37 | todesangst
37 | TODESANGST
» "Ich dachte, ich würde da drinnen sterben." «
[ P R E S E N T ]
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Als Nova wieder zu sich kam, war sie von dichten Rauchwolken umgeben. Sie schnappte verzweifelt nach Luft, aber es war kaum noch Sauerstoff im Hangar vorhanden und ihre Lunge füllte sich mit Rauch.
War das etwa das Ende?
Keuchend rappelte sie sich auf. Die Welt drehte sich vor ihren Augen und ihr Kopf dröhnte, aber ihre Instinkte waren klar. Überall vor ihr brannte es, aber die Wand entlang zum Ausgang war das Feuer noch nicht angekommen. Der Weg war also frei.
Wackelig stand sie auf und stützte sich gegen die Wand, als sie aufschrie und an ihrem Bein hinunter sah. Sie hatte sich den Knöchel verstaucht.
"Verdammter Mistkerl",murmelte sie und dachte an Ben, aber sie konnte ihn nicht mehr erreichen. Er hatte sich aus dem Staub gemacht.
Dann stellte sie etwas ganz anderes fest. Es hatte eine Erschütterung gegeben. Ihre Mom war...Nova dachte den Gedanken nicht zu Ende.
Von neuem Willen gepackt, schleppte sie sich die Wand entlang und fluchte vor sich hin.
Vor der Tür hockten noch andere Piloten. Einer lag bewusstlos und mit schweren Brandverletzungen auf dem Boden. Daneben hockte Jessika Pava. Sie sah überrascht auf zu Nova und schnappt kurz nach Luft:"Die Tür lässt sich nicht öffnen, wenn die Feuerlöscher nicht angehen. Schutzmechanismus. Sie scheinen defekt zu sein. Außerdem-"
Sie brach ab und begann zu husten.
Nova nickte ihr zu und drehte sich dann wieder zu dem offenen Hangar, das in Flammen stand.
Ganz ruhig. Nicht nach Luft schnappen. Entspannen.
Nova blickte zu den Feuerlöschern auf und hob ihre Hände. Dann spannte sie ihren Körper an. Sie spürte, wie die Macht durch die strömte und sie vorantrieb. Sie floss genau so in ihr, wie das Blut, das durch ihre Adern pumpte.
Nova musste sich nur ein bisschen konzentrieren. Ihren Fokus auf die Feuerlöscher legen. Auf das, was sie bewegen wollte.
Sie musste das, was um sie herum geschah ausblenden. Das heiße Feuer. Der dicke, dichte und kohlrabenschwarze Rauch. Das Ringen nach Luft der Piloten um sich herum.
Nur ihrem Überlebensinstinkt folgen.
Noch bevor Nova es realisierte, waren die Feuerlöscher aktiviert und kühles Wasser prasselte auf ihre glühende Haut. Sie stolperte ein paar Schritte rückwärts gegen die Tür und sah zu Jessika, die grinsend an die Decke starrte. Nova hielt ihr ihre Hand anbietend hin und Jess ergriff sie, um sich hochziehen zu lassen.
Ihren brummenden Kopf und ihren verstauchten Knöchel spürte sie vor Adrenalin nicht mehr. Vielleicht aber auch, weil sie schon viel schlimmer Schmerzen erlebt hatte.
Jessika gab einen Code in das Türschloss ein, woraufhin diese sich öffnete. Ein Haufen Sanitäter und Elektriker standen bereits davor, als hätten sie ebenfalls versucht die Tür zu öffnen.
Nova lächelte. Frische Luft.
Sich selber den Knöchel zu heilen war nach dieser Aktion zwar anstrengend, aber andere waren viel stärker verletzt und deshalb beschloss sie, kein Bett im Krankentrakt wegzunehmen. Die Platzwunde an der Stirn hatte sie sich schnell verarzten lassen.
Der Arzt, derselbe der sie auch nach ihrer Sterilisation behandelt hatte, hatte ihr verboten aufzustehen, da sie eine leichte Gehirnerschütterung hatte und nun saß sie, noch immer keuchend, neben Jessika Pava im Gang.
Jess ließ sich gerade ihren linken Oberschenkel verbinden. Sie hatte eine große Brandverletzungen, die Nova nicht mal ansehen konnte, ohne dass ihr schlecht wurde. Jessika selber schien das alles nur herzlich wenig zu interessieren. Sie starrte an die Wand und schüttelte den Kopf:"Ich dachte, ich würde da drinnen sterben."
"Ich auch, zumindest für eine Sekunde",gab Nova leise zu und lehnte ihren Kopf an die Wand hinter sich. Sie spürte noch immer ihre Mom. Ihre Mom, die im Koma lag.
Und weswegen? Ben.
Nova spürte ein neues Hassgefühl in sich kochen. Heute hätte er es beinahe geschafft. Beinahe hätte er seine gesamte Familie ausgelöscht.
Aber sie wusste, dass das das war, was er wollte. Er wollte, dass sie sich vom Hass leiten ließ und deshalb blendete sie ihn einfach aus. Sie unterdrückte es, auch wenn es in ihr brodelte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es überkochte. Das würde nicht gut enden.
"Dass, was du gemacht hast war...krass",Jessika starrte noch immer an die Wand. Sie riss Nova mit ihren Worten aus ihren Gedanken.
"Du hast uns das Leben gerettet. Ohne dich wären die Türen nie aufgegangen."
"Die Elektriker hätten sie bestimmt aufbekommen",antwortete Nova und schüttelte den Kopf.
"Das kannst du nicht mit Sicherheit sagen",Jessika sah jetzt zu Nova. Über ihrer rechten Augenbraue war auch eine kleine Verbrennung, die aber kaum weiter auffiel. Bald würde sie nicht mehr sichtbar sein.
"Danke."
"Immer wieder gerne",Nova sah zurück und lächelte Jessika leicht an. Vielleicht war sie doch netter, als Nova erwartete hatte.
"Nova!",schlitternd hielt Poe vor den beiden und ließ sich auf den Boden sinken. Erst musterte er die junge Solo besorgt, dann wanderte sein Blick zu Pava und ihr Bein.
"Jess."
"Sieht eklig aus oder?",Jessika grinste Poe frech an und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wollte kein Mitleid.
"Glaub ja nicht, dass ich dich jemals wieder anfassen werden",witzelte Poe und zwinkerte der Pilotin zu.
Zu ihrer eigenen Überraschung störte das Nova nicht mal. Sie hatte erwartet, dass es ihr etwas ausmachen würde, weil Jessika die Ex von Poe war, aber es ließ sie kalt. Eigentlich ging es sie ja auch nichts an, Poe konnte tun und lassen was er wollte.
"Geht es dir auch gut?",fragte er und sah dann wieder zu Nova, die ihn nachdenklich beobachtete hatte.
"Ja",murmelte sie und nickte dann langsam, während sie sich auf ihre Unterlippe biss.
"Nova war der Hammer",fing Jessika erneut an und stupste Nova an.
"Sie hat uns das Leben gerettet. Ohne sie wären wir draufgegangen."
"Na toll, jetzt ist Jess dein Fan",murrte Poe belustigt und sah von Jess zu Nova.
"Sie wird ab jetzt an dir hängen wie eine Klette."
Nova war erneut in Gedanken versunken. Jessika hatte schon recht.
Wäre sie bewusstlos geblieben, dann wäre sie vermutlich verbrannt und mit ihr auch die anderen Piloten. Sie hätte tot sein können.
Ein andere Gedanke packte sie.
"Nova?",fragte Poe nochmal vorsichtig. Die Augen seiner besten Freundin waren glasig und es war, als würde sie geradewegs durch ihn durch starren.
Er machte sich Sorgen. Poe hatte sie selten so abwesend erlebt. Oder so stumm. Normalerweise konnte Nova nicht aufhören zu reden. Besonders nicht, nachdem sie die Macht benutzt hatten. Unter anderen Umständen würde sie jetzt angeben.
"Ich lass euch mal besser alleine",Jess hievte sich auf und humpelte davon, bevor Poe sie hatte aufhalten können. Er setzte sich vorsichtig neben Nova und legte seinen Arm um sie.
"Was ist los?",flüsterte er in ihr Ohr und strich ihr übers Haar, als eine Träne stumm ihre Wange hinabfloss.
"Meinst du, dass das seine Absicht war? Meinst du, er wollte das?",fragte sie leise und ihre Stimme zitterte. Es liefen noch immer viele Menschen über den Flur und das Stimmengewirr war laut. Beinah hätte Poe sie nicht verstanden.
"Wen meinst du?",fragte er und strich ihr über die Wange, um die Träne wegzuwischen.
"Na, Ben",jetzt sah sie wieder zu Poe. Ihre Augen waren ängstlich. Etwas, das Poe noch nicht off gesehen hatte. Aber diesmal war es anderes als sonst. Es war keine normal, leicht verängstigte Nova. Es war Todesangst.
"Er wusste, dass ich im Hangar war. Er hat sich entschuldigt und dennoch hat er es getan. Er hat versucht mich umzubringen. Ben wollte mich töten."
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word count: 1250
ja, sie leben noch. haben wir etwas anderes erwartet? nein, natürlich nicht. ich kann nova schließlich schlecht an ihrem Geburtstag umbringen...
ich hoffe wie immer, dass euch das Kapitel gefallen hat!
alles, alles liebe,
louiseamalie
08.01.2021
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