29. Knallgrün
Bevor eine der beiden antworten konnte, redete ich einfach weiter. Je länger ich über meine Idee nachdachte, desto brillianter erschien sie mir.
,,Ryan und ich haben die gleiche Uhr."
Ich tippte auf mein Handgelenk, an dem sich meine Uhr befand, die immer noch keinen neu aufgeladenen Akku hatte.
,,Über meine Uhr könnten wir versuchen, Ryans zu orten!"
Cara wirkte wenig überzeugt, während über Samaras Gesicht ein leichtes Lächeln huschte.
,,Das müsste wirklich funktionieren, denn Ryan hat das extra so eingerichtet. Da kennt er sich ziemlich aus, ich aber überhaupt nicht. Hat eine von euch eine Idee, wie wir durch GPS seine Uhr orten könnten?"
,,Wenn es um Technik geht, bin ich raus", meinte Cara schuldbewusst, was ich aber auch ahnen konnte. Ich kannte sie nun schon über sieben Jahre und in Technik war Cara noch nie besonders gut.
Erwartungsvoll blickte ich stattdessen Samara an, die schon wieder dieses Grinsen auf den Lippen hatte.
,,Also ich selber; das könnt ihr auch vergessen! Aber ich wüsste da jemanden, der das auf jeden Fall hinbekommt."
Jetzt hatte sie meine volle Aufmerksamkeit. Allerdings hatte ich keinen Schimmer, wen sie meinen könnte.
,,Mein Cousin Nolan kennt sich mit sowas wirklich gut aus. Wir könnten ihn besuchen, er wohnt nicht weit von hier."
Knappe fünf Minuten später saßen wir alle in Samaras Auto. Sie hatte gemeint, dass wir höchstens eine Viertelstunde bis zu Nolan bräuchten.
Meine Uhr hatte ich an die Powerbank gesteckt, die Samara glücklicherweise im Auto liegen hatte. Hoffentlich war der Akku nach einer Viertelstunde zumindest 20% geladen.
Ich lehnte mich zurück. Der Beifahrersitz war angenehm weich, viel besser als das Bett im Krankenhaus. Dann ließ ich das Fenster runter und genoss den Wind, der mir ins Gesicht blies und mit meinen Haaren spielte.
Zum ersten Mal seit ich aus dem Krankenhaus raus war, fragte ich mich, ob jemand meine Eltern über meinen Zustand benachrichtigt hatte. Aber ich hielt es für ausgeschlossen, denn sonst würden sie schon höchstpersönlich hier in Boston stehen. Vielleicht war es auch besser so, dass sie nichts wussten, denn sonst würden sie sich nur Sorgen machen.
Ich schloss die Augen und lauschte dem Takt der Musik. Samara hatte den Radio ziemlich laut gedreht, sodass Reden sowieso keine Sinn machte.
Stattdessen genoss ich weiterhin den Fahrtwind, der meine Haare zersauste, aber das war mir egal. Ich fühlte mich wirklich wieder fast gesund. Nur ab und zu, wenn Samara mit voller Geschwindigkeit über unebenen Boden raste, spürte ich die Schmerzen in meinem Kopf noch. Meine Handgelenke waren immer noch gut verbunden und wenn ich nicht darauf achtete, taten sie auch nicht mehr weh.
Viel zu schnell war die Fahrt vorüber. Ich hätte mich gerne noch ein wenig länger ausgeruht. Aber Ryans Gesundheit ist in diesem Moment wichtiger als meine.
Also steckte ich meine Uhr ab und schwang mich aus dem Auto. Vor mir ragte ein knallgrünes Haus auf. Ich musste mir erst einmal die Hand vor die Augen halten, weil das Grün so blendete.
,,Hier wohnt er. Allerdings ist das seine WG, das heißt, hier leben auch noch ein paar andere Chaoten", offenbarte uns Samara grinsend und lief sofort auf die Eingangstür zu.
Ich löste meinen Blick von dem Haus mit der einmaligen Farbe und folgte ihr und Cara. Samara hatte eben erst auf den Klingelknopf gedrück, da flog schon die Tür auf und ein Junge in meinem Alter stand grinsend vor uns.
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