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20-2 | Plötzlich Mutter

Bevor wir die Hütte verließen, versuchte ich noch einmal, Dimitri zu erreichen. Sein Handy klingelte. Ich konnte es laut und deutlich hören.

Isabella kroch unter das Bett und wurde fündig. »Wieso hat er sein Handy nicht mitgenommen?«

»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Aber wir sollten Dimitri eine Nachricht hinterlassen, falls er wiederkommt. Damit er sich keine Sorgen macht, wenn er bemerkt, dass sein Sohn weg ist.«

Isabella ging erneut ins Wohnzimmer hinüber und kehrte wenig später mit einem Notizblock und einem Kugelschreiber zurück. Ich diktierte ihr einen kurzen Text, den wir auf der Kommode im Flur hinterließen. Dann machten wir uns auf den Weg zu unseren Autos.

»Emmi und der Knirps fahren mit mir«, bestimmte Romeo.

Ich hatte nicht mehr die Kraft, um dagegen zu protestieren. Außerdem musste ich mich um Klein-Dimitri kümmern, der wie ein Äffchen an mir klebte und in den Stoff meines T-Shirts sabberte.

»Wehe, der Knirps macht die Sitze schmutzig«, sagte Romeo beim Einsteigen.

»Das werde ich wohl nicht verhindern können«, gab ich zurück.

»Dieser Dimitri hatte kein Bett für den Kleinen. Nicht mal einen Maxi-Cosi.« Romeo steckte den Schlüssel ins Schloss und warf mir einen gereizten Blick zu. »Sieht so väterliche Fürsorge aus?«

»Du bist ja ein ausgesprochener Experte in Sachen väterliche Fürsorge«, gab ich genervt zurück. Doch natürlich hatte mein Cousin nicht ganz Unrecht. Nichts in der Hütte deutete darauf hin, dass dort ein Baby Zuhause war. Kein Bett, kein Spielzeug, keine Wickelsachen und kein ... »Scheiße!«, stöhnte ich und entschuldigte mich gleich darauf bei Klein-Dimitri für meinen Gefühlsausbruch.

Romeo schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad. »Was?«

»Womit sollen wir ihn füttern?«

»Ach, das fällt dir jetzt ein?«

»Kannst du nochmal bei Michi anrufen?«

»Ich hab' schon mit ihm gesprochen. Sie haben noch ein paar Reserve-Windeln, aber kein Babyfutter.« Romeo musterte Klein-Dimitri mit hochgezogenen Brauen. »Was schätzt du, wie alt er ist?«

»Keine Ahnung. Ein halbes Jahr?«

»Bestimmt braucht er irgendein Spezialfutter.« Romeo rieb sich die Stirn. »Fuck.«

»Hast du's?«, fragte ich ungeduldig.

Romeo atmete tief ein und aus. »Wie kannst du so ruhig bleiben?«

Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht lag es an dem Baby auf meinem Arm. Vielleicht auch nur daran, dass ich jetzt eine Aufgabe hatte. Eine Aufgabe, die wichtiger war als alles andere auf der Welt. Wichtiger als alle Fragen, Rätsel und Zweifel, die ich mit mir herumtrug. »Wenn du soweit bist, suchen wir eine Apotheke, die Nachtdienst hat. Vielleicht gibt es da die Spezialnahrung, die Klein-Dimitri braucht.«

»Willst du ihn wirklich so nennen?«

Ich presste die Lippen zusammen. Romeo hatte Recht. Klein-Dimitri brauchte einen richtigen Namen. Eigentlich eine Aufgabe für Isabella, aber dann würde er vermutlich Harry oder Frodo getauft. »Nennen wir ihn vorübergehend Felix«, schlug ich vor. »Weil er Glück hatte, dass wir ihn gefunden haben.«

»Alles ist besser als Dimitri«, brummte Romeo und startete den Motor. »Auch wenn ich Johnny, Frank oder Tony auch nicht schlecht gefunden hätte.«

»Du wirst aus ihm keinen Mini-Gangsterboss machen«, gab ich zurück. »Und wegen der Sache mit Opa reden wir noch. Das hat sich noch nicht erledigt.«

Romeo stöhnte. »Du bist echt unerträglich.« Er machte eine wedelnde Handbewegung. »Kümmer dich einfach um die kleine Speckmade und sei still.«

Mit diesen Worten wendete er den Wagen und folgte den Rücklichtern von Isabellas Toyota den Waldweg hinunter.

»Fahr vorsichtig«, ermahnte ich ihn, als wir in das angrenzende Wohngebiet einbogen. »Felix ist nicht angeschnallt.«

»Ja. Ja. Komm' runter.«

Wir fuhren nach Norden, am Bahnhof vorbei und zur Umgehungsstraße, die Richtung Autobahn führte. Bevor wir die Auffahrt erreichten, bogen wir jedoch schon wieder ab. Früher hatte ich mal gewusst, wie das kleine Dorf hieß, in dem wir uns nun befanden, doch seit ich nicht mehr in Heiderstedt wohnte, verschwammen die vielen engen Gassen, blühenden Rosenbeete und efeuüberwucherten Fachwerkhäuser miteinander.

Schließlich kamen wir vor einer winzigen Apotheke zum Stehen. Hinter den Glasfenstern brannte kein Licht. Ein Pappaufsteller in Form eines riesigen Insekts, das in lebensmüder Weise für ein Mückenschutzspray warb, begrüßte uns.

»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«

Romeo nickte. »Komm', wir müssen klingeln.«

Seufzend wuchtete ich mich und Felix aus dem Sitz. Der Kleine hatte bis jetzt geschlafen, doch nun meldete er sich mit einem lauten Quäken wieder zu Wort. Ich machte ein paar beruhigende Geräusche und wiegte ihn sanft, in der Hoffnung, dass er sich noch eine Weile ruhig verhalten würde. Mir war jedoch klar, dass wir über kurz oder lang Probleme bekommen würden, wenn wir kein geeignetes Essen auftrieben. Und auch eine Windel wäre mit Sicherheit nicht verkehrt. Ganz davon abgesehen, dass Felix bestimmt seinen Vater vermisste. Oder seine Mutter.

Der Gedanke versetzte mir einen schmerzhaften Stich. Bisher war ich irgendwie davon ausgegangen, Dimitri hätte noch keine Beziehung gehabt. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte er genau das selbst behauptet. Oder was war mit der Frau, mit der er sich vor seinem Trip nach Heiderstedt angeblich ganz freundschaftlich getroffen hatte? Trug ich ihr Kind auf den Armen?

Romeo näherte sich der Apotheke und drückte gezielt auf den kleinen Klingelknopf neben dem Eingang. Irgendetwas an seinem Verhalten sagte mir, dass er schon einmal hier gewesen war. Ich wiegte Felix mit vollem Körpereinsatz, konnte jedoch nicht verhindern, dass er die Hände zu Fäusten ballte und sich sein kleines Gesichtchen zu einer wütenden Grimasse verzerrte.

»Guten Abend. Wir haben da einen kleinen Notfall«, sagte Romeo, wobei er den Kopf zur Gegensprechanlage neigte. 

Kurz darauf flammte im Innern der Apotheke kaltes, elektrisches Licht auf.

»Was sollen wir sagen, wenn sie Fragen stellen?«, raunte ich.

Romeo zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Denk dir was aus.«

Im nächsten Moment erschien eine verschlafen aussehende Frau mit kurzen, mausgrauen Haaren hinter der Glastür und musterte uns streng. Romeo und ich lächelten gezwungen. Daraufhin bekam ihre Miene einen noch unerbittlicheren Zug. Erst als sie Felix bemerkte, wurde ihr Gesichtsausdruck etwas milder. Sie zückte einen Schlüsselbund und öffnete die Tür.

»Guten Abend«, ergriff ich das Wort und musste mein verlegenes Lächeln nicht einmal spielen. Mir war klar, dass die Frau Romeo und mich für Felix' Eltern halten musste. »Tut uns leid wegen der späten Störung, aber wir haben uns bei den Einkäufen etwas verkalkuliert.«

»Das sehe ich«, bemerkte die Apothekerin kühl. Ihr Blick war wie eine Eisdusche.

Derart bewertet und für unzulänglich befunden, war ich mir seit meiner mündlichen Geschi-Prüfung im Abi nicht mehr vorgekommen. Eine unangenehme Hitze stieg mir bis unter den Haaransatz. »Es ... es ... also ...« Ich fasste den inzwischen heftig strampelnden Felix unter dem Po und legte ihn mir gegen die Schulter. »Wir hatten es sehr eilig und er ... er wollte sich nicht richtig anziehen lassen.«

»Wir brauchen Spezialfutter für Babys«, sagte Romeo und stemmte die Hände in die Taille. »Haben Sie sowas da?«

Der Blick der Apothekerin wanderte über sein Muskelshirt und seine tätowierten Arme und ich konnte förmlich sehen, wie sie die Nase rümpfte und ihn gedanklich unter M wie menschlicher Müll einsortierte. Ich musste die Zähne fest zusammenbeißen, um mich von einer ärgerlichen Bemerkung abzuhalten. Nachdem sie Romeo innerlich abgehakt hatte, wandte sie sich wieder an mich. »Sie stillen nicht?«

»Nein«, antwortete ich zähneknirschend.

»Das ist aber nicht gut«, erwiderte die Apothekerin und tauchte mich in einen weiteren Eisregen aus ihren kleinen, blauen Hexenaugen. »Wenn sie nicht stillen, wird ihr Kind leichter krank und kann sich nicht richtig entwickeln.«

»Hey, wenn wir ne Lebensberatung wollten, wären wir nich' mitten in der Nacht zu 'ner Scheiß-Apotheke in einem verfickten Kuhdorf irgendwo im Nirgendwo gekommen«, mischte sich Romeo ein. »Geben Sie uns nun das Futter oder nicht?«

Die Apothekerin wich vor ihm zurück. »Warten Sie hier«, sagte sie und flüchtete in die Apotheke.

»Jetzt hast du sie verjagt«, bemerkte ich.

Romeo schmunzelte. »Das war's mir wert.«

»Ja, mir auch.«

Wir lächelten uns zu.

Da meldete sich Felix wieder zu Wort.

»Soll ich ihn mal nehmen?«, bot Romeo an.

Ich war fast ein wenig sprachlos. »Ja, klar. Warum nicht?« Eifrig löste ich den wimmernden Felix von meiner Schulter und reichte ihn Romeo. Doch kaum lag er an der breiten Brust meines Cousins, plärrte er auch schon laut los.

»Ich glaub, er mag mich nicht.«

»Ach, was. Bestimmt hat er bloß Hunger oder Bauchweh. Andererseits ... was erwartest du, wo du doch beinahe seinen Vater überfallen hättest?«

»Als ich das letzte Mal in der Hütte war, war da kein Baby«, sagte Romeo.

»Sicher?«

»Ganz sicher.«

Ich nahm Felix wieder auf meinen Arm, wo er sich sofort beruhigte und nur noch leise wimmerte. »Die Sache wird immer mysteriöser.«

»Du sagst es.«

Bevor wir uns noch weiter darüber austauschen konnten, kehrte die Apothekerin mit mehreren Packen Milchersatz zurück. Da ich nicht so genau wusste, was wir brauchten, kaufte ich einfach von allem etwas, was mir erneut tadelnde Blicke einbrachte. Als frischgebackene Mutter hatte man es wirklich nicht leicht.

Nachdem wir uns halbherzig verabschiedet hatten, kehrten wir zum Auto zurück. Damit nicht herauskam, dass wir keinen Kindersitz hatten, rutschte ich mit Felix auf die Rückbank. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg.

Als wir gut zwanzig Minuten später auf den Parkplatz vor dem "Zu den Waffeln" einbogen, geschah das Unvermeidliche. Felix wurde plötzlich ganz still und sein Gesicht lief hochrot an.

»Romeo, ich glaube, er will sein großes Geschäft machen«, sagte ich.

Romeo trat sofort auf die Bremse. »Nicht in meinem Wagen.«

»Zu spät, fürchte ich.«

Der verräterische Geruch sagte mir, dass Felix bereits in Dimitris Hemd gemacht hatte.

»Nein, nein, nein«, schimpfte Romeo, sprang aus dem Auto und riss meine Tür auf. »Raus jetzt. Beide.«

Kichernd und Felix mit ausgestreckten Armen von mir haltend, kletterte ich ins Freie und rannte zum Laden. Romeo schloss seinen Wagen ab und folgte mir.

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