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Kapitel 10

„Gloria, ich brauche bitte einige Untersuchungen für Mister Livingston", hörte Tristan sich fast schon automatisch sagen. Seine Augen ruhten auf dem Ordner in seinen Händen und er versuchte, sich einerseits abzulenken und andererseits sich darüber klar zu werden, was hier überhaupt passierte und sich einen Überblick über seinen Zustand zu verschaffen.

„Nehmen Sie ihm bitte Blut ab, ich brauche ein CT, EKG, einfach das ganze Programm bitte." Er wirkte neben der Spur. Er wollte sichergehen, dass es diesem Menschen nichts fehlte, vollkommen gleich, wer er war.

„Ich weiß, dass ich hier die meisten Unterlagen vorhanden habe, aber ich möchte mir bitte selbst ein Bild von ihm machen. Er lag fast vierzehn Jahre im Koma, das ist wahrlich ein Wunder, daher möchte ich wissen, was mit ihm los ist. Und ich mache mich auch sofort auf den Weg zu ihm."

Der Mann schluckte, das Mittagessen mit Katie war schlagartig in den Hintergrund gerückt und als der Neurochirurg seine Freundin ansah, konnte er nur Verständnis und sogar so etwas wie Mitleid in ihrem Blick erkennen. Keine Wut, dabei hatte er ihr indirekt klar gemacht, dass sie mit dem Essen jetzt erst einmal warten mussten. Tristan spürte, wie sich die Frau bei ihm einhakte und ihm den Ordner abnahm.

„Und ich begleite ihn. Alles unter Kontrolle, Gloria. Danke, dass Sie sich darum kümmern." Er konnte Katies freundliches Lächeln deutlich spüren und nachdem die Pflegerin sich von ihnen entfernt hatte, setzte er sich mit ihr in Bewegung, in die Richtung des Zimmers, in dem dieser Benedict Livingston lag.

„Bist du dir sicher, dass du das machen willst? Ansonsten kann ich jemanden anderes bitten, der sich zuerst um ihn kümmert und wir finden heraus, ob es wirklich jemand aus deiner Vergangenheit ist, bevor du zu ihm gehst", schlug die Blonde vor, die merkte, dass der Braunhaarige auf Notstrom lief und fast schon automatisch funktionierte. Wie ein Roboter. Das passierte Tristan gerne, wenn es etwas gab, das ihn aus der Bahn warf. Für Katie war das definitiv keine neue Situation.

„Nein, ich will mir wirklich selbst ein Bild davon machen."

„Dann lass es zu, dass ich die ganzen Herzuntersuchungen mache, okay?"

Tristan nickte und sah Katie an, die weiterhin lächelte, er wusste, dass Benedict in dieser Hinsicht bei ihr in guten Händen war. Da brauchte er sich keine Sorgen machen. Und das half ihm zumindest, am Boden zu bleiben und nicht gleich den Verstand zu verlieren.

Er hatte mit allem gerechnet im Leben, aber nicht damit und sollte es sich herausstellen, dass Benedict Livingston etwas mit ihm zu tun hatte, dann musste er wohl oder übel an seinem eigenen Verstand zweifeln. Denn dieser Name hatte ihn bis vorhin nicht einmal etwas gesagt. Bevor er sich diesen Gedanken bestätigte, wollte er sichergehen, dass es sich hierbei um keine Verwechslung handelte oder nicht sogar um einen Trick, den Grayson Lapointe in die Welt gesetzt hatte, um ein weiteres Spiel mit ihm zu spielen. Dabei hatte dieser nie damit aufgehört und Tristan wusste, dass solange dieser Mann lebte, sich nichts daran ändern würde.

Nachdem sie den Raum erreicht hatten, fragte Katie ihn, ob er bereit war und Tristan erwischte sich dabei, wie er nur erneut stumm nickte. Anschließend folgte er der Blonden in das Zimmer, in dem ein Braunhaariger auf dem Krankenbett saß und neben ihm stand ein weiterer Mann, dessen Gesichtszüge ihm ebenfalls bekannt vorkamen, nur konnte der Arzt sie nicht zuordnen.

Zumindest vorerst nicht.

„Tristan."

„Tristan! Pass auf!", er hörte seinen Bruder hinter sich rufen, doch es war zu spät. Er merkte nur, wie er über seine eigenen Füße stolperte und drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Panik machte sich in dem Zwölfjährigen breit, denn er spürte, wie ihm jegliche Kontrolle über seinen Körper entwich und er nicht einmal den geringsten Hauch einer Chance hatte, sich zu fangen und doch auf den Füßen zu bleiben. Und dann dauerte es nicht lange, bis er unsanft auf dem Boden aufkam und einen stechenden Schmerz in seiner linken Wange spürte.

„Autsch", hörte er sich nur sagen und er spürte, wie ihm im nächsten Moment die Tränen in die Augen stiegen. Tränen, die er nicht im Geringsten kontrollieren konnte. Sein Körper schmerzte, sein Gesicht am meisten und als er es schaffte, sich aus der ersten Starre zu lösen, wanderte seine Hand zu der schmerzenden Wange. Er musste feststellen, dass sich eine Menge Blut auf seinen Fingern und seiner Handfläche sammelte, etwas, das ihn erst einmal nur stumm blinzeln ließ. Seine Wange blutete und vor ihm lag ein recht scharfer Stein, auf dem sich ebenfalls einige Tropfen von der roten Flüssigkeit wiederfanden.

„Tristan!", erneut hörte er seinen Bruder rufen. Dieser hatte endlich zu ihm aufgeholt, nachdem dieser mit dem Kinderwagen, in dem ihr jüngstes Geschwisterchen, Noah, saß, unterwegs war. Sie hatten einen Schwan geärgert und als dieser sauer wurde, waren sie losgelaufen vor lauter Angst. Es war nicht seine Idee gewesen. Ben hatte ihn dazu überredet, dabei wussten beide, dass das alles andere als schlau war und dass das böse enden konnte, nachdem Schwäne durchaus aggressive Tiere waren, besonders, wenn sie sich bedroht fühlten. Aber in ihrem kindlichen Leichtsinn hat das trotzdem nach einer Menge Spaß geklungen und es hatte Noah zum Lachen gebracht, der davor viele Stunden nur geweint hatte. Am Ende hatte es geholfen, sie hatten das Baby auf andere Gedanken bringen können und sie konnten stolz ihrer Mutter sagen, dass ihre Mission geglückt war. Sie hatten die Frau ein wenig entlasten wollen, nachdem sie im Haushalt eine Menge zu erledigen hatte und sich um Raphael, aber auch um Noelle kümmern musste. Deshalb hatten Ben und Tristan vorgeschlagen, mit Noah ein wenig spazieren zu gehen, nur war jetzt nicht alles gut gegangen.

Er lag blutend auf dem Boden und hatte Panik.

„Das sieht echt übel aus", sein Zwilling schien besorgt und trat nervös von einem Bein auf das andere, ehe er sich dazu entschied, ihm hoch zu helfen und einen Moment zu überlegen.

„Anya bringt uns um."

Tristan hielt sich die Hand an die Wange und weil er die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, ließ er sie über seine Wange laufen, obwohl die salzige Flüssigkeit ein Brennen an seiner offenen Wunde hinterließ.

„Hier. Drück dir das auf die Wunde, dann hört es vielleicht auf zu bluten." Tristan saß auf dem Boden und nahm die ganzen Taschentücher entgegen, die Ben ihm gereicht hatte und tat, wie er gesagt hatte, versuchte, sich zu beruhigen. Dabei merkte er, wie einige Leute auf sie aufmerksam wurden und auf sie zukamen.

„Wir sollten nach Hause gehen. Vielleicht kann Anya sich das ansehen", meinte er leise und er sah zu Noah, der quietschvergnügt im Kinderwagen saß und sich freute, dass sie solch einen Spaß gehabt hatten. Wenigstens einer, der lachen konnte.

Eine Stunde später saßen die beiden Zwillinge, zusammen mit ihren anderen drei Geschwistern und ihrer Mutter in der Notaufnahme. Passanten hatten am Ende einen Rettungswagen gerufen und man hatte Melinda, ihre Mutter, informiert. Die drei Brüder wurden direkt ins Krankenhaus gebracht und Melinda kam mit den beiden jüngeren Geschwistern nach. Dabei ließ es sich die Frau nicht nehmen, ihren Ältesten eine Standpauke vor den Wartenden zu halten, schließlich war das alles eine dumme Idee gewesen und Tristan hatte man mit einigen Stichen nähen müssen.

Es hätte schlimmer ausgehen können, war es aber nicht. Er hatte sich sonst nur ein paar Schürfwunden zugezogen, sich das linke Handgelenk verstaucht, was bedeutete, dass er eine Weile nicht Violine spielen konnte, und er war gezwungen, mit einem riesigen Pflaster durch die Gegend laufen.

„Was habt ihr beide euch eigentlich dabei gedacht? Wer von euch kam auf die glorreiche Idee, einen Schwan zu ärgern?", wollte Melinda wissen, die am Ende nur besorgt war.

Tristan wollte etwas sagen, doch sein Bruder kam ihm zuvor.

„War meine Idee, Anya. Ich dachte, es würde Noah ein wenig aufheitern und es hat auch funktioniert, aber ich glaube, wir haben es am Ende übertrieben und dann sind wir weggelaufen." Dabei konnte Ben es sich gar nicht nehmen, zu kichern, und steckte Tristan, der zuerst ernst wirkte, damit an. „Unser eigentliches Ziel haben wir ja erreicht, dass Trizzy sich verletzt, war nicht geplant. Ehrlich nicht."

Tristan seufzte, konnte sich dann aber ein Grinsen nicht verkneifen, am Ende hatten sie beide den Mist gebaut und nicht Ben allein. Dabei schmerzte ihm das Gesicht, nachdem es ihm schwerfiel, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.

„Tut mir leid, Anya. Wir wollten dir nur helfen. Mehr nicht. Noah geht es jetzt besser und das geht sicher auch vorbei."

Die Narbe konnte man heute deutlich auf seiner linken Wange sehen.

„Tristan.exe stopped working." Diese Worte und das Winken von Katies Armen brachten Tristan zurück in die Gegenwart und er merkte, dass er einen Moment brauchte, bis er es sich aus seiner Starre lösen konnte.

„Es tut mir echt leid, aber manchmal passiert das. Wenn ihn etwas aus dem Konzept bringt, dann wirft er einen Bluescreen und fährt komplett herunter. Wir haben das sicher gleich wieder." Tristan schaffte es nur langsam, sich wieder in der Gegenwart einzufinden, er sah sich im Raum um und blinzelte nur, als Katie erneut vor seinem Gesicht herumfuchtelte.

„Erde an Dr. Tristan Livingston. Können Sie mich hören?" Katie wirkte recht besorgt, denn ihren Freund hatte sie schon lange nicht mehr so erlebt.

„So allmählich mache ich mir echt Sorgen, Iceboi. Alles gut?"

Sein Blick wanderte wieder stumm zu dem Mann, der auf dem Bett saß und ihm so unglaublich ähnlich sah. Er blickte in seine braunen Augen, die so vertraut waren, die Gesichtszüge, die ihm verrieten, dass er diesen Menschen kannte. Dieses Lächeln, dass ihn unwillkürlich dazu brachte, dass sich seine Lippen ein wenig nach oben zogen.

„Tristan", hörte er ihn erneut sagen und dem Arzt gelang es zumindest einige Schritte, auf seinen Zwilling, zuzumachen.

„Ben", flüsterte er und dann dauerte es gar nicht mehr lange, bis die beiden Männer sich in den Armen lagen. Vierzehn Jahre waren sie voneinander getrennt gewesen, Tristan hatte seinen eigenen Zwillingsbruder verdrängt, während dieser seit seinem Aufwachen nur an ihn hatte denken können und unbedingt zu ihm wollte.

Und da war er.

Aber es gab so viele Fragen.

Fragen, auf die sich mal leichter, mal schwerer Antworten finden lassen würden. Denn es gab eine Menge zu klären und aufzuarbeiten, in erster Linie war es doch wichtig, dass Ben hier war, er lebte und machte Tristan somit nicht mehr zum einzigen Überlebenden von dem Vorfall vor vierzehn Jahren.

„Ich habe dich vermisst, großer Bruder." Diese Worte brannten sich in seine Seele ein, denn ihm wurde schlagartig klar, wie viel er eigentlich verdrängt hatte, aus Schutz vor sich selbst und das war etwas, das er erst einmal verarbeiten musste. Aber er hatte Ben, er hatte jenen Teil in seinem Leben wiedergefunden, der ihm immer schon am wichtigsten gewesen war.

Ben hatte mit seiner Abwesenheit ein riesiges Loch in seinem Herzen hinterlassen, ohne, dass Tristan sich jemals darüber im Klaren gewesen war. Jetzt machte plötzlich alles auf Sinn und ihm wurde bewusst, dass er diesen Mann definitiv nicht noch einmal verlieren würde. Ben hatte eine Menge verpasst und somit gab es einiges nachzuholen.

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