Kapitel 54
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Camilla
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Ich habe bisher noch nicht darüber nachgedacht, dass Novel es stören könnte, dass ich mein Nachtkleid anbehielt. Es erschien mir zu intim es abzustreifen, aber da Novel und ich ja intime Dinge miteinander taten, lag es wohl in der Natur der Sache.
Hoffte ich zumindest.
Novel half mir mit dem Korsett und dem Rock und wir legten alles mehr oder weniger ordentlich über meine Kleiderkiste. Als ich die Träger meines Unterkleides hinunterschieben wollte, hielt Novel meine Hände fest.
„Wir brauchen ein paar Regeln, damit das hier funktioniert", stellte er fest und obwohl seine Stimme ernst war, lächelte er mich immer noch an. Zustimmend nickte ich. Regeln klangen gut. An Regeln konnte ich mich orientieren. „Regel Nummer 1: Wir machen nichts, bei dem du dich unwohl fühlst", redete er unbeirrt weiter und ließ seine Hände von meinen Schultern hinunter zu meiner Taille wandern. „Was geschieht, wenn ich den Beischlaf nicht mag?" – „Dann lassen wir es so lange sein, bis du dich bereit dazu fühlst" Überwältigt von seinem Angebot drückte ich meine Lippen auf seine.
Ich war die Kronprinzessin und meine einzige, wirklich wichtige Aufgabe bestand darin, ihm einen Erben zu gebären. Aber er war dazu bereit mich von meinem Pflichten freizustellen, damit er mir gut ging. Novels Hände wanderten auf meinen Rücken und er zog meinen Kopf an den Haaren leicht zurück.
„Ich liebe dich", flüsterte ich in sein Ohr, worauf Novel in seiner Bewegung erstarrte. Ich legte meine Hände an seine Wange und sah ihn eindringlich an: „Und es ist kein Verbrechen, diese Liebe anzunehmen, auch wenn du sie nicht erwiderst" Novel schwieg und senkte den Kopf, als ich ihn losließ und nochmal zu den Trägern meines Kleides griff.
Ava hat gesagt, ich soll ihm vertrauen und das tat ich. Also konnte ich diese Barriere fallen lassen, wenn er es sich wünschte. Als sich das Kleid zu meinen Füßen bauschte, sagte er eine Weile nichts, während seine Augen immer wieder meine Linie hinauf und hinunter wanderten. Ich hatte geglaubt, dass es mir Angst macht, wenn er mich entblößt sieht, aber anstelle spüre ich, wie es ihn erregte und dass riss mich mit.
Als ich mich wieder an ihn schob, lag in seinem Kuss ein Hunger, den ich noch nie zuvor bei ihm gespürt hatte. Davon angespornt zog ich sein Hemd aus seiner Hose und über seinen Kopf. Im dämmrigen Licht konnte ich immer noch die Narben erkennen, die ihm seine Erziehung hier eingebracht hatte. Ich hoffte, ihn in dieser Nacht neue, schöne Erinnerungen zu schenken.
Novel hielt meine Hand fest und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken. Diese keusche Geste ließ mich erröten. „Du sollst alles haben, dass du dir wünscht, Camilla", schwor er und ich lächelte leicht. Ich wollte nur ihn, aber das ist wohl das Einzige, dass er mir nie schenken wird. Ich versuchte den bitteren Geschmack auf meiner Zunge mit einem Scherz zu vertreiben: „Das bedeutet, ich darf meinen Griechisch Lehrer behalten?" Novel lachte auf und schob mich in Richtung des Bettes.
„Du wirst wohl nie einfach nur um ein Schmuckstück bitten, oder?"
„Ich fürchte, ich werde dich eher um Dinge bitten, die ich mir nicht selbst kaufen kann"
Novel stockte in seiner Bewegung, die mich weiter in Richtung des Bettes führte. Die Leichtigkeit war mit einem Mal verflogen. Der Holzrahmen in meinen Kniekehlen erinnerte mich daran und in Novels Kopf scheint eine andere Erinnerung zu spucken. Es ist schwerlich zu erraten, an wen er dachte.
Ich ließ mich zurück in die Kissen sinken und streckte einladend die Hand nach Novel aus. Novel verflocht unsere Finger miteinander und drückte einen Kuss auf meine Fingerspitzen. „Es tut mir leid", entschuldigte sich Novel und starrte wieder auf meinen nackten Körper. „Nimm dir den Moment. Aber wenn du zu mir ins Bett kommst, will ich nicht, dass du sie mitbringst", verlangte ich fest, worauf Novels Mundwinkel traurig zuckten. Ich klammerte mich an seiner Hand fest, obwohl mein Arm bereits schwer wurde, aber um nichts in der Welt wollte ich ihn gerade jetzt loslassen.
Die Sekunden verstrichen immer langsamer und zunehmend bekam ich das Gefühl, dass er sich gleich abwenden würde, weil er Beth nicht loslassen konnte. Deshalb richtete ich mich auf, legte meine Hände in seinen Nacken und zog seinen Kopf zu mir. Das holte ihn zu mir ins Bett. Noch während ich mich zurücklehnte machte ich mich an seiner Hose zu schaffen. Novel wand sich geschickt heraus und einen Moment hielt er inne und sah mich eindringlich an.
„Ich meinte es ernst, Camilla", flüstert er und senkte seinen Mund auf meine Brüste. Erschrocken japste ich nach Luft, nur um mich ihm im nächsten Moment entgegenzudrücken. Seine Zunge tanzte über meine Haut und hinterließ ein starkes prickeln. Verzweifelt verkrallte ich die Hände im Laken. „Du sollst alles haben, dass du begehrst" – „Ich begehre dich" – „Du bist die einzige Frau, die mich je hatte und für immer haben wird"
Seine Worte legten sich über mich wie ein Schutzschild und wärmten mich von innen. Es tat unendlich gut, dass er mich endlich als das annahm, dass ich war – sein Frau – und dass er in seiner Rolle als mein Mann Erfüllung finden konnte.
Als er sich dieses Mal in mich schob, bog ich mich ihm gierig entgegen und verstand nicht mehr, warum ich jemals vor diesem berauschenden Gefühl zurückgeschreckt war. „Berühr mich", flüsterte er, worauf ich irritiert blinzelte. Langsam löste ich die Hände aus meinem zerknüllten Lacken und strich mit meiner Fingerspitze über sein Schlüsselbein, seine Wange und legte die andere Hand in seinen Nacken im zu einem Kuss an mich zu ziehen. „Richtig, Camilla", tadelte er zwischen zwei Küssen, „halt dich an mir fest"
Die Einladung war so verlockend, dass ich Arme um seinen Rücken schlang. Im selben Moment begann er sich in mir zu bewegen und das erste Mal, seit ich ihn in mir gespürt habe, wünschte ich, er würde sich nie wieder zurückziehen.
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Novel
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Vorsichtig strich über Camillas Kopf. Es dämmerte zwar erst, aber ich sollte von hier verschwunden sein, bevor zu viele Männer bemerken, dass ich die Nacht hier verbracht habe. Aber wenn ich eins über Frauen gelernt habe, dann, dass man sie nach solch einer Nacht nicht alleine ließ. Die Erinnerungen ließen mich schmunzeln und ohne zu zögern küsste ich Camilla wach. Die letzte Nacht hat etwas im befangenen Umgang zwischen uns verändert.
Camilla murrte und rollte sich an meiner Brust zusammen. „Camilla, ich muss zurück an den Hof", wisperte ich, worauf sie nur verschlafen nickte, bevor sie einige Male blinzelte und sich dann auf den Rücken rollte. Ich konnte den Blick mit dem sie mich manchmal bedachte nicht einordnen, aber jetzt weiß ich, dass es Liebe war und zum ersten Mal erschreckte mich dieses Gefühl nicht, sondern wärmte mich.
„Ich werde noch ein bisschen schlafen", antwortete sie und streckte ihre Glieder von sich, „und dann Griechisch üben" Ihr Lächeln wurde breiter und sie küsste mich auf den Mund. Ich erwiderte den Kuss sofort und hörte erst wieder auf, als Camilla zu lachen begann. „Ich würde dich so gerne begleiten", flüsterte sie und ich schloss für einen Moment resigniert die Augen. „Bald, Camilla", versprach ich und rollte mich aus dem Bett. Mit schlaftrunkenen Augen beobachtete sie, wie ich mir die verschiedenen Kleidungsstücke schlampig überwarf. Als alles einigermaßen saß, drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn und auch diese Geste wirkte plötzlich um so vieles intimer, als zuvor.
***
Mein Adjutant bedachte mich mit einem leichten Schmunzeln, als er mich bereits am Schreibtisch vorfand. „Es hat keinen Sinn, Majestät", tadelte er mich lächelnd, „der ganze Hof weiß, dass Ihr letzte Nacht in der Kaserne wart. Aber man munkelt noch, in wessen Bett" Sofort setzte ich an mich zu verteidigen, worauf mein Adjutant abwehrend die Hände hob. „Ihr seid mittlerweile ein erwachsener Mann und ich bin dankbar, mich nicht mehr mit allen Details Eurer Nächte beschäftigen zu müssen", erwiderte er und ich lachte auf. Er wusste also, dass ich bei Camilla war, denn wie er gesagt hatte, er kannte sich bestens mit meinen Affären aus. Umso amüsanter fand ich es, dass meine Intimsphäre mit Camilla waren wollte.
Als Papa eine Stunde später in mein Arbeitszimmer geschneit kam, war mir sofort klar, dass er das nicht so sah. Herausfordernd zog ich die Augenbrauen hoch und erhob mich langsam vom Schreibtisch. Ich zählte stumm von drei herunter um ihm zu zeigen, dass das immer noch mein Arbeitszimmer war, bevor ich kühl fragte: „Was gibt es, Papa?"
„Warum verbringst du die Nacht in der Kaserne?"
„Ich brauche keinen Grund um die Nacht mit meiner Frau zu verbringen"
„Ist sie das? Wirklich deine Frau?"
Die Anspielung ließ mich die Fäuste ballen. Es war mir gleich, wenn er von meinen sexuellen Aktivitäten wusste, aber Camillas Intimsphäre ging ihn nichts an. „Ist Mama wirklich deine Frau?", schoss ich zurück und als Papa erblasste, konnte ich mir ein triumphierendes Lächeln, in dem sehr viel Erleichterung mitschwang, dass Papa Mama nicht anrührt, nicht verkneifen.
„Das geht dich nichts an", tadelte er mich und bevor er etwas erwidern konnte, fuhr er fort, „Jedenfalls ist der Oberkommandierende über den Vorfall mit Camilla sehr erzürnt", ich blendete die folgenden Sätze aus, da sie genauso aus Chevaliers Mund stammen könnten, „Jedenfalls", endlich holte Papa einmal Luft, „erwarte ich, dass du Camilla maßregelst"
Ich zog meine Augenbrauen in Zeitlupe nach oben. Ich sollte Camilla maßregeln?! Nichts der Gleichen werde ich tun. „Nein", erwiderte ich schlicht, worauf Papas Kopf sich rötete: „Dann werde ich es tun!" – „Mit welchem Recht?" Papa schnappte ein paar Mal entsetzt nach Luft, suchte nach einer Begründung, die er nicht finden konnte. Er könnte sie bestrafen, wenn ich es erlauben würde, aber da ich nicht im Traum daran denke Camila zu demütigen, ist er ihr im Stand und der Popularität so weit unterlegen, dass er sie nicht anrühren darf.
„Ich denke, das ist alles, Papa"
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