Regulus Black rannte durch den dichtbewachsenen Garten des Grimmauldplatz Nummer 12. Seine schwarzen Locken hingen ihm wirr ins Gesicht und vor die grauen Augen. Die Füße des Jungen steckten in unbequem aussehenden, braunen Schnürschuhen und in seiner Hand hielt er einen dünnen Ast umklammert. Jetzt hatte er einen dicken Baum erreicht, der über und über mit Efeu bewachsen war. Schnell versteckte er sich hinter dem Baum und versuchte so leise wie möglich zu sein und seine Atmung zu beruhigen. Ein paar Sekunden später kam ein zweiter Junge aus derselben Richtung, doch er schien nicht gerannt zu sein. Der Junge war vielleicht ein oder zwei Jahre älter und hielt ebenfalls einen Ast in der rechten Hand. Er hatte dieselbe Haar- und Augenfarbe, auch wenn seine Haare fast bis zu seinen Schultern reichten. „Regulus, wo bist du?", rief er und blickte suchend in alle Richtungen. Hinter dem Baum kicherte Regulus, schlug sich dann aber die Hand vor den Mund: Er durfte keine Geräusche von sich geben, wenn er unentdeckt bleiben wollte. Doch der Andere hatte ihn gehört. Er schlich sich an den Baum heran, hinter dem Regulus sich versteckte und sprang in dessen Blickfeld. „Hab ich dich!"

„Hast du nicht, Sirius!" Regulus lachte und richtete den Ast, an dem noch ein paar Blätter hingen, auf seinen Bruder. „Ich werde dich verhexen!"

Der Ältere grinste und zeigte ebenfalls mit seinem Ast auf sein Gegenüber. „Nicht, wenn ich dich zuerst verhexe!"

„Dafür musst du mich aber erst fangen!" Regulus rannte in die entgegengesetzte Richtung. „Aber ich hab dich doch gefunden!", protestierte Sirius und ließ seinen Ast sinken. „Ja, aber du hast mich nicht abgeklatscht", rief Regulus, der kurz stehen geblieben war und sich umgedreht hatte, jetzt aber weiterlief.

„Na warte! Dich krieg ich!" Sirius rannte mit einem Lachen seinem kleinen Bruder hinterher.

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„Und du kommst wirklich nach Hogwarts?" Regulus saß im Schneidersitz auf seinem Bett und bestaunte den Zauberstab seines älteren Bruders.

Dieser nickte stolz. „Mum und Dad waren richtig stolz, als ich den Brief bekommen habe."

„Darf ich deinen Zauberstab mal halten?", fragte Regulus und hielt seine Hand auf, um den Stab entgegen zu nehmen. Sirius zögerte kurz. „Aber nur, wenn du vorsichtig bist." „Ich bin doch immer vorsichtig!", empörte sich Regulus und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Sirius hingegen zog nur eine Augenbraue nach oben. „Ja, klar und ich bin Merlin." „Hey! Im Gegensatz zu dir, habe ich es noch nicht geschafft, mein Zimmer Unterwasser zu setzen", machte Regulus sich lustig. Sirius grinste breit, als er auf seinen Bruder zukam: „Das hättest du jetzt nicht sagen sollen." Sekunden später lag Regulus lachend auf dem Boden, denn Sirius hatte angefangen, ihn durchzukitzeln. „Siri! Hör- Hör auf!", brachte der Jüngere unter Lachen hervor. „Gib mir einen Grund", meinte Sirius ebenfalls lachend. „Ich-Ich verhex' dich!" "Nicht, wenn ich dich zuerst verhexe und ich bin von uns beiden der Erste, der nach Hogwarts geht." „Dann- Dann bekommst du nichts von meiner Schokolade!" Sofort hörte Sirius auf, seinen Bruder zu kitzeln: „Okay, das ist ein Argument." Er hielt Regulus seine Hand hin und half ihm auf. „Und jetzt will ich meinen Preis." „Welchen Preis?", stellte Regulus sich dumm und ging auf die Tür zu. „Na, meine Schokolade!", rief Sirius. „Ach die. Geht nicht, die hab ich schon aufgegessen!" Regulus ging aus dem Zimmer mit einem überlegenen Grinsen auf dem Gesicht und ließ einen empörten Sirius zurück.

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Sirius klopfte an der Zimmertür seines kleinen Bruders. „Reg? Lässt du mich rein? Ich muss dir so viel über Hogwarts erzählen!" „Klar, komm rein." Die Stimme von Regulus drang gedämpft durch die Tür. Eine Minute später, saß Sirius gegen Regulus' Bett gelehnt auf dem Boden und sein Bruder ihm gegenüber im Schneidersitz. „Los! Erzähl schon! Ich möchte alles wissen!" Regulus sah Sirius mit großen Augen an. „Gibt es wirklich Treppen, die sich bewegen? Und Hausgeister, die beim Essen auftauchen? Und ist es auch wahr, dass-" „Jetzt mach mal halblang! Ja, die Treppen und Geister existieren. Unser Geist heißt Sir Nicholas de- irgendwas. Ich kann mich gar nicht an seinen Nachnamen erinnern. Alle nennen ihn nur den fast kopflosen Nick", erzählte Sirius mit einem Lächeln. „Ich hab mich auch mit drei Jungs angefreundet. Remus, Peter und James. James ist aber eigentlich wie ein Bruder für mich." „Aber ich bin doch dein Bruder!", rief Regulus traurig. „Wirst du doch auch immer bleiben. James ist halt nur sehr gut mit mir befreundet." Sirius war bestürzt, dass sein Bruder es für möglich hielt, dass James ihn ersetzen könnte. „Versprochen?", fragte Regulus nach. „Versprochen!" Sirius rutschte zu Regulus, um ihn in den Arm nehmen zu können. „Gut, denn wenn nicht verhex' ich dich!", murmelte Regulus in die Umarmung. Sirius lachte. „Nicht, wenn ich dich zuerst verhexe!" Er machte eine kurze Pause und ließ seinen kleinen Bruder los. „Das bringt mich dazu: Ich kann jetzt ein bisschen zaubern!" „Echt?! Zeig!"

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„Wo willst du hin?" Regulus Stimme klang kalt. Er stand auf der Treppe zu seinem Zimmer. Eine Treppe weiter unten stand Sirius. Er hatte seinen Reiseumhang an und seinen Hogwartskoffer in der Hand. „Ich- äh- Ich wollte-" „Du wolltest gehen", stellte Regulus nüchtern fest. Eine Weile herrschte Schweigen. „Komm mit mir!", sagte Sirius. „Geh nicht!", meinte Regulus zeitgleich. „Das kann ich nicht", sagten beide. Wieder herrschte Schweigen, bis Sirius sich zum Gehen abwandte. „Warte!" Regulus kam zu Sirius hinunter und tat etwas, das er seit vier Jahren nicht mehr getan hatte: Er umarmte ihn. „Pass auf dich auf, sonst verhex' ich dich!" „Brauchst du nicht, denn ich verhex' dich zuerst", meinte Sirius mit einem traurigem Lachen. Regulus löste sich von ihm und boxte ihm in den Arm. „Jetzt geh oder ich überleg's mir anders!" Sirius hob den Koffer an, den er fallen gelassen hatte. „Dann ist das ein Auf Wiedersehen?" „Ja, das ist es. Auf Wiedersehen, Sirius", sagte Regulus. „Auf Wiedersehen, Regulus." Sirius ging die Treppe runter. Regulus ging sie hinauf und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

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Sirius sank auf die Knie, als er den Brief seiner Eltern durchgelesen hatte. Regulus war Tod! Sein kleiner Bruder! Ermordet! „Was hast du dir nur dabei gedacht, Reg? Wieso bist du Todesser geworden? Ich hab versprochen auf mich aufzupassen! Wieso hast du es nicht getan?", dachte er. Sirius rannen Tränen über das Gesicht, als er in den Himmel wisperte: „Ich werd' dich dafür verhexen!"