Kapitel 50
"I don't know how to describe our love.
So when someone asks, I simply say:
'When he laughs, I smile.'
In a way our happiness is tied together."
-The Random Stories
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Camila
Noch nie hatte ich die Stille im „Rosario" so geliebt, wie an diesem Morgen. Seit unserer Flughafenszene waren nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen und doch fand ich jetzt, auf dem Schoß meines Freundes und mit seinem gottgleichen Haar unter meinen Fingern nichts von der Person wieder, die ich auf der kalten, harten Bank gewesen war, von der ich mich nie erheben zu müssen gehofft hatte, bevor Shawn mich gefunden hatte. Er hatte mich wahrhaftig unter meinen eigenen Dämonen ausfindig gemacht und mich aus ihren Klauen gerettet, denn alleine hätte ich es nicht geschafft, wenn ich drei Herzen und Seelen besessen hätte. Und mit nur einem Herz und einer Seele? Utopie höchsten Grades.
Wohl wissend, dass die Ruhe nicht mehr lange unser stetiger Begleiter sein würde, nahm ich einen tiefen Atemzug und inhalierte seinen Duft. Doch, dass er wusste, wie mein Herz schlagen würde, bevor es das eigentlich tat, oder bevor ich es selbst wusste, hatte ich scheinbar noch immer nicht kapiert. Und ich fragte mich unwillkürlich, ob das jemals der Fall sein würde.
„Woran denkst du?" Shawns Stimme brachte mich dem Himmel nahe. Und dann...
„Baby, du weinst ja."
Nein. Nein, bitte nicht... Ach, vergiss es.
Seine Stimme war von einem Mantel voller Sorgen umhüllt und hinderte merkwürdigerweise eine neue Flut von Salzwasser an ihrem Angriff. Wie von selbst rutschte ich ein weiteres Stück nach vorne und ließ meinen Kopf auf seine starke Brust fallen. So kapitulierte ich ausgesprochen gerne. Shawn hielt mich fest. Die Töne seines Herzens bescherten mir Ruhe und ich wusste – wohl schon seit geraumer Zeit – dass dies keinem anderen jemals gelingen würde. Meine liebste Frage lief in Dauerschleife in mir auf und ab, so lange und penetrant, dass ich mich zu fragen begann, ob sie nicht müde wurde. So müde wie meine Augen zu sein vermochten.
Wie kannst du mich lieben, wenn ich so zerbrochen bin und doch Heilung erfahre?
Die Worte brannten mir auf der Zunge, doch ich wand mich, sie auszusprechen. Denn unter die gehässigen Stimmen meiner Zweifel mischte sich Rosarios sanfte Frage, die auch einer Aufforderung gleichgekommen war.
Liebst du dich selbst? Kannst du alleine sein?
Ich gab die Antwort, ohne es jemals gewollt zu haben.
„Ich kann nicht alleine sein, Shawn."
Er runzelte nicht die Stirn. Nicht einmal ein bisschen. Vielmehr schien er mich einfach zu sehen, so wie er es in jedem vorangegangenen Atemzug auch getan hatte und ganz langsam herauszufinden, was ich dachte. Sein rechter Daumen wanderte bedächtig und sanft meine Wange, auf der sich die Spur einer trockenen Träne abzeichnete, hinab. Und dann berührten mich seine Lippen. Überall. Seine Spuren und federleichten Küsse, die mich als die Seine kennzeichneten, konnte ich nur der Liebe zuordnen. Ich wusste, dass er es so wollte.
Wieder bei meinen Lippen angekommen, hielt Shawn inne.
„Das musst du doch auch gar nicht. Ich halte dich. Bis du einschläfst. Und auch dann, wenn du aufwachst. Ich gehe nicht. Okay? Du wirst niemals alleine sein."
Er küsste mich. Wir waren alles, was ich brauchte und die Welt drehte sich zum ersten Mal, seit ein paar Leben vergangen waren, in unsere Richtung. Wieder tanzten wir unseren Tanz, der sein Bestes tat, mit dem Leben Schritt zu halten. Mit Shawn würde es funktionieren. Nur mit Shawn.
Ich wusste, dass ich etwas erwidern musste, doch die Synapsen in meinem Gehirn sprangen auf keinen einzigen Befehl an. Shawns Augen hatten es vom anfänglichsten Anfang an beherrscht, mir mit einem Blick nicht nur die Fähigkeit sondern auch den Willen zu kommunizieren zu nehmen. Wozu sollte ich belanglose Worte ausstoßen, wenn ich ihn ansehen konnte? Trotzdem entschied ich, unser volles Schweigen zu unterbrechen. Zumindest nahm ich es mir vor.
„Was, wenn..."
Shawns Finger lag auf meinen Lippen, ehe ich den Satz zu Ende hätte denken können. Die Enge meiner Brust begann zu schmerzen und ebbte kaum einen Wimpernschlag später ab. Selbst wenn ich gewollt hätte – und Gott, ich würde niemals wollen – gab es keine Möglichkeit, seinen Augen auszuweichen.
„Dann ist es eben so", sagte er und klang schwer und voller Bedeutung. „Süße, ich kann dir nicht versprechen, dass es einfach wird. Aber ich weiß, dass dieser Weg einer ist, den ich nur mit dir gehen will. Und wenn ihn irgendwann Steine pflastern, werden wir gemeinsam auf ihnen stehen, die Aussicht genießen und auf das zurückblicken, was wir geschafft haben. Du musst nichts sagen. Nie, denn ich werde auch deine stillsten Gefühle hören. Kannst du mir bloß eine Sache versprechen?"
Pause.
„Lässt du zu, von mir geliebt zu werden?"
Ich schluckte, doch gestattete mir selbst kein Wort mehr. Binnen Sekunden lagen meine Lippen wieder auf denen meines Freundes. Ich atmete sie mit allem Willen und mit jeder Leidenschaft ein, die meinen Körper bis auf den letzten Winkel erfüllte. Irgendwann... Irgendwann holten wir Luft und ich vertraute mit seinem Atem an meinem darauf, dass es richtig war, falsch zu sein.
„Ich liebe dich."
Nicht zum ersten Mal sprach ich diese Worte ihm gegenüber aus, doch ich hoffte mehr als je zuvor, dass er sie verstand. Dass er verstand, dass ich alles meinte. Offenbar tat er das. Denn er vereinte, ohne auch nur im Ansatz zu zögern, seinen warmen Atem wieder mit meinen. Shawn schmeckte nach Liebe, nach Zuversicht... Nach Ewigkeit und vielen Neuanfängen.
„Kein Sex auf den Tischen!"
Juans donnernde Stimme ließ uns abrupt auseinanderfahren und ich hielt einen Moment länger, als es unbedingt nötig war, die Luft an. Die Augen meines Bosses glänzten schelmisch und eine seltsame Erleichterung überkam mich.
Alles wird gut.
Erst nach ein paar Herzschlägen und drei weiteren Küssen von Shawn erkannte ich, dass Juans Kopf rot angelaufen war und er angestrengt nach Luft rang. Im nächsten Moment erkannte ich auch, wieso. Er schleppte mindestens zehn Kilo Kabelsalat mit sich herum.
Schweren Herzens erhob ich mich von Shawns Schoß und eilte ihm zur Hilfe.
„Was trägst du da?", fragte ich, während ich mich seiner annahm.
„Lichterketten", gab er zurück. Die Röte in seinem Gesicht hatte sich wieder gelichtet. Ich kam nicht umhin, meine Frage laut auszusprechen.
„Warum?"
Er grinste. „Oh, du weißt es noch gar nicht?"
Ehe ich etwas entgegnen konnte, hielt er mir die E-Mail eines unbekannten Absenders auf seinem Handy hin. Ich runzelte die Stirn und las.
„Hallo,
Sie wissen nicht, wer ich bin. Und das ist auch vollkommen egal. Eigentlich bin ich mir nur einer Sache sicher. Ich habe sie gefunden. Die Frau, mit der ich alt werden will und mit der jeder Tag einem Abenteuer gleicht. Um es kurz zu machen: Ich will dieses Mädchen zu meinem Mädchen machen. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe...."
„Das bedeutet...", sagte ich langsam, nachdem auch der letzte Satz mein Hirn erreicht hatte.
„Ganz genau", sagte Juan. „Wir müssen dieses Cafe in ein verdammtes Paradies verwandeln. Lichterketten, Rosenblätter und eine monströse Stereoanlage." Jetzt bohrte er einen Finger in meine Brust.
„Und ich brauche deine Hilfe in der Küche. Carlos ist krank und wir müssen das beste Schokosoufflé backen, das die Welt je gesehen hat."
Ein unwillkürliches Quietschen entwich mir. „Das ist unfassbar romantisch."
Shawns raues Lachen erfüllte den Raum und mir wurde heiß.
Juan rollte mit den Augen. „Ja, ja, wahnsinnig romantisch. Wir haben weniger als drei Stunden Zeit. ¡Vámos!"
Während er mir vorausschritt, murmelte er immer wieder: „Wehe...Wehe, sie sagt nicht Ja."
Ich spürte die wachsamen Augen meines Freundes in meinem Rücken, als ich meinem Boss nach hinten folgte und inständig auf ein Happy End zu hoffen begann.
„Ich muss los", offenbarte Juan ziemlich genau drei Stunden später und nahm mich flüchtig in den Arm. „Kommst du hier alleine klar, Camilita?"
Ich vergaß meine Antwort, da ich mit einem Mal Shawns Lippen an meinem Nacken spürte. Doch ich schluckte resolut und ließ meinen Blick auf über das Märchen schweifen, das wir geschaffen hatten. Die Glückliche musste nur noch Ja sagen.
„Ja natürlich", antwortete ich viel zu spät. „Ich halte dich auf dem Laufenden."
Juan nickte salutierend und drehte sich im Gehen noch einmal um. „Lasst ja die Finger voneinander."
„Keine Sorge", rief ich ihm hinterher und stieß ein Lachen aus, das ziemlich schnell zu einem Keuchen wurde, als Shawn von Neuem in meinen Hals biss.
„Ich fürchte, ich werde Juans Regel brechen müssen", raunte er und ich hielt mich kaum noch auf den Beinen.
„Babe..." keuchte ich angestrengt. „Du musst jetzt verschwinden. Der Mail-Schreiber könnte jeden Moment hier auftauchen."
Mein Freund löste seine Hände schleppend von meiner Taille und verzichtete darauf, mich zu küssen. Er wusste wohl, dass wir sonst nie aufhören würden.
Kluger Mann.
„Ich liebe dich", hauchte er an meinem Ohr und ich erwiderte seine Worte, bevor ich ihm den Rücken zudrehte, um ein letztes Mal einer der Lichterketten auf ihre richtige Position zu überprüfen. Ich hörte Shawns leise Schritte und fokussierte mich darauf, sie nicht zu zählen. Alles saß.
Und dann wurde der Raum dunkel. Shawn und Taylor Swift erklangen aus den Lautsprechern. Betont langsam drehte ich mich um.
Die Augen meines Freundes waren um eine Nuance dunkler geworden und ich verschwendete keinen Gedanken an die Frage nach dem Warum.
„Tanzt du mit mir?"
Die Frage wich ihm schöner und melodischer von den Lippen, als jeder seiner Songs. Ich öffnete den Mund, doch er war ganz plötzlich zu nichts mehr zu gebrauchen.
Shawn schien mein Unbehagen zu bemerken und trat drei lange Schritte auf mich zu.
„Vertrau mir, Honey. Wir haben Zeit."
Anstandslos ließ ich ihn unsere Finger ineinander verschränken und genoss seinen harten Körper an meinem. Tausend Fragen und tausend Antworten schwirrten in mir, doch ich schwieg.
Ich liebe dich.
Was tun wir hier?
Ich will dich küssen.
„Shawn..."
Ein Kuss.
Mein Freund brachte mich auf die schönste mögliche Weise dazu, zu schweigen und atmete flach.
„Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr", raunte er und ich glaubte, dasselbe zu tun.
„Heirate mich. Bitte heirate mich."
Ich atmete genauso wenig wie Shawn und hatte keine Ahnung, wer zuerst damit aufgehört hatte.
„Was?", krächzte ich. Mir war mit einem Mal unsagbar schwindelig.
Er lächelte zärtlich und küsste mich. Noch einmal und noch einmal.
„Ich habe sie gefunden. Die Frau, mit der jeder Tag einem Abenteuer gleicht", flüsterte er.
Es bestand kein Zweifel daran, dass ich gleich ohnmächtig werden würde.
„Du warst... Du hast...", stammelte ich.
Wieder strichen Shawns Daumen über meine Wangen.
„Ja, ich war das", sagte er. „Ich will dich. Ich will uns. Jetzt. Jetzt und für immer. „
Pause.
Tränen.
Meine.
Seine.
„Karla Camila Cabello Estrabao... Willst du meine Frau werden?"
Hallo liebe Sterne. Lange nicht gesehen.
Ich küsste ihn und weinte. Ziemlich genau in dieser Reihenfolge, obwohl sie nicht von Bedeutung war.
„Ja. Ja, ich will deine Frau werden. Nur deine."
Er lachte und weinte. So wie ich. So wie wir.
„Ja."
Ja. Ja, ja, ja.
„Immer."
Vielleicht sagte Shawn es, vielleicht ich.
„Immer."
Und dann wurden wir eins. Wir beschrieben neue Seiten, gewillt sie bis zum letzten Kapitel mit Abenteuern zu füllen. Shawn liebte mich langsam, schnell, zärtlich und hart. Er liebte mich, so wie ich mir schwor, ihn zu lieben: Mit allem, was mir gegeben wurde.
Irgendwann strich ich eine verwirrte Haarsträhne aus seinem Gesicht.
„Shawn?"
„Ja, Baby?"
Pause.
„Kommst du mit nach Boca Raton? Ich muss noch etwas... erledigen."
Er küsste mich, seine Augen voll mit schwindelerregender Liebe.
„Natürlich komme ich mit."
Ich fühlte mich seltsam ruhig, als ich anklopfte. Shawn war da. Er war immer da.
Die Tür wurde geöffnet und Phoebes Augen wurden mindestens genauso weit wie meine.
„Hi, Phoebs", sagte ich und hoffte, stabiler zu klingen, als ich tatsächlich war.
„Hi, Cami", gab sie zurück. Im nächsten Augenblick weinten wir beide. Und irgendwann waren meine Arme um ihre geschlungen.
„Camila, es tut mir so leid."
„Ich weiß", sagte ich und löste mich von ihr, um sie anzusehen.
„Alle Menschen machen Fehler, Phoebe", flüsterte ich. „Selbst die Menschen, die wir lieben."
Sie lachte unter Tränen. „Nicholas Sparks."
Ich nickte. „Nicholas Sparks."
Nach kurzer Pause räusperte ich mich.
„Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich... Ich vermisse meine beste Freundin."
Phoebe lachte noch einmal, bevor wir beide wieder Salzwasser fließen ließen.
„Ich auch. Du glaubst gar nicht, wie sehr."
„Ach, komm schon her." Die Stimme meines Verlobten – wie verrückt das klang – ertönte neben mir, bevor er Phoebe in seine Arme nahm.
Nachdem sie sich von ihm gelöst hatte, sah sie zwischen uns hin und her.
„Ihr seid also wieder..."
Mein linker Ringfinger vor ihrer Nase hielt sie vom Weitersprechen ab.
„Ihr habt euch... Ihr werdet...?"
Ich grinste und wünschte, nie wieder damit aufhören zu müssen.
„Ja, das haben wir. Ja, das werden wir."
Ich legte einen Arm auf die Schulter der besten Freundin, die ich endlich wiederhatte.
„Und jetzt komm mit. Schließlich sollte eine Trauzeugin doch über alles Bescheid wissen, oder?"
Phoebe öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder, bevor alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
„Ich bin deine Trauzeugin?"
Ich lachte. Mit allem, was mir gegeben wurde.
„Ach komm schon, Phoebs. Als ob es jemals jemand anderer sein könnte."
-
Naaa? Wie geht's euch mit diesem Kapitel? Hat jemand mit all dem gerechnet? ;)
Und Leute... Wir neigen uns langsam... Also sehr schnell... dem Ende zu.
UND ICH WILL VERDAMMT NOCH MAL NICHT, DASS WIR UNS DEM ENDE ZUBEWEGEN!!! :(
So... Geht wieder.
Ich bin sehr gespannt auf eure Kommis und wünsche euch einen schönen Restsonntag. <3
Oh und natürlich habe ich euch lieb. <3
eure Maggie <3
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