2. Kapitel
Ich starrte an die weisse Decke über meinem schmalen Bett und versuchte krampfhaft an nichts zu denken, was mir natürlich nicht gelang. Tausende Gedanken kreisten in meinem Kopf und verlangten nach meiner Aufmerksamkeit.
Ich schielte auf den Wecker auf meinem kleinen Nachttisch.
Es war bereits drei Uhr morgens.
Und ich hatte noch keine einzige Sekunde geschlafen.
Aber das war nichts neues, es war schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal genug Schlaf bekommen hatte. Meistens lag ich bis Sonnenaufgang wach und wenn ich doch mal ein Auge zubekam wurde ich gleich darauf wieder von gnadenlosen Albträumen aus dem Schlaf gerissen.
Das war auch der Grund, weshalb ich nach einem Einzelzimmer verlangt hatte. Kein Mensch wollte um diese Uhrzeit von panischen Schreien geweckt werden.
Na gut.
Ganz so selbstlos war ich dann doch nicht.
Ich hatte hauptsächlich deswegen auf ein Einzelzimmer bestanden, weil ich nicht wollte, dass irgendwer von meiner Schlaflosigkeit und den Albträumen erfuhr.
Damit würde ich Schwäche zeigen. Aber das konnte ich mir nicht leisten.
Aus genau drei Gründen nicht:
Schwäche machte angreifbar.
Schwäche machte verletzlich.
Schwäche zog die Wölfe an.
Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass das auf keinen Fall passieren durfte.
***
Viel zu früh, drang das schrille Geräusch meines Weckers in mein Bewusstsein. Müde rollte ich mich zur Seite und schlug mit der Hand nach der Schlummertaste des nervig piepsenden Weckers.
Fünf Minuten später nahm ich abermals ein Geräusch wahr.
Diesmal kam es von der Tür. Jemand hatte dagegen geklopft.
Genervt zog ich mir die Decke bis über die Ohren.
Es klopfte erneut. Jetzt energischer.
Nachdem es drei weitere Male geklopft hatte und nun auch mein Wecker wieder begonnen hatte zu piepsen, öffnete ich schläfrig zuerst mein linkes, dann mein rechtes Auge. Wer auch immer vor meiner Zimmertür stand, die Person war hartnäckig.
Ächzend richtete ich mich auf und schwang meine Beine über die Bettkante. Ich stöhnte.
Dank Devon, war ich mir nun jedes einzelnen Muskels meines Körpers schmerzhaft bewusst.
Vielen Dank auch!
Ich schleppte mich mühsam bis zur Tür, öffnete sie...
und hätte sie am liebsten gleich wieder zugeknallt. Stattdessen zwang ich mich zu einem gleichgültigen Gesichtsausdruck.
„Was willst du?", knurrte ich.
„Hey! Ich freu mich auch dich zu sehen, Noah. Hast du gut geschlafen?"
„Fick dich, Jasper! Ich meins ernst, was willst du?"
„Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, dich zum Frühstück zu geleiten und sicherzustellen, dass du pünktlich zum Unterricht erscheinst."
„Aha."
Ich war nicht sonderlich überzeugt.
„Und wer, wenn ich fragen darf, hat dir diese „ehrenvolle Aufgabe" aufgetragen?"
„Nun ja, dass war ich."
Er grinste mich an.
Ich starrte zurück.
„Danke, aber ich brauche keinen Babysitter."
Und dann tat ich das, was ich schon die ganze Zeit hatte tun wollen:
Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
Erschöpft lehnte ich mich gegen die Tür und liess mich auf den Fussboden rutschen.
Der Tag fing ja schon mal gut an!
***
Nachdem mich Jasper gestern nicht besonders sanft in die Realität zurückgeholt hatte, war ich regelrecht geflüchtet, denn der seltsame Blick mit dem mich Jasper bedacht hatte, hatte mir ganz und gar nicht gefallen.
Er war aufmerksam, er wusste, dass ich etwas verschwieg und mir war gestern so einiges rausgerutscht, was ich besser für mich behalten hätte.
Jedenfalls hatte Jasper dafür gesorgt, dass ich für den restlichen Tag vom Unterricht freigestellt wurde und ich mich in meinem Bett verkriechen konnte. Vermutlich hätte ich mich bedanken müssen, andererseits war er ja Schuld an dem ganzen Schlamassel.
Und, wer hätte es gedacht, bereits eine Stunde später kursierten jede Menge Gerüchte darüber, weshalb ich nicht zum Unterricht erschienen war.
Also ja, ich hatte Angst vor dem heutigen Tag.
Denn ob ich wollte oder nicht, ich würde mit den gestrigen Geschehnissen konfrontiert werden. Und die Blutergüsse und die Schnittwunden in meinem Gesicht würden die Gerüchteküche noch zusätzlich anheizen. Die würde ich nämlich noch nicht mal mit ner Tonne Make-up verbergen können. Ausserdem hatte ich keine Ahnung was Devon und die restlichen „Zeugen" überall herum erzählt hatten. Wahrscheinlich irgendeinen Stuss, von wegen ich wäre ihm unterlegen gewesen und hätte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt.
Ich stöhnte und vergrub meinen Kopf zwischen den Händen.
Ich konnte definitiv auf den heutigen Tag verzichten.
Tut mir leid, ich weiss man checkt noch nicht wirklich viel, aber das kommt noch :D
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