Kapitel 13 - Timothee
"Die Straße ist gleich wieder frei.", begrüßte Timothee Franklin die drei Ermittler.
"Das ist schön zu hören.", nickte Harry. Dann könnten sie bald persönlich mit Jims Eltern sprechen.
"Wie kann ich Ihnen denn weiterhelfen?", fragte der Landwirt dann und setzte sich schwer seufzend.
"Wir haben uns gefragt, wie ihre persönliche Beziehung zu Jim aussah.", erklärte Liam.
"Hm? Wie soll die schon gewesen sein? Gut. Wir hatten keinen Ärger."
"Was hielten Sie von ihm?"
"Was soll ich von ihm schon gehalten haben? Er konnte ganz gut anpacken. War zu gebrauchen."
"Wissen Sie, woher er das Geld für den Motor seines Autos hatte?"
"Nein. Keine Ahnung. Aber der hat in seinem Leben doch noch keine Miete oder irgendwas bezahlt. Also sollte es ihm wohl nicht allzu schlecht gegangen sein."
"Er hat noch in seinem Kinderzimmer gewohnt.", nickte Zayn.
"Muss man halt mögen... Meins wärs nicht.", erklärte Timothee kurz angebunden.
"Hätten Sie ihm Geld geliehen, wenn er gefragt hätte?"
"Spielt keine Rolle. Hat ja nicht gefragt."
"Die Frage war ja auch nicht, ob sie ihm Geld geliehen haben, sondern ob sie es getan hätten."
"Man soll nicht schlecht über Tote reden. Also halte ich mich daran. Aber er hätte mich nie gefragt."
"Also doch nicht alles so rosig?"
Timothee seufzte schwer und rieb sich einmal durchs Gesicht, bevor er antwortete: "Jim war vom Typ her ein Baumstreichler. Verstehen Sie? Vom echten Leben keine Ahnung, aber von Idealen verblendet."
"Inwiefern?"
"Er hat teils gegen konventionelle Landwirtschaft gewettert. Gegen Anbindehaltung. Oder gegen Düngemittel für die Ernte. Jeder Baum ist denen mehr wert, als ein rentables landwirtschaftliches Unternehmen. Rennt durch die Gegend und meint, er hat Ahnung und dabei sitzt er im Kinderzimmer bei Mutti und guckt tagsüber acht Stunden im Supermarkt in die Bananen.", platzte es dann plötzlich heraus.
"Er hat Ihnen Ihre Arbeitsweise also vorgeworfen?"
"Natürlich. Traditionen bedeuteten nichts. Oder auch einfach ehrlicher Hände Arbeit. Die sammeln sich alle zusammen und dann extremisieren die sich. Und dann biste als Landwirt, der täglich mit Tieren arbeitet plötzlich ein Tierquäler. Aber Milch hinterher geworfen bekommen wollen... Und dann diesen Scheiß essen, der aus dem Ausland importierten wird und sich wundern, dass lokale Traditionsbetriebe aufgeben..."
"Aber Sie geben nicht auf?"
"Nein. Aber wenn, dann siehts hier aber ganz schnell ganz anders aus. Die Landwirte erhalten das Land. Die Feldarbeit ist aktiver Landschaftsschutz. Und dann muss man diskutieren, warum man spritzt und wie viel Mist man aufs Feld fährt und all so einen Blödsinn. Das ist einfach ein fehlgeleiteter Idealismus, der nichts mit der Realität zu tun hat. Ich habe ein Wirtschaftsunternehmen. Keinen Gnadenhof. Natürlich halte ich Tiere und bestelle ich Felder, damit ich daraus Einnahmen generiere. Und ich will mir nicht 60 Jahre den Rücken kaputt schuften und jeden Monat Bang gucken, ob ich noch bis zum Ende des Monats Lebensmittel kaufen kann. Aber die Sicht wird ja nicht gesehen. "
"Jim konnte also sehr nervig und penetrant sein?"
"Drücken wir es Mal so aus: seine Persönlichkeit werde ich nicht unbedingt vermissen. Aber er fehlt hier im Dorf und das bedauer ich.", erklärte Timothee und lehnte sich zurück.
"Jim rannte viel draußen herum?"
"Ja. Sehr viel. Teils auch Querfeldein. Durchn frisch bestellten Acker ist der auch gelaufen. Hab ihn oft gesehen. Hab aber nie was gesagt."
"Sie sagten er sei ein.. Baumstreichler gewesen... Kannte er sich mit der heimischen Flora aus?", fragte Liam.
"Ja... Er hat Mal ein Herbarium gebastelt. Und hatte mehrere Bestimmungsbücher. Pilze hat der glaub ich auch Mal gesammelt. Vielleicht kriegt man solche Hobbys, wenn man einfach zu viel Zeit hat. Da kommt man auf dumme Ideen. Selbst Nachts ist der herum gestiefelt."
"Nachts?"
"Ich weiß nicht, was der da gemacht hat. Vermutlich dem Klee Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen."
"Hm... Wie ist ihr Verhältnisse zu den Tomlinsons?"
"William ist in Ordnung. Mit dem kommt man gut klar. Ist sehr gut, dass er hier ist. Er will sogar ne Poststelle in der Bäckerei einrichten. Das hilft dem Ort. Der tut was für sein Geld. Der Alte... Naja.. Gegen eine Demenz kann man nichts machen. Wer weiß, wie wir im Alter alle Mal werden. William hat meinen Respekt, dass er den Alten pflegt zu Hause. Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Hier bedeutet das noch was."
"Ah... Und was ist mit Louis?"
"Hm... Der ist irgendwie zurück geblieben. Gegen solche Leute hat man nichts. Man kennt den halt. Immer mit seinem behinderten Hund unterwegs. Gehören eben hier hin."
"Sehen Sie die auch öfter?"
"Ja. Natürlich. Wobei die nie allzu weit vom Dorf weggehen. Keine Ahnung, ob der Hund weniger Auslauf braucht, weil er ein Bein weniger hat..."
"Haben Sie den Hund mal bellen gehört?"
"Ja klar. Manchmal. Ist halt ein Hund. Sowas stört mich nicht."
"Wissen Sie, ob sich jemand gestört fühlte?"
"Na, die Smiths auf jeden Fall. Die haben mich Mal drauf angesprochen, ob das nicht Tierquälerei ist und ob man das Tier nicht besser erlösen sollte, wegen den drei Beinen.... Ansonsten... Keine Ahnung. Wir haben eine paar Hobby-Ornithologen, Vogelkundler, hier. Die sind dann natürlich genervt, wenn der bellt. Aber nur dann. Der Hund tut ja nichts."
"In wie fern meinen Sie, dass Louis zurück geblieben ist?"
"Sozial. Der hält sich aus dem Vereinsleben raus. Aus dem Dorfleben generell. Der hat hier auch keine Freunde. Immer nur den Hund bei sich. Und wenn man mal versucht mit dem zu reden, kriegt der kaum ein Wort raus."
"Aber er trainiert doch die Kinderfußballmannschaft?"
"Ja... Toll. Das ist doch nichts für einen Jungen in dem Alter. Hab Mal gehört, dass das Training total verweichlicht ist. Ich meine... Gucken Sie den mal an. Da knicken die Beine um, bevor der einen Ball gehalten kriegt. Und dieses Gestammel immer... Nee. Also irgendwas hat der. Und das ist nicht nur, weil die Eltern gestorben sind. Der ist einfach... Keine Ahnung. Zurückgeblieben oder so. Aber der ist in Ordnung. Der tut keinem was und redet nicht über Dinge, von denen er keine Ahnung hat. Redet ja quasi nicht."
"Und er hat keine Freunde hier oder irgendwelche Leute, mit denen er regelmäßig Kontakt hat?"
"Nee. Das ist ein Einzelgänger. Gut. Er hat William eben, ne? Der kümmert sich ja um den. Demenzkranken Vater und behinderten Bruder... Und noch das Unternehmen. William ist schon echt in Ordnung."
"Okay... Wen sehen sie noch regelmäßig draußen?"
"Margot Rush und Abby Milton. Die sind beim Frühlingsfestkomitee ganz vorn mit dabei. Die gucken auch jede Blume an. Aber verstehen trotzdem, dass das Land die Landwirtschaft braucht. Debbie Mictiv ist auch oft unterwegs."
"Die dann aber allein?"
"Ja. Das sind alles gute Leute."
Jups... Da macht einer mal den Mund auf.. Und? Was denkt ihr?
Bis dann.
Viele Grüße ^_^
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