Autofahren war nie mein Ding. Vor allem nicht auf der Autobahn. Mir ist langweilig und es fällt mir schwer, konzentriert zu bleiben. Dennoch muss ich fahren, um von A nach B zu kommen.

Mein Ziel ist mein Freund. Fernbeziehung. Viel telefonieren und viel im Auto oder in der Bahn sitzen. Sehr viel organisieren und viel Sehnsucht und Vermissen. Aber was man nicht alles für die Liebe macht.

"Venus, du kannst mir eine Frage stellen, egal welche und ich werde sie dir beantworten", ertönt eine Stimme vom Beifahrer.

Ich reiße das Lenkrad vor Schreck und kann es zum Glück wieder rum steuern, sodass ich zurück auf meine Spur komme. Niemand war auf den anderen Fahrspuren, ansonsten wäre es anders ausgegangen. Autofahren...echt nicht meins.

Aber du meine Güte, wer ist diese Frau?

"Ähm, wie und wann werde ich sterben?"

"Mein Kind, das ist eine der Fragen die ich nicht explizit beantworten darf. Zum Schutz für dich. Wenn ich dir sage, wie du stirbst, dann wirst du für den Rest deines Lebens darauf warten und achten, dass du diese Tätigkeit nie mehr machen wirst, falls es das ist. Und bei einer Krankheit, wirst du dich verrückt machen. Bei einem genauen Datum, wirst du nur noch das Datum im Blick haben. Und darauf zu steuern, ohne die Fahrt dorthin zu genießen. Oder, es könnte sein, nur durch das Wissen, dass es dir passiert. Es muss nicht genau dann passieren und deshalb, aber wenn du es weißt, könnte es deswegen so passieren. Venus, habe nicht so sehr Angst. Es wird geschehen, ich weiß nicht genau wann und wie, aber ich weiß, dass es dann in Ordnung ist. Es wird in Ordnung sein, wenn du dann gehst"

In meiner Brust löst sich etwas. Ein kleiner Stein fällt. Schon immer hatte ich Angst davor zu sterben, vor allem wie und wann es passiert, kreiste in meinen Gedanken immer und immer wieder. Aber ihre Worte ergeben Sinn in meinen Augen.

Als ich bemerke, dass die Frau spurlos verschwunden ist, bleibe ich diesmal locker und gefährde mein Leben nicht.

Ich fahre einfach weiter.