Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

17-1 | Brad Pitt

Der Tag verging wie im Flug. Da es im Laufe des Vormittags zu regnen begonnen hatte und die Kundschaft ausblieb, vertrieben Dimitri und ich uns die Zeit damit, neue Waffelrezepte zu erfinden. Wir alberten herum wie kleine Kinder und verschlimmerten dabei das Chaos, das Romeo und seine Freunde angerichtet hatten.

Die letzten Stunden unserer Schicht verbrachten wir daher mit Aufräumen. Aber auch das ging uns gemeinsam leicht von der Hand.

Ich war so berauscht von meinen Gefühlen, dass ich alle meine Sorgen und Probleme vergaß. Den Zylindermann. Aurora. Das Eier-Mysterium. Reimann und den weißen König. Sogar die kleine Leni. Nichts davon war mehr wichtig. Jedenfalls für ein paar wundervolle Stunden.

Gegen fünf Uhr ließ sich Isabella bei uns im Laden blicken und bot an, die restliche Arbeit zu übernehmen, damit wir uns für den Abend frisch machen konnten. Dankbar willigte ich ein und flüchtete mich ins Badezimmer, wo ich schon das Outfit für unser Date zurechtgelegt hatte: ein hellblaues, gepunktetes Wickelkleid, eine kurze Jeansjacke und passende Espandrilles. Sommerlich, unaufdringlich und mädchenhaft. Das gefiel mir. In Kleidern fühlte ich mich immer wie verwandelt. Irgendwie weiblicher.

Doch die Veränderung war nicht nur optisch, sondern auch geistig. Als würde ich eine andere Persona annehmen oder eine neue Maske aufziehen. Natürlich wollte ich mich bei Dimitri nicht hinter einer Maske verstecken müssen, aber mein bisschen Restverstand, der noch nicht im Liebestaumel dahinsiechte, sagte mir, dass es sicherer sei, noch nicht gleich alle Schutzschilde fallenzulassen, so sehr ich mir das auch wünschte. Meine letzte Beziehung war mir in dieser Hinsicht eine schmerzhafte Lehre gewesen.

Nachdem ich mich umgezogen, mein Make-up aufgefrischt und mir die Haare gekämmt hatte, kehrte ich in den Laden zurück. Zu meiner Überraschung hatte sich Dimitri ebenfalls umgezogen. Die Kleidung musste er aus Romeos Schrank haben. Das schwarze T-Shirt mit dem blutroten Tribal-Aufdruck passte jedenfalls  so gar nicht zu ihm.

»Guck nicht so«, sagte Isabella vorwurfsvoll. »Er sah aus, als wäre er in eine Teigschüssel gefallen.«

Dimitris Augen funkelten amüsiert. So als wollte er sagen: Warte nur, bis ich mich für meine Niederlage in der Waffelteigschlacht revanchiere.

Ich lächelte. Sollte er es doch versuchen. Ich würde ihn nicht gewinnen lassen, bloß, weil er süß war.

»Na los, ihr zwei Turteltauben.« Isabella drückte mir einen Taschenschirm in die Hand. »Toni wartet schon auf euch.« Sie tätschelte meine Wange. »Bleib anständig.«

»Danke, Schwesterherz«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Nah.« Isabella verzog mitleidig das Gesicht. »Vergiss das. Sei so unanständig wie nur möglich. Du kannst es echt gebrauchen. Wenn du morgen früh noch aufrecht gehen kannst, will ich dich hier nicht sehen.«

»Was für eine Vorstellung von Kino-Dates hast du eigentlich?«, gab ich zurück und hätte meiner Schwester am liebsten den Hals umgedreht.

Stattdessen schnappte ich mir Dimitris Hand und zog ihn mit mir zur Tür hinaus.

»Was meinte Isabella damit?«, wollte er wissen, als wir draußen im Nieselregen standen.

»Womit?«, erwiderte ich und hantierte umständlich mit dem Schirm. Dabei hätte ich Dimitri beinahe den Hut vom Kopf gerammt.

»Vielleicht nehme ich das besser«, sagte er, entwand mir den Schirm und spannte ihn auf.

»Danke«, seufzte ich erleichtert. Wenn ich nervös oder hungrig war, sollte man mir besser nichts anvertrauen, das sich bei unsachgemäßer Handhabung in eine Waffe verwandeln ließ. 

Dimitri hielt den Schirm so, dass wir beide darunter Platz hatten, und ich hakte mich wie selbstverständlich bei ihm unter. »Wieso solltest du morgen nicht mehr aufrecht gehen können?«, wollte er wissen.

Mein Magen rutschte mir in die Kniekehlen. »Na ja ...« Ein nervöses Kichern brach aus mir heraus. Ich konnte Dimitri unmöglich die Wahrheit sagen. Das war, als würde ich ihm hier und jetzt die Unschuld rauben. Sofern ... der Gedanke, dass er vielleicht noch nie Sex gehabt haben könnte, traf mich mit der Wucht eines Hochgeschwindigkeitszugs. Nicht, dass es mich gestört hätte. Es war nur so ... ungewöhnlich. So wie eigentlich alles an ihm. »Es ist wegen des langen Sitzens«, stammelte ich. »Ja, weißt du, mein Rücken ist ein bisschen empfindlich.«

Dimitri machte ein erschrockenes Gesicht. »Warum hast du das denn nicht gesagt? Sollen wir vielleicht ein Sitzkissen mitnehmen?«

Na toll, jetzt hielt er mich für gebrechlich!

»Nein, nein, alles gut. Meine Schwester übertreibt maßlos. So schlimm ist es nicht.« Ich rettete mich in ein verlegenes Lächeln und schlug gedanklich meinen Kopf gegen eine Backsteinmauer.

»Wenn du das sagst«, erwiderte Dimitri und legte den Arm eng an den Körper, sodass ich an seine Seite gezogen wurde.

Im nächsten Moment drängelte sich ein Fahrradfahrer zwischen uns und einem parkenden Auto vorbei. Die Ablenkung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Eilig bemühte ich mich um einen Themenwechsel.

»Das Roxy liegt mitten in der Innenstadt«, erklärte ich. »Es ist ziemlich klein und zeigt meistens nur Arthouse-Filme. Manche davon sind aber auch richtig gut. Vor ein paar Jahren haben Isabella und ich im Roxy "Only lovers left alive" gesehen. Da geht's um ein Vampir-Ehepaar, das ...« Ich redete einfach immer weiter, bis sich mein Gesicht nicht mehr heiß anfühlte und ich nicht mehr den Drang verspürte, in einen Häcksler zu springen. 

Dimitri lauschte schweigend, wie es so seine Art war.

Nach einer Weile bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die ganze Redezeit für mich beanspruchte. Ich wollte keine von denen Frauen sein, die ihren Freund gegen die Wand plapperten. »Rede ich zu viel?«, fragte ich vorsichtig.

Dimitri lächelte auf mich herab. »Ja, aber ich höre gerne zu. Das beruhigt mich.«

»Wieso bist du denn beunruhigt?«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich in letzter Zeit viele Dinge mache, die neu für mich sind.« Dimitris Blick wurde glasig. »Das ist eine positive Entwicklung, schätze ich. Jedenfalls vor dem Hintergrund wie ich in der Vergangenheit gelebt habe. Aber manchmal ist es auch ein klein wenig beängstigend.«

»Das verstehe ich«, sagte ich. Neues machte mir auch oft Angst. Ich war nicht wie Isabella, die sich mit dem Kopf voran in Herausforderungen stürzte. »Aber wenn es dir hilft, rede ich gerne bis morgen früh durch.«

Dimitri lachte, was seine Augen zum Strahlen brachte. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Frauen es besonders sexy fänden, wenn Männer auf Fotos oder Werbeplakaten ernst und düster aussahen. Doch für mich ging nichts über ein ehrliches Lachen. Nichts war sexyer als jemand, der sich nicht davor scheute, seine Gefühle offen zu zeigen.

»Lach' nicht über mich«, beschwerte ich mich. »Ich meine es ernst.«

»Das glaube ich dir. Und ich bezweifle auch nicht, dass du das durchhalten könntest.«

»Ich denke, das wird eine neue Form der Gesprächstherapie, bei der der Therapeut die ganze Zeit redet und der Patient nur zuhört.«

»Gute Idee«, erwiderte Dimitri. »Aber es könnte sein, dass diese Therapie nur bei einem bestimmten Therapeut-Patienten-Verhältnis anschlägt.«

Ich hätte ihn gerne gefragt, was er damit meinte, aber irgendwie wusste ich es längst. Es war wirklich erstaunlich, wie gut wir darin waren, um den heißen Brei herumzureden. Dabei war es doch im Grunde so einfach. Junge mochte Mädchen. Mädchen mochte Jungen. Und wenn unsere Geschichte wie ein Märchen mit dem ersten Kuss geendet hätte, wäre es vielleicht tatsächlich so einfach gewesen. Doch anscheinend wollten wir beide mehr als das. Und das bedeutete, wir mussten eine Grundlage schaffen. Etwas, das über den ersten Hormonschauer hinaus andauerte. Etwas Festes und Verlässliches. Etwas, das mit Vertrauen und Respekt zu tun hatte. Deshalb führten wir diesen Eiertanz auf. Keiner von uns wollte verletzen oder verletzt werden. Beide hatten wir Angst, das kleine Kartenhaus, das wir uns in den letzten Tagen errichtet hatten, aus Versehen zum Einsturz zu bringen. Ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis der Mörtel getrocknet war und wir beide bereit waren, den nächsten Schritt zu machen.

Das Roxy war von außen nicht direkt als Kino zu erkennen. Genau genommen, tauchte der Begriff "Kino" nirgendwo auf. Über dem schmalen Eingang stand in geschwungener Schrift "Lichtspielhaus". Dahinter lag eine dunkle, feuchte und nach Urin stinkende Passage. Zu beiden Seiten hingen schummrig beleuchtete Glaskästen mit Kinoplakaten. Die meisten davon uralt und schon halb vergilbt. James Dean mit einer Zigarette in der Hand, Audrey Hepburn mit einer Katze auf der Schulter, Vivien Leigh in den Armen von Clark Gable vor einem blutroten Sonnenuntergang. Am Ende der Passage lagen linkerhand die Toiletten, rechterhand die kurze Treppe, die zum Kino führte. Ich klopfte an die Glastür und wir warteten, bis Toni öffnete.

»Kommt rein, kommt rein«, sagte er und sah sich gehetzt um.

Wir traten in einen schmalen Empfangsraum, der von einem antiken, kassettierten Holztresen beherrscht wurde. An der Decke und entlang des kratzigen Teppichs verliefen LED-Lichtbänder, die den Weg zum Kinosaal wiesen. Der Geruch von Popcorn hing in der Luft. Er stammte von der rot lackierten Popcornmaschine, die auf dem Tresen stand. Direkt neben einem kleinen Kühlschrank mit Softdrinks und einer Auslage mit überteuerten Schokoriegeln.

»Hier.« Toni drückte uns zwei Tüten noch warmes Popcorn und zwei gekühlte Flaschen Sprite in die Hände. »Das geht auf's Haus.«

So dankbar ich ihm war, ich hätte eine große Tüte vorgezogen. Gemeinsames Popcorn war zwar unter hygienischen Gesichtspunkten bedenklich, aber eine gute Gelegenheit, um sich körperlich näherzukommen.

»Was den Film angeht ... ich dachte mir, wenn Dimitri Westernfilme mag, hat er die meisten vermutlich schon gesehen. Ich meine, die Klassiker«, sagte Toni, während er uns in den Kinosaal führte und einen in die Wand eingelassenen Kasten öffnete. »Ihr wisst schon ... Django, Leichen pflastern seinen Weg, Spiel mir das Lied vom Tod und so weiter.«

Dimitri nickte. »Ja ... ja, die kenne ich tatsächlich schon, aber das macht-«

»Deshalb hab' ich einen Film genommen, der neuer und nicht so bekannt ist«, fiel ihm Toni ins Wort. »Für mich einer der besten Filme aller Zeiten. Schon allein wegen der Kameraarbeit und des Soundtracks.« Er sah mich an. »Und natürlich wegen Brad Pitt.«

Irgendwie schwante mir, dass Toni mehr für Brad Pitt übrig hatte als ich.

»Also ...« Toni räusperte sich. »Nehmt Platz.« Er deutete auf zwei dunkelblaue Polstersitze ganz oben im leicht geneigten Saal. Definitiv die besten Plätze im ganzen Kino. Als wir noch Kinder gewesen waren, hatte Isabella sich geweigert, woanders zu sitzen. Wenn uns jemand die Plätze vor der Nase weggeschnappt hatte, hatte sie nicht selten einen solchen Wutanfall bekommen, dass man uns die Sitze freiwillig überlassen hatte, nur, damit sie endlich mit dem Schreien aufhörte. »Und genießt "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford".«

Das ließen wir uns nicht zwei Mal sagen, auch wenn mir der Film im Grunde egal war.

Nachdem wir uns gesetzt hatten, schaltete Toni die Beleuchtung aus, sodass nur noch das Notlicht am Hinterausgang zu sehen war. Dann glitt auch schon der Vorhang auf und das Warner-Logo erschien auf der Leinwand.

Dimitri machte mir alles nach, stellte seine Flasche in die dafür vorgesehene Halterung und die Popcorn-Tüte auf den benachbarten Sitz. Dann nahm er seinen Hut ab, ließ sich zurücksinken und die Bilder auf sich einwirken. In seinen Augen stand die Faszination eines kleinen Jungen, der zum ersten Mal live bei etwas dabei war, das er nur aus dem Fernsehen kannte. Es war drollig anzusehen. Und sehr liebenswert.

Während der Erzähler in die Handlung der Geschichte einführte, folgte ich meinen Gefühlen und legte meine Hand auf Dimitris Hand. Jetzt, da wir ganz alleine waren und ich nicht mehr reden konnte, um meine Nervosität in zu überspielen, klopfte mein Herz wie Maschinengewehrfeuer.

Als wir die Auftaktsequenz, in der die Darsteller auf unschöne Weise über das Geschlechtsteil einer Squaw diskutierten, hinter uns gebracht hatten, drehte Dimitri die Hand, sodass sich unsere Finger wie von selbst ineinander verzahnten. Wenn mein Herz nur endlich Ruhe geben würde, dann könnte ich diesen Moment sogar genießen, dachte ich. Doch ich fühlte mich wie mit geschlossenen Augen auf einer Schaukel über einem tiefen Abgrund.






Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro