16. Völlig kraftlos
Ich schreckte hoch.
Spürte die Wand an meinem Rücken.
Für den ersten Moment war ich komplett orientierungslos, bis mich das Erlebte wieder einholte.
Ich erinnerte mich an den gescheiterten Versuch, die Fesseln loszuwerden, an die Wunden, die mir der Nagel zugefügt hatte.
Mein Puls beschleunigte sich und mit einem Mal waren wieder diese unerträglichen Schmerzen da.
Meine Wunden brannten wie verrückt und mein Kopf dröhnte immer noch.
Nun merkte ich, wie erschöpft und kraftlos ich war. So wie es aussah, war ich wohl für kurze Zeit eingenickt. Allerdings hatte ich überhaupt kein Zeitgefühl und es konnte somit auch sein, dass ich viel länger als nur ein paar Minuten geschlafen hatte.
Stöhnend versuchte ich meine Hand- und Fußgelenke zu bewegen, die ich schon fast nicht mehr spürte.
Verdammt, ich musste hier raus!
Verzweifelt riss ich an den Fesseln, rollte mich wieder über den Boden, versuchte, die Augenbinde abzuschütteln.
Alles erfolglos.
Fuck!
Panik überrollte mich und ich konnte nichts dagegen tun.
Nun lag ich wieder ruhig am Boden. Ich versuchte einigermaßen kontrolliert zu atmen und neue Kraft zu sammeln.
Den Nagel würde ich nun nicht mehr finden, denn ich hatte mich ja wieder quer durch die ganze Hütte gerollt. Wegen meinen blutigen Handgelenken hätte ich einen neuen Versuch wahrscheinlich sowieso nicht gewagt.
Ich versuchte mich von den Schmerzen abzulenken.
Zählte die Sekunden, die verstrichen.
Ging alle Handynummern, die ich wusste, im Kopf durch.
Dachte an Ryan.
Scheiße! Ryan!
Was war nur mit ihm? Warum hatten meine Entführer sein Handy und wo steckte er?
Klar, sie wollten mich mit seinem Handy anlocken, aber wenn sie mich entführen wollten, was haben sie dann mit Ryan gemacht?
Oder hatten sie es auf uns beide abgesehen?
Wieder einmal versank ich völlig in meinen Gedanken. Das Gute daran war, dass ich nun wirklich für einige Minuten keine Schmerzen mehr verspürte, bis ich ruckartig aus meinen Gedanken gerissen wurde.
Es lag an meinem Hals.
Völlig ausgetrocknet.
Ich hatte Durst.
Und zwar sehr.
Noch ein Grund, weshalb ich nun endlich hier rausmusste!
Ich werde das schaffen!
Bevor ich überhaupt nachdenken konnte, was ich gerade tat, hatte ich schon fest an meinen Armfesseln gerissen.
Ich spürte, wie diese mir in die Handgelenke schnitten.
Wie erneut Blut von meinen Armen tropfte.
Hinab auf den Boden.
Aber ich ignorierte alles und riss noch einmal mit aller Kraft meine Arme auseinander.
Und dann rissen die Fesseln!
Ich konnte es nicht fassen! Ich hatte es geschafft! Ein Freudenschrei entwich mir und ich lachte erleichtert auf, so gut es unter dem Klebeband eben ging.
Da hatte mein Versuch mit dem Nagel wohl doch ein wenig geholfen.
Vorsichtig berührte ich mein linkes Handgelenk und zuckte sofort wieder zurück. Der Schmerz war unerträglich und die Wunden wirklich tief.
Verdammt, ich musste ins Krankenhaus, sonst würde ich zu viel Blut verlieren.
Schnell verdrängte ich diesen Gedanken und riss mir stattdessen mit einer gezielten Bewegung das Klebeband vom Mund. Erleichtert schnappte ich nach Luft, bevor ich mich der Augenbinde widmete.
Diese kostete mich allerdings einige Zeit, da ich meine halb tauben Hände kaum kontrollieren konnte. Als ich es dann schließlich doch geschafft hatte, die Knoten zu lösen, riss ich mir das dicke Tuch vom Kopf und blickte mit weit aufgerissenen Augen geradeaus.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro