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22-1 | Geyer und Hyänen

Am nächsten Tag saßen Isabella und ich im Schatten eines roten Sonnenschirms auf der Terrasse des Romano's und schlürften Milchshakes. Felix lag in seinem pastellfarbenen Maxi-cosi und schlief den Schlaf der Gerechten. Angeblich hatte er die Männer die halbe Nacht lang wach gehalten.

»Was denkst du?«, fragte Isabella.

Ich schüttelte den Kopf und ließ meinen Blick über den Kirchplatz schweifen. Im Schatten der Jakobus-Kirche fütterte Pfarrer Rosig die Tauben, die sich wie jeden Nachmittag auf den Stufen zur Sakristei versammelt hatten. Vermutlich würde ihm das wieder jede Menge Ärger mit dem Kirchenvorstand einbringen. Den werten Vorsitzenden war der durch die Tiere entstehende Dreck nämlich ein Dorn im Auge. Davon abgesehen, waren nur wenige Menschen unterwegs, was vermutlich mit der Hitze zu tun hatte. Mir mochte das nur recht sein.

»Hältst du nach ihm Ausschau?«

»Nach ihnen beiden«, antwortete ich zögernd.

»Dimitri geht es bestimmt gut.«

Ich nickte gedankenverloren, doch innerlich war mir hundeelend zumute. Nicht nur, weil von Dimitri noch immer jede Spur fehlte, sondern auch, weil ich so langsam Zylindermänner in jedem Schatten lauern sah. Bestimmt würde Jack the Ripper zurückkommen, um sich Felix zu schnappen. Romeo schien das auch zu denken. Zumindest waren er und seine Kumpels den ganzen Tag nicht von unserer Seite gewichen. Nur jetzt, da wir uns in der Öffentlichkeit aufhielten und Matteo in Rufweite war, widmete sich die Gang anderen Aufgaben. Und das bedeutete: der Suche nach Dimitri.

»Ich dachte, ich hätte es besser im Griff«, murmelte ich.

»Was?«

Ich sog unmotiviert an meinem Strohhalm, doch das kalte Getränk schmeckte nach gar nichts. »Die Sache mit dem Zylindermann. Ich dachte, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, könnte ich ihn in den Hintern treten. Aber ich war wie gelähmt.«

»Das versteh' ich nur zu gut.« Isabella erschauderte. »Der Kerl war scheiße-gruselig.« Sie schlürfte lautstark ihren Erdbeershake. »Außerdem ... wenn er eine Waffe hatte, ist es vielleicht ganz gut, dass du nicht versucht hast, ihn in den Hintern zu treten.«

Ich warf meiner Schwester einen schiefen Blick zu. »Das sagst ausgerechnet du.«

»Ich hab ihn nur ein bisschen provoziert«, erwiderte Isabella reumütig. »Und wir leben ja noch.« Sie musterte Felix und runzelte die Stirn. »Aber was denkst du, hat er damit gemeint? Der kleine Hosenscheißer wäre nicht normal? Ich meine, das ist doch verrückt.«

»Wem sagst du das?«, flüsterte ich. 

»Und was ist das überhaupt für eine Organisation? Was wollen die von Dimitri und seinem Sohn?«

»Sein Akzent klang Russisch.«

»Romeo denkt auch, dass er von der Russenmafia war«, sagte Isabella.

»Dimitri hat gesagt, sein Vater habe mal für die Russen gearbeitet.«

Isabella setzte sich aufrecht hin. »Wirklich?«

»Ja.« Ich nickte. »Aber das könnte auch ein Zufall sein.«

»Glaubst du das wirklich?«

Nein. Das tat ich nicht.

»Vielleicht kennt unser Zylindermann Dimitri, weil sein Vater zu Lebzeiten Verbindungen zur Russenmafia hatte«, schlug Isabella vor.

»Ich dachte, Dimitris Vater wäre Wissenschaftler gewesen. Professor oder so.«

»Ja, irgendwas mit Mathe und Physik, oder?«

»Klingt nicht nach Mafia«, murmelte ich.

Doch wie wir es auch drehten und wendeten, wir hatten zu wenige Informationen, um das Rätsel lösen zu können. Allein die Tatsache, dass eine geheime Organisation im ländlichen Heiderstedt irgendwie in Kindesentführung verwickelt zu sein schien, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Oder hatte ich alles falsch verstanden? Der Zylindermann hatte behauptet, Felix wäre der Organisation weggenommen worden. War Dimitri vielleicht der Kindesentführer? Hatte er Felix – und andere Kinder – aus den Fängen der Organisation befreit? Diese Erklärung kam mir irgendwie logisch vor, aber vielleicht war sie auch nur das, was ich glauben wollte.

»Wir müssen Dimitri finden. Und zwar, bevor die Organisation es tut«, sagte ich. Mein Blick wanderte zu Felix, der die Augen aufgeschlagen hatte und verschlafen blinzelte. »Sein Sohn braucht ihn.«

»Ciao, ihr zwei.« Matteo kam zu uns an den Tisch. »Ihr drei, meine ich.« Er bückte sich und streichelte Felix' Wange. Dabei fielen ihm die schwarzen Kringellocken in die Stirn. »Schon irgendwas Neues von Dimitri?«

»Nein, noch nicht«, antwortete Isabella.

»Und Leni ist auch noch nicht gefunden worden, oder?«, wechselte ich das Thema.

Matteo richtete sich wieder auf. »Nein. Francesca sagt, sie hätten Lenis Mutter verhört, aber könnten ihr nichts nachweisen. Das heißt, sie stehen wieder bei Null.«

»Ach ja?« Isabella stützte einen Ellenbogen auf den Tisch und den Kopf in die Handfläche. »Deine Schwester ist gut informiert.«

»Angeblich hat sie was mit einem Kriminalbeamten aus der Zentrale in Driebeck«, erwiderte Matteo mit einem kurzen, freudlosen Lächeln.

Francesca Romanos wankelmütiges Liebesleben hatte in Heiderstedt immer für viel Gerede gesorgt. Vielleicht war sie deshalb nach Driebeck geflüchtet.

»Und bei dir irgendwas Neues?«, fragte Isabella.

Matteo zuckte unbeholfen mit den Schultern. »Nein. Alles beim Alten.« Er schürzte die Lippen. »Heute Abend fahr ich zur Farm raus. Braucht ihr irgendwas? Milch? Eier?«

»Eier«, seufzte Isabella. »Davon kann man ja nie genug haben.

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Hey!«

Romeo joggte aus einer der Gassen, die vom Kirchplatz abzweigten. Vermutlich hatte er an der Werkstatt geparkt und war den Rest des Weges gelaufen. Er trug eine Hose mit Tarnmuster, ein weißes, viel zu enges T-Shirt und das obligatorische Goldkettchen um den Hals. »Cousinchen!«

Ich schirmte meine Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. »Habt ihr Dimitri gefunden?«

Romeo schüttelte den Kopf und präsentierte uns sein Handy. »Aber wir waren nochmal an der Hütte und haben sie durchsucht. Dabei haben wir ein paar seltsame Sachen gefunden. Wartet!« Er sprang die Stufen zur Terrasse hinauf und zog sich einen Korbstuhl heran. »In seinen Schränken waren haufenweise Kinderschuhe und Kinderkleidung in allen möglichen Größen.«

»Wissen wir doch schon ...«, murmelte ich.

»Aber das ist noch nicht alles.« Romeo legte sein Handy auf den Tisch und scrollte durch die Galerie. »Hier, seht euch das an. Dieses Foto lag ganz unten im Schrank.«

Isabella, Matteo und ich rückten näher, um besser sehen zu können. Auf dem Bild, das Romeo mit seinem Handy gemacht hatte, war ein altes, schon etwas zerknittertes Foto zu sehen. Es zeigte einen Jungen in einem langen, fließenden Gewand und einem Blumenkranz auf den etwa schulterlangen, blonden Haaren. Der Junge saß auf einer Bettkante und blickte traurig in die Kamera.

»Wer ist sie?«, fragte Isabella.

»Das ist kein Mädchen«, erwiderte ich tonlos. »Das ist Björn.«

Der Junge auf dem Foto war vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als Björn, aber es handelte sich ganz eindeutig um dieselbe Person. Ein Kribbeln erfasste mich von den Fußsohlen bis zum Scheitel. Was wollte mir mein Unterbewusstsein sagen?

»Stimmt. Du hast Recht«, hauchte Isabella. »Aber mal ehrlich, auf dem Foto sieht er aus wie eine süße, kleine Prinzessin.«

»Was hast du gerade gesagt?« Ich beugte mich vor und drehte Romeos Handy zu mir. »Eine Prinzessin?«

»Ja, aber-« Isabella stockte. »Oh!«

»Das Foto ist in dem geheimen Raum in der Villa aufgenommen worden.«

Isabella drehte das Handy zu sich. »Meinst du?«

»Ja, doch. Da ist das Bett und die Dachschräge mit den Klebesternen.«

»Hm ... könnte sein.«

»Nein. Das ist es«, beharrte ich. »Björn war in diesem Raum.«

»Aber wieso hat er ein Kleid an?«, fragte Romeo.

»Diese Gewänder wurden von den Mitgliedern der Künstlerkommune getragen«, antwortete Matteo.

»Woher weißt du das?«

Matteo kratzte sich am Kopf. »Wir hatten das in der Schule, Heimatkunde oder so ...«

»Öffentliche Schulen«, seufzte Isabella. »Das wilde, ungefilterte Leben.«

»Jedenfalls weiß ich, dass die sich die Kinder der Proserpina nannten. Das ist eine römische Fruchtbarkeitsgöttin.«

»Eine Sekte?«, fragte ich.

Matteo verneinte. »Soweit ich weiß, hatten die mit Religion nichts am Hut.« Er zögerte. »Die waren harmlos. Einfach ... Aussteiger, die ihre Ruhe haben und von der Kunst leben wollten.«

»Oder etwas zu verbergen hatten«, wandte Isabella ein.

Ich knetete meine Unterlippe. »Aber wie kann das sein? Die Villa ist doch vor zweiundzwanzig Jahren abgebrannt und steht seitdem leer. Das Foto kann aber unmöglich zweiundzwanzig Jahre alt sein.«

»Vielleicht wurde das Foto später gemacht. Der Raum hat das Feuer ja gut überstanden.«

»Möglich«, gab ich zu. »Aber wieso?«

Mir fiel wieder ein, was der Zylindermann gesagt hatte. Felix sei ihnen weggenommen worden. Vor vielen Jahren. Wie konnte das sein? Nichts ergab einen Sinn. Außer ... Dimitris Textnachricht erschien vor meinem inneren Auge. Zeit ist wie die Wasseroberfläche. Sie verliert ihre Bedeutung, wenn wir genauer hinsehen.

Romeos Handy erwachte surrend zum Leben. Schnell nahm er es vom Tisch. »Scheiße!«

»Wer ist das?«, fragte Isabella neugierig.

»Niemand«, murmelte Romeo, drückte den Anruf weg und ließ das Handy wieder in die Hosentasche gleiten.

»Und mit "niemand" meinst du Cindy.«

Romeo warf meiner Schwester einen gereizten Blick zu. »Wie hast du das erraten?«

»Ich habe so meine Quellen«, antwortete Isabella geheimnisvoll. »Was will sie denn? Doch hoffentlich kein Beziehungs-Comeback.«

»Nur über meine Leiche«, erwiderte Romeo naserümpfend.

»Dazu fehlt vermutlich nicht viel«, flüsterte ich in Erinnerung daran, wie Cindy unseren Cousin in der Vergangenheit behandelt hatte. 

Isabella strich sich eine pechschwarze Korkenzieherlocke aus dem Gesicht und spitzte spöttisch die Lippen. »Na, ich weiß nicht. Manchmal denkst du ein bisschen zu sehr mit dem, was zwischen deinen Beinen ist.«

»Woher weißt du, was zwischen meinen Beinen ist?«

»Jedenfalls nichts, was deine Denkleistung verbessern würde.«

Matteo lachte leise.

»Ich hab nicht vor, wieder was mit ihr anzufangen, klar?« Romeo warf Isabella einen bösen Blick zu. »Und was reißt du überhaupt die Klappe so weit auf? Hast du dich nicht mit deiner Braut gestritten?«

»Ihr habt euch gestritten?«, fragte ich bestürzt.

Isabella ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und verschränkte die Arme vor dem Körper. »Nein. Ja. Ich weiß nicht.« Sie versetzte Romeo unter dem Tisch einen leichten Tritt gegen das Schienbein. »Woher weißt du davon?«

Romeo setzte ein mitleidiges Gesicht auf. »Du bist nicht die einzige mit geheimen Quellen.« Er stand auf. »Patrice ist mit den Anderen zur Villa hoch. Wir wollten uns danach im "Zu den Waffeln" treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Kommt ihr mit?«

Ich schielte zu Felix, der wie gebannt eine Taube beobachtete, die nicht weit entfernt ein paar Krümel vom Boden aufpickte. »Keine schlechte Idee. Er muss bestimmt auch mal wieder gefüttert und gewickelt werden.«

»Und ich könnte ne Dusche gebrauchen«, seufzte Isabella und zupfte an ihrem schwarzen Addams-Family-T-Shirt herum. Dann deutete sie auf meinen Milchshake. »Trinkst du das noch?«

»Nein. Ich hab keinen Hunger.«

»Durst. Das Wort, das du suchst, ist Durst«, erwiderte Isabella, schnappte sich den Shake und trank ihn in einem Zug aus.

»Wieso hast du dich eigentlich mit Annie gestritten?«, fragte ich, während ich Matteo das Geld für unsere Getränke in die Hand drückte und ihm auswich, als er es mir wieder zurückgeben wollte. »Ist es was Ernstes?«

»Ach was. Ich wollte bloß, dass sie für ein paar Tage herkommt, aber sie hatte keine Lust. Das ist alles.« Isabella stellte den Milchshake wieder auf den Tisch. »Machen wir bitte kein Drama draus, ja?«

Den Gefallen wollte ich ihr gerne tun. Ein weiteres Drama hätte ich wohl auch nicht verkraften können.

Wir verabschiedeten uns von Matteo, der uns versicherte, er würde unserem Eier-Notstand entgegenwirken. Dann nahm Romeo den Maxi-Cosi und wir marschierten gemeinsam zum Laden. Patrice und die anderen mussten schon wieder zurück sein, denn Kevins schwarzer Mazda parkte vor dem Eingang, das Geschlossen-Schild hing an der Tür und die Rollläden waren heruntergelassen. Auf diese Weise würde uns vermutlich der größte Hitzeschock erspart bleiben.  

»Yo, Digga!«, rief Romeo beim Betreten des dunklen Gastraums. »Bin wieder da.«

»Wer noch?«, setzte Isabella nach. Meine Eltern hatten sie einmal zu oft "Die Dinos" gucken lassen. Vermutlich, weil unser Vater die Serie selbst so gemocht hatte.

Ein verräterisches Klicken ertönte – und dann eine bekannte, weibliche Stimme. »Ich bin da, ihr Loser.«




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