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Kapitel 21

Wichtige Information/Author's Note/Triggerwarnung:

So, wir sind endlich bei jenem Kapitel angekommen, vor dem ich mich seit Ewigkeiten gefürchtet habe, es zu schreiben. Nun ist es endlich geschehen und es hat mir einiges aberverlangt. Schweiß, Nerven, aber allem voran Tränen. Auf euch kommt ein sehr emotional aufwühlendes Kapitel zu - das ich in zwei Hälften geteilt habe, weil es sonst zu lang geworden wäre. Zu viel Input für alle Beteiligten. Deswegen in Ruhe lesen, sich Zeit nehmen. Ich habe versucht, das alles noch recht harmlos darzustellen - ich weiß nicht, wie sehr ich das abändern werde, wenn ich das Buch überarbeite. 

Deswegen möchte ich hier und für Kapitel 22 folgende Triggerwarnungen aussprechen:

Darstellung von Gewalt, Mord (beides auch an Kindern), Trauma

Es war nicht leicht für mich, das alles zu schreiben, aber ich hoffe, dass es euch gefällt. Von jetzt an wird es mir sicher leichter fallen, die Geschichte fortzusetzen und auch zu beenden. So langsam nähern wir uns einem Ende, auch wenn es sicher noch dauert, bis wir dahin gekommen. Es würde mich freuen, wenn ihr dran bleiben würdet und mir sagt, was ihr davon hält!

Falls jemand musikalische Untermalung haben möchte zu den beiden Kapiteln, kann ich euch diesen Song empfehlen:

Ich danke @worterwachen dass sie mir diesen Song gezeigt hat! <3

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!



„Hey, warte auf mich!" Es war die Stimme seines Bruders, die hinter ihm ertönte. Tristan hatte gar nicht bemerkt, dass er so weit vorausgelaufen war und Ben quasi abgehängt hatte. Deshalb bremste er geschickt und blieb an der Bande stehen, da er wusste, dass sein Bruder nicht unbedingt so geschickt beim Eislaufen war, wie er. Er atmete durch, vernahm im nächsten Augenblick ein lautes Poltern neben sich, nachdem Benedikt sich mit einem Knallen abgebremst hatte, um zum Stehen zu kommen.

„Mach mal langsam. Wir wissen ja, dass du der totale Champion im Eiskunstlauf bist", zog ihn der Jüngere auf und streckte ihm die Zunge entgegen. Vom Eiskunstlauf war Tristan weit entfernt, aber Eislaufen war etwas, worin er doch geschickt war, geschickter als alle anderen. Es war eine Sportart, in der er besser war, als sein Zwilling und nutzte er daher die Zeit auf dem Eis aus. Tristan konnte sein Gleichgewicht recht gut halten, wusste, wie er sich zu bewegen hatte, sodass es sogar schon recht elegant wirkte. Ben wirkte neben ihm in dieser Situation eher wie ein Elefant, der sich auf das Eis verirrt hatte und nicht wusste, welchen Fuß er zuerst nach vorne setzen sollte, um voranzukommen. Dabei war er im Fußball so talentiert und wusste, wie er zu laufen hatte. „Wir sind ja zum Spaß hier, das ist kein Wettbewerb", sprach Ben weiter und Tristan spürte eine Hand von ihm auf seiner Schulter.

Heute war ihr vierzehnter Geburtstag, ihre Mutter hatte sie für den heutigen und den morgigen Tag aus der Schule genommen, nämlich alle Kinder in der Livingston-Familie, damit sie sich ein paar schöne Tage machen konnten. So war das immer, und zwar bei jedem Geschwisterchen. Sie unternahmen immer Dinge, die sie sich wünschten und Tristan und Ben hatten sich gewünscht, eislaufen gehen zu dürfen, vor allem, weil es mittlerweile schon kalt wurde und sie danach sogar eine heiße Schokolade abstauben konnten. Heute war ein guter Tag, sie würden Spaß haben und würden es sich von nichts und niemanden nehmen lassen, diese Stunden zu genießen.

Der Älteste der Geschwister, sah sich in der Halle um, entdeckte dabei Raphael und Noelle, wie sie sich gegenseitig über das Eis jagten und wie ihre Mutter dabei war, Noah das Eislaufen beizubringen. Der Junge lief noch nicht lange, aber auf dem Eis machte das Kleinkind definitiv eine gute Figur.

„Ich weiß, dass das kein Wettbewerb ist. Ich bin einfach nur gut in dem, was ich mache. Mehr nicht. Dafür, dass du so langsam bist auf dem Eis, kann ich nichts", versuchte Tristan seinen Bruder etwas aufzuziehen, denn eigentlich war das nicht seine Art. Sie hatten aber alle gute Laune und er wusste, dass er ihm das niemals übel nehmen würde.

Trotzdem verdrehte Ben gespielt die Augen und schnaubte nur. Er fand aber seinen Wettbewerbsgeist wieder und sah seinen Zwilling motiviert an.

„Na warte. Ich zeige dir, dass ich das auch so gut kann. Ich bin zwar keine elegante Fee auf dem Eis, aber ich habe es auch drauf!" Ben begab sich in Startposition und bedeutete ihm somit, dass er bereit war, ein Rennen gegen ihn zu führen.

„Du wirst verlieren, Ben. Nach ein paar Metern liegst du auf dem Eis", entgegnete er ihm, ließ es sich aber nicht nehmen, ebenfalls in Position zu gehen und auf ihr Zeichen hin loszulaufen, um ihm zu beweisen, dass ihm diese Sportart besser lag, als Ben. Es war eine einfache Geschichte.

„Also gut, Trizzy. Auf die Plätze, fertig, los!", rief Ben und kurz darauf liefen sie los.

„Du hast dich dabei ziemlich hingelegt", sprach Tristan in den Hörer, konnte sich bei diesem Gedanken ein Lächeln nicht verkneifen. An sich hatte ihr Geburtstag doch wunderbar angefangen. Sie waren eislaufen gewesen, das, was sie sich beide gewünscht hatten. Ihre Mutter hatte immer darauf geachtet, dass sie ihre Wünsche erfüllt bekamen. Das war Melinda immer wichtig gewesen.

„Ja, das hat auch ziemlich weh getan, wenn ich ehrlich bin. Ich kann mich an den Sturz und die Schmerzen danach sehr gut erinnern." Ben lachte kurz, obwohl sie wussten, dass alles, was danach kam, alles anderes als schön war.

„Und ich verstehe nicht, warum du nie dran geblieben bist, an diesem Sport. Ich meine, du warst wirklich gut. Du bist so leicht und sanftmütig über das Eis gelaufen, du hättest es sicher weit schaffen können, wenn du gewollt hättest. Ich meine, stell dir vor, du wärst heute ein bekannter Eiskunstläufer." Die Worte seines Bruders erwärmten sein Herz und gleichzeitig ließen sie es ganz schwer werden. Ja, er hatte diesen Sport gemocht, aber er hatte das danach nie wieder verfolgt. Aus einem guten Grund.

„Ich konnte es einfach nicht mehr tun, Ben. Es hat gedauert, bis ich wieder ins Leben zurückgefunden habe und danach war es schon wieder zu spät. Ich glaube, ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich seitdem auf dem Eis gewesen bin." Ein Seufzen kam ihm über die Lippen. Eigentlich war es traurig, dabei hatte er die Sportart geliebt.

„Weißt du, wenn ich wieder auf den Beinen bin, dann gehen wir wieder eislaufen, okay? Ich meine, in New York wird es doch noch genug Eishallen geben, die man besuchen kann. Und im Winter, zu Weihnachten gibt es sicher auch Bahnen, die draußen aufgebaut werden. So ganz romantisch."

Ben und sein Optimismus.

„Ich nehme dich beim Wort, Brüderchen."

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und obwohl er Benedikt nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass dieser am Grinsen war.

„Solltest du auch. Und dann besiege ich dich endlich in einem Rennen. Ich meine das ernst. Ich werde ganz viel üben, damit ich auch zu einer Fee wie du werde." Das kostete Tristan nur ein Kopfschütteln, sodass eine gewisse Stille zwischen ihnen entstand.

Katie hatte ihm geantwortet, dass sie für ihn da war, wenn er etwas brauchte und sie sofort aufbrechen konnten, wenn er das wollte. Ihm war bewusst, dass diese Frau keine Minute weiter hierbleiben wollte. Sie wirkte aber verständnisvoll und meinte, dass sie unten im Wohnzimmer auf ihn warten würde.

Dafür war er dankbar, denn dieses Gespräch war wichtig. Für die beiden Brüder.

„Wir haben beide einen Haufen Bücher geschenkt bekommen an diesem Tag. Ich finde das heute noch cool, dass wir das beide gemeinsam haben. Wir waren beide Bücherwürmer und sind es heute noch", meinte Ben, um die das Schweigen zwischen ihnen zu durchbrechen. Tristan konnte sich gut daran erinnern, denn er hatte an diesem Tag unter anderem das Buch ‚Die Jungen aus der Paulstraße' von seiner Mutter bekommen. Bücher, Fußballschuhe für Ben und er konnte sich erinnern, dass sie ein ganz besonderes Geschenk erhalten hatten.

„Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Und Anya hatte eine Überraschung für uns", machte er dem anderen auf der anderen Seite der Leitung klar.

„Ich weiß, wir waren ganz aus dem Häuschen, als wir das erfahren haben. Eigentlich schade, dass daraus nie etwas geworden ist."

Sie hatten einen wunderschönen Tag mit ihrer Mutter verbracht. Ihr Vater war für solche Aktionen gewiss nicht zu begeistern, denn dieser hatte nur das Geschäft vor Augen, deshalb haben sie diesen Tag ohne ihn verbringen müssen. Gefehlt hatte er niemandem.

Nach dem Eislaufen bekamen sie alle eine heiße Schokolade und sie waren danach in der Stadt bummeln. Melinda versuchte, an ihren Geburtstagen immer alles zu geben und ihre Kinder glücklich zu sehen. Und es kam keiner zu kurz. An Geld hatte es ihnen nie gemangelt, deshalb bekamen Raphael, Noelle und Noah ein paar neue Sachen. Melinda machte schlicht keinen Unterschied zwischen ihren Kindern und versuchte, alles dafür zu geben, dass sich keiner hinten angestellt fühlte und daher eifersüchtig werden musste. So etwas hatte es in ihrer Familie nie gespielt. Deshalb bekamen die Jüngeren ebenfalls etwas geschenkt und nachdem sie nach Hause gekommen waren, hatte sich ihre Mutter in die Küche gestellt, um für sie zu kochen. Wenn ihr Vater am Abend nach Hause kommen würde, würde es ein kleines Festessen und Torte geben. Torte, die Melinda in der Nacht gebacken und somit kaum geschlafen hatte. Alles, um ihren Kindern eine Freude zu machen.

Es gab Csirkeparikás mit Erbsen. Ihr absolutes Lieblingsessen. Ben und er würden töten für dieses Gericht und sie waren beide froh, dass ihre Mutter trotz allem versuchte ihre Kultur mit in diese Familie zu bringen. Zwar stammte ihr Vater ebenfalls aus Ungarn, aber dieser hatte seine Vergangenheit vor Ewigkeiten hinter sich gelassen. Mit ihrem Vater sprachen sie hauptsächlich Französisch. Aber Melinda, sie schaffte es, immer ein Stück Ungarn zu ihnen nach Hause zu holen. Ganz gleich, wie sehr sie sich mit ihrer eigenen Familie dort zerstritten hatte.

Die Zwillinge hatten in der Zwischenzeit mit ihren jüngeren Geschwistern gespielt, auf sie aufgepasst, damit Melinda alles in Ruhe vorbereiten konnte. Danach hatten alle mit angepackt und geholfen, den Tisch zu decken und das Haus etwas zu schmücken. Es war ihr Geburtstag. Die Frau bestand bei jedem Geburtstag ihrer Kinder darauf, dass daraus ein besonderes Ereignis gemacht wurde. Sie gab sich alle Mühe, sich jedes Mal selbst zu übertreffen.

Und ihr Vater, Robert, schien an diesem Abend recht gut gelaunt zu sein, nahm seine ältesten Kinder sogar kurz in den Arm, um ihnen zu gratulieren, nachdem er von der Arbeit nach Hause gekommen war. Momente, die selten waren zwischen ihnen und Ben und Tristan doch genossen.

Sie ließen es sich gut gehen beim Essen, das ihre Mutter gekocht hatte, sie verschlangen die Schokoladentorte. Sie lachten miteinander und dann kam es endlich zu den Geschenken.

Bücher, sie hatten einen Haufen Bücher bekommen, die sie sich gewünscht hatten. Ben hatte seine langersehnten Fußballschuhe bekommen und Tristan eine neue, schönere Tasche für seine Violine.

Sie waren aus dem Häuschen, freuten sich über diese Dinge, doch dann wollte ihre Mutter erneut ihre Aufmerksamkeit haben.

„Hört mir mal zu, ihr fünf", sagte Melinda, die auf ihrem Stuhl saß und Noah dabei auf dem Schoß hatte.

„Euer Vater und ich haben noch ein Geschenk für euch. Ein Geschenk für euch alle", erklärte sie und hatte dabei ein glückliches Lächeln auf den Lippen.

Ben und Tristan hielten inne und stellten sich vor ihren Eltern hin, Raphael und Noelle waren zu ihnen gekommen und nun warteten sie gespannt darauf, was sie noch bekommen würden. Klar war, dass da eine Menge Kinderaugen leuchteten.

„Wir haben beschlossen, nächstes Jahr im Sommer einen größeren Urlaub mit euch fünf zu machen", verkündete Robert und faltete die Hände auf dem Tisch.

„Urlaub?", kam es aus Bens und Tristans Mund gleichzeitig geschossen.

„Wohin?", fragte Raphael nach, der ganz hibbelig wurde und offensichtlich verstand, dass das eine große Sache war.

„Wir dachten, wir verbringen den nächsten Sommer in Europa. Wir fliegen rüber und sehen uns die ganzen Länder und Städte an", erklärte die Frau und nun wurde Tristan klar, dass das alles nicht selbstverständlich war. Er wusste, dass es sicher nicht einfach für sie gewesen war, ihren Ehemann und ihren Vater dazu zu überreden, diese Sache zu machen. Er wusste, dass es mit ihrem Vater nicht immer sonderlich leicht war. Deshalb wusste er das alles umso mehr zu schätzen.

„Heißt das, wir sehen uns auch Ungarn an?", wollte der Teenager recht unsicher wissen, denn es konnte immer noch sein, dass sie genau dieses Land auslassen würden, weil Melinda so ungern dorthin gehen wollte.

„Wir besuchen auch Ungarn. Ich habe sogar vor, eure Großeltern zu kontaktieren und ihnen klar zu machen, dass sie euch endlich kennenlernen dürfen."

Die Augen der Zwillinge wurden größer. Danach sahen sie sich gegenseitig an und schlugen ein, denn die Freude war auf jeden Fall groß. Verdammt groß sogar. Das war ein unglaubliches Geschenk für sie Kinder. Ganz gleich, ob das ihr Geburtstag war oder ein anderer, vollkommen normaler Tag.

Das war wunderbar. Sie würden endlich erfahren, woher sie kamen und würden ihre Vorfahren kennenlernen. Darauf hatten sie so viele Jahre gewartet.

„Dann kannst du ihnen zeigen, wie gut du schon sämtliche Csárdás spielen kannst!", meinte Ben zu ihm, der ihm gegen die Schulter boxte vor lauter Freude. Er hatte recht. Sicher durfte er seine Violine auch mitnehmen.

Das war einfach wunderbar. Ein unglaublich toller Geburtstag.

Ihre Mutter schaffte es, sich jedes Jahr immer ein Stück weit zu steigern.

Und dafür liebten sie diese Frau so sehr. Ohne ihre Mutter wären sie sicher nicht zu den Jungs herangewachsen, die sie heute waren.

„Versprichst du mir, dass wir auch gemeinsam diese Reise machen werden? Ich möchte Europa immer noch so gerne sehen. Und ich möchte unsere Großeltern kennenlernen, bevor es zu spät ist", sagte Ben zu ihm. Sie hatten über die Stunden gesprochen, die sie zuhause an ihrem Geburtstag verbracht hatten. Bevor die Tragödie losgegangen war.

„Wie könnte ich dich das auch alleine machen lassen?", entgegnete Tristan seinem Bruder und seufzte tief.

„Ich wünsche mir das nur so sehr. Ich meine, wir hatten das doch eigentlich vor. Es war ja faktisch in trockenen Tüchern gewesen."

Tristan nickte stumm, obwohl ihm bewusst war, dass sein Bruder ihn nicht sehen konnte. Aber das spielte gar keine Rolle. Er wusste, dass er genau das fühlte, was er in diesem Moment spürte und machte. Das war diese Zwillingstelepathie, von der alle immer so gerne sprachen. Manchmal funktionierte da zwischen ihnen.

„Ben, ich verspreche dir, sobald du wieder richtig laufen kannst und endlich bei Kräften bist, machen wir alles, was du möchtest. Das hast du verdient."

„Das haben wir beide verdient, Tristan. Du hast auch viel zu viele Jahre deines Lebens einfach weggeworfen."

Tristan war eine Weile still.

„Aber weißt du, was ich mich frage?", wollte Ben wissen, der doch etwas nachdenklich wirkte.

„Warum haben die Leute damals nicht schon unsere Großeltern ausfindig gemacht? Ich meine, damit zumindest du zu ihnen in die Obhut kommst."

Das war eine Frage, die sich der Arzt nie gestellt hatte. Aber Benedikt traf damit ins Schwarze. Er hatte keine Ahnung, warum man das nie getan hatte.

„Ich weiß es nicht, Ben. Ich glaube, dass die Behörden mit dem Fall selbst überfordert waren. Ich meine, bis heute ist doch niemand gefasst worden, der daran beteiligt war."

Er versuchte seinen Bruder im Glauben zu lassen, dass er nichts über diesen Fall wusste. Dass es da keinerlei Informationen gab.

„Meinst du, wenn wir uns daran erinnern können, dass wir da nicht zur Polizei gehen können, um eine Aussage zu machen?", wollte Ben wissen, der doch aufgewühlt klang. Vielleicht sollten sie eine Pause machen. Eine Kleine zumindest.

„Vielleicht. Aber dafür müssten wir jemanden finden, der sich noch dafür interessieren würde. Das ist alles viel zu lange her. Wer weiß, ob das nicht schon verjährt ist." Ben durfte auf keinen Fall erfahren, wozu sein Zwilling in der Lage war und was er nicht schon getan hatte, um Frieden zu finden.

„Wir sollten uns mal erkundigen. Aber du hast bis jetzt auch noch nie darüber gesprochen, wo du untergekommen bist, nachdem du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest."

Ben war neugierig, er konnte ihm das nicht verübeln. Er hatte Fragen und er musste versuchen, diese so legitim wie möglich zu beantworten. Sein Bruder durfte nur keinen Verdacht schöpfen.

„Ich kam bei einem Mann unter", erklärte er ihm und räusperte sich. Das Thema war für ihn nicht leicht.

„Er war so gesehen ein Pflegevater für mich. Leider schon etwas älter. Aber er war gut zu mir. Er starb kurz nachdem ich angefangen habe zu studieren." Tristan log seinen Bruder eiskalt an, um ihm das Gefühl zu geben, dass es ihm gut gegangen war, all die Jahre über. Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, aber es genügte, um seinen Zwilling ein wenig zu beruhigen.

„Das tut mir leid, Tristan. Wir beide haben echt viel Scheiße durch."

„Das muss es nicht, Ben. Es ist schon okay so." Er kratzte sich am Kopf und warf einen Blick auf seine Uhr. Fast eine gute Stunde telefonierten sie schon und er wusste, dass sie dieses Gespräch nicht all zu schnell beenden würden. Das würde dauern.

Erneut herrschte Stille zwischen den beiden Männern. Am liebsten wäre Tristan aufgesprungen und weggelaufen. Denn er wusste, dass der unangenehme Teil beginnen würde. Sie hatten über die schönen Momente dieses Tages gesprochen.

Und Ben schien das zu bemerken. Er spürte erneut, dass es seinem Bruder nicht sonderlich gut damit ging.

„Wir können auch aufhören damit, Tristan. Wir können eine Pause machen und es ein anderes Mal fortsetzen", erklärte er ihm, doch Tristan schüttelte nur den Kopf, hatte dabei Tränen in den Augen.

„Nein. Nein. Wir sind jetzt hier und wir reden jetzt darüber. Ich meine, wenn wir es einmal hinter uns bringen, kann es doch sein, dass es uns in Zukunft leichter fällt, darüber zu sprechen."

War er wirklich so verzweifelt?

„Vielleicht. Aber wenn du eine Pause brauchst, dann sagst du es mir, oder?"

Tristan schluckte, nickte. Das Schweigen war Antwort genug.

„Weißt du, ich verstehe das nicht. Wir hatten so einen schönen Tag. Und klar, unsere Familie war nicht perfekt, aber haben wir das wirklich verdient? Haben wir das wirklich verdient, dass alles dann plötzlich den Bach unterging?" Ben schaffte es, immer und immer wieder die richtigen Fragen zu stellen. Er war gut darin.

„Ich weiß es nicht, Ben. Ich weiß es wirklich nicht", lautete seine zittrige Antwort. 

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