Kapitel 45
Novel
Ich wusste, dass ich mich kindisch verhielt, aber ich hatte Camilla die letzten zwei Tage keine Einladung zum Lunch geschickt. Wie konnte sie nur so herzlos sein und mit Gabrielle über Beths Vergangenheit sprechen? Die Welt lag ihr zu Füßen – sie hatte es schlicht nicht notwendig, jemand zu diskreditieren und es sollte unter ihrer Würde sein.
Aber die Zeit lief uns davon und bereits übermorgen Abend würden wir uns in einem Schlafzimmer gegenüber stehen. Deshalb raffte ich mich auf, zu ihr zu gehen, um das aus der Welt zu schaffen. Es würde Camilla nicht gefallen, aber sie wird es akzeptieren, wenn ich ihr deutlich machte, dass ich nicht dulden würde, dass sie über Beth aus dem Nähkästchen plauderte.
Gabrielle kam mir bereits entgegen, als ich Camillas und Leilas Flügel des Schlosses betrat. „Ist Camilla bereits wieder in ihren Räumen?", fragte ich Gabrielle ohne Umschweife. Ich wollte nicht verbergen, dass mich seine unangebrachte Neugierde ärgerte.
„Sie hat Gäste, Majestät"
„Gäste?"
„Ja, Majestät. Die Töchter der französischen Abordnung sind bei Ihrer königlichen Hoheit"
Verärgert verschränkte ich die Hände. Vor drei Tagen ist sie mir um den Hals gefallen vor Angst vor Papa und jetzt trifft sie sich mit den Franzosen? Eine eigenartige Art sich bedeckt zu halten. „Ich will, dass die Veranstaltung beendet wird", erwiderte ich spitz, worauf Gabrielles Mundwinkel kurz zuckten, er aber beflissen nickte.
„Ich werde es der Comtesse sagen"
„Nein, Ihr sollt die Veranstaltung auf meinen Befehl hin auflösen"
„Ich soll die Comtesse vorführen?"
„Ihr sollt tun, was ich Euch sage"
Ich machte auf dem Absatz kehrt. Er war mein Freund und ich hatte ihm diese Beförderung verschafft. Aber natürlich hatte jeder nur mehr Augen für Camilla und ihre Gefühle, sobald er einmal in ihre Nähe kam.
Camilla
Bedrückt schwenkte ich mein Weinglas im Kreis. Ich hatte extra die Franzosen eingeladen, weil ich wusste, dass das Novel ärgern würde und ich trotzdem Leila dazu bitten könnte, weil sie die Sprache verstand. Aber ich hatte mir nicht gedacht, der so heftig reagieren würde.
Als Gabrielle in den Raum kam und sich verbeugte wusste ich bereits, dass ich mich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Gabrielle schluckte, bevor er laut und deutlich sagte: „Seine Majestät wünscht, dass ...", er stockt kaum merklich und sah mich entschuldigend an, „ ... Ihr diese Veranstaltung auflöst" Ich presste meine Lippen zusammen und warf Leila einen vielsagenden Blick zu. Es war an ihr, ihren Bruder jetzt irgendwie zu retten. Aber sie reagierte nicht schnell genug und die Frau des Botschafters erhob sich bereits. „Es tut mir leid zu erfahren, dass wir nicht länger Teil der erwünschten Gesellschaft sind", bemerkte sie erbost und deutete ihrer Tochter und den beiden Söhnen sich ebenfalls zu erheben.
„Bitte verzeiht, so hat es Seine Majestät sicherlich nicht gemeint"
„Wieso zwingt er dann die Gäste seiner Braut sein Schloss zu verlassen?"
Sie sah mich fragend an und das nicht aus Bosheit, sondern weil sie wirklich nicht begriff, warum sie plötzlich hinausgeschmissen wurde. „Ich gebe Euch einen Ratschlag, königliche Hoheit. Eine Ehe ist eine sehr langwierige Angelegenheit und Kommunikationsprobleme machen die Sache nur noch schlimmer!"
Ohne auf Leilas oder Gabrielles Beruhigungsversuche zu reagieren, verließ ich das Zimmer und machte mich direkt auf Weg in Novels Räumlichkeiten. Das war unerhört! Vor allem das er nicht Mal selbst den Schneid hat, meine Gäste vor den Kopf zu stoßen.
Ich ging so selbstbewusst auf die Tür zu, dass die Saalhüter keinen Moment erwogen, mir den Weg zu versperren. Novel blickte auf zu mir und lächelte mich selbstsicher an. Bei seinem Anblick stiegen mir plötzlich Tränen der Verzweiflung in die Augen. Amüsierte es ihn in etwa, mich vor meinen Bekannten bloßzustellen. Ich lehnte meine Stirn gegen das Fenster, um nicht nach der nächsten Vase zu greifen und sie vor Wut zu zerschmettern.
„Verzeih, dass ich dich nicht um Erlaubnis gebeten habe", presste ich hervor und wandte mich um. Novel nickte nachgiebig, aber ich ignorierte sein Friedensangebot. Wenn er streiten wollte, sah ich keinen Grund, ihm diesen Wunsch abzuschlagen. „Aber den einzigen Wert den du dieser Ehe abgewinnen kannst sind meine Verbindungen und heute hast du mich grundlos vorgeführt und lächerlich gemacht", fuhr ich an und ging zielstrebig auf seinen Schreibtisch zu.
„Daran bist du selbst Schuld"
„Weil ich es gewagt habe, mit Gabrielle über Beth zu reden?"
„Du wirbelst unnötigen Schmutz auf und das dulde ich nicht. Du bist die Kronprinzessin, Camilla, dass ist unter deiner Würde"
Ich warf verzweifelt die Hände in die Luft. „Aber Gabrielle ist ihr Bruder!", rief ich verwirrt. Hatte er kein Recht darauf zu erfahren, wer seine Schwester war und von was er sie bewahrt hat? „Um das ganz deutlich zu machen, Camilla. Du wirst nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Hast du das verstanden?", fragte er und erhob sich nun ebenfalls. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah ihn fassungslos an. Schließlich nickte ich stumm.
„Gut. Ich will dir nicht wehtun, Camilla", beteuerte er und nahm meine Hand um einen Kuss darauf zu drücken. „Aber ich bin der Kronprinz und eigentlich waren wir uns einig, wie unsere Beziehung funktioniert, oder?", fragte er sanft nach und ich sah verwirrt zu ihm auf. Ich hatte geglaubt, dass wir uns einig waren, aber heute Abend hatte er mir gezeigt, dass ihm unsere Beziehung gleich war und nur seine Beziehung zu Beth zählte. „Ja, Majestät", ich knickste und drückte ihm einen Kuss auf die Hand, bevor ich mich beeilte aus dem Raum zu kommen.
Novel
Ich lehnte in der Tür und beobachtete, wie meine Geschwister mit Camilla scherzten. Es war der Abend von Camillas Verlobungsball und mein Adjutant war den halben Tag unauffindbar, weil ich ihn damit beauftragt hatte, dafür zu sorgen, dass Camillas Wünsche in Erfüllung gingen.
„Die Franzosen haben deine Einladung im Übrigen doch in letzter Minute angenommen", teilte Leila Camilla mit, worauf ich mich sofort schuldig fühlte. Ich habe zu Beginn der Woche im Bewusstsein gehandelt, dass ich sowohl Camilla, als auch die Gesandten vor den Kopf stoßen würde, wenn ich das Diner beendete. „Bis auf eine der Töchter. Ihr Mann scheint untreu zu sein und sie nimmt es recht schwer", berichtete Leila weiter und Camilla zog die Augenbrauen hinauf. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie erwiderte: „Man sollte die Frauen zählen, die der Mann mit in die Ehe bringt" Leila lachte auf und mir wurde augenblicklich unwohl zu Mute. „Hast du es getan, Cam?" – „Natürlich, ich habe eine Liste, George" Sie zwinkerte ihm zu, worauf alle meine Geschwister lachten.
„Das reicht", ich trat in den Raum und alle fuhren sofort zu mir herum. George Wangen röteten sich und Avel warf mir einen warnenden Blick zu, aber ich hatte lediglich Augen für Camilla. Sie war in eine Robe aus grüner Seide gehüllt, die von Perlenstickerein verziert war. Als sie sich erhob, fiel mein Blick auf ihren schlichten Zopf, der mit einem dezenten Kranz aus Perlen verziert war. Camilla hatte ihr Talent, sich unauffällig in den Mittelpunkt zu stellen, eindeutig von Mama erlernt.
Camilla war verlegen, als sie vor mir knickste. „Das sollte doch nur ein Spaß sein", entschuldigte sie sich und ich drückte einen Kuss auf ihre Hände, die meine umklammert hielten, und auf ihre Wange. „Ich mag es aber nicht, wenn man über dich Späße macht", hielt ich ehrlich dagegen, worauf sich Camillas Augen kurz weiteten und sich ihre Wangen röteten, bevor sie sich mit einem Räuspern selbst zu Ordnung rief. Sie ließ meine Hände los und ich bot ihr ungeschickt meinen Arm an, damit ich sie auf das Fest führen konnte.
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