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VI

Am Montagmorgen werfe ich den Umschlag zurück in den Postkasten, lasse die Fahne allerdings unten. Dieser Brief soll nicht zugestellt werden. Er wird genau von dem geholt werden, für den er bestimmt ist.

Ich erledige meine Arbeit im Café mit einer gewissen Ausgeglichenheit, jetzt, da ich einen Plan habe. Ich sage Nagi ab, nach der Arbeit mit ihr und einem Freund ins Kino zu gehen. Ich hätte noch Amtswege zu begehen. Sie hebt die Schultern, bedenkt mich aber mit einem stillen, doch sezierenden Nagi-Blick. Julian will etwas von ihr, da ist sie sich sicher, aber sie will nichts von ihm. Sie sind gute Freunde, sie mag ihn, aber eben nicht so. Ich weiß, dass sie mich als Puffer dabei haben möchte, aber ich habe keine Lust darauf. Ich kann so schon kaum geradeaus denken. Einen Film zu schauen, der mich bloß wieder aus der Realität entwurzelt, kommt mir gerade sehr ungelegen.

Das sage ich zwar nicht so, aber Nagi spürt es.

Ich spreche auf dem Postamt mit dem Empfang. Er versichert mir, dass sie diese Angelegenheit ernst nehmen und er mit den Postboten sprechen wird. Ich lasse ihm meine Adresse da und er wünscht mir einen schönen Tag.

Danach gehe ich zur kleinen Polizeistation, in der nie mehr als drei Polizisten und Polizistinnen anwesend sind. Oftmals spielen sie Karten und trinken Kaffee, Polizeiarbeit bedarf es in Sankt Walborrow recht selten, wenn überhaupt. Die meisten Vorfälle passieren zwischen den Einwohnern und der Natur, sie sind deshalb vorwiegend Wildhüter und Notdienst.

Ich trage mein Anliegen vor und zeige den ersten Brief. Die Beamtin runzelt die Stirn und starrt auf die zwei Sätze.

»Sieht mir wie ein Streich aus«, sagt sie schließlich und reibt sich die Stirn. »Wir hatten schon mal so einen Vorfall, da ist aber nichts Wildes passiert. Ein paar Jugendliche haben mehrere solcher Briefe eingeworfen, bis sie jemand dabei erwischt hat. Gerda aus dem Gemischtwarenladen war's. Ich notier's mir natürlich. Vielleicht finden wir ja wen.«

Ich nicke und spüre, wie ein Stein von meiner Brust fällt. Ich werde also nicht verrückt. Werde nicht von meinen Geschichten verfolgt und kann die Woche beruhigt überstehen.

Mit freudiger Erleichterung blicke ich auf die Uhr und merke, dass ich vielleicht sogar noch rechtzeitig zum Kino komme. Ich habe kein Mobiltelefon, um Nagi von unterwegs anzurufen, aber das stört in einem Ort wie Sankt Walborrow nicht. Man ist zu Fuß in einer dreiviertel Stunde überall, wo es bedeutende Schauplätze gibt und mit dem Rad sowieso praktisch immer schon da.

Ich erwische Nagi und Julian tatsächlich gerade dabei, wie sie sich die Karten kaufen, und winke ihnen durch das Schneegestöber zu. Nagi winkt erleichtert zu mir zurück und Julian bedenkt mich mit einem stillen Blick.

Wir kaufen uns Popcorn und selbst ich genieße den Film. Zu meiner Überraschung protestiert Julian nicht, als ich mich zwischen sie setze, und fange einen dankbaren Blick von Nagi auf. Julian arbeitet als Mechaniker in seiner Hütte auf der anderen Seite von Sankt Walborrow. Er bastelt immer wieder an Motorrädern oder Kleinwagen herum, repariert Fahrräder und Rasenmäher im Sommer und Rechen, Schaufeln oder Staubsauger im Winter.

Er ist mindestens genauso still wie ich und ich kann mir unsere Bekanntschaft nur Nagi wegen erklären. Immerhin hat sie mir die Adresse für seine Werkstatt gegeben, als bei meinem Fahrrad in meinem ersten Winter in Sankt Walborrow, praktisch beide Reifen zerbröselt sind.

Ich verbringe den Film über trotz gehobener Laune eher damit, Popcorn zu essen und über die Briefe nachzudenken, anstatt mich auf die Handlung zu konzentrieren. Julian möchte nachher noch mit uns was trinken gehen und ich finde mich einwilligend vor dem Kino wieder. Vielleicht habe ich mich doch ein wenig im Film verloren und blinzle verwirrt in die nächtliche Straße, die voller Leben summt.

Wir setzen uns also in eine Bar und nach dem dritten Glas erzähle ich den beiden von den merkwürdigen Briefen. Sie finden, dass das ein dummer Scherz ist, und ich lächle erleichtert in die Runde. Das habe ich auch gedacht, lüge ich und kehre sichtlich entspannt nach Hause zurück. Ich brauche länger, als gewöhnlich, weil ich im beschwipsten Zustand nicht Fahrradfahren will. Julians Angebot, mich zu begleiten, schlage ich aber aus.

»Denk doch nur daran, dass ich bis morgen früh bräuchte, um dich zu finden, wenn du auf dem Rückweg alleine in den Straßengraben fällst«, gebe ich zu bedenken.

»Aber wenn du reinfällst«, widerspricht er mir mit seiner tiefen Brummstimme, »dann findet dich erst der Postbote.«

Trotzdem gehe ich alleine nach Hause und verschließe die Türe fest hinter mir, ehe ich mich müde ins Bett lege.


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