59 - Feuerrot
▷ Motörhead "Heroes" (David Bowie Cover) ◁
Ich liege in Noahs Armen, als ich meine Augen aufmache. Er liegt mir direkt gegenüber und sieht mich an. Seine wunderschönen, wilden sturmblauen Augen funkeln, auch wenn er müde aussieht - er wirkt glücklich. Und so geht es mir auch. Ich bin dankbar, neben ihm aufzuwachen, bei ihm zu sein und in seine Augen sehen zu dürfen.
"Du starrst", murmle ich und freue mich, ihm endlich auch mal diesen Satz entgegenwerfen zu können.
Ein breites Lächeln taucht in seinem Gesicht auf. "Ja, und ich werde nicht damit aufhören."
Er reißt seine Augen auf, grinst wie ein Verrückter und kommt mir immer näher. Quietschend versuche ich, ihm auszuweichen und fange an, Noah zu kitzeln. Dieser bricht in schallendes Gelächter aus und schnappt sich meine Hände. Ich liege noch immer auf seinem einen Arm, mit dem es ihm nicht gelingt, mich zu kitzeln.
Atemlos sieht er mich an, während ich stolz das Kinn in die Luft strecke.
"Gewonnen!", juble ich und versuche, mich aus seinem Griff zu befreien. Doch er schüttelt nur den Kopf und drängt mich wieder zurück auf die Matratze. Und schon bald sind wir mit anderen Dingen beschäftigt als mit Starren.
"Ich freu mich schon so auf den Weihnachtsmarkt", gebe ich zu und stoße mit meiner Hüfte gegen Noahs.
Wir stehen gemeinsam vor dem Spiegel im Bad und putzen die Zähne. Noah macht bescheuerte Grimassen und bringt mich zum Lachen. Die ganze Zahnpasta läuft mir über das Gesicht.
"Du bist so wunderschön", sagt er grinsend, während ihm ebenfalls Zahnpasta aus den Mundwinkeln läuft.
"Wir sind so bescheuert. So, jetzt konzentrieren wir uns wieder, Herr Eisold."
Noah salutiert. "Jawohl, Madame."
Nur mit Hilfe eines Handtuchs kann ich ihn aus dem Badezimmer scheuchen und ihn davon abhalten, mir beim Duschen zuzusehen. Mein Duschgel ist beinahe leer, wie ich feststelle, als ich die Flasche neben Noahs Duschgel stelle. Kurz schnuppere ich an der Flasche seines Duschgels. Es riecht nach Noah, frisch nach einem Tag am Meer und einem Hauch Wald. Ich wasche das Shampoo aus meinen Haaren und gebe etwas Spülung hinein, die ich kurz einwirken lassen.
Gerade als ich mich abgetrocknet habe und eincreme, öffnet sich die Tür.
"Bist du fertig?", möchte er wissen und drückt mir einen Kuss auf die Schulter.
Obwohl ich meinen Körper immer noch nicht liebe, bin ich in seiner Gegenwart so viel selbstbewusster und entspannter geworden. Es ist mir gar nicht mehr peinlich, halbnackt vor ihm zu stehen. Ich nicke und zeige kurz auf meine Bodylotion.
"Soll ich rausgehen?" Ich schnappe mir die Flasche meiner Creme, doch Noah schüttelt den Kopf.
Er zieht sich aus und grinst mich kurz an, ehe er in die Dusche geht. Ich kann es nicht lassen und starre ihn an.
"Du starrst", ruft er. Seine Stimme hallt von den Wänden des Badezimmers wider.
Ich lache und creme mich fertig ein. Meine Haare föhne ich und starre dabei fest auf mein Spiegelbild, um ihn ja nicht wieder anzustarren. Als er sich abtrocknet und mir den Rücken zudreht, kann ich nicht verhindern, dass ich auf seinen Rücken starre. Die Muskeln bewegen sich und tanzen, als er sich anzieht. Ich wime mich wieder meinen Haaren und kämme sie durch, um anschließend eine Pflegelotion in die Spitzen zu geben. Sie sind ziemlich trocken und splissig, ich sollte dringend wieder zum Friseur gehen. Ich trete an Noah heran, der sich gerade das Haar trocknet und gebe ihm wiederrum einen Kuss auf die Schulter. Er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu und ich erhasche einen Blick auf sein Schmunzeln - und seine Grübchen.
In der Küche öffne ich die Fenster und lasse frische Luft herein. Es ist bereits Nachmittag, weil wir den ganzen Morgen im Bett verbracht haben. Ich grinse und betrachte den Boden. Noch immer kann ich nicht fassen, dass ich jetzt einen Freund habe. Und Dinge tue, die man mit einem Freund so macht. Und neben all dem Spaß den wir zusammen haben - das beste daran ist das Kuscheln und die körperliche Nähe, von beiden hätte ich nie gedacht, sie jemals wirklich zu erfahren. Durch Noah bin ich gewachsen, er macht mich mutig, selbstbewusst und lernt mir, mich selbst zu lieben. Er zeigt mir, wie stolz er auf mich ist, was mir wiederrum Kraft gibt. Und ein kleines bisschen hoffe ich, ihm all das zurückgeben zu können.
Wer hätte gedacht, dass wir eines Tages zusammen, nebeneinander, im Badezimmer stehen und Zähne putzen? Ich mit Sicherheit nicht.
Hunger macht sich in mir breit und ich durchforste den Kühlschrank nach Frühstück. Ich höre Schritte hinter mir und spüre erneut Noahs starke Arme, die sich von hinten um mich schließen. Wir sind wie Magneten, wir können keinen Moment, ohne einander zu berühren. Und ich werde davon sicherlich nie müde.
"Möchtest du Toast oder lieber Müsli?" Ich krame im Schrank neben der Spüle nach Tellern und Schüsseln.
"Ich mag beides. Aber Müsli wäre nicht schlecht", antwortet er. "Worauf hast du Lust?"
Wir einigen uns auf Müsli und schneiden ein bisschen Obst klein. Ich liebe es, Nektarinen, Äpfel und Bananen in Müsli zu geben. Anderes Obst habe ich bis jetzt noch nicht ausprobiert, aber vielleicht versuche ich im Sommer mal Erdbeeren und Blaubeeren im Müsli.
Den Nachmittag verbringen wir mit Oma und Theo, mit dem wir Gassi gehen. Oma bringt uns Rommé bei und so vergeht die Zeit bis zum Abend. Natürlich habe ich Oma gefragt, ob sie sich uns anschließen möchte und mit auf den Weihnachtsmarkt fahren will, aber sie hat dankend abgelehnt. Und so stehe ich mit Noah an der Bushaltestelle und warte auf den Bus. Es ist kalt, aber nicht eiskalt. Normalerweise hätten wir uns beide eine Zigarette angezündet, aber die Sucht wird immer geringer. Stattdessen verschlingen wir unsere Hände und beobachten die Autos, die an uns vorbeihuschen. Früher als Kind habe ich die Autos gerne gezählt und nach Farben sortiert. Ich war wahrlich sonderbar.
Die Ampel wird rot und das Licht taucht die Straße vor uns in leuchtendes Rot. Einige Fahrzeuge haben die Fenster geöffnet, aus denen laute Musik schallt - manche Fahrer singen mit, andere konzentrieren sich auf ihr Handy, das sie in der Hand haben. Das erinnert mich an mein Handy, das ich aus meiner Handtasche krame. Ich werfe einen kurzen Blick darauf und sehe das WhatsApp-Zeichen in der Benachrichtigungsleiste. Es ist eine Nachricht von Leonie, die fragt, was ich heute Abend mache. Kurz antworte ich ihr und stopfe das Handy dann wieder in meine Tasche. Noah drückt mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Der Bus kommt", informiert er mich.
Er ist fast leer, als wir einsteigen, weswegen wir einen Sitzplatz ergattern. Es ist ein Doppeldeckerbus, die ich irgendwie schon immer am liebsten mochte. Die Treppen nach oben finde ich allerdings nach wie vor wirklich blöd. Sie sind zu eng und zu steil. Vor allem, wenn man den Ausstieg verpasst hat und noch schnell aus dem Bus will. Da ist die ein oder andere Person schon hinuntergefallen. Nicht, dass mir das schon mal passiert ist.
Wir müssen mit dem Bus zum U-Bahnhof Warschauer Straße fahren, um dort in die U1 einzusteigen. Unser Halt ist der Wittenbergplatz, von dem aus wir zum Weihnachtsmarkt laufen. Der Bus ist voll an diesem Abend und ich kuschle mich an Noahs Brust, als immer mehr Leute einsteigen. Er sitzt außen und schirmt mich vor der Masse ab, die gerade den Bus betritt. Ich schnuppere an seinem Hals und küsse die Stelle, die mir am nächsten ist. Gedankenverloren fährt er mir mit der Hand über den Rücken und legt seinen Kopf auf meinem ab.
Wir sind an der Warschauer Straße und steigen inmitten der Fluten aus. Die meisten Leute gehen zur U-Bahn und wir folgen ihnen. Noah hält meine Hand und drückt sie beruhigend, da er weiß, dass mich große Menschenmassen schnell überfordern können.
"Ich glaube, wir müssen uns beeilen. Die nächste U-Bahn kommt in wenigen Minuten." Ich starre auf mein Handy, das ich nun doch wieder herausgekramt habe. Zuhause habe ich einen Screenshot gemacht, um den Anschluss zur U-Bahn nicht ständig googlen und mein Datenvolumen nicht so oft nutzen zu müssen.
"Mach dir keinen Stress. Wir haben doch alle Zeit der Welt. Die nächste U-Bahn kommt mit Sicherheit nur wenige Minuten danach." Er stellt sich neben mich und wirft einen Blick auf mein Handy. "Hier, guck. Wenn wir die verpassen müssen wir nur vier Minuten warten."
"Wir können ja mal gucken. Na gut, du hast Recht", gebe ich zu und stopfe mein Handy in die Hosentasche. Meine Hände fühlen sich an wie Eisklumpen. Ich puste gegen sie und reibe sie, um sie etwas zu wärmen. Aber es will nicht so recht funktionieren. Noah beobachtet mich aus seinen sturmblauen Augen.
"Ich habe immer Recht. Komm, Dalí." Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hintern, was ihn in die Luft springen lässt. Kichernd weiche ich seiner Hand aus und ducke mich unter ihr hinweg. Ich komme mir vor wie ein Kind - aber wie ein glückliches Kind.
Die U-Bahn steht bereits da, aber ich habe keine Lust zu rennen. "Wollen wir vielleicht doch wirklich warten?" Ich setze meinen Dackelblick auf und ziehe meine Jackenärmel über meine Hände. Mir ist kalt und ich flüchte vor den Menschen, die an mir vorbeieilen, um die U-Bahn zu erwischen.
Die U-Bahn fährt los und wir warten auf die nächste. Es ist kalt und ich zittere, was Noah dazu veranlasst, mich an sich zu drücken. Die nächste U-Bahn ist schön leer und wir setzen uns in einen Vierer. Ich schaue aus dem Fenster und beobachte die Lichter, die an uns vorbeihuschen. Wir fahren eine knappe halbe Stunde, in der wir nicht viel reden. Aber das ist okay. Man muss nicht immer sprechen, manchmal ist es auch gut, wenn man mal schweigt. Menschen mit denen Schweigen angenehm ist gibt es selten - umso bedeutender ist es, dass das zwischen Noah und mir so gut klappt. Das Schweigen mit meiner Mutter ist immer äußerst unangenehm. Schon allein, weil mir aus ihrer Richtung ständig Wellen der Frustration und des Vorwurfes entgegenschwappen und ich drohe, darin zu ertrinken. Nur noch vier Stationen, stelle ich am U-Bahn-Plan fest, der über uns hängt.
"Noch vier Stationen", plappere ich hinaus und werfe Noah einen kurzen Blick zu. Er streichelt abwesend mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Ich liebe dieses Gefühl seiner Haut auf meiner Haut.
Noah erwidert meinen Blick und küsst mich. Ich seufze, denn ich wäre jetzt ganz lieber wo anders, als in einer U-Bahn, in der uns eine grimmig dreinschauende Frau gegenübersitzt. Noah lächelt in den Kuss hinein und küsst mich erneut. Wilder, hungriger. Ich lehne mich an das Fenster hinter mir und nehme Noahs Gesicht in meine Hände. Hiervon werde ich nie genug bekommen. Vom Knutschen. Von seinem Duft. Von seinen Lippen. Von ihm.
"Sucht euch ein Zimmer, verdammt", knurrt die Frau uns gegenüber und steht auf. Sie wirft einen Stapel Prospekte auf den Sitz, auf dem sie vorher saß. Menschen die ihren Müll überall zurücklassen verstehe ich nicht.
Noah lacht leise. "Gut, dass wir schon eins haben." Erneut küsst er mich, diesmal sanfter.
Die Frauenstimme sagt unsere Haltestelle über die Lautsprecher an und wir steigen aus. Nach der langen Fahrt im Warmen kommt mir die Kälte vor der Tür der U-Bahn zehnmal so schlimm vor, obwohl es vermutlich nicht mal Minusgrade sind.
Ich murre. Meine Wangen sind kalt und ich bereue es kurz, das Haus überhaupt verlassen zu haben. In meinem Bett war es irgendwie viel gemütlicher.
"Möchtest du nach Hause?", fragt Noah und dreht sich zu mir um. Das Europacenter hinter ihm leuchtet in allen möglichen Farben. Eine große goldene Schleife aus Lichterketten umhüllt es und beleuchtet Noah von hinten, sodass er sogar etwas von einem Engel hat.
Ich seufze. "Aber ich wollte unbedingt auf den Weihnachtsmarkt und wenn wir schon da sind, können wir auch ein bisschen herumschlendern."
"Na gut, aber dann bleiben wir eben nicht so lange. Wir kaufen uns Schokofrüchte und gebrannte Mandeln und vielleicht einen Glühwein und dann fahren wir wieder nach Hause. Okay?"
"Ja, das klingt gut. Danke. Es tut mir leid, dass ich so ein Heckmeck daraus mache."
Er schüttelt den Kopf. "Alles gut, mein Herz."
Wir schlendern über den kleinen Platz vor der Kirche. Es gibt viele verschiedene Buden, aus den Lautsprechern schallt stimmungsvolle Weihnachtsmusik. Noahs Hand liegt fest in meiner, beschützend, unterstützend. Ich bin gebannt von all den Lichtern die uns umgeben. Lichter beeindrucken mich schon seit ich ein Kind bin. Schon immer blieb ich stehen, um die Lichter irgendwelcher Häuser anzustarren, ganz zu schweigen von großen Fabriken und ihren riesigen strahlenden Lichtern aus den kleinen Fenstern, die die dunkle, graue Masse durchbrechen.
"Schokofrüchte?" Noah zeigt auf einen kleinen Stand und ich nicke sofort.
"Ich lade dich ein", beschließe ich.
Ich bestelle mir erneut Schokoerdbeeren und Noah sich eine Schokobanane. Wir bleiben stehen, stellen uns an den Rand und lassen den Menschenstrom an uns vorbeifließen. Es tut gut, eine kurze Pause einzulegen. Jetzt habe ich Zeit, mir den kleinen Weihnachtsmarkt genauer anzusehen. Die Buden sind alle aus Holz und haben ein rot-weiß gestreiftes Dach. Den Platz umgibt ein roter Zaun, der mit Tannenzweigen dekoriert ist. Hübsche Tannenbäume, mit eleganten Kugeln und einem schönen Stern stehen über dem Platz verteilt vor uns.
"Es ist so schön. Ich liebe all das Licht", flüstere ich und beiße in meine Schokoerdbeeren. "Möchtest du probieren?" Ich halte Noah die Erdbeeren hin, dieser nickt und hält mir im Gegenzug seine Schokofrucht entgegen.
Ohne großartig nachzudenken beiße ich in die Schokobanane und stelle zu spät fest, dass Noah jede Bewegung meinerseits beobachtet. Er schluckt hart und starrt gebannt auf meinen Mund. Ein Lächeln zupft an meinen Mundwinkeln. Noah bemerkt meinen Blick, blinzelt verlegen und beißt in die Schokoerdbeere. Räuspernd kaut er und wir tauschen unser Essen wieder.
"Alles gut bei dir?", necke ich ihn und kann mir ein Grinsen nun gar nicht mehr verbeißen.
Auch Noah grinst und schüttelt den Kopf. "Du bist unmöglich. Du weißt ganz genau, was du da gemacht hast."
Unschuldig sehe ich ihn an. "Ich kann nichts dafür, wenn du dir eine Schokobanane kaufst."
Er tritt an mich heran und küsst mich. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich", murmle ich an seinen Lippen und erwidere seinen Kuss.
Wir schlendern weiter und betrachten die vielen schönen Ausstellungsstücke in den Buden. Einige verkaufen selbstgemachte Figuren aus Holz, andere Mobiles aus Glas, wiederrum andere verkaufen gestrickte Mützen und Schals, andere selbstgemachten Honig und bei anderen Buden gibt es hübschen Schmuck zu kaufen. Überall ist Weihnachtsmusik zu hören. Unsere Hände sind fest verbunden. Es ist kalt und ich bin dankbar, dass zumindest eine Hand gewärmt wird. Ich gehöre ihm. Und er gehört mir.
"Glühwein?", frage ich und zeige mit meiner freien Hand auf den Stand, der mit bunten Lichterketten versehen ist.
Noah überlegt und nickt schließlich. "Diesmal lade aber ich dich ein."
"Na gut", stimme ich zu.
Wir stellen uns in die Schlange vor der Bude und während wir warten, kuschle ich mich an ihn. Selbst in dem ganzen bunten Trubel kann ich sein Herz hören. Ich liebe es, ihm zu lauschen. Noah streicht mir über den Rücken und ich umschlinge ihn mit meinen Armen. Es gibt nichts schöneres, als ihm nah zu sein. Meine Finger fahren über seinen Rücken, über die Falten in dem Stoff seines Pullis und landen kurz auf seiner Haut. Doch meine Hände sind so kalt, dass Noah einen zischenden Laut loslässt. Ich zucke zurück.
"Sorry." Entschuldigend küsse ich ihn auf den Mund.
Noah bestellt unseren Glühwein. Er drückt mir die warme Tasse in meine eiskalten Hände und wir stellen uns an einen Tisch, der direkt vor der Bude steht. Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und wiederwillig löse ich mich aus der Umarmung.
Leonies Name leuchtet auf meinem Bildschirm und ich mache mir sofort Sorgen. Eine Gruppe Jugendlicher läuft grölend an uns vorbei und ich beschließe, mich kurz von dem Glühweinstand zu lösen.
"Ich muss da kurz ran, ich bin gleich wieder da, ja? Ich gehe kurz zur Kirche, da sind gerade nicht so viele Menschen", erkläre ich ihm und zeige auf mein Handy.
Ich nehme Leonies Anruf entgegen, weise ihr aber an, kurz zu warten.
"Ist gut, bis gleich mein Herz. Und Lia?"
In meiner Bewegung stockend drehe ich mich nochmal um. "Ja?"
"Ich liebe dich." Seine sturmblauen Augen funkeln und in seinem Blick liegt unendlich viel Liebe. Liebe für mich. Mein Herz hüpft.
Lächelnd springe ich auf ihn zu und küsse ihn. "Ich liebe dich, Noah. Bis gleich."
Er drückt meine Hand und lächelt mich sanft an. Liebe für diesen Mann durchflutet mich in einem rasend schnellen Tempo. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit ihm alleine zu sein.
"Leo, bist du noch dran?" Als ich mein Handy wieder in die Hand nehme, stehe ich vor der Kirche, vor der Mauer, mit dem Rücken zu den Buden. Hier ist es ruhiger, die ganzen Buden sind alle nach vorne ausgerichtet und ich sehe nur die Hinterseite dieser Buden.
Doch ich höre sie nicht mehr, die Verbindung wurde unterbrochen. Dann gibt es einen lauten Knall und es kracht und plötzlich höre ich Menschenschreie. Panische Menschenschreie. Und mir stockt der Atem.
Ich drehe mich um, wie von einer Tarantel gestochen. Die Menschenschreie verstummen und in meinem Kopf macht sich ein lautes Summen breit. Feuerrote Panik durchflutet mich, macht das Summen lauter. So unerträglich laut. Und der Getränkestand, an dem ich mich gerade noch befand, ist eingedrückt und zusammengefallen. Dann wird mir bewusst, dass ich ihn nicht mehr sehe.
Ich sehe Noah nicht mehr.
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