stadtteil Neustadt, lag das Jugend- und Kulturzentrum JUKZ am Stintfang.

Genau wie auf dem Foto abgebildet, erhielt ich am Eingang das gleiche neongelbe Armband wie Miki, durfte sogar gratis rein, weil die Veranstaltung ohnehin bald rum war, wie der Eingangstyp nochmals überdeutlich betonte, bevor er mir das Bändchen aushändigte.

Ich nickte und behauptete, ich würde eh nur meine Freundin abholen wollen.

Der Schuppen war ziemlich voll. Da die Zeit knapp war, ging ich gleich zur Bar, wo ein Typ mit blondgefärbten Iro ausschenkte und quetschte mich zwischen einen tätowierten Kerl und einer in komplett schwarz gekleideter jungen Frau, die wahrscheinlich ebenfalls bestellen wollten.

„Hi", sagte ich.

„Was darf ich dir bringen?"

Nach einem flinken Blick auf die ausgelegte Plastikarte bestellte ich eine Sprite.

„Kann ich dich was fragen? Kennst du zufällig eines der Mädchen auf dem Foto?", fragte ich, als er mir die gekühlte kleine Glasflasche reichte und ich ihn im Gegenzug das Bild unter die Nase hielt.

„Hm. Ich bin nur für die Veranstaltung heute eingesprungen. Mit den Kids, die hier tagsüber rumhängen, habe ich nix am Hut. Aber frag mal Steffi da drüben, sie arbeitet hier als Sozialpädagogin."

Er nickte zu einer jungen Frau, die einen langen roten Regenmantel trug und Aperol Spritz schlürfte.

Ich bedankte mich bei ihm und schlenderte betont gelassen zu dieser Steffi hinüber. Ich wollte nicht verzweifelt rüberkommen oder wie ein Stalker.

„Hi", sagte sie, bereits leicht angetrunken als sie meine unmittelbare Nähe bemerkte und ihr glasiger Blick klebte interessiert an meinem Gesicht. „Kann ich dir helfen?"

„Ich hoffe es", erwiderte ich grinsend und zeigte ihr das Foto. „Kennst du eine von den beiden?"

Überrumpelt kniff sie die Augen zusammen. „Klar. Das sind doch Lil und Miki, oder?"

Jackpot.

„Genau. Lil ist meine alte Kindheitsfreundin und da ich zufällig in der Stadt bin, wollte ich mich wenigstens einmal mit ihr treffen. Aber scheinbar hat sie die Handynummer gewechselt und jetzt weiß ich nicht, wie ich sie kontaktieren soll."

„Oh... ähm, du weißt es wohl noch nicht?"

„Was weiß ich nicht?"

„Hör zu, ich kann dir aus Datenschutzgründen nicht wirklich weiterhelfen, aber... Lil ist schon seit einer ganzen Weile im Krankenhaus."

„Im Krankenhaus? Wieso? Hatte sie einen Unfall?"

„Sozusagen. Es ist schwer zu erklären", behauptete diese Steffi und sog schwermütig an ihrem Strohhalm. „Ah, der letzte Song!", schrie sie plötzlich und die Menge johlte lauthals.

Tja... dieses Gespräch war wohl beendet.

Seufzend lehnte ich mich an die mit Stickern gepflasterte Wand, die am weitesten vom Bühnenbereich entfernt lag und trank meine Sprite. Die Musik wummerte durch den Laden, aber aktuell hatte ich keine Freude daran.

Dieses andere Mädchen, Lil, war also im Krankenhaus. Und Steffies sozusagen. Ist schwer zu erklären, hatte schon wieder ein ganz übles Gefühl in mir heraufbeschworen. Warum ist es schwer zu erklären? Weil es kein Unfall war? Was dann...?

„Ich hätte nicht gedacht, dass Lil neben Miki noch andere Freunde hat", bemerkte eine Stimme neben mir und ich erkannte die schwarz gekleidete Frau von der Bar wider. Bei genauerem Hinsehen handelte es sich doch eher um eine Teenagerin in meinem Alter.

„Kennst du Lil?"

„Ja. Sie und Miki waren im Jahrgang unter mir. Zumindest bis Erstere in die Klapse eingewiesen wurde und Letztere deshalb von der Schule geflogen ist."

„Was?!", fragte ich ganz entsetzt und meine gespielte Gelassenheit schmolz merklich dahin. „Wie genau meinst du das? Was ist passiert?!"

„Warum fragst du das deine Kindheitsfreundin nicht persönlich, wenn ihr euch doch so nahesteht?", spottete das Mädchen und ich knirschte ertappt mit den Zähnen.

„Fein. Das war gelogen. Ich kenne Lil überhaupt nicht. Aber Miki. Sie ist diesen Sommer in unseren Ort gezogen."

„Herzliches Beileid", sagte die Unbekannte. „Und das meine ich ohne jeden Sarkasmus. Dieses Mädchen ist total psycho; sie hat ernsthaft ihrer besten Freundin eingeredet, von Dämonen besessen zu sein... und Lil hat das geglaubt und ist beinahe vom Schuldach gesprungen! Deshalb wurde sie eingewiesen und fristet ihr Dasein jetzt in der Psychiatrie."

Das... klang überhaupt nicht gut.

„An deiner Stelle würde ich Abstand zu ihr halten. Großen Abstand."

„Danke. Das hat... mir sehr geholfen", versicherte ich ihr. „Ich bin übrigens Robin."

„Martha", meinte sie, beinahe schüchtern und errötete schwach.

„Martha. Kriege ich vielleicht deine Handynummer?"

Das war ein bisschen durchtrieben von mir, ihr jetzt dermaßen tief in die Augen zu blicken und dieses schelmische sanfte Anheben meines Mundwinkels.

Ihre Verlegenheit steigerte sich dadurch nämlich ins Unermessliche und mit nun feuerroten Wangen, tippte sie mir ihre Nummer ein.

Kurz danach schloss der Laden und wir wurden allesamt rausgeschmissen.

„Man sieht sich", rief ich Martha noch zum Abschied zu, bevor ich mich abwandte und zurück zum Busbahnhof joggte. In knapp 30 Minuten ging von dort aus ein Bus, in dem ich drinsitzen wollte.

Immerhin hatte ich meine Antworten bekommen – auch wenn sie weit schlimmer waren als gedacht.

*

Ich stellte mir den Handywecker und schlief ca. eineinhalb Stunden durch. Leider gab es zu dieser frühen Uhrzeit noch keine Direktverbindung, sodass ich im Nachbarort aussteigen und die restlichen 4 km zu Fuß zurücklegen musste.

Doch ich nutzte den nächtlichen Spaziergang, um meine Gedanken zu ordnen. Ein Teil von mir, wollte sofort zu Keno und ihn warnen, aber was, wenn er mir nicht einmal richtig zuhörte? Was, wenn er zur selben lächerlichen Schlussfolgerung wie Nele gelangte und mir Eifersucht vorwarf? Und wie konnte ich seine neue beste Freundin bei ihm anschwärzen, wenn ich selbst in der Vergangenheit so ein Arschlochfreund für ihn gewesen war? Würde er mir überhaupt nur ein Wort glauben? Nach all der Zeit?

Frustriert biss ich mir auf die Unterlippe. Onkel Naz... was würdest du an meiner Stelle tun?

Antworten suchen. Beweise sammeln, die meine Anschuldigungen weiter untermauerten, bevor ich ins Wespennest steche. Und vor allem... nicht die Nerven verlieren.

Onkel Naz...

Ich blieb stehen und sah hinaus aufs Meer, welches sich zu meiner rechten scheinbar endlos erstreckte. Sternenlicht reflektierte sich darauf und ließ die Oberfläche magisch funkeln.

Manchmal, in besonders schönen Sommernächten, hatte Onkel Naz mich und Keno spontan geweckt und war mit uns nochmal herausgefahren. Ich erinnerte mich gut daran, wie wir Schulter an Schulter dagelegen hatten und der Stimme meines Onkels lauschten, der uns die verschiedenen Sternenkonstellationen erklärte.

Mein Blick glitt zu einem dunklen Fleck im Wasser; der Friedhofsinsel. In meiner vorderen Hoodietasche spürte ich das kleine Plastikfeuerzeug, dass ich vorhin von Nele genommen und vergessen hatte zurückzugeben. Meine Finger schlossen sich darum.

Es müssen zwei sich gegenüberliegende Kerzen brennen, innerhalb des sechszackigen Sterns hier, und zwar im verkehrten Uhrzeigersinn. Verstehst du? Es ist wichtig, in welcher Reihenfolge du sie anzündest.

Ich sah auf das Display meines Handys, um die Uhrzeit abzulesen. 03:48 Uhr.

Die zweite Bedingung ist die Tageszeit. Es funktioniert nur in der Morgen- oder Abenddämmerung.

Noch etwas mehr als zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Wäre also machbar.

„Scheiß drauf", murmelte ich und klingelte meinen besten Freund wach.

„Mh... Hallo?"

„Ich bin's."

„Robin? Hey... Es ist ja noch mitten in der Nacht", nuschelte Marlon verschlafen und vor meinem geistigen Auge sah ich ihn mit zerzausten Haar und verwaschen T-Shirt mit Koala-Motiv, welches er von seiner Zwillingsschwester geklaut hatte, sich im Bett herumwälzen. „Alles okay?"

„Nicht wirklich. Ich brauche deine Hilfe. Denkst du, du könntest mir den Motorbootschlüssel von deinem Vater besorgen?"

„Wenn ich mein restliches Leben Hausarrest haben will, schon. Wofür brauchst du den? Willst du etwa rausfahren? Jetzt? Mitten in der Nacht?"

„Ich muss was holen", erklärte ich. „Aus dem Haus meines Onkels. Das kann nicht warten."

„Okay... Gut. Ich hab da ne Idee. Treffen wir uns in zwanzig Minuten unten am Hafen."

Kurz zögerte ich. „Du musst nicht mitkommen. Ich kann das auch allein durchziehen."

„Was redest du denn da? Natürlich komme ich mit. Bester Freund, Partner in crime, klingelt da was bei dir?"

Bevor ich darauf antworten konnte, hatte er bereits aufgelegt.

*

Shit.

Ich hörte ihre streitenden Stimmen schon, bevor ich sie am Steg erblickte.

Marlon war nicht allein gekommen. Marnie stand mit verschränkten Armen neben ihrem Bruder, während dieser versuchte den Knoten eines Seils aufzubekommen. Am anderen Ende des Seils hing ein klappriges Ruderboot dran.

Das ist deine Alternative zum Motorboot deines Vaters?", fragte ich ihn ungläubig. „Sicher, dass wir damit nicht untergehen?"

„Na klar. Ist ne ruhige Nacht und so weit ist es schließlich auch nicht bis zur Insel."

„Kann mir mal jemand erklären, warum wir überhaupt mitten in der Nacht darüberfahren müssen?", mischte Marnie sich ein und ihr anklagender Blick ruhte auf mir. „Robin, was ist los? Und wieso musste ich von meinem idiotischen Bruder erfahren, dass du ganz allein nach Hamburg gefahren bist? Nur wegen eines Fotos?"

Ich sah zu Marlon und dieser zuckte schuldbewusst mit den Schultern. „Sorry, aber sie hat nicht aufgehört mich zu löchern."

Ich wandte mich wieder meiner Freundin zu, die stirnrunzelnd zurückstarrte.

„Es ist kompliziert."

„Jaja, überspringen wir diesen Teil und kommen gleich zur Sache. Was ist los mit dir?"

„Ich... habe mich an etwas erinnert. An etwas sehr Wichtiges, was mein Onkel mir vor langer Zeit erzählt hat. Ich brauche dringend Antworten und die finde ich nur dort."

„Okay. Fein", erwiderte Marnie, immer noch überreizt. „Wenn es dir so wichtig ist, dann lass es uns halt durchziehen."

„Du musst aber nicht mitkommen. Es ist echt arschkalt und..."

„Marlon, kriegst du jetzt endlich mal diesen Scheißknoten auf?", fuhr Marnie ihren Zwilling an. „So schwer kann das echt nicht sein!"

„Versuch du es doch mal", stänkerte dieser zurück und eine hitzige Diskussion ums Entknoten entflammte.

Seufzend sank ich neben Marlon in die Hocke und half das Boot loszubinden. Ein paar Minuten später saßen wir drin und Marlon übernahm das Paddeln. Eine Weile hörte man nur das klatschende Geräusch des Ein- und Rausziehen der Ruder ins Wasser. Mein Blick wandere unruhig zum Horizont. Ob wir es in dem Tempo noch vor Sonnenaufgang schafften?

„Also", begann Marlon. „Was genau holen wir eigentlich?"

„Sein Laptop."

„Okay. Cool. Hätte ich deinem Onkel gar nicht zugetraut, einen Laptop zu besitzen. Überraschend fortschrittlich."

„Schnauze, Marlon", knurrte Marnie und gab ihm einen leichten Tritt mit.

Ich war daran gewohnt, dass die Mehrheit im Ort meinen Onkel für sonderbar gehalten hatte. Als Kind hatte mich das wahnsinnig gestört, aber inzwischen konnte ich es ein Stückweit nachvollziehen. Mein Onkel war wirklich sehr speziell gewesen.

„Was ist denn auf dem Laptop drauf, dass du ihn so unbedingt holen willst? Pornos?"

Diesmal hätte ich ihn fast getreten. „Nein. Es geht um meine Familiengeschichte."

„Wäre es da nicht viel einfacher, mit deiner Mutter zu reden?"

„Meine Mutter hasst ihre Familie", entgegnete ich ruhig. „Außer zu ihrem Bruder, hatte sie keinen wirklichen Kontakt mehr zu ihren Angehörigen."

„Oh... das wusste ich gar nicht", meinte er kleinlaut und sah hinüber zu seiner Schwester. „Du?"

„Natürlich wusste ich das", antwortete Marnie selbstgefällig und rollte ausladend mit den hübschen Augen. „Kannst du mal ein bisschen schneller rudern? Es ist echt kalt!"

„Du kannst ja gerne übernehmen!"

„Gib schon her", verlangte ich stattdessen, da wir es ansonsten zeitlich wirklich nicht schaffen würden. In nicht einmal einer Stunde würde es dämmern.


***

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