Jonah
Es ist Montag.
Das weiß ich, weil Mama und ich immer montags auf den Spielplatz gehen. Außer wenn das Wetter schlecht ist. Schlecht ist es für sie, wenn es regnet. Das verstehe ich nicht, denn ich mag Regen. Ich mag Wasser. Baden finde ich ganz toll mit meinem Boot. Ein pinkes Boot. Pink ist auch toll. Ich habe auch noch ein blaues, damit spiele ich auch gerne. Alle Farben finde ich toll. Außer vielleicht grün. Bei Grün denke ich immer an den komischen Kohl, den Mama mir zum Essen gibt. Den, den ich nie essen will.
"Wir müssen bald gehen, Jonah", ruft Mama von ihrer Bank.
Schade, meine Sandburg ist nicht fertig. Aber bald ist ja noch nicht jetzt, glaube ich.
"Hallo Jonah. Du kannst mir eine Frage stellen, egal welche und ich werde sie dir beantworten", sagt plötzlich eine Frau, die neben mir im Sand sitzt.
Woher kommt sie denn?
"Aber Mama sagt immer, ich darf nicht mit Fremden reden", antworte ich und buddel weiter. Mein Wassergraben muss noch fertig werden.
"Ja, da hast du recht. Deine Mama sitzt da und beobachtet uns. Wenn sie etwas dagegen hätte, dass wir reden, denkst du nicht, sie würde herkommen?"
Hmm, schwierig. Aber Mama guckt wirklich und sagt nichts. Ich winke ihr zu und sie winkt lächelnd zurück.
"Na gut, aber ich muss überlegen"
Es gibt so vieles, was ich nicht weiß und nicht verstehe.
Warum der Himmel blau ist oder warum blau überhaupt blau heißt?
Warum muss ich Hausaufgaben machen?
Und warum ich so früh ins Bett muss, obwohl ich nicht müde bin?
Sooo vieles weiß ich nicht, aber eine Sache gar nicht.
"Letztens kam im Fernsehen, dass einem Menschen weh getan wurde. Und seine Haut sah nicht so aus wie meine. Seine war schwarz oder so. Und da wurde gesagt, dass ihm weh getan wurde, weil er nicht die Hautfarbe hat wie ich. Das verstehe ich nicht. Er ist doch auch ein Mensch, wie ich. Aber er sieht anders aus. Aber jeder sieht anders aus. Du und ich auch."
Die Frau lächelt. Ich weiß auch nicht weshalb. War es lustig, was ich gesagt habe?
"Das ist schrecklich, dass so etwas passiert. Ganz blöd. Ganz früher, da war das noch schlimmer, dass Menschen, die eine helle Haut haben, so wie du, sehr viel böses den Menschen mit anderer Hautfarbe, angetan haben. Heute passiert das immer noch. Menschen tun anderen Menschen weh, die nicht so aussehen, wie sie selbst. Aber das ist nicht richtig. Wir Menschen sind gleich, wie Schneeflocken. Im Grunde sind wir alle gleich, aber wenn du genau hinguckst, sehen wir, dass wir uns alle ein bisschen unterscheiden."
"Also, tun sie sich gegeneinander weh, weil der eine anders ist, als der andere. Das ist aber blöd"
Die Frau lächelt wieder.
"Jonah, wir gehen!", ruft Mama.
Ich schnappe mir mein Spielzeug und laufe zu ihr.
"Mama, Mama, da war gerade eine Frau, die mir erklärt hat, was letztens im Fernsehen war. Ich glaube, ich verstehe es jetzt.", plappere ich und nehme ihre schöne weiche Hand.
"Schatz, welche Frau denn? Wir waren doch alleine auf dem Spielplatz."
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