55 - Gold
▷ I'm Gonna Be (500 Miles) - Sleeping At Last ◁
Mein Blick wandert langsam nach oben, über seine Beine, seinen Bauch. Mein Blick wandert zu seinem Gesicht, über das noch immer Wassertropfen laufen, die aus seinen Haaren fallen. Seine Haare sind nass von der Dusche und stehen wie wild vom Kopf ab. Doch es sind seine Augen, die mich an sich fesseln und nicht mehr loslassen. In ihnen liegt ein Blick, so wild, dunkel, hungrig und gleichzeitig voller Liebe, dass mir ganz warm wird.
Sein Blick liegt schwer auf mir und plötzlich bin ich nervös. Ich kann nicht mehr atmen. Vor allem nicht, als er einen Schritt auf mich zumacht. Instinktiv weiche ich zurück, was ihm einen verwirrten Blick entlockt. Doch die Verwirrung steht ihm nur kurz ins Gesicht geschrieben. Er kommt noch einen Schritt auf mich zu und steht direkt vor mir. Ich kann den Blick nicht von seinem Oberkörper nehmen, der unter seinem T-Shirt zu erkennen ist und den ich vor wenigen Minuten noch nass vom Regen gesehen habe. Das alles, sein ganzes Erscheinungsbild, macht ihn so wahnsinnig attraktiv, dass ich meinen Verstand ausschalte und meinem Herzen folge. Meine Hände legen sich wie von selbst an sein Gesicht, woraufhin Noah leise seufzt. Sanft aber bestimmt ziehe ich ihn zu mir her. Erst als uns nur noch Zentimeter voneinander trennen, schließt er seine Augen. Als wir uns vorsichtig küssen, aus Angst etwas kaputt zu machen, werden meine Knie weich. Doch ich spüre ein Verlangen in mir, das mich hungrig werden lässt und mein Kuss wird intensiver. Noah seufzt leise und drückt sich an mich. Hinter mir steht nur diesmal leider keine Mauer, weswegen ich stolpere und lachen muss. Noah zieht mich jedoch wieder sofort an sich, um den Kuss nicht länger als nötig zu unterbrechen. Aber ich spüre, dass er an meinen Lippen lächelt, was mir Schmetterlinge in den Bauch jagt.
Meine Finger wandern zu seinen Haaren und ich kralle mich darin fest, als er sich noch mehr an mich drückt. Langsam fahre ich mit meinen Fingerspitzen seinen Nacken entlang, was ihm ein leises Knurren entlockt. Grinsend beiße ich mir auf die Unterlippe, als wir uns kurz voneinander lösen. Noahs Hand ruht an meiner Hüfte und sein Blick ist sanft, als wir uns ansehen. Ich halte es nicht aus, länger von ihm getrennt zu sein und ziehe ihn wieder zu mir. Noah lacht leise, ehe er mich küsst und mich sanft nach hinten schiebt, sodass wir uns langsam auf das Bett zubewegen.
Ich war mir noch nie so sicher wie jetzt, dass er es ist. Dass es Noah ist mit seinem goldenen Herzen, den ich will.
Und obwohl ich mir so sicher bin, kann ich nicht verhindern, dass meine Hände zittern, als ich sie langsam unter sein T-Shirt schiebe. Noah holt zischend Luft und schiebt mich von sich.
"Lia, ich weiß nicht, ob ich mich noch länger zurückhalten kann, wenn du das machst."
"Wenn ich was mache?", frage ich, betont unschuldig und versuche, ihm das T-Shirt auszuziehen.
Er schluckt und sein sanfter Blick wird dunkel. Seine Wangenmuskeln mahlen, was ihn noch so viel attraktiver macht. Der letzte Widerstand, den er mir entgegensetzt, bricht und wir ziehen das T-Shirt zusammen aus. Ich kann es nicht lassen und betrachte ihn. Noah ist so schön. Schnell lege ich mein Ohr und meine Hand an sein Herz, um dem Schlagen zu lauschen. Es schlägt gesund und kräftig. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Stelle an der gerade mein Ohr noch lag und sehe ihn an. Selbstbewusster als ich mich eigentlich fühle ziehe ich ihn zum Bett und weiß plötzlich, dass es das Richtige ist. Hier zu sein, mit ihm. Ein Lächeln stiehlt sich mir ins Gesicht und Noah sieht mich fragend an.
Sanft streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und blinzelt. Seine Hand zittert und er wartet. Auf meinen nächsten Schritt. Auf die letzte Entscheidung, die er mir gewährt. Ich hole tief Luft und ziehe mein Nachthemd über den Kopf. Noah holt erneut zischend Luft. Als ich mein Nachthemd über den Kopf geschoben habe, sehe ich, dass er seine Augen geschlossen hat.
"N... Noah?", erkundige ich mich verunsichert. Ob er mich nicht sehen will?
"Du ... du bist ... du hast ... ich ... oh du grüne Neune", stammelt er und hat noch immer die Augen geschlossen. Seine Hände zittern, als er sich mit ihnen durch seine Haare fährt.
Lachend trete ich an ihn heran und kuschle mich an ihn. Haut an Haut. Mein Herzschlag explodiert und ich weiß nicht, woher ich den Mut nehme, der mich gerade durchfährt. Mein Mund ist trocken vor Angst, vor Nervosität. Diese Entscheidung ist so groß und ich kann nicht verhindern, dass sich Unsicherheit und Angst in mir breit machen. Noah hat mich noch immer nicht berührt oder angefasst und mir wird ein bisschen schlecht.
Er seufzt und schiebt mich von sich. Sein Blick ruht auf meinem Gesicht, an das er nun seine Hände legt. Endlich.
"Ich liebe dich, Dalí", flüstert er und küsst mich.
Langsam, sanft.
Es hat etwas unglaublich Intimes, halbnackt voreinander zu stehen und sich zu küssen. Meine Hände wandern über seinen Rücken und hinterlassen Spuren, eine Landkarte, die sich für immer in meinem Kopf verankert. Noahs Hände sind rau auf meiner Haut und vorsichtig. Langsam fährt er über jeden Zentimeter meines Rückens und verursacht eine Gänsehaut nach der anderen. Ich zittere vor Nervosität - und vor Verlangen.
"Du zitterst, wir müssen dich zudecken", flüstert er und küsst mich erneut. Er küsst mich hungrig, kostet mich und atmet meine Luft.
Stolpernd gelangen wir schließlich ins Bett. Obwohl Noahs Blick so dunkel vor Verlangen ist, hat er nie das Sanfte darin verloren. Wir erkunden unsere Körper und malen Muster aus Licht und Feuer. Unsere Küsse werden hungriger und ich ziehe ihn auf mich. Ich spüre ihn an jeder Stelle meines Körpers, drücke mich ihm entgegen.
Er keucht und löst sich von mir.
"Ich liebe dich auch, Noah", gebe ich schließlich zurück und weiß, dass das hier richtig ist. Ich ziehe ihn wieder an mich und küsse ihn erneut. Doch er löst sich ein weiteres Mal von mir.
Fragend sieht er mich an.
"Bist du dir sicher, dass du einen Schritt weiter gehen möchtest?"
Ich nicke und unterstütze meine Bestätigung indem ich meine Hand in die Nähe seiner Boxershorts wandern lasse. Noah zuckt unter meiner Berührung, ein leises Stöhnen kommt über seine Lippen. Mein Blick wandert zu der Stelle an der ich ihn berühre. Es ist seine Hüfte und ein Tattoo blitzt mir entgegen.
"Ist das neu?", erkundige ich mich und beuge mich etwas vor, um es genauer zu sehen.
Als ich es erkenne, treten mir Tränen in die Augen. Es ist eine von Dalís Uhren.
"Du hast dir eine Dalíuhr tattoowieren lassen?", möchte ich unter Tränen erstickter Stimme wissen und wische mir schnell die verräterische Flüssigkeit aus den Augen. Für Außenstehende ist es nur eine von seinen Uhren. Aber für mich ist dieses Tattoo von solch großer Bedeutung, dass ich keine Worte dafür finde. Viele würden ihn sicherlich verurteilen, denn immerhin weiß man nie, wie lange man zusammenbleibt. Doch ich empfinde Dankbarkeit und zum ersten Mal fühle ich mich wirklich geliebt.
"Findest du das doof? Ich ... wollte dich unbedingt immer bei mir wissen. Und wie könnte ich das besser als mit einer Uhr von Dalí?" Schüchtern sieht er auf die Matratze.
"Ich liebe es", gebe ich zu und küsse ihn wieder.
Seine Hände streicheln vorsichtig und liebevoll über meine Haut, über jeden einzelnen Zentimeter. So vorsichtig, als könnte ich unter seinen rauen Händen zerbrechen.
Niemals hätte ich gedacht, dass Noah und ich zusammenfinden. Niemals hätte ich gedacht, dass er mir sein Herz schenkt - und ich ihm meins. Niemals hätte ich gedacht, dass er mich liebt; dass jemand wie er vollkommen verrückt nach mir sein würde. Und dass er mich allein mit seinen Händen so verrückt nach ihm machen würde. Es ist ein gefühltes Jahrzehnt her, dass ich mit einem Mann nackt im Bett lag. Ich hatte so große Angst vor seiner Reaktion, wenn er mich so sieht, aber er sieht mich an, als wäre ich etwas Kostbares und das gibt mir Mut. Und überflutet mich mit unendlich viel Liebe für ihn.
"Warte", flüstert er leise und löst sich von mir. Flink sucht er in seiner Tasche auf dem Nachttisch nach etwas und kommt zurück, mit etwas Knisterndem in der Hand.
"Willst du das wirklich, Lia? Du weißt, dass du jederzeit 'Nein' sagen kannst."
Ich schüttle lächelnd den Kopf. Es ehrt ihn, dass er wirklich sicher gehen möchte, dass ich das hier will. Sein Blick wandert an meinem Körper entlang, ebenso wie meiner. Und wenn ich noch Zweifel hatte, sind sie jetzt vollkommen aus dem Weg geräumt. Ich strecke meine Hände nach ihm aus und das ist Einladung genug für Noah, den letzten Schritt zu gehen. Noah ist vorsichtig und sanft, achtet auf mich - und mein sowieso schon vor Liebe überfülltes Herz füllt sich noch mehr für diesen wunderbaren Mann.
Noahs Herzschlag beruhigt sich etwas, während ich mit kreisenden Bewegungen über seine Brust fahre. Abwesend streichelt er immer und immer wieder meine Schulter. Ich fühle mich geborgen, hier in seinen Armen. Und ich weiß, dass das einer dieser Momente ist, die ich mir in ein Marmeladenglas füllen möchte. Ich fühle mich erschöpft aber gleichzeitig unglaublich energiegeladen - und glücklich.
Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn an. Seine Augen sind geschlossen, aber ein sanftes Lächeln umspielt seinen Mund.
"Du starrst."
"Na und?", gebe ich grinsend zurück und küsse ihn auf die Nasenspitze.
Er lacht leise und rollt sich über mich. Wir sind uns so nah, dass wir die gleiche Luft einatmen. Er küsst mich. Wilder als zuvor und erneutes Verlangen macht sich in mir breit.
"Oh, ich weiß jetzt schon, dass ich von dem hier nie genug bekommen werde", flüstert er, als er Spuren aus Küssen an meinem Hals hinterlässt und mich ein weiteres Mal absolut um den Verstand bringt - und sich von mir um den Verstand bringen lässt.
Nun ist er es der in meinen Armen liegt und ich streiche ihm langsam über den Rücken. Mein Herz schlägt wie verrückt und ich bin mir sicher, dass Noah es hören kann.
"Ich mag es hier", murmelt er an meiner Brust und entlockt mir ein Lachen.
"Du bist unmöglich."
"Nein, nur ehrlich." Er küsst mich und sieht mich aus seinen wunderschönen Augen an.
"Was? Hab ich was im Gesicht?", frage ich unsicher.
Er schüttelt sanft den Kopf und lächelt. Seine Hand ruht an meiner Hüfte, warm und beschützend.
"Es ist so leicht, sich in dich zu verlieben. Alles an dir ist so unglaublich. Dein Herz und deine Seele sind so wundervoll, Lia. Du bist der gütigste Mensch den ich kenne. Du bist mein Lieblingsmensch und ich bin so verdammt verliebt in dich. Das Leben wäre ohne dich nicht so wunderbar, sondern so ganz anders ohne dich. Dunkel und ohne Licht. So kitschig das auch vielleicht in deinen Ohren klingt. Du bist mein sicherer Hafen geworden, Lia. Du bist mein Zuhause. Bei dir weiß ich, dass ich nach einem beschissenen und stürmischen Tag immer zur Ruhe komme und sicher bin. Du hast mir dein goldenes Herz geöffnet, obwohl du so zerbrochen warst und das war das größte Geschenk das ich je bekommen habe."
Fassungslos starre ich ihn an ob seiner Worte, Worte von denen ich niemals gedacht hätte, ich würde sie hören. Ich ziehe ihn an mich und halte ihn in meinen Armen fest. Zu viele Gefühle durchfahren mein Herz. Aber vor allem bin ich dankbar, dankbar für seine Liebe - für ihn.
Und ich hatte Recht: Manche Menschen sind eine Strafe - und andere dafür ein Geschenk. Noah ist definitiv mein Geschenk und ich hätte kein besseres bekommen können.
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