47. Die Hoffnung stirbt zuletzt
Verzweifelt von der unrealistisch wirkenden Situation schaute ich mit leerem Blick in die Ferne. Ich konnte nicht zusehen, wie die anderen weinten, denn irgendwie fühlte ich mich verantwortlich für das Ganze.
Dieser Gedanke war es, der mich nicht mehr losließ. Ich fühlte mich schuldig, auch wenn ich wusste, dass ich es gleichzeitig nicht war.
Ohne es zu merken, war ich vom Boden aufgestanden, auf den ich mich vor geschätzten zwei Minuten aufgrund meines Kraftmangels niedergelassen hatte.
Ich musste Julie da rausholen! Das war das Mindeste, was ich im Augenblick tun konnte. Mit einem Seitenblick auf Ryan, der aufgelöst schluchzend am Boden saß, begab ich mich erneut ins Innere des Lieferwagens, den man eigentlich nur noch als Wrack bezeichnen konnte.
Ich zitterte am ganzen Körper, als ich mich an Ian vorbeiquetschte, um zu Julie zu gelangen. Aus irgendeinem Grund ekelte ich mich davor, erneut mit Ians totem Körper in Berührung zu kommen.
Als ich Julie erreicht hatte, prüfte ich zuerst ihren Puls. Aber als ich meine Finger an ihren Hals legte, spürte ich bloß meinen eigenen Puls, denn mein Herz hämmerte vor Aufregung in meiner Brust und übertönte alles andere.
Schließlich schaffte ich es, meinen lauten Herzschlag zu ignorieren und konzentrierte mich ausschließlich auf Julie. Sie hatte Puls. Aber er war fast noch schwächer als vorhin. Wenn sie nicht sofort ins Krankenhaus käme, würde sie das nicht mehr überleben!
Stumm betete ich, dass der Helikopter bald eintreffen würde, denn dann hätte Julie noch eine realistische Chance.
Aber zuerst musste ich Julie hier rausholen. Wenn ich das tat, könnten die Sanitäter wertvolle Zeit sparen.
Bevor ich Julie hochhob, atmete ich noch einmal krätig durch. Ich würde jetzt meine ganze Kraft brauchen und durfte unter keinen Umständen zusammenklappen. Ich hatte Julies Leben wortwörtlich in der Hand, denn jede Kleinigkeit könnte ihr das Leben kosten.
Dieser Gedanke wollte mich einfach nicht loslassen, als ich Julie schließlich mit festem Griff packte und hochhob. Meine Knie waren weich wie Pudding und ich musste mich voll und ganz darauf konzentrieren, dass sie unter Julies Gewicht nicht nachgaben.
Als ich mich mit ihr schon fast an Ian vorbeigequetscht hatte, stand plötzlich Samara hinter mir. Sie war mit einem Satz im Lieferwagen und hatte im nächsten Moment schon Julies Beine gepackt und hochgehoben. Erleichtert warf ich ihr einen dankbaren Blick zu, den sie mit einem leichten Lächeln erwiderte.
Als ich erneut Ians kalten Körper striff, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, der mir am ganzen Körper Gänsehaut verursachte. Schnell ging ich einen Schritt weiter, immer darauf bedacht, Julie nicht fallen zu lassen.
Samara war schon rückwärts aus dem Lieferwagen gestiegen, während ich mich noch immer in Ians unmittelbarer Nähe befand. Die Vorstellung, dass ein Toter direkt neben mir lag, ließ mich erschaudern. Ich kam damit einfach nicht klar, es erschien mir immer noch so unwirklich.
Eine halbe Minute später war ich dem Lieferwagen auch entkommen und legte Julie mit Samaras Hilfe auf den erdigen Waldboden der Lichtung.
Im selben Moment nahm ich das entfernte Geräusch eines näherkommenden Helikopters wahr und legte mich erschöpft neben Julie.
Vielleicht würde doch noch alles gut werden!
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