Kapitel 18
Sie hatten ein wunderschönes Weihnachten miteinander verbracht.
Diese Tage waren notwendig gewesen, um sich wieder näher zu kommen, um zusammenzuwachsen. Tristan würde lügen, wenn er das nicht genossen hätte. Es war eine wundervolle Zeit gewesen. Ihnen allen war es gut gegangen und Ben hat mit neuer Motivation in das Krankenhaus zurückkehren können.
Silvester hatte die kleine Familie in Bens Krankenzimmer verbracht, nachdem die beiden Ärzte Schicht gehabt hatten in dieser Nacht, sie hatten dort angestoßen und sich gegenseitig ein frohes neues Jahr gewünscht. Danach war es für Katie und ihn wieder in die Notaufnahme gegangen, wo sie die ganzen Verletzungen von jenem Abend versorgen mussten. Dabei waren schwerere und leichtere Verletzungen dazwischen gewesen, die ihre Aufmerksamkeit gefordert hatten.
Zwischen Katie und ihm lief es besser. Sie hatten in der Zeit viel miteinander gesprochen. Sie hatten vieles geklärt und Tristan hatte ihr versprochen, dass er eines Tages mit der Sprache rausrücken würde, um zu erklären, was in ihm vorging. Er arbeitete daran, zumindest versuchte er es, denn es war ihm wichtig, mit offenen Karten zu spielen. Nur was das alles immer leichter gesagt als getan. Tristan wollte Katie gegenüber ein ehrlicher und aufrichtiger Mensch sein und ihr beweisen, dass er sich dieses Mal Mühe gab in ihrer Beziehung. Ihm war es wichtig, diese Chance nicht noch einmal zu vermasseln. Das hatte Kathleen nicht verdient. Ein weiteres Mal würde er es nicht ertragen, ihr Herz brechen zu müssen. Nein, dieses Mal würde alles besser laufen, das spürte er.
Die ersten Wochen des neuen Jahres waren relativ ruhig und vor allem positiv verlaufen.
Sie alle hatten alle Hände voll zu tun, aber sobald sie Zeit fanden, verbrachten sie die Stunden gemeinsam. Die Familie war für alle wichtig geworden, jeder von ihnen versuchte Ben in seiner Rehabilitation zu unterstützen. Es war ihr gemeinsames Ziel, seinen Zwilling bald auf eigenen Beinen stehen zu sehen.
Tristan konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie anstrengend das alles sein musste, vieles von vorne zu lernen, weil der Körper in den Jahren so abgebaut hatte. Er hatte damals ebenfalls für einige Tage im Koma gelegen, hatte sich danach aber schnell erholt, obwohl er eine gewisse Zeit im Krankenhaus verbracht hatte. An Weihnachten hatte Lapointe ihn mit zu sich nach Hause genommen und niemand hatte es hinterfragt. Jeder Mensch, der an diesem Fall war, hatte keinen Verdacht geschöpft. Alle waren damit einverstanden gewesen, dass er zu einem vollkommen fremden Mann nach Hause ging. Deshalb hatte nie jemand etwas mitbekommen, wie viel dort in diesen vier Wänden falsch gelaufen war. Tristan hatte nie darüber gesprochen, denn er hatte sich die darauffolgenden vier Jahre dazu entschlossen, kein Wort zu sprechen. Er war stumm gewesen und hatte alles für sich behalten. Bis heute.
Das waren alles Dinge, die er keinem anderen Menschen auf dieser Welt wünschte. Er hoffte, seine Familie vor all dem bewahren zu können. Selbst wenn es sich dabei um das eigene Erlebte und seine Erinnerungen handelte. Der junge Arzt wollte nicht, dass man sich seinetwegen Gedanken machen musste, sich sorgte, das alles war nicht in seinem Sinn.
Die Wunden würden irgendwann heilen. Sie taten es jetzt schon ein wenig und er war sich sicher, dass es besser werden würde, wenn er wusste, dass Ben wieder auf der Höhe und in der Lage war, ein eigenes Leben zu führen. Der Ältere von den beiden Brüdern baute genau darauf und hoffte, dass sich damit das Loch in seinem Herzen ein wenig schließen würde.
Vielleicht hatte er dann endlich die Kraft, über alles zu sprechen. Seine Vergangenheit offen darzulegen und sich von einer Seite zu zeigen, die womöglich niemand in seinem Umfeld kannte.
Möglicherweise konnte alles wieder gut werden.
Tristan hatte am heutigen Tag die Möglichkeit bekommen, eine OP völlig allein zu leiten. Er hatte die volle Verantwortung, obwohl er noch unter der Beobachtung des Oberarztes stand, der ihn im Auge behielt. Dabei wussten sie alle, dass er wusste, was er tat und dass er genug Kompetenz mitbrachte, um solch ein Verfahren alleine durchzuführen. Schließlich hatte Tristan den Patienten vor sich selbst aufgenommen, Untersuchungen angeordnet und eine Diagnose sowie eine Prognose gestellt, wie es mit diesem Menschen weitergehen konnte. Der Tumor im Kopf des Mannes war operabel und nun hatte er die Chance, sich zu beweisen, dass er es als Neurochirurg drauf hatte und das alles wollte. Tristan gab alles, um einiges Tage die Chance zu bekommen, selbst die Position des Oberarztes in seinem Fachgebiet übernehmen zu dürfen, strebte eine Ausbildung in die Richtung an. Ihm war das unfassbar wichtig, denn es war sein Wunsch gewesen Mediziner zu werden, nachdem er aus dem Koma erwacht war und ihm klar wurde, dass die Ärzte seiner Familie nicht mehr retten konnten. Er hatte sich vorgenommen, es in Zukunft besser zu machen, jenen zu helfen, die auf ihn angewiesen waren. Außerdem würde er lügen, wenn er leugnen würde, dass das Medizinstudium ihm bei seinen Racheplänen geholfen hatte. Er hatte nicht nur gelernt, wie man Menschen retten konnte, wie man ihnen helfen konnten, nein, durch das Studium wusste er, wie man Leuten Schaden zufügte. Tristan war seitdem zu allem in der Lage und er hatte sein Wissen und seine Macht schon in beide Richtungen genutzt. Und Zweiteres hatte sich am Ende gut gefühlt. Er hatte sich so stark, so mächtig gefühlt, wie die Männer damals, als diese seine Familie nach und nach schwer verletzt und zum Schluss getötet hatten. Tristan wusste, dass ihn das zu einem Monster gemacht hatte, was wiederum ein Grund dafür war, dass er nicht darüber sprechen konnte, denn wer würde ihm sein Verhalten, seine Handlungen schon verzeihen? Niemand aus seinem Umfeld würde verstehen, was in ihm vorging, wozu er in der Lage war.
Grayson Lapointe hatte das von Anfang an gewusst und hatte es herausgefordert. Er hatte Tristan all die Jahre über provoziert, bis er den Entschluss gefasst hatte, Rache zu verüben. Es hatte eben nicht unbedingt etwas Gutes, dass Tristan die letzten Jahre bis zu seiner Volljährigkeit bei diesem Mann verbracht hatte. Er hatte zwar viel von diesem Menschen gelernt, aber er war durch ihn zu einem Monster geworden. Womöglich war das sein Plan gewesen. Tristan war noch heute eine seiner Marionetten. Dessen war sich der Arzt mehr als nur bewusst.
Der Neurochirurg hatte sich gerade den Weg freigelegt, um das Geschwür entfernen zu können, als plötzlich jemand in den OP-Saal gestürmt kam. Tristan blickte zuerst nicht auf, konnte aber anhand dessen Stimme erkennen, um wen es sich dabei handelte, nachdem dieser sich für die Störung entschuldigte. Doktor Hanson, der Oberarzt, hatte sich aufgerichtet und betrachtete den jungen Assistenzarzt, der zu ihnen gestoßen war. „Doktor Orlov, wie können wir Ihnen helfen?", fragte der Mann den wesentlich Jüngeren und nun war es auch Tristan, der innehielt und neugierig wurde.
„Es tut mir wirklich leid, aber es geht um Doktor Livingston", erklärte Konstantin die Situation und bei dem Braunhaarigen schrillten alle Alarmglocken. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es irgendetwas mit Ben auf sich hatte, wenn man direkt jemanden zu ihm in den OP schickte, um ihn zu holen.
„Ist alles in Ordnung?", wollte Tristan unsicher wissen, der sich vorsichtig die Instrumente abnehmen ließ, blieb aber an Ort und Stelle stehen, immerhin ging die Gesundheit und das Leben des Patienten immer vor. Er war bereit einzugreifen, sollte etwas schief gehen.
„Katie und Ben schicken mich, Tristan", fing der Russe an die Situation zu erklären.
„Ist mit Ben alles okay?", wollte der Arzt sofort wissen und war schon bereit, aus dem Saal zu laufen, sollte dem nicht so sein.
„Ja, das schon. Aber es wäre allen ein Anliegen, wenn du kommen könntest. Es geht um etwas sehr Wichtiges", sprach Konstantin weiter, der sicher im Auftrag von Kathleen hier war, nachdem sie seiner angenommen hatte, als er angefangen hatte hier in dem Krankenhaus seine Ausbildung zu beschreiten.
„Aber ich kann hier doch nicht weg", entgegnete der Chirurg ihm direkt und schüttelte den Kopf, um deutlich zu machen, dass es im Moment nicht ging.
„Ich bin gerade dabei einen Tumor zu entfernen."
„Ben würde dich aber gerne sehen. Sie wissen alle, dass du gerade operierst, aber es ist wirklich verdammt wichtig. Ich darf dir leider nicht sagen, worum es geht."
So kamen sie nicht weiter. Katie wusste doch, wie viel ihm an dieser Operation lag. Es handelte sich offensichtlich um keinen Notfall, Ben schien es gut zu gehen, aber scheinbar war seine Anwesenheit gefragt.
Etwas verzweifelt blickte er in die Richtung von Doktor Hanson, der nur gleichgültig mit den Schultern zuckte. Im Grunde wussten alle Kollegen in diesem Krankenhaus Bescheid, dass Tristan vor einigen Wochen seinen Bruder wiedergefunden hatte und dass dieser im Haus behandelt wurde. Deshalb schienen alle Verständnis zu haben, wenn es zu solchen Situationen kam.
„Gehen Sie, Doktor Livingston. Ich bin hier. Ich kümmere mich um den Patienten."
Er sah so etwas nicht als selbstverständlich an. Tat er kein bisschen. Er wusste, dass er eine Menge geleistet hatte in diesem Krankenhaus, aber wusste auch, dass er sich nicht so viele Freiheiten rausnehmen durfte, wenn er die Karriereleiter weiter hinauf klettern wollte.
Dennoch machte sich Erleichterung in seiner Brust breit und er atmete erleichtert auf.
„Vielen Dank, Doktor Hanson. Ich kümmere mich dann um die post-OP", versicherte er dem Oberarzt, der nickte und seine Position einnahm, damit er mit Konstantin verschwinden konnte.
Tristan machte sich nicht einmal die Mühe, sich auszuziehen, genauso wenig der Assistenzarzt für die Pädiatrie, weshalb sie sich in den OP-Klamotten auf den Weg auf die Station machten, auf der Ben lag.
„Du willst mir also nicht sagen, was los ist?", stellte Tristan Konstantin die Frage und sah zu dem Mann hinüber, der mit ihm den Aufzug betreten hatte.
„Nein, kein bisschen. Lass dich überraschen." Konsti grinste und schüttelte den Kopf, um ihm zu bestätigten, dass er von ihm nichts erfahren würde. Gleichzeitig versuchte Tristan seine Gedanken und Bens Plan für den heutigen Tag durchzugehen und dabei fiel ihm ein, dass sein Bruder heute wieder Physiotherapie hatte. Hatte es etwa damit zu tun?
Wie auch immer – er würde es gleich herausfinden.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Zimmer erreichten und Konstantin nach ihm, aber glücklich grinsend, den Raum betrat. Dort waren Katie, Eddie, Ben und Bens Physiotherapeut anwesend, die ihn ebenfalls mit einem breiten Lächeln anstrahlten.
„Ich habe ihn abgeliefert. Katie? Das Mittagessen geht heute auf dich", verkündete der Kinderarzt, warf seiner Freundin einen Luftkuss zu und Katie nickte nur zustimmend.
„Danke, Konsti! Bis später!"
Tristan atmete durch, blickte dem jungen Arzt nach, ehe er sich seiner Familie wieder zuwandte.
„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ihr hattet Glück, dass Doktor Hanson sich bereit erklärt hat, die Operation weiterzuführen. Ansonsten hätte ich erst danach kommen können. Aber was ist denn überhaupt los? Konstantin wollte nichts verraten."
Ben, der gar nicht aus dem Grinsen herauskam, schüttelte nur den Kopf.
„Wir haben ihn gebeten, dir nichts zu sagen. Ich habe eine Überraschung für dich."
Der Arzt wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, weshalb er sich erst einmal seine Haube vom Kopf nahm, festhielt und hoffte, dass er gleich aufgeklärt wurde.
Er stand da, sah seinen Bruder abwartend an, konnte sich immer noch nicht ausmalen, was als Nächstes geschehen oder an ihn herangetragen wurde.
„Katie? Eddie? Helft ihr mir mal bitte?", stellte er die Frage an die anderen beiden, der Therapeut beobachtete alles mit einem zufriedenen Lächeln aus der Ecke heraus, bereit, jederzeit einzugreifen.
Tristan sah zu, wie sein Zwilling seine Kappe, die er von Katie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, richtete, und ließ sich von seinem Freund und seiner neuen besten Freundin aus der sitzenden Position zu helfen. Gerade war er auf dem Bett gesessen und jetzt wurde er von den beiden gestützt.
„Nur langsam, Benedict", hörte er den Therapeuten sprechen, der in dieser Situation einfühlsam und zuversichtlich wirkte.
„Ich weiß. Aber ich möchte ihm das unbedingt zeigen", sagte der Braunhaarige voller Stolz und sah ihn wieder an.
„Gehst du ein paar Schritte zurück?", wurde Tristan gebeten und der Arzt zögerte einen Moment, musterte dabei seine Lebensgefährtin und wusste nicht so recht, was von ihm verlangt wurde.
„Na los. Mach schon. Du wirst Augen machen, Iceboi."
Er musste Katie wohl oder übel vertrauen.
Deshalb machte er einige Schritte nach hinten, hielt seine Haube noch immer fest und wartete ab.
Und dann passierte etwas, womit er im ersten Moment gar nicht gerechnet hatte. Édouard und Kathleen ließen Ben, auf sein Zeichen hin, los und sein Zwilling machte seinen ersten Schritt auf ihn zu. Zunächst etwas unsicher, aber er lief. Er bewältigte seine ersten Schritte ohne Gehhilfe oder die Stütze von jemanden anderen. Es hätte keine bessere Überraschung für Tristan geben können. Ehrlich nicht.
Das war ein besonderer Moment für Tristan Livingston. Seinen Bruder nach so vielen Wochen auf sich zulaufen zu sehen und das völlig selbstständig. Natürlich wusste er, dass es kleine Schritte waren, die sie gemeinsam gehen mussten, die Ben zum Teil alleine bewältigen musste, aber das hier war ein Anfang!
Der Beginn eines neuen Lebens. Es würde sicher eine Weile dauern, aber jetzt wusste er zu hundert Prozent, dass sein Zwilling es hinbekommen würde. Er glaubte fest an ihn, daran, dass er eines Tages ohne die Hilfe seines Bruders und seiner Freunde klar kommen würde. Tristan war der festen Überzeugung, dass von nun an alles besser werden konnte.
Der Braunhaarige kam auf ihn zu, wenn auch auf wackeligen Beinen und der Ältere von ihnen beiden konnte gar nicht anders, als den letzten Schritt auf ihn zuzugehen, die Arme auszubreiten und ihn in diese zu ziehen. Diese Umarmung hatte Ben verdient und garantiert war diese notwendig, nachdem selbst dieser kurze Weg furchtbar anstrengend gewesen sein musste.
„Ich habe es geschafft!", er vernahm die erleichterten Worte des Jüngeren, der sich in seine Umarmung schmiegte und sich an ihm festhielt.
„Ich bin so unglaublich stolz auf dich", ließ Tristan ihn wissen, streichelte ihm über den Rücken und über den Hinterkopf, durch das weiche Haar und genoss diesen Moment. Er versuchte alles davon aufzunehmen, zu speichern, denn hier war Großartiges geschehen.
Er konnte es selbst kaum glauben. Aber das hier war wirklich passiert und es fühlte sich unglaublich an. Diese Fortschritte zu sehen und mitverfolgen zu dürfen, bedeutete ihm so viel. Es erfüllte ihn und erinnerte ihn daran, was wichtig war in seinem Leben.
Sein Bruder.
Seine Lebensgefährtin.
Seine Familie.
Auf diese Menschen sollte er sich konzentrieren, nicht auf seine Rache und nahm er sich das alles vor. Aber er wusste gleichzeitig, dass Grayson mit Sicherheit noch nicht fertig war mit ihm. Die Nachricht, die er von ihm zu Weihnachten und das Treffen mit ihm davor, war doch nur eine Drohung gewesen. Tristan wusste, dass er nicht aufhören durfte, sein Umfeld im Auge zu behalten. Der Mann hatte noch nicht zu Ende gebracht, was er beenden wollte, genauso erging es Tristan.
„Ich habe unbedingt auf dich warten wollen. Ich wollte unbedingt, dass du dabei bist, wenn ich meine ersten Schritte mache. Das war mir wichtig", erklärte Ben ihm und Tristan half seinem Bruder dabei, sich umzudrehen, damit sie gemeinsam zurück zum Bett gingen. Dabei stützte sich Benedict an ihn und ließ sich anschließend helfen, sich zu setzen.
„Und ich bin sehr froh darüber, dass du darauf bestanden hast, dass ich komme." Tatsächlich war er erleichtert darüber.
„Du kannst manchmal so ein Sturkopf sein, Trizzy."
Ob das mit den Spitznamen je aufhören würde?
Er fürchtete, dass das für immer so bleiben würde.
„Ich weiß. Aber nun bin ich hier und ich finde, das sollten wir dann feiern."
Er hatte die Hand auf dem Rücken seines Bruders ruhen, saß neben ihn und Katie nahm ebenfalls bei ihnen Platz. Eddie schien einiges mit dem Therapeuten zu besprechen haben, immerhin war es wichtig zu wissen, wie sie weiter verfahren sollten, wie viel man Ben zutrauen konnte.
„Wir werden das auch ordentlich feiern, versprochen", meldete sich die Blonde zu Wort, die, wie sie alle, über das ganze Gesicht strahlte.
„Aber du solltest jetzt wieder zurück in den OP. Ich denke, dass Doktor Hanson auf dich wartet", sprach seine Freundin weiter, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und strich ihm sanft durch das Haar.
„Ich habe ihm gesagt, dass ich mich um die post-OP kümmere. Ich habe also noch ein paar Minuten Zeit", erklärte Tristan die Situation und atmete erst einmal durch. Das musste er sacken lassen.
Aber er war glücklich. Sehr glücklich.
„Ich habe Apfelsaft hier. Wir könnten so tun, als wäre es Sekt. Wir könnten damit ja anstoßen. Wie zu Silvester."
„Ich finde, das klingt nach einer großartigen Idee!", schaltete sich Eddie ein, der sich von dem Therapeuten verabschiedet hatte und sich daran machte, alles dafür vorzubereiten.
„Henry hat gesagt, du kannst immer wieder ein paar Schritte selbst laufen. Nur übertreiben solltest du es nicht. Aber das ist uns wohl allen klar", erklärte der Psychotherapeut die Lage und reichte allen von ihnen einen Becher, nachdem er Saft eingeschenkt hatte.
„Ich denke, das kriegen wir hin", versicherte Tristan ihnen und strahlte selbst über das ganze Gesicht.
„Und wie wir das hinkriegen werden!", rief Katie aus und hob den Becher aus.
„Ohne euch, wäre ich niemals so weit gekommen. Ich bin so dankbar euch zu haben", machte Benedict ihnen klar und war der Erste, der mit allen anstieß.
Es waren die kleinen Fortschritte, die etwas bewegten. Sie waren wichtig.
Vielleicht dachte Tristan darüber nach, ein Beispiel an seinem Bruder zu nehmen und Katie zumindest Stück für Stück in seine Vergangenheit einzuweihen.
Außerdem war das ein Moment gewesen, an dem Tristan gemerkt hatte, wie sehr Ben und er sich als Geschwister, als Zwillinge brauchten.
Früher hatte Ben ihn aus vielen Situationen herausgeboxt. Er war oft auf seinen jüngeren Bruder angewiesen gewesen, weil er gewisse Sachen nicht selbst bewältigen konnte.
Heute brauchte Benedict ihn und Tristan würde alles dafür geben, um ihn tatkräftig in seinem neuen Leben zu unterstützen. Das stand für ihn von Anfang an fest und dieses Ereignis heute, hatte ihn daran erinnert, dass er nicht damit aufhören durfte.
Sie brauchten einander, denn sie hatten doch nur sich.
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