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Kapitel 22

Triggerwarnung:

Darstellung von Gewalt, Mord (auch an Kindern), Trauma



Sie hatten sich dazu entschlossen, ein paar Spiele zu spielen, mehr Schokoladentorte zu essen und das Beisammensein als Familie zu genießen. Für Tristan war das auch ein unglaubliches Gefühl, da er kurzweilig glaubte, ein wenig aus sich herauskommen zu können und das vor seinem Vater. Es wirkte alles so, als hätten sie einen wunderschönen Tag und Abend. Alle war ausgelassen, sie hatten Spaß und sie konnten sogar ihren Vater beim Lachen beobachten. Ein seltenes Phänomen bei ihm.

Doch dieser Friede, dieser schöne Abend wurde plötzlich durch ein lautes und fast schon aggressives Klopfen unterbrochen, sodass alle Familienmitglieder sich erst einmal verwundert ansahen. Keiner von ihnen erwartete jemanden, deswegen war die Überraschung groß, dass jemand vor ihrer Tür stand. Die beiden Erwachsenen diskutierten kurz darüber, wer zur Tür gehen sollte, während Ben dabei war, seinen Zug in Monopoly zu machen. Es war Melinda, die dann zur Tür ging. Obwohl Tristan neugierig war, wer das sein konnte, blieb er am großen Tisch sitzen und beobachtete seinen Bruder, wie er sich das nächste Hotel kaufte und auf den Spielplan setzte. Ihre Mutter war eine Weile weg, man konnte in der Ferne eine Unterhaltung vernehmen, aber was genau gesprochen wurde, konnte Tristan nicht ausmachen. Ihm war nur klar, dass da ein Mann war.

Dann vernahm er die Schritte seiner Mutter, die wieder zurück in das große Esszimmer kam, doch ihrem Blick nach zu urteilen, war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

„Robert, da ist jemand für dich an der Tür", meinte sie recht kühl und Tristan konnte ihr ansehen, dass sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Ihm war aber sofort klar, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Anya?", fragte er leise, während er seinen Vater dabei beobachtete, wie dieser den Raum verließ und an die Tür ging.

In Melindas Augen schien Panik aufzusteigen, weshalb sie den kleinen Noah aus seinem Hochstuhl nahm und ihn an sich drückte.

„Anya, was ist los?", hörte Tristan sich noch einmal fragen, während er alle Anwesenden besorgt ansah. Ben hatte mittlerweile in seiner Handlung innegehalten und Raphael und Noelle schienen zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Hört zu, ihr fünf geht jetzt rauf, okay? Und ihr bleibt oben. Bis ich euch wieder hole. Nicht früher, verstanden?"

Er wurde nicht schlau aus ihren Worten. Was war denn da los an der Tür?

„Anya, wer ist an der Tür?", schaltete sich nun Benedikt ein, dem man ebenfalls ansehen konnte, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Es geht um euren Vater. Das...sind irgendwelche Geschäftspartner von ihm. Die wollen ganz dringend mit ihm sprechen", versuchte die Frau sich zu erklären.

„Deswegen ist es jetzt wichtig, dass ihr nach oben geht, damit sie sich hier hinsetzen können. Ich komme nach, sobald ich kann. Es ist wichtig, also seid artig, okay?" Sie sprach in ihrer Muttersprache mit ihnen und versuchte, mit Nachdruck die Kinderbande nach oben zu verfrachten.

Tristan glaubte ihr kein Wort. Wenn das nur irgendwelche Geschäftspartner wären, dann würde sie sich nicht so panisch verhalten und außerdem kamen keine Leute von der Arbeit ihres Vaters zu ihnen nach Hause. Das war nie so gewesen. Irgendetwas war faul an dieser Sache.

Aber er nahm seinen jüngsten Bruder an sich und warf seiner Mutter einen weiteren, besorgten Blick zu.

„Geht schon. Geht in euer Zimmer, okay? Das dauert sicher nicht lange."

Tristan seufzte, beobachtete Ben dabei, wie dieser die anderen beiden an die Hand nahm und mit ihnen nach oben ging. Nur Tristan blieb stehen und schüttelte den Kopf.

„Anya, sag mir bitte, was los ist", versuchte er mit Nachdruck herauszufinden, was hier vor sich ging, doch Melinda schob ihn nur Richtung Treppe.

„Es ist alles in Ordnung, mein Schatz", versicherte sie ihm und noch immer glaubte er ihr kein einziges Wort.

„Szeretlek benneteket."

Tristan bekam es mit der Angst zu tun, aber er hörte auf sie, ging dann nach oben und eilte zu den anderen in sein Zimmer, das er sich mit Ben teilte. Dort setzte er Noah auf dem Boden ab, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, und atmete erst einmal tief durch.

„Ich bin nicht der einzige, der denkt, dass hier was faul ist, oder?", wollte Ben wissen und er beobachtete, wie Raphael nickte, um zu bestätigen, dass er das gleiche Gefühl hatte.

„Hat sie dir denn nichts gesagt?", wollte der andere Zwilling wissen, doch Tristan schüttelte nur stumm den Kopf, lehnte sich an die geschlossene Tür und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.

„Dann sollten wir mal lauschen gehen, oder?", stellte Ben die Frage in den Raum und obwohl Tristan der Vernünftigere von ihnen war, stimmte er seinem Bruder zu.

„Ihr...bleibt hier. Ich sehe nach, ob ich etwas hören kann."

Zuerst wollte Benedikt Protest einlegen, schnaubte auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Warum darf ich nicht?", wollte er wissen.

„Weil du dich das letzte Mal verhalten hast, wie ein Elefant im Porzellanladen", entgegnete Tristan ihm und sprach damit nur die Wahrheit aus.

Eigentlich wollte Benedikt unbedingt etwas erwidern, merkte aber, dass es sinnlos war, weil er recht hatte, und nickte, um ihn gehen zu lassen.

„Aber pass auf dich auf, okay?"

„Versprochen. Sobald ich etwas weiß, komme ich zurück. Aber da unten ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung."

Damit war alles geklärt und Tristan schlich sich wieder vor die Tür, auf den Flur und schlich auf leisen Sohlen zurück zur Treppe, wo er einige Stufen vollkommen lautlos hinunterrutschte, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er blieb aber auf einer Höhe, auf der man ihn nicht sofort entdecken und schnell nach oben laufen konnte, falls es brenzlig wurde.

Er verhielt sich still und versuchte, zu verstehen, was da unten geredet wurde.

Aber das, was er zu hören bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Das alles hörte sich nicht gut an.

„Ich muss zugeben, ich kann mich an kaum noch etwas erinnern, was passiert ist, nachdem Anya uns nach oben geschickt hat. Ich weiß nur noch, dass du wieder hinaus gegangen bist, um herauszufinden, was abgeht", hörte er Ben sagen und Tristan fiel es schwer, die Tränen zurückzuhalten, die sich nach und nach in seinen Augen bildeten.

Er schniefte und wischte sich mit der freien Hand über das Gesicht. Das alles war nicht leicht.

„Ich bin dann tatsächlich zu den Treppen gegangen und habe gelauscht. Dort habe ich mitbekommen, wie sie unserem Vater gedroht haben."

Sie beide schluckten. Das war ein Thema, das sie als Kinder überrascht hatte.

„Aber warum haben sie ihm gedroht? Das habe ich bis jetzt nicht verstanden." Ben hatte viele Fragen und Tristan wollte ihm jede davon beantworten.

„So genau weiß ich es nicht. Alles, was ich heraushören konnte, war, dass er ziemlich viele Schulden bei diesen Leuten hatte. Und er war nicht gewillt, sie zu begleichen."

Er brauchte eine kurze Sprechpause. Der Kloß in seinem Hals schnürte ihm die Luft ab.

„Und Anya?"

Was hatte ihre Mutter getan? Wie hatte sie reagiert?

„Du kanntest Anya. Du weißt, dass sie sich das nicht gefallen lassen wollte. Hat sie auch nicht. Denn sie hat mich Apa angefangen zu diskutieren. Lautstark. Vor allen Anwesenden."

Nun war es Ben, der einen Moment brauchte, um etwas zu sagen.

Es waren aufwühlende Minuten für sie beide.

„Und dann?"

Tristan musste sich beruhigen. Er wusste, dass er das hinter sich bringen musste.

„Dann ist alles irgendwie eskaliert. Ich weiß es doch auch nicht. Es ging alles so schnell. Jedenfalls wurden sie dann Anya und Apa gewalttätig gegenüber. Ich glaube, sie haben sie geschlagen. Ich bin zu euch nach oben gelaufen und mir war klar, dass wir irgendetwas tun müssen."

Die ersten Tränen liefen ihm über die Wangen. Das alles war nicht in Ordnung. Er hatte sich geschworen, das alles nicht noch einmal durchmachen zu wollen.

Aber es war notwendig. Für Ben.

„Ich bin zurück ins Zimmer und habe euch klar gemacht, dass ihr euch verstecken müsst. Ich wusste nicht warum, aber es war ein Gefühl. Ich wollte, dass ihr in Sicherheit seid", sprach er weiter.

Er versuchte, das schnelle Schlagen seines Herzens zu kontrollieren. Seinen Puls zu kontrollieren, der dabei war, in die Höhe zu schießen.

„Und was habe ich getan?", wollte Ben wissen, dessen Stimme immer mehr zitterte.

Es war wichtig, dass er die Wahrheit sagte, dass er aussprach, was er damals gedacht hatte.

„Du wolltest helfen. Du wolltest mit mir kommen. Aber ich hab dir klar gemacht, dass einer von uns bei unseren Geschwistern bleiben muss. Und ich hab entschieden, dass ich nach unten gehen werde."

Es herrschte erneute Stille zwischen ihnen.

„Weißt du, Anya hat mich angesehen, kurz bevor ich nach oben gegangen bin. Und ich wurde seitdem das Gefühl nicht los, dass irgendwie alles an mir liegt von da an."

Ben schien auf der anderen Seite der Leitung verwirrt zu sein.

„Wie meinst du das?"

Tristan seufzte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Ich wollte auch einmal der Starke sein, Ben. Ich wollte beweisen, dass ich in der Lage bin, unsere Familie zu verteidigen. Ich weiß nicht warum. Aber dieses Gefühl hat mich angetrieben. Da war plötzlich so viel Adrenalin. Ich wollte helfen. Hilfe holen, irgendetwas."

„Aber das hättest du doch nicht tun müssen."

Tristan versuchte, den Kloß hinunterzuschlucken.

„Ich weiß. Aber ich hab damals keine andere Lösung gesehen. Vor allem, weil es dann auch laut wurde unten. Ich habe Angst bekommen und wollte etwas unternehmen."

Er wollte doch nur Hilfe holen. Er wollte irgendetwas unternehmen. Er wollte helfen. Stark sein. Aber alles war schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Vielleicht hätte er oben bleiben sollen, bei den anderen. Vielleicht hätte er warten sollen, wie seine Mutter es ihm gesagt hatte.

Aber womöglich wären die Männer trotzdem nach oben gegangen, um sie zu alle zu holen. Vielleicht hätte es nichts an der Situation geändert.

Eigentlich hatte er zuerst versuchen wollen, aus dem Haus zu laufen und bei den Nachbarn Hilfe zu holen, aber an der Tür war ein Schrank von Mann gestanden, der ihn daran gehindert hatte, das Grundstück verlassen zu können.

Der Typ hatte ihn mit Leichtigkeit gepackt und hatte ihn mitgenommen zu den anderen. Im Gesicht seiner Mutter konnte er deutliche Panik entdecken, das Gesicht seines Vaters hatte man zu diesem Zeitpunkt schon blutig geprügelt.

Tristan tobte, er schrie, versuchte, sich aus dem Griff des Fremden zu befreien. Aber nichts davon gelang. Stattdessen bekam er einen ordentlichen Schlag ins Gesicht verpasst. So schwer, sodass er zunächst nicht klar denken, hören oder sehen konnte. Er hatte nur mitbekommen, dass man die anderen Typen beauftragt hatte, die anderen Kinder zu suchen. Danach hatte seine Mutter ewig lang geschrien. Eigentlich hatte er sie noch nie so schreien gehört. Sie hatte sich versucht zu wehren und die Männer davon zu überzeugen, ihre Kinder aus der Sache herauszulassen. Doch der Anführer von ihnen hatte nur gelacht. Dieser Mann hatte ihr klar gemacht, dass Robert seine Chancen verspielt hatte und nun seine Familie dafür büßen musste.

Anschließend war dieser Widerling zu ihm gekommen, hatte sein Gesicht gepackt und ihn dazu gezwungen, ihn anzusehen. Tristan sah ihm in die Augen und war sich sicher, dass er dieses Augenpaar sicher niemals wieder vergessen würde. Er war sich sicher, dass er seiner Mutter weh getan hatte.

„Und du dachtest, du könntest den kleinen Helden spielen", verhöhnte er ich und der Junge funkelte ihn nur wütend an. Kurz darauf spuckte er dem Typen ins Gesicht und kassierte dafür einen weiteren Schlag ins Gesicht.

Im Hintergrund war eindeutiges Chaos zu vernehmen. Er hörte das Schreien seines Zwillings, seiner jüngeren Geschwister. Sie waren sie in das Wohnzimmer gedrängt worden. Man wollte sie als Familie dort versammelt haben.

Und sein Vater?

Der unternahm nichts. Sagte nichts, setzte sich nicht zur Wehr, sondern nahm alles hin. Tristan konnte die Gleichgültigkeit in seinem Gesicht erkennen. Diese Gleichgültigkeit, die immer zu sehen war, wenn es Robert um das Unternehmen ging und dieses vor seine Familie stellte. So war es doch immer gewesen. Tristan und Ben hatten ihn angefleht, doch endlich zu tun, was die Männer von ihm verlangten, doch nichts davon schien zu helfen.

Von da an ging alles schnell.

Denn man wollte Robert auf die Probe stellen.

Zumindest verstand es Tristan als eine Art Folter, um doch zu bekommen, was man wollte.

Nach und nach fing man an, sie alle zu quälen. Ihnen weh zu tun.

Melinda, Ben und Tristan hatten zunächst versucht, sich zu wehren, vor allem die Jüngeren zu beschützen, aber es brachte nichts. Sie kamen gegen sechs starke Männer nicht an.

„Dein Sohn hat mehr Mumm, als du Robert. Hätte ich niemals gedacht. Dabei hast du immer davon erzählt, was für eine Enttäuschung sie doch alle sind", hörte er den Mann sprechen, der wieder zu ihm kam und ihn im Nacken packte. Tristan stöhnte auf, schmeckte Blut in seinem Mund, wusste selbst nicht, was um ihn herum geschah. Dabei war er die ganze Zeit gewillt, alles genau zu beobachten, zu wissen, wie es den anderen ging. Aber seine Geschwister hatten schon vor einer Weile angefangen, zu weinen und zu schreien. Er konnte bis auf Ben und seinen Eltern niemanden mehr ausmachen. Melinda weinte fürchterlich, flehte immer wieder um das Leben ihrer Kinder, bot sich an ihrer Stelle an. Es war die Hölle.

Es hätte doch ihr Geburtstag werden sollen. Es hätte ein wunderschöner Geburtstag werden sollen.

Tristan wusste nicht, wie lang das alles ging. Irgendwann war es ruhig in dem Haus geworden und Grayson, wie sich der Typ nannte, hatte es sich zum Spaß gemacht, jedes der Kinder zu quälen, vor den Augen aller anderen.

Es war still im Haus.

Grayson und seine Männer hatten ihren Spaß.

„Da waren es nur noch drei", meinte der Mann zu ihm, als er ihn an seinem Kragen packte und ihn auf die Beine zog. Stehen konnte Tristan von selbst nicht mehr. Er war zu schwach. Er hatte versucht, dagegen anzukommen, zu kämpfen, aber irgendwann hatte ihn die Kraft verlassen.

„Du bist ein Kämpfer, Tristan. Das muss ich dir schon lassen. Aber weißt du, jetzt ist deine Mutter dran." Seine Stimme war nah bei seinem Ohr, sodass ihm eine Gänsehaut über den Körper lief. Er hatte Schmerzen. Schmerzen beim Atmen und eigentlich wagte er es nicht, einen Blick hinüber zu Melinda zu werfen. Sie sah grauenvoll aus. Genau wie Robert, der aber vollkommen leblos in seinem Stuhl hing. Doch er atmete noch, denn seine Brust hob und senkte sich.

„Tristan", hörte er die Stimme seiner Mutter. Sie war leise, sie hörte sich heiser an, vollkommen kraftlos.

„Anya", schluchzte er, selbst nicht wissend, was er sagen sollte.

„Ihr haltet auf jeden Fall mehr aus als der Versager von eurem Vater", sprach Grayson weiter und zwang Tristan dazu, zuzusehen, wie sich zwei der Fremden auf seine Mutter stürzten und auf sie einschlugen, eintraten und ihr somit mehr Schmerzen und Verletzungen zufügten.

„Anya!", rief er kraftlos, wurde aber an beiden Armen festgehalten, sodass es ihm unmöglich war, sich zu befreien, um zu ihr zu gelangen.

„Es tut mir so leid!", rief er immer wieder und weinte vollkommen hemmungslos. Seine Wangen brannten und obwohl sein Körper nicht mehr konnte, machte er weiter.

Immer wieder erwischte er ihren Blick, bis es ruhig um sie wurde.

Irgendwann bewegte sie sich nicht mehr. Irgendwann konnte Melinda nicht mehr.

Doch bevor die Frau ihre Augen schloss, konnte der Junge erkennen, wie sie ein Wort mit ihren Lippen formte.

„Szeretlek."

Sein Herz war so unglaublich schwer.

Er schrie, so laut er konnte. Bis er nicht mehr konnte.

Überall war Blut. Er roch nicht nur das Blut, sondern auch den Schweiß der Männer, die ihn davon abhielten, sich loszureißen, damit er endlich etwas unternehmen konnte.

„Weißt du, es hätte mich sogar gefreut, mehr Zeit mit euch zu verbringen. Aber ich bin ein sehr beschäftigter Mann, Tristan", sprach Grayson erneut zu ihm und alles, was er ihm gegenüber verspürte, war purer Hass.

Einfach nur Hass.

Wut, Zorn, so viel Hass.

„Wir müssen jetzt dann los. Deswegen bringen wir das alles hinter uns. Ich finde, du hast deine Rolle als großer Bruder heute sehr gut gespielt. Wirklich wunderbar. Eigentlich könnte aus dir ein großartiger Mann werden, aber scheinbar hat das Schicksal andere Pläne für dich und deine Familie. Das hast du alles deinem Vater zu verdanken."

Nein, es konnte nicht vorbei sein. Er musste doch etwas tun können.

Aber er war nicht in der Lage dazu.

Und dann waren da diese Schläge und Tritte, die auf ihn einprasselten, sich so anfühlten, wie Regen auf seiner Haut, denn Tristan konnte nicht mehr. Er nahm das alles gar nicht mehr wahr.

Das Letzte, was er hörte, war ein lauter Knall, bis er in tiefe Schwärze sank und erst Tage später in einem Krankenhaus wieder zu sich kam.

„Tristan?"

Es war Bens Stimme, die ihn zurück in die Gegenwart holte, nachdem er fertig erzählt hatte. Er tigerte mittlerweile vollkommen aufgelöst durch das Zimmer, weinte leise und fand keine Ruhe.

„Tristan, ich... es tut mir so unglaublich leid. Bei mir waren damals irgendwann die Lichter aus und du hast dich damals vollkommen alleine mit denen herumschlagen müssen. Es tut mir so leid."

Nein, das hier war nicht in Ordnung.

„Nein, Ben", versuchte er mit fester Stimme zu sagen, was ihm aber nicht so gelingen wollte.

„Dir muss gar nichts leidtun. Wir konnten alles nichts dafür. Nur...Apa." Er fuhr sich durch das längere, braune Haar und versuchte durchzuatmen, aber Ruhe fand er trotzdem nicht.

„Wir waren Kinder, Tristan. Was hätten wir schon groß anrichten können. So wie du das erzählt hast, hätte nur er etwas ausrichten können. Weder wir, noch Anya oder sonst jemand. Nur unser Vater."

Damit hatte Ben recht. Mehr als das.

Tristan setzte sich wieder auf den Boden und lehnte sich an das Bett hinter sich.

„Ich bin dir wirklich dankbar dafür", hörte er seinen Bruder sagen, nachdem sie beide eine Weile leise gewesen waren. Ihm war das alles zu viel und gewiss hatte Katie einige Fragen an ihn. Er wusste, dass er sich erklären musste. Sich und sein Verhalten.

„Ich meine das ernst, Tristan. Ich bin dankbar dafür, dass wir darüber gesprochen haben. Das bedeutet mir sehr viel."

Er atmete tief durch, versuchte, die Tränen loszuwerden, aber das war ein Kampf, den er verloren hatte. Es kamen immer wieder welche nach.

„Mir auch, Ben. Mir auch. Es ist nur... ich habe noch nie so ausführlich darüber gesprochen", erklärte er sich.

„Ich weiß. Aber ich denke, es war an der Zeit, dass wir es ansprechen. Vielleicht hilft es uns beiden, weiterzumachen. Ich meine, es wühlt auf und es wird uns beide nicht loslassen. Ein Leben lang nicht, aber wir können daran wachsen."

„Da hast du recht, Ben. Du hast vollkommen recht damit."

Trotzdem waren beide kurz wieder still.

„Und wenn wir uns wiedersehen, dann nehmen wir uns ganz fest in den Arm, okay? Ich verspreche dir, dass das nicht noch einmal passiert."

Diese Worte genügten, um ihn wieder zum Lächeln zu bringen.

„Wir kommen morgen nach Hause. Wenn nicht sogar heute. Ich habe Katie jetzt alleine mit ihrem Vater gelassen. Ich hoffe, dass sie beide noch leben, wenn ich wieder zu ihnen stoße."

„Ist es wirklich so schlimm?", wollte Ben neugierig wissen und Tristan schüttelte innerlich nur den Kopf.

„Für Katie ist das die Hölle. Aber ich habe ihr jetzt klar gemacht, dass wir das nicht mehr machen müssen. Ich bin jetzt auch kein Freund von Daniel."

Ein Seufzen auf Seiten von Ben.

„Ihr steht das durch. Trotzdem würde ich mich freuen, dich bald wiederzusehen, Tristan. Ich glaube, ich brauche dich nach all dem jetzt einfach."

Da konnte er ihm nur zustimmen.

„Ich verspreche dir, dass wir uns ganz bald sehen."

Er konnte das Lächeln auf Bens Lippen deutlich spüren.

Das genügte ihm.

„Ich liebe dich, Tristan. Du weißt gar nicht, wie sehr."

„Ich liebe dich auch, Ben. Und jetzt sieh zu, dass Eddie zu kommt und ruh dich aus, okay? Ich versuche, mich um Katie zu kümmern. Und ganz bald bin ich bei dir."

Damit war alles gesagt, was vorerst gesagt werden musste. Wenn sie sich sahen, konnten sie die Chance nutzen, um ein weiteres Mal über alles zu sprechen, vielleicht war es gut, wenn sie das beide sacken ließen. Es war eine Menge hochgekommen, Gefühle waren aufgekocht, die tief in ihnen geschlummert haben und nun war die Wahrheit draußen. Obwohl Tristan das zunächst nicht glauben wollte, war er doch glücklich darüber, dass es so gekommen war.

Vielleicht konnte von jetzt an wieder alles gut werden. Zumindest ein bisschen.

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