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Die siebzehnte Nacht

Die siebzehnte Nacht

Ich sehe auf das Navigationsgerät. Er biegt nicht mehr falsch ab. Wir nähern uns seinem Ziel.

»Ich werde schweigen«, vergewissere ich ihn. »Ich werde keinen Mucks mehr von mir geben, dich nicht verwirren.«
Das sind meine Worte nachdem wir noch einmal Halt gemacht haben, um unsere Blasen zu leeren. Diese Fahrt ist widerlich. Sie führt nicht zur einer Art Hölle, sie ist es.

Nasuh zieht die Brauen zusammen, nimmt den Blick aber nicht von der Straße. Er weiß, es folgt noch etwas.
Ich habe viel nachgedacht. Die Stille zwischen uns hat mich Gedanken führen lassen, die ich lieber verdrängt hätte. Fatima. Ich wollte nichts von ihr wissen, weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst, ich würde herausfinden, dass sie tot ist. Aber ich musst es wissen.

»Ich will eine Freundin anrufen-«, beginne ich, aber er lässt mich nicht einmal ausreden.
»Nein«, unterbricht er mich.
Ich balle die Hände zu Fäusten. »Wenn ich sie anrufen darf, werde ich leise sein, wie du es willst.«

»Sehe ich bescheuert aus?«, will er wissen und schüttelt den Kopf.
»Nein, aber erschöpft«, entgegne ich sicher. »Sieh uns doch an, wir sind beide erschöpft. Du von mir, ich von dir. Ich werde nicht mehr kämpfen-« Hast du es je getan?, frage ich mich selbst, lasse den Gedanken aber bei Seite. »Ich habe keine Kraft mehr dazu.«
Das stimmt.

»Zeig mir deine Arme«, will er. Ich seufze, weil er einfach das Thema wechselt. »Du musst doch fahren.«
»Ich will deine Arme sehen.«

Ich drücke die Zähne fest zusammen und halte ihm meine Arme hin. Er krempelt sie mit einer Hand auf und nickt. »Juckt es noch?«
Die roten Stellen sind nicht mehr schlimm. Sie sind nur noch als Erinnerung des Geschehenen da. »Nur ein wenig.«

»Nur diese eine Nacht«, meint er und es lässt mich aufzucken, was er nicht bemerkt. »Dann müsste es ganz weg sein.«
»Lass mich meine Freundin anrufen«, komme ich auf meine Bitte zurück und nehme die Arme wieder zu mir. »Die Männer von Toygar haben sie damals verprügelt. Ich muss wissen, ob sie das überlebt hat.«

Er hebt die Braue. Bitte hab einmal Mitleid oder denke an dich.

»Du kannst mir den Mund zuknebeln«, schlage ich vor. »Ich will nur ihre Stimme hören. Sicher gehen, dass sie nicht tot ist.«
Und was wenn?

»Und du hältst danach ganz sicher den Mund?«, fragt er mich und ich nicke sicher. Er fährt bei der ersten Gelegenheit rechts ran. »Würde sie bei anonym rangehen?«

Ich zucke mit der Schulter und er will die Nummer wissen. Ich kenne die Hausnummer auswendig, was ein Glück darstellt. Nasuh holt aus dem Handschuhfach ein Tuch, das er mir um den Kopf in Mundhöhe bindet, damit ich nicht spreche. Ich lasse es freiwillig zu und frage mich, ob er das alles Zeug dort bewusst für eine Entführung parat hat.

Es klingelt einmal- zweimal- dreimal- dann wird der Anruf angenommen.

»Hallo?«, klingt die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich will weinen vor Erleichterung. Es ist sie, es ist Fatimas Stimme. »Hallo? Wer ist da?«, fragt sie und Nasuh sieht mich fragend an. Ich nicke und er bricht den Anruf ab.

»Sie lebt«, flüstere ich. »Zumindest lebt sie.«
Ich schließe die Augen. »Gibst du mir eine Schlaftablette?«
Er sieht mich skeptisch an, reicht sie mir dann aber. Wenn ich schon hier bleiben muss ohne Widerrede, kann ich gleich schlafen.

Aber selbst im Schlaf kann ich keine Ruhe finden. Ich bekomme kaltes Wasser über meinen Körper gegossen und stehe in dem ergrauten Raum. Toygar steht vor mir, er grinst und seine Zähne sind größer als die Augen. Seine Lache ist abstoßend. Dann wird die Tür geöffnet und Nasuh erschießt ihn. Das Blut klebt an meinem Körper, ich sehe, wie er die Waffe auf mich richtet.
»Drück ab!«, rufe ich. »Tue mir den Gefallen und drücke ab!«
Und er drückt ab und ich schreie und ich schreie mich aus dem Schlaf.

Hektisch atme ich auf.
»Es ist vorbei«, sagt Nasuh. Er ist immer noch am Fahren. Ich versuche mich zu beruhigen. Um uns herum ist überall Grün. Der bräunliche Weg, den wir fahren, ist eine einzige Spur.
»Wenn er hier ist, dann ist alles vorbei«, meint er.

Ich presse die Lippen zusammen und schüttele hektisch den Kopf. »Es hört nicht auf«, sage ich, obwohl ich vorhatte zu schweigen. Ich bin noch beeinflusst vom Alptraum.
»Das habe ich dir gesagt. Es hört nie auf. Dieser Weg hat kein Ende, wenn man abhaut.«

Wie er die Worte verbiegt. Ich könnte kotzen. »Du hattest eine Wahl! Du könntest Leben! Ich wurde hineingezogen!«, gifte ich ihn an. »Du kannst immer noch umkehren, trotz allem. Ich kann gar nichts. Nur schweigen oder sterben.«

»Du wolltest den Mund halten«, erinnerte er mich dreist.
»Dann rede nicht mit mir«, zische ich laut. Weit und breit scheint sowieso keiner mehr zu sein.
»Du redest doch mit mir!«,verteidigt er sich wie ein Kind.

Ich weine. Ganz plötzlich kommen die Tränen. Ich will zu Fatima. Ich will die Stimme meiner Eltern hören, ich will Laras Stimme hören.

»Wenn du nicht aufhörst zu schreien, bringe ich dich um«, erklärt er kalt.
»Bring mich um«, schreie ich.

Nasuh schüttelt wütend den Kopf darüber und parkt. Wir sind an einem großen Haus angekommen mitten in diesem verlassenen Ort. Er schließt die Türen ab und entsichert die Pistole. Kaum ist er eine Minute an der Tür, bricht er sie auf. Ich schließe die Augen und bete, dass keiner drin ist. Gleichzeitig aber wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass er endlich diesen Schuss tätigt und wir das alles hinter uns lassen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er zurück. Niemand ist dort. Er schließt die Beifahrer auf und öffnet sie. Dann bindet er die Fesseln los und zeigt in Richtung des einzigen Weges. »Ich weiß, es ist kalt. Das sind wahrscheinlich fünf Stunden zu Fuß. Fünf Stunden, in denen ich am anderen Ende der Welt bin. Hast du mich verstanden?«

Ich reiße die Augen auf. »Heißt das?«
Ich verbiete mir Hoffnung zu haben, aber was kann es denn anderes bedeuten? Erleichterung durchströmt meine Brust. Selbst fünf Stunden zu laufen, scheint mir keine Qual zu sein.

Nasuh nickt. »Geh.«
  Ich bewege die Füße erst einmal und brauche eine Weile, um mich aus dem Wagen zu bekommen.
  »Geh schon«, ist er ungeduldiger, als erwartet.  »Geh schon, yallah.«
  Ich atme aus und mein Atem steigt wie Rauch hoch. »Danke«, flüstere ich, aber Nasuh schaut nicht einmal in meine Richtung.

Er spannt den Körper an, während ich einige Schritte weiter mache. Meine Beine fühlen sich furchtbar taub an.

»Es tut mir leid«, sagt er dann. Ich hebe die Brauen. Damit habe ich nicht gerechnet.
  Seine giftgrünen Augen blicken das letzte Mal zu mir. »Geh zu deinen Eltern, Derin. Glaube ja nicht, dass sie besser ohne dich dran sind. Das sind sid nicht. Verzeih mir.«

Dann steigt er in den Wagen und fährt los. Ich werde ihn nie wiedersehen, denke ich. Das war's.
Vielleicht sehe ich ihn irgendwann in den Nachrichten.
Als Mörder. Nicht als Nasuh.
Wo ist denn da der Unterschied?

Ich mache zuerst nur winzige Schritte. Meine Füße tun schon viel zu sehr weh und meine Muskeln wollen jetzt schon nachgeben. Aber ich habe fünf Stunden Weg vor mir, bei meinem Tempo vielleicht sogar sechs. Ich darf nicht aufgeben. Nur diese eine Nacht noch, versuche ich mich selbst zu motivieren. Nur noch diese eine Nacht.

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