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In Stille

Ich schweige den Sonntag über, ich wechsle kein Wort mit irgendjemandem, auch nicht schriftlich. Mein Handy, dass ich vor dem Spaziergang abgeschaltet habe, bleibt aus. Statt mich in virtuelle Welten zu flüchten, ziehe ich einige Bücher aus Tuas Regal im Wohnzimmer und fange an zu lesen. Ohne vorher zu fragen, nehme ich mir eins der Notizbücher aus der Kiste, in der er immer einen Haufen Backups aufbewahrt. Er kritzelt sie so oft voll, das der Nachschub kein bloßer Hort ist. Darin schreibe ich mir Zitate auf, die ich interessant finde oder Gedanken, die mir kommen. Ich lese nur, was mich interessiert, blättere durch die Inhaltsverzeichnisse und steige an irgendwo ein. Die Stunden vergehen dabei wie im Flug. Als der Abend näherrückt, laufe ich zum Supermarkt, bezahle an der Schnellkasse für die Zutaten aus denen ich mir ein unkompliziertes indisches Gericht improvisieren kann, das ich schon oft gekocht habe. Nachdem ich gegessen habe bei Kerzenlicht, wähle ich einen Film aus, den ich mir schon lange anschauen will. Es hat sich nie eine Gelegenheit ergeben, aber jetzt, wo niemand da ist, spielt es keine Rolle, wie sinnvoll ich meine Zeit nutze. Produktiv, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen abgestimmt ... Diese Kriterien werden nichtig.

Am Montag fahre ich in aller Frühe zu meinem Hausarzt und lasse mich für die Woche krankschreiben. Mit der Gewissheit, dass es mir keiner übelnehmen wird. Marcello wusste um meine Situation. Er hat mich drauf angesprochen, nachdem wir aus Reutlingen zurück waren, und er wird die richtigen Schlüsse ziehen. Dass ich das mit der Trennung durchgezogen habe, weil es letztlich doch zu viel war. Auf mich hat es damals auch nicht gewirkt, als würde mein Chef mich dann für schwach halten. Das ist nur eins von diesen Undingen, die ich mir selbst antue. Ich habe mir eingeredet, es wäre schwach.

Der Rest vom Montag ist ähnlich unspektakulär wie der Sonntag. Wieder lese ich und überlege zwischenzeitlich heimzufahren und die Bücher zu mir zu holen, die ich selbst vor wenigen Tagen erstanden habe. Doch draußen hält der Regen an und ich kuschle mich stattdessen in meine Decke mit meinem selbstgemachten Chai, für den ich zwanzig Minuten am Herd stand, um ihn endlich in meine Lieblingstasse hier bei Tua füllen zu können. Sie ist gestaltet mit Pixel-Art inspiriert von der Monkey-Island-Videospielreihe. Ihr Design erinnert mich an Stean, und entfernt an mich selbst, weil ich Point'n'Click-Adventures geliebt habe, als ich noch kleiner war. Carries Freund hat mir seine aussortierten Videospiele vermacht. Ein paar Monkey-Island-Teile waren auch mit dabei. Pari und ich haben so viele Abende in meinem Bett damit verbracht, wann immer sie aus Hamburg zu Besuch kam.

Als ich diese Tasse in Tuas Schrank entdeckt habe, war das für mich wie ein Zeichen, nachdem ich unbewusst Ausschau gehalten habe damals. Ich habe sie gesehen und dachte, dass es vielleicht bedeutet, dass ich wirklich zu ihm gehöre. Tatsächlich hat Tua mir gesteckt, dass er fast den Verstand verloren hat, als er damals versucht hat, diese Spiele zu spielen. Die Tasse war ein Geschenk von einem Freund, der ihn damit auf die Palme bringen wollte. Als er nach Berlin gezogen ist, war es eine der beiden einzigen Tassen, die er besaß. Die andere aus dieser Zeit ist schon Jahre bevor er mich kennengelernt hat kaputt gegangen. Bei einem Streit mit Mascha, die das Teil an die Wand gefeuert hat.

Ich trinke einen Schluck und lausche meinem eigenen Atem. Das regelmäßige Geräusch beruhigt mich und ich frage mich, wann ich mir das letzte Mal so aufmerksam zugehört habe wie jetzt. Vielleicht habe ich das noch nie.

Indien angehaucht sind all meine Tage in dieser Zeit, sei es, weil ich mir nun einen Bollywood-Streifen reinziehe oder The Namesake, einen meiner Lieblingsfilme. Ich finde sogar unter den Büchern, die bei Tua so rumstehen, eine Einführung in hinduistische Mystik. Es ist ein schwerer Bildband, den er aller Wahrscheinlichkeit nach mal auf dem Flohmarkt erstanden haben wird, wo der Großteil seiner Bücher herstammt. Abgenutzt, vergilbtes Papier; die Erstauflage soll 1968 erschienen sein, lange vor seiner Geburt. Tua hat mehr gelesen als nur das, was hier steht. Hauptsächlich Sachen, die Vadim ihm geliehen hat.

Ich profitiere von der Vorauswahl und beginne diese vier Wände als meine Heimat zu betrachten. Je öfter ich den Schlüssel benutze, den er mir gegeben hat, desto natürlicher fühlt es sich an. Das war vorher überhaupt nicht so.

Sein Schlafzimmer meide ich, doch am Donnerstag werfe ich einen Blick hinein, auch um die Pflanzen darin zu gießen. Das Bett ist nicht gemacht, die Tür seines Kleiderschranks nicht vollständig zu ... Ich stelle die Gießkanne ab und setze mich auf die Matratze, stütze mich mit den Armen hinterm Rücken ab und schaue aus dem rechteckigen Fenster, vor dem sich nichts weiter befindet als nur das Berliner Grau, Stahlbeton vor stahlbetongrauem Himmel. Irgendwann möchte ich weg von hier. Raus aus der Stadt und an einen Ort, an dem keine Lichter dort aufblinken, wo eigentlich Sterne am Himmel stehen sollten.

Ich habe mein Leben hier verbracht, aber ich möchte eines Tages Kinder und ich will, dass sie anders aufwachsen. An einem Ort, an dem sie sich nicht anstrengen müssen, um sich selbst zu hören.

Dieser Raum sieht aus, als müsste Tua gleich im Türrahmen auftauchen und sich neben mir aufs Bett werfen, mich zu sich ranziehen und mir von einem seiner Random-Gedanken erzählen, die er manchmal hat und die ihn - nach eigener Aussage - viel zu lange beschäftigen würden, wenn ich ihm keine Klarheit mit meinen Antworten dazu verschaffen würde. Manches, was er dann sagt, ergibt keinen Sinn, anderes sehr wohl. Nicht selten unterhalten wir uns dann lange. Haben wir uns dann lange unterhalten, korrigiere ich mich. Vielleicht passiert das nie wieder.

Das müsste mich traurig machen, aber irgendwie tut es das nicht. In diesem Augenblick bin ich nur dankbar. Ich habe jede Sekunde von diesen Gesprächen mit ihm geliebt. Eigentlich müsste sich so langsam dieses Gefühl einstellen, dass es mir nun ja aber an etwas mangelt, und eine Stimme in meinem Kopf sollte mir bis ins letzte Detail erklären, wie schrecklich verzweifelt ich deswegen bin. Aber diesmal geschieht das nicht. Ich sitze nur auf seinem Bett, und bin ihm und dem Leben dankbar für alles.

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