Noah
Ich stehe im Feld und beobachte, wie die Sonne langsam untergeht.
Das Farbspiel ist wunderschön, so wie es fast immer ist. Und es erfüllt mich mit dem Gefühl der Freiheit, wenn ich es beobachte und der puren Stille lauschen kann.
Kein Auto in der Nähe, kein Mensch, der diesen Abzweig benutzt, jedenfalls nicht in diesem Augenblick.
Ich bin allein mit mir selbst und der Natur und das ist schön so.
Ein Vogelschwarm fliegt am Horizont vorbei.
"Noah, du kannst mir eine Frage stellen, egal welche und ich werde sie dir beantworten", erklingt es neben mir.
Ich muss schmunzeln. Da ist die Stille wohl schneller vorbei, als gedacht.
Die Frau steht schemenhaft neben mir. Sie ist da, aber irgendwie auch nicht. Ihr Schleierkleid weht im Wind.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich durch sie hindurch greifen könnte, wenn ich sie berühen würde.
In meinem Bauch bereitet sich ein ungutes Gefühl aus. Gleichzeitig aber bin ich gar nicht besorgt, obwohl die Unbekannte wie aus dem nichts kam.
Es ist ein Strudel voller Gefühle in meinem Bauch. Unbehagen und wohlbefinden. Ablehnung und Anziehung. Wie auch immer, ich würde der Frau mein Leben anvertrauen, obwohl ich sie nicht kenne.
"Wer bist du?", frage ich sie gerade heraus. Ein kleiner Hase hoppelt übers Feld. Wir wissen, wie der Hase läuft; er hoppelt nämlich.
Es ist das einzige, was mich an diesem Abend beschäftigt. Mich interessiert nicht, was einem sonst oft durch den Kopf geht. Hier, an diesem Ort, beschäftigt mich keine der Fragen, die einen in den Wahnsinn treiben können. Ich möchte einfach nur wissen, wer diese Person ist.
"Mein Kind, endlich mal jemand, der sich für mich interessiert. Eine schöne Abwechslung, sage ich dir. Ich bin diejenige, die du willst, dass ich es bin. Eine Frau, ein Mann, beides oder nichts. Ein Tier, eine Blume, oder auch ein stacheliger Kaktus namens Jenny Kakteeny. Alles, was du willst und bevor du dich fragst, ob das hier wirklich passiert: Nur weil es in deinem Kopf passiert, Noah, bedeutet es nicht, dass es nicht Wirklichkeit ist."
Ich lache schallend und werfe meine langen Haare über die Schulter.
"Albus Dumbledore bist du auch noch?", frage ich hinterher, obwohl meine eine Frage schon aufgebraucht ist.
Doch die Unbekannte ist weg, lautlos ist sie verschwunden, wie sie gekommen ist.
Ob das ein Ja ist, dass sie Dumbledore ist? Sie sagte, sie sei alles, was ich wolle, dass sie ist.
Dann ist sie einfach nur jemand, der mir einen Besuch abgestattet hat. Ob nur in meinem Kopf, oder auch körperlich anwesend, ist irrelevant.
Denn, wenn ich jede Frage ausschlachte, bis ich das kleinste Detail weiß, wird mein Kopf explodieren.
Und das will ich nicht.
Ich will nur glücklich und vollkommen sein.
Frei sein.
Lebendig.
Ich laufe dem Sonnenuntergang entgegen.
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