𓊆𝖯𝗋𝗈𝗅𝗈𝗀 𝖳𝖾𝗂𝗅 𝖨𓊇
Manchmal ist es nur ein kurzer Augenblick, ein Wimpernschlag,
der über unsere Zukunft und unser Glück entscheidet.
Jeon Jungkook war 17 Jahre alt, als dieser eine wichtige Augenblick geschah
— und er ihn verstreichen ließ.
ꕥ
"Jungkook, das wird die Party des Jahrhunderts!" Minho legte einen Arm um die Schulter seines besten Freundes, während sie die Straße zu Jimins Haus (aka der heutigen Partylocation) entlang liefen.
Jungkook lachte und drückte den Brünetten von sich weg. "Das sagst du jedes Mal. Und am Ende bist du betrunken, die Party scheiße und ich darf uns beide nach Hause bringen."
"Komm schon du Muffel", sagte Minho und sah den Schwarzhaarigen mit Hundeaugen an. "Wir werden jede Menge Spaß haben! Vielleicht ist ja auch Lisa da." Er zwinkerte Jungkook verschwörerisch zu und grinste.
"Selbst wenn", gab Jungkook zurück und verzog das Gesicht. "Die interessiert mich nicht mehr."
Daraufhin zog der Brünette eine Augenbraue hoch. "Wie? Ich dachte das mit euch wäre noch aktuell?"
"Dann check mal deine Quellen", erwiderte Jungkook gequält lachend.
Minho tat es mit einem Schulterzucken ab. Er war bereits daran gewöhnt, dass sein bester Freund sehr wählerisch war und bisher kein Mädchen länger als ein paar Wochen behielt. "Na dann eben nicht", sagte er gelassen und rieb sich das Kinn. Anders als Jungkook hatte er sich fest vorgenommen für den heutigen Abend jemanden klar zu machen. So wie jedes Wochenende. "Jisoo kommt glaube ich auch. Oder Nana... Wie wäre es mit Nana? Die ist verdammt sexy."
Jungkook schüttelte den Kopf und beschleunigte seine Schritte. Er hatte keine Lust auf diesen Abend — weder auf die vielen Leute, noch auf laute Musik, und erst recht nicht auf irgendwelche Flirts.
Die traurige Wahrheit war, dass er in letzter Zeit überhaupt kein Interesse an den Mädchen an seiner Schule hatte. Er wusste nicht warum, aber sie langweilten ihn. Stets die selben geistlosen Gespräche und ideenlosen Anmachsprüche. Er konnte es nicht mehr ertragen, wie sie sich ihm quasi an den Hals warfen und in seiner Gegenwart kokettierten.
Er hatte sich lediglich zu dieser Party überreden lassen, weil Jimin sein Freund war und es ihm wichtig war, dass er kam. Und weil er sich ansonsten eine stundenlange Standpauke hätte anhören dürfen.
Sie erreichten Jimins Haus, in dem die Party schon im vollen Gange war. Auf der Wiese im Vorgarten chillten schon die ersten Leute und laute Musik wummerte durch die halbe Nachbarschaft. Dass sich die Nachbarn nicht beschwerten war vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass Jimins Eltern sehr einflussreiche Leute in der Stadt waren.
Mit großen Augen besahen sich die beiden Freunde die Location.
"Jimin hat wohl die ganze Schule eingeladen", sagte Minho beeindruckt und seine Augen fingen an vor Vorfreude zu leuchten.
"Wohl eher die ganze Stadt...", murmelte Jungkook genervt. Er konnte sowieso schon nicht viel Motivation aufbringen für diesen Abend, und der Anblick der riesigen Partymeute machte es nicht wirklich besser.
Sie betraten das Haus, das so vollgepackt mit Menschen war, dass man sich ab dem Hausflur voran kämpfen und durch die Massen quetschen musste. Man verstand sein eigenes Wort kaum und die Hitze in dem völlig überfülltem Haus war fast schon unerträglich. Doch niemanden störte das. So waren Housepartys eben.
Die beiden Freunde hatten es bis zur Küche geschafft, als Jungkook aus dem Nichts ein Becher mit klarer Flüssigkeit ins Gesicht gehalten wurde.
"Schnell, trinkt das", sagte Yoongi mit ernstem Gesichtsausdruck. "Ihr überlebt das hier sonst nicht."
Jungkook nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und gab den Becher an Minho weiter, der den Rest ohne mit der Wimper zu zucken leerte.
"Das nenne ich mal eine Party!", rief Minho gegen den Lärm an, damit Yoongi ihn überhaupt verstehen konnte.
Dieser verdrehte nur die Augen und nickte. "Ich weiß bei der Hälfte der Leute nicht mal wer das ist. Und ich wette Jimin ebenso wenig."
"Wo ist der überhaupt?", fragte Jungkook und sah sich um.
"Das letzte Mal habe ich ihn im Wohnzimmer gesehen", antwortete Yoongi und führte die Jungs aus der Küche raus.
Sie quetschten sich zusammen bis ins große Wohnzimmer der Parks durch, wo sie den Blonden dann auch endlich fanden — tanzend auf dem Wohnzimmertisch.
"Dein Freund scheint seine Party zu genießen", sagte Jungkook grinsend und tätschelte Yoongis Schulter, der stumm seinen festen Freund dabei beobachtete, wie er mit zwei Jungs aus ihrer Stufe tanzte. Eng. Zu eng für seinen Geschmack.
"Und das sollten wir jetzt auch!", warf Minho dazwischen, der es nicht mehr abwarten konnte sich ins Getümmel zu stürzen. Und so drehte sich der Brünette auf dem Absatz um und verschwand ohne weiteres in der Menschenmasse.
Jimin hatte seine Freunde mittlerweile bemerkt und winkte Jungkook so euphorisch zu, dass er fast vom Tisch stürzte. Er bahnte sich seinen Weg zu den beiden und kam mit einem vorwurfsvollem Blick vor Jungkook zum Stehen. "Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr! Wo ist Minho?"
"Hat sich unters Volk gemischt", antwortete Jungkook schulterzuckend.
"Der sucht bestimmt seinen nächsten Flirt für heute Nacht", setzte Yoongi nach und verdrehte die Augen. "Der Junge kann es einfach nicht lassen. So ein Herzensbrecher."
Jimin nickte wissend. "Ist mir alles egal, er soll sich nur nicht wieder jemanden mit aufs Zimmer meiner Eltern nehmen. Ich hatte beim letzten Mal echt Probleme das zerknüllte Bett und die Flecken darauf zu erklären. Die werden mir nicht noch mal abkaufen dass ich beim Aufräumen Buttermilch darauf gekleckert habe", sagte Jimin und verzog angewidert das Gesicht. "Warum habt ihr eigentlich keine Drinks?"
"Wir haben eben erst—"
"So geht das nicht Jungs! Das ist meine Party, und hier steht niemand einfach so ohne Drink herum!", tadelte Jimin, ignorierte den Protest der anderen beiden und zog Jungkook und Yoongi wieder zurück in die Küche, wo er eine Runde Shots nach der nächsten ausgab.
Und so ging verlief der ganze Abend...
Jimin, der als Animateur und Partyqueen seine Gäste zum feiern anheizte, Yoongi, der auf seinen überaus partywütigen Partner Acht geben musste, und Jungkook, der mal hier und da ein bisschen mit Freunden oder Klassenkameraden quatschte, aber auch nach zwei Stunden immer noch nicht in Partystimmung kam.
Irgendwann gab er es auf und machte sich auf die Suche nach Jimin, um sich zu verabschieden. Er hatte einfach keine Lust mehr auf den Lärm und die vielen Menschen. Es klang vielleicht lahm und normalerweise verschmähte Jeon Jungkook keine Party, aber heute Abend fehlte ihm einfach der Grund zu bleiben.
Er kämpfte sich durch die tanzenden Leute, als sein Blick auf die Couch im Wohnzimmer fiel — oder besser gesagt auf die Person, die darauf saß.
Und Himmel Herr Gott. So musste es sich anfühlen wenn man vom Blitz getroffen wurde.
Was war das eben noch mit dem fehlenden Grund zu bleiben? Hier war er.
Der Junge auf der Couch war mit Abstand das hübscheste Wesen, das Jungkook jemals gesehen hatte. Silberblonde Haare, goldfarbene Haut und ein Gesicht zum dahinschmelzen. Er saß allein auf der Couch, hielt seinen Drink fest und sah etwas schüchtern um sich.
Jungkook glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick, doch wie sonst sollte er sich den rasenden Herzschlag und die vielen Schmetterlinge in seinem Bauch sonst erklären? Es hatte ihn eiskalt und mit voller Wucht erwischt.
"Ah Jungkook, da bist du ja." Jimin trat plötzlich neben den Schwarzhaarigen und beförderte ihn somit aus seinem Tagtraum. "Wir wollten eine Runde Bierpong im Garten spielen, machst du mit?" Als er keine Antwort bekam winkte Jimin mit einer Hand vor Jungkooks Gesicht herum. "Erde an Jungkook?"
"Wer ist das?", fragte Jungkook, ohne den Blick dabei von dem fremden Jungen abzuwenden.
"Wer?" Jimin folgte dem Blick des Jüngeren. "Der Junge da auf der Couch? Das ist mein jüngerer Cousin Taehyung", antwortete er schließlich. "Er ist erst vor kurzem in die Stadt gezogen."
Taehyung.
Der Name hallte in Jungkooks Kopf wider und wider und plötzlich schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Es klang perfekt.
"Geh ruhig rüber zu ihm, ich bin mir sicher er freut sich wenn er neue Leute kennen lernt. Er hat hier noch nicht viele Freunde."
Doch Jungkook stand wie angewurzelt einfach nur da und starrte. Panik stieg in dem Schwarzhaarigen auf, als wenn Jimin ihm vorgeschlagen hätte mit einer Anaconda Salsa zu tanzen. Was zum Henker sollte er denn sagen??
"Ja— ich meine, nein... ich denke... ich"
Jimin konnte über das Stottern seines Freundes nur schmunzeln und tätschelte ihm die Schulter. "Beeil dich lieber, bevor dir jemand zuvorkommt", gab Jimin schließlich augenzwinkernd von sich und tauchte wieder in der Menge ab.
Doch statt dem Vorschlag seines Freundes zu folgen, stand Jungkook nur unschlüssig da und starrte auf den Becher in seiner Hand. Sollte er wirklich hingehen?
Er verfluchte sich innerlich. Verdammt, er war doch kein Anfänger. Er würde jetzt zu Taehyung gehen und ihn ansprechen wie ein normaler Mensch das eben so macht.
Er machte zwei große Schritte nach vorne — und wieder fünf zurück. Frustriert dreht er sich um, fuhr sich durch die schwarzen Haare und fluchte leise. Das konnte doch nicht so schwer sein! Er hatte schon hunderte Male Leute angesprochen und geflirtet, er wusste doch wie es geht.
Er warf einen kuren Blick zu dem Blonden, der irgendwie verlassen wirkte, wie er einfach nur da saß und den anderen beim feiern zusah.
Jungkook spürte die Nervosität in sich aufsteigen und wie seine Hände klamm wurden. Er umklammerte seinen Drink und startete einen zweiten Versuch. Zielstrebig ging er auf die Couch zu, doch als Taehyung seinen Blick hob und in seine Richtung sah, bekam er Panik und änderte spontan seinen Kurs, so dass er statt auf die Couch zu, an ihr vorbei ging.
Was war denn nur los mit ihm?? Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, wie feige konnte man denn sein!
Er stand nun mit dem Rücken zu Taehyung und zermarterte sich den Kopf darüber, wie er den Blonden am besten ansprechen könnte, ohne dass es plump rüber kam. Nachdem er sich etwas halbwegs gutes zusammengelegt hatte, fasste er noch mal all seinen Mut zusammen, nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und atmete tief durch.
Jetzt oder nie!
Er drehte sich wieder um und ging diesmal ohne Umschweife auf die Couch zu.
Er würde diesen Jungen, der sein Herz von der ersten Sekunde an hat schneller schlagen lassen, ansprechen, sich vorstellen und den Rest des Abends damit verbringen sich mit ihm zu unterhalten, zu lachen und seine Gegenwart zu genießen. So stellte er es sich zumindest vor, und plötzlich war da keine Nervosität mehr, nur noch Vorfreude.
Ihn trennten nur noch ein paar Schritte von der Couch und plötzlich war sich Jungkook dieser Sache so sicher.
Doch genau in dem Moment, als Jungkooks Fingerspitzen die Rückenlehne berührten, kam plötzlich Minho in sein Blickfeld und setzte sich auf die Couch. Neben Taehyung.
Und Jungkook erkannte sofort den Ausdruck in den Augen seines besten Freundes und dieses verflucht charmante Lächeln, mit das er jede und jeden um den Finger wickeln konnte.
Wie angewurzelt blieb Jungkook stehen, als wenn sich plötzlich eine unsichtbare Wand vor ihm aufgetan hätte und ihm am Weitergehen hinderte.
Minho lehnte sich vor, sagte etwas in Taehyungs Ohr, woraufhin der Blonde anfing zu lächeln und schüchtern zu dem Brünetten zu schauen, der ihm daraufhin sein berühmt-berüchtigtes Lächeln schenkte und erneut vorlehnte, um ihm etwas zu sagen.
Jungkooks Augen wurde weit, als er feststellen musste, dass sein bester Freund gerade seine Wahl für diesen Abend getroffen hatte. Er flirtete mit dem einzigen Menschen in diesem Haus, nein in dieser ganzen gottverdammten Stadt, der Jungkooks Interesse wecken konnte. Schlimmer noch: der sein Herz wie aus dem Nichts erobert hatte, ohne dass er ihn überhaupt kannte.
Und er stand einfach nur da und sah dabei zu.
Aber was sollte er auch tun? Minho war doch sein bester Freund.
Wie war das noch gleich? Bros before...?
Und so tat er, was alle besten Freunde tun würden: Er ging weg.
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