Kapitel 15
Tristan wusste, dass das alles gefährlich war und dass er damit nicht nur sich, sondern die anderen dieser aussetzte. Sein Bruder, seine Freundin und der beste Freund seines Bruders waren ihm dann doch wichtiger als seine eigene Gesundheit, das war klar. Für ihn war das vollkommen klar, weshalb er mit großer Vorsicht an die Sache heranging. Natürlich war ihm bewusst, dass Grayson wusste, wo er wohnte. Das war ihm von jenem Zeitpunkt an klar gewesen, an dem er hier eingezogen war. Lapointe wusste über jeden Schritt seines Lebens bestens Bescheid, nur war Tristan noch nicht draufgekommen, wie er zu diesen Informationen kam. Dabei hatte er seine Umgebung, sein Umfeld immer gut im Blick, achtete auf die Menschen um sich herum, doch ihm war nie jemand aufgefallen, der ihn hätte beobachten können. Er hatte damit gerechnet, dass dieser Mann sich in irgendeiner Form bei ihm melden würde. Er war sich sicher, dass er nicht vor seiner Tür stehen und noch einmal versuchen würde, ihn aus den Leben scheiden zu lassen, selbst wenn ihm klar geworden war, dass er vor vierzehn Jahren einen großen Fehler gemacht hatte. Zumindest ging Tristan davon aus.
Er glaubte, dass Grayson einen Fehler begangen hatte, in dem er dachte, Ben wäre damals gestorben. Wenn er sich versuchte, daran zu erinnern, waren manche Stellen in seinen Erinnerungen doch verschwommen. Sein Bruder hatte tot gewirkt. Er konnte sich an keine Atmung zurückerinnern, nur an blanke Panik und Angst, die durch seine Adern gewandert war. Seinen Zwillingsbruder gemeinsam neben seinen anderen Geschwistern und seiner Mutter vollkommen leblos zu sehen, hatte Tristan eindeutig traumatisiert zurückgelassen. Das war der Grund, warum er für viele Jahre nicht gesprochen hatte, weshalb er den Entschluss gefasst hatte, stumm zu bleiben, sich dagegen entschieden, kein Wort darüber zu verlieren. Hätte er das gemacht und wenn er das heute aussprechen würde, wäre das Geschehene real geworden. Er war in regelmäßigen Abständen von Albträumen gejagt und geplagt worden. Etwas, das er ständig im Kopf vorhanden war und ihn nicht bereit sein ließ, darüber zu sprechen. Er wollte nichts in diese Richtung sagen, nichts mehr hören. Er wollte, so gut es ging, diese grausame und schreckliche Nacht hinter sich lassen und am besten vergessen. So, wie es Ben gelungen war, das aus seinen Erinnerungen zu verbannen, auch wenn sie sich dabei nicht sicher sein konnten, ob nicht alles zurückkommen würde. Wenn er ehrlich war, wünschte er sich, dass dies genau nicht passierte, er hoffte es sich für Ben. Er wollte nicht, dass er sich daran erinnern musste, was geschehen war, was ihnen angetan wurde. Er würde es nicht ertragen, ihn deshalb leiden zu sehen.
Eine Weile war Tristan mitten im Wohnzimmer gestanden, mit dem Handy und der Nachricht in seinen Händen, dabei versuchte er zu lauschen, ob sich im Umfeld etwas regte, ob sich vor der Haustür etwas abspielte, was von Wichtigkeit war. So, wie er Katie kannte, war sie schon eingeschlafen, bevor ihr Kopf das Kissen berührt hatte. Ben war vorhin eingeschlafen und Eddie hatte sehr müde gewirkt. Das bedeutete, es gab nur ihn und was auch immer sich vor seiner Wohnungstür befand.
Es war alles mit Vorsicht zu genießen. Er konnte nicht vorhersehen, welche Überraschung Grayson Lapointe für ihn als Nächstes bereithielt. Deshalb ging Tristan auf leisen Sohlen zurück in die Küche und entschied sich dabei für ein Messer, mit dem er sich im Fall der Fälle verteidigen konnte. Er wusste nicht, was in den nächsten Minuten passieren würde, wie viel die anderen mitbekommen würden, wie viel von der Wahrheit ans Licht kommen würde und wenn er ehrlich war, wollte er nichts davon. Rein gar nichts.
Er hielt den Griff des Messers fest umklammert, während er schleichend in den Flur ging. Dabei hatte er den Atem angehalten, um sich nicht zu verraten, und lehnte sich zunächst gegen die Wohnungstür, um so herauszufinden, ob draußen jemand stand. Er atmete flach, hatte eine Hand an das Holz der Tür gedrückt, während er das Messer weiterhin fest umgriff, in der Hoffnung, es nicht benutzen zu müssen. Tristan wollte eine gewalttätige Auseinandersetzung weitestgehend vermeiden, nicht, wenn die anderen anwesend waren.
Erst, nachdem er es geschafft hatte, seinen Herzschlag wieder zu kontrollieren, wagte Tristan einen Blick durch den Spion nach draußen in das Stiegenhaus, stellte aber fest, dass da niemand war. Was nicht bedeutete, dass die Gefahr vorbei war, alles war mit großer Vorsicht zu genießen. Er hatte jetzt eine Menge zu verlieren und der Mann, der ihm geschrieben hatte, war nicht zu unterschätzen. Grayson Lapointe hatte vor einigen Wochen zwei Menschen schwer verletzen lassen, nur um Tristans Fähigkeiten zu messen und ihm nahekommen zu können, ohne, dass es jemand mitbekam. Grayson war zu allem bereit, kannte keinen Skrupel und würde im wahrsten Sinne über Leichen gehen, um die Befriedigung zu erhalten, die er haben wollte. Zwei Menschen hatte er verwunden lassen, von dem einer später im Krankenhaus verstorben war, dabei hatte Tristan alles getan und veranlassen lassen, was in seiner Macht gestanden war. Es hatte nicht gereicht. Erneut hatte er nicht darüber sprechen können, hatte Katie und Ben nur die Geschichte erzählt, die bis zu einem gewissen Punkt nicht einmal gelogen gewesen war. Die Sache mit Grayson hatte er ausgelassen, ihn nicht einmal erwähnt und es auch nicht in Erwägung gezogen.
Ein Atemzug, zwei Atemzüge, beim dritten Atemzug wagte es der Braunhaarige endlich die verschlossene Tür zu öffnen und nach draußen zu sehen.
Tristan war bereit anzugreifen oder sich zu verteidigen, wenn es notwendig war. Er wartete einige Augenblicke in der Stille, stellte aber schnell fest, dass da niemand war. Keine Schritte, kein weiterer Atem, kein anderes Geräusch – da war nur pure Stille, kalte, eine sich frösteln lassende Stille und Kälte, gegen die der Mann erst einmal ankämpfte. Das Messer hielt er immer noch fest, sodass es schon schmerzte. Er schluckte und ließ seinen Blick kurz durch die Gegend schweifen, ehe er es wagte, einen Schritt durch die Tür zu treten, sich auf dem Gang umzusehen, nur um festzustellen, dass da niemand war.
Die Nachricht, die er von Grayson bekommen hatte, war nicht allzu lange her gewesen, was bedeutete, dass er mit jemanden hätte rechnen müssen. Doch es war kein Mensch zu sehen oder zu hören, im ganzen Haus war es vollkommen still. Er war bereit, aber es gab weit und breit nichts, niemanden, weshalb er ein weiteres Mal einige Atemzüge nahm, sich umsah, bis er auf den Boden vor sich sah. Dabei entdeckte er ein Päckchen, auf dem sein Name geschrieben stand.
Es war verpackt wie ein kleines Weihnachtsgeschenk. Tristan traute dem Ganzen kein bisschen, ging nur vorsichtig in die Hocke und betrachtete das Ding zunächst skeptisch durch seine blauen Augen. Er fragte sich, was da drinnen sein konnte, versuchte zu lauschen, ob ein verdächtiges Geräusch daraus zu vernehmen war. Erst dann hob er es hoch und entschloss sich, damit in die Wohnung zu gehen. Er verschloss die Tür hinter sich ordentlich, begab sich zu dem Esszimmertisch und stellte es zunächst mit dem Messer dort ab. Der Arzt blieb davor stehen, musterte es zunächst genau, wusste aber nicht, ob er es direkt öffnen sollte oder es nicht sogar besser wäre, es zu entsorgen. Um jegliche Schmerzen zu vermeiden, um zu verhindern, dass mögliche Wunden aufgerissen wurden.
Deshalb ließ sich Tristan auf dem Stuhl nieder, versuchte, dabei seine wirren Gedanken zu ordnen, ehe er erneut zu dem Küchenmesser griff und sich daran machte, das Geschenk vorsichtig zu öffnen. Es dauerte einen guten Moment, aber irgendwann hatte Tristan das Ding ausgepackt und offen vor sich liegen. Holte dabei ein Stück Papier aus dem Paket, so wie einige Fotos. Zumindest fühlte sich das Material so an wie Fotopapier.
Er wollte doch gar nicht wissen, was auf dieser Nachricht stand, was sich auf diesen Fotos zu sehen war, weshalb es einen guten Moment dauerte, bis er sich dazu überwinden konnte, einen genaueren Blick auf die Notiz zu werfen.
Es tut mir leid, dass ich heute nicht dabei sein konnte, aber wollen wir nicht zusammen in Erinnerungen schwelgen? Frohe Weihnachten, Tristan.
Ihm wurde augenblicklich schlecht dabei, nachdem er gelesen hatte, was man ihm geschrieben hatte und er sich dabei schon denken konnte, was Grayson mit seiner Aussage meinte. Er wusste es, weigerte, sich deshalb die Fotos genauer anzusehen, und legte die Sachen erst einmal weg, konnte nicht fassen, dass er sich auf dieses Niveau herabließ. Tristan wollte Lapointe doch nicht gewinnen lassen. Er wusste, dass er das alles ein für alle Mal beenden musste. Dabei wusste er selbst nicht, wie er das hinbekommen sollte. Es war nicht so einfach, einen Plan zu schmieden und sich um jenen Mann zu kümmern, der sein Leben zerstört und seine Familie getötet hat. Vor allem nicht, wenn man Leute um sich herum hatte, die jederzeit merken konnten, dass etwas nicht in Ordnung war. Mit Katie und Ben hatte er aufmerksame Beobachter in seinem Umfeld, weshalb es ihm schwerfiel, seine Rache durchzuziehen und sich endlich das zu nehmen, was er sich vor Jahren vorgenommen hatte. Er hätte das früher erledigen müssen, um Ruhe zu haben, um in Frieden leben zu können, aber er hatte gezögert, hatte womöglich Angst gehabt. Irgendwann musste das alles doch ein Ende haben, damit er frei sein konnte. So richtig frei, damit er nicht ständig daran erinnert wurde, was gewesen war, wo er und seine Familie heute hätten sein können, es quälte ihn und er wusste nicht, wie er das nach außen tragen sollte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Tristan es wagte, sich die Fotos anzusehen, die ihm geschickt worden waren, und sie trieben ihm sofort die Tränen in die Augen. Er musste ein Schluchzen unterdrücken, aus Angst, er könnte damit jemanden wecken, weshalb er sich die Hand vor den Mund hielt und versuchte sich zusammenzureißen. Da war er wieder, dieser Schmerz, dieser höllische Schmerz in seinem Herzen, den er kaum ertrug, der ihm das Herz schwer werden ließ, ihm die Luft abschnürte und ihm somit das Atmen erschwerte. Der Arzt hätte sich diese Bilder nicht ansehen sollen, er hätte alles direkt entsorgen sollen. Die salzigen Tränen brannten auf seinen Wangen, der dicke Kloß in seinem Hals machte es ihm schwer, zu schlucken. Sein Herz fing an, unregelmäßig zu schlagen und in seinem Kopf kehrten viele Bilder zurück, Bilder, die er für immer verbannen wollte, die aber doch immer und immer wieder zurückkehrten. Ob als Erinnerungen, die ihn quälten oder als Albträume, die ihn nachts nicht schlafen ließen. Tristan war am Ende. Er hätte am liebsten alles vom Tisch gefegt, wäre davon gelaufen, doch stattdessen blieb Tristan einen Moment sitzen, hatte das Gesicht in seinen Handflächen vergraben, um sich die Bilder nicht weiter ansehen zu müssen. Er versuchte, wieder die Fassung zu gewinnen, die er brauchte, um die nächsten Schritte gehen zu können. Er wollte wieder Kontrolle über seinen Körper erhalten und dann passierte alles wie von selbst. Automatisch schnappte er sich die Fotos, ging in die Küche. Dort holte er einen Topf hervor, warf die schrecklichen Erinnerungen hinein, griff sich hochprozentigen Alkohol, Streichhölzer und er schnappte sich aus einer der Küchenschubladen eine Packung mit Zigaretten. Die er nur für den Fall der Fälle hatte, denn Tristan rauchte selten und nur dann, wenn er unter vollkommenen Stress stand.
Mit all den Utensilien ging er zurück ins Wohnzimmer, schob dabei sein Fenster nach oben und kletterte direkt nach draußen auf die Feuertreppe, die für Notfälle gedacht war. Als er draußen war, schloss er das Fenster hinter sich und ignorierte die Kälte dabei, die seinen Körper umhüllte und sich in seine Haut zu beißen schien. Tristan hatte sich nichts übergezogen, stand im weißen Hemd und Hose draußen und zögerte gar nicht lange, den Alkohol in den Topf zu gießen, um damit die Fotos zu benetzen. Er zündete daraufhin ein Streichholz an und warf es direkt in das Gefäß, um den Inhalt endgültig loswerden zu können. Es bildete sich schnell eine Flamme, verbrannte somit die Fotos in dem Kochtopf, sorgte dafür, dass alles schwarz wurde, verkohlte und zu Asche zerfiel. Er sah dabei zu, wie das Zeug brannte, zündete sich in dem kleinen Feuer seine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug, um selbst wieder runterzukommen, nicht erneut in Tränen auszubrechen.
Obwohl sie sich in New York befanden, wirkte im Augenblick alles so still, dabei lebte er in einer Stadt, die faktisch nie schlief. Scheinbar hatte Weihnachten seinen Zauber über die vielen Straßen und Häuser gelegt, alles wirkte so friedlich, während er mitten in der Nacht mit sich selbst zu kämpfen hatte. Er focht seinen eigenen Kampf mit sich aus, während er den Bildern beim Brennen zusah, die seine Familie an jenem Tag darstellte, an dem sie allesamt umgekommen war. Ben und er waren schwer verletzt worden. Auf den Fotos waren die verletzten und geschändeten Körper seiner Geschwister zu sehen, sie alle waren gefoltert worden, genauso ihre Mutter, die lange versucht hatte, ihre eigenen Kinder zu beschützen, während ihr Vater mit einem Kopfschuss exekutiert worden war.
Tristan hatte niemals mitbekommen, dass diese Leute damals Fotos von dem Geschehen gemacht hatten, aber scheinbar war Grayson Psychopath genug, um das alles nochmal zu durchleben, dieses Machtgefühl erneut zu spüren. Es war ihm zuzutrauen. Tristan hatte selbst Lücken an jene Nacht, vermutlich besser so. Es war besser, wenn er sich nicht an alles erinnerte, was ihm und seiner Familie angetan worden war.
Dabei machte es ihm dieser Mann schwer.
Tristan rauchte eine, dann die zweite Zigarette und eine dritte, bis das kleine Feuer in dem Topf sein Leben verloren hatte und nur etwas Ruß, Asche und kleine Stücke von dem Fotopapier zurückgeblieben waren. Der Arzt zögerte einen Moment, holte, so viel er mit einer Hand, packen konnte aus dem Gefäß heraus und ließ die Überreste vom Wind wegtreiben, in der Hoffnung, dass seine Mutter und seine toten Geschwister ihren Frieden fanden. Seinem Vater wünschte er das nicht, denn sollte es so etwas wie einen Himmel oder eine Hölle geben, hoffte der Braunhaarige seit Jahren, dass sein Vater dort schmorte und für alles bezahlte, was er getan hatte. Es war seine Schuld gewesen, dass es so weit gekommen war. Ihm und allein nur ihm gab er die Schuld an der ganzen Sache.
Robert Livingston hatte viel in seinem Leben falsch gemacht und das konnte ihm sein ältester Sohn niemals verzeihen. Er konnte ihm nicht verzeihen, dass sechs Männer am Abend seines vierzehnten Geburtstages bei ihnen eingebrochen waren, um das Geld einzufordern, dass er ihnen geschuldet hatte. Er konnte ihm nicht vergeben, dass ihre Mutter sich aufopfern wollte für ihre eigenen Kinder und dabei ihr Leben geben musste. Er konnte kein Verständnis dafür zeigen, dass er es zugelassen hatte, dass man seinen eigenen Kindern weh tat. Er konnte ihm so vieles nicht verzeihen.
Der Chirurg stand eine ganze Weile draußen, ließ das Treiben der Stadt auf sich wirken, versuchte seine Gedanken loszulassen, bis er die Kraft dazu hatte, wieder in das Innere der Wohnung zu treten. Er brachte den Topf direkt in die Küche, versuchte, den Dreck sofort abzuwaschen, entsorgte das Päckchen und das so, damit es keiner mitbekommen würde. Er suchte das Badezimmer auf, um sich zu waschen, putzte sich die Zähne, auch wenn er sich sicher war, dass er den Geruch des Rauches nicht so schnell von sich bekommen würde. Er war kurz am Überlegen, ob er ins Schlafzimmer gehen sollte, zu Katie, entschied sich dann aber doch dagegen und kehrte zurück ins Wohnzimmer, wo er sich in den großen Ledersessel niederließ und durchatmete. Er saß da, sah aus dem Fenster und versuchte seinen Kopf zu leeren, etwas, das faktisch nicht möglich war. Tristan saß da, war müde, so unsagbar müde, aber an Schlaf war nicht zu denken. Nicht so. Nicht, wenn er wusste, dass da draußen jemand herumlief, der ihm das Leben zur Hölle machte.
Es war ein leises Schlurfen auf dem Fußboden, das ihn zurück in die Realität holte und als er sich umdrehte, entdeckte er Katie, die in die dicke Decke gehüllt war und ihn verschlafen, aber traurig ansah.
„Kannst du nicht schlafen?", wollte sie von ihm wissen und Tristan, der zunächst noch sagen wollte, dass sie doch wieder zurück ins Bett gehen sollte, schüttelte jedoch den Kopf, um ihr damit die Frage zu beantworten. Deshalb wartete Kathleen gar nicht lange, kam auf ihn zu und kletterte geschickt auf seinen Schoß. Sie legte die Decke um sie beide und lehnte sich an seine Brust, während sie ihren Kopf an die Sessellehne stützte und ihm einen Kuss auf den Kopf gab.
„Dann bleiben wir beide heute hier. Ich habe kein Problem damit", flüsterte sie ihm zu, strich ihm dabei durch das Haar und seufzte. Es war eine Weile still zwischen den beiden, Tristan legte seine Arme um die Frau, die er über alles liebte, und schmiegte sich selbst mehr in diese Umarmung, da er das Gefühl hatte, das zu brauchen.
„Du hast geraucht", stellte die Blonde fest, wirkte aber nicht vorwurfsvoll oder verärgert. Sie wusste über sein Rauchverhalten Bescheid.
„Tut mir leid", sagte der Mann leise und schüttelte den Kopf, verschränkte seine Finger, mit denen von Katie und schluckte.
„Ist alles gerade ein wenig zu viel", gab er zu und das war nicht einmal gelogen. Er spürte, wie Katie ihre freie Hand auf seine Wange legte und ihm auf die andere ein paar Küsse hauchte, um ihm zu bedeuten, dass sie da war. Er atmete tief durch, schloss die Augen und versuchte, das alles zu genießen, sich damit auf andere Gedanken zu bringen.
„Du hättest nur etwas sagen brauchen, Tristan. Wenn du möchtest, bleibe ich mit dir hier", versprach sie ihm sofort, schenkte ihm ein sanftes und liebevolles Lächeln, ihre müden Augen strahlten dennoch, etwas, das sein Herz höher schlagen ließ und ihm versicherte, dass sie die Frau war, die er immer haben wollte. Sie war die Frau seines Lebens und er wollte sie auf keinen Fall verlieren.
Er brachte nur ein Nicken zustande, sah Katie an, versuchte sich an einem Lächeln und drückte die Frau im nächsten Moment mehr an sich. Er hatte die Arme um sie gelegt und streichelte sie sanft, versuchte, ihr so Zärtlichkeiten zu schenken, nachdem er von ihr so viel bekam. Der Mann wusste, dass er ihr das niemals wiedergeben konnte, was er von ihr bekam, er wusste, dass er ihr niemals das bieten konnte, was sie verdient hatte, dabei legte er ihr schon die Welt zu Füßen. Es war nicht genug, da war er sich sicher, denn Katie hatte einen viel besseren Mann verdient. Einen Mann, der jederzeit und von Anfang an aufrichtig zu ihr war, der ihr alles erzählen konnte, der ihr die Liebe schenken konnte, und doch war sie nie darauf aus gewesen, jemanden anderes zu finden, nachdem sie sich getrennt hatten. Sie hatte eine Zeit lang eine Beziehung mit Veronica geführt, aber das hatte ebenfalls nicht funktioniert, Tristan hatte sich selbst nie Gedanken über andere Frauen gemacht, nachdem er immerzu nur Katie in seinem Kopf hatte. Sie war überall und wenn er ehrlich war, wollte er sie in seinem Leben nicht mehr missen. In keiner Lebenssituation.
Sie war die Frau, die er eines Tages heiraten wollte. Sie sollte die Frau sein, die ihm Kinder schenkte, sie sollten gemeinsam alt werden, sie wollten gemeinsam so viel erleben und erreichen, sie standen beide am Anfang ihrer Karriere. Katie war eine hervorragende Herzchirurgin, während er sich auf die Neurologie spezialisiert hatte. Sie waren ein Team, sie waren unzertrennlich und nun hatte er endlich die Chance, ihr das alles zu sagen.
Aber er wollte damit bis zum nächsten Morgen und zur Bescherung warten.
Tristan strich ihr sanft durch einige Strähnen und versuchte sich an einem Lächeln.
„Danke, Katie", sagte er zu ihr, legte ihr eine Hand auf die Wange, sah ihr dabei in die blauen Augen, in denen er sich schon vor Jahren das erste Mal verloren und verliebt hatte.
„Versuch zumindest die Augen zu schließen und zu entspannen. Ich bin hier, sollte etwas sein", lauteten ihre sanften Worte und Tristan wollte sich das zu Herzen nehmen, es versuchen und Katie vollkommen vertrauen. Das hatte sie verdient.
Deshalb bettete er seinen Kopf an ihre Schulter und tat das, was sie ihm gesagt hatte, während er seine Arme immer um ihren Körper geschlungen hatte, um sie festzuhalten und somit das Gefühl zu haben, dass sie da war. Katie machte es sich auf seinem Schoß gemütlich und er konnte deutlich ihr warmes Lächeln spüren.
Oft waren zwischen ihnen keine Worte notwendig, es genügte meistens, dass sie nur da war. Das reichte aus, um den Sturm, der in ihm tobte, ein wenig zu bändigen und dafür zu sorgen, dass er ruhiger wurde, entspannte. Katie war wundervoll. Sie war alles für ihn. Sie war seine Welt und diese wollte er unter gar keinen Umständen verlieren. Er musste nur einen Weg zu finden, wie er Grayson Lapointe endgültig aus seinem Leben zu verbannen. Dann konnte er endlich glücklich sein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro