36. Wer war es?
,,Ich erzähle euch alles, aber nicht hier. Wir sollten gehen", meinte Ryan, während er sich andauernd unsicher umsah. Er zog mich aus der Hütte, Cara und Samara folgten uns.
Mittlerweile hatte ich so viele Fragen an Ryan, dass ich nicht wusste, welche ich ihm zuerst stellen sollte.
Ich wollte wissen, wer unsere Entführer waren, warum sie es genau auf uns abgesehen hatten, wieso Ryan Verpflegung in der Hütte hatte und ich fast verdurstet wäre und warum er meinte, dass er froh sei, dass es mir gut gehe. Wusste er davon, dass ich auch eingesperrt wurde?
Wir hatten die Hütte nun hinter uns gelassen, sie verschwand mit jedem Schritt mehr in grünen Sträuchern und Bäumen, bis sie endgültig nicht mehr zu sehen war. Erleichtert atmete ich aus, denn erst jetzt, als ich die Hütte nicht mehr sah, konnte ich die Geschehnisse vorerst hinter mir lassen.
Trotzdem machte mich mein Gedankenkarussel im Kopf noch verrückt, wenn ich jetzt nicht bald ein paar Fragen loswerden würde.
,,Wer war es? Wer hat dich eingesperrt?", platzte es aus mir heraus. Insgeheim hatte ich schon Angst vor der Antwort, vorausgesetzt Ryan hatte eine.
,,Es waren zwei. Ich hatte am Samstag meine Mutter besucht und bin erst abends wieder nach Hause gekommen, es war schon dunkel. Als ich mein Auto vor meiner Wohnung abgestellt hatte und das Haus betreten wollte, kamen sie von hinten und stülpten mir einen Sack über den Kopf. Keine zwei Sekunden später steckte schon eine Nadel in meinem Oberarm und sie hatten mir irgendetwas gespritzt. Danach schleppten sie mich zu ihrem Lieferwagen und sperrten mich in den Laderaum, bevor sie mich an Händen und Füßen fesselten. Von der Fahrt habe ich nichts mitbekommen, wahrscheinlich hat dort die Wirkung der Spritze eingesetzt. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gefahren sind, aber als der Wagen stoppte, war ich wieder wach. Zwar war ich noch ein bisschen neben der Spur von dem, was mir eingeflößt wurde, aber als die beiden den Lagerraum öffneten, konnte ich ihre Gesichter sehen. Sie dachten, ich schlafe noch, aber da hatten sie die Wirkung der Spritze falsch eingeschätzt. Beide blickten mich entsetzt an und da war es schon zu spät, sich zu verstecken. Ich hatte sie erkannt und sah in ihren Gesichtern, dass ihr Plan nun gewaltig schief gelaufen war."
Als Ryan an dieser Stelle eine Pause einlegte, waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt. Geduld war eindeutig keine meiner Stärken und ich musste mich zusammenreißen, um einfach normal weiterzulaufen.
,,Es waren Julie Grave und Ian Harvers."
Ich schluckte schwer. Diese Information musste ich erst einmal verarbeiten. Wie konnten die beiden zu so etwas fähig sein? Ich erinnerte mich an das Gespräch zwischen Ryan und Ian Harvers, meinem Biolehrer, das die beiden vor kurzen in der Schule unter meiner Anwesenheit geführt hatten. Damals meinte Ryan, Ian sei ein guter Kumpel von ihm. Dass Ian sich als sein Feind entpuppt hatte, musste Ryan bestimmt nachgehen. Und trotz meines Hasses auf Julie, hätte ich ihr nie im Leben eine solche Aktion zugetraut.
,,Erzähl weiter", forderte ich Ryan mit zitternder Stimme auf. Eigentlich wollte ich genau das Gegenteil, nämlich meine Ruhe, um meine Gedanken sortieren zu können, aber ich musste die ganze Geschichte hören, um unsere jetzige Situation einschätzen zu können.
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