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19 - Purpurrot

▷ Cage The Elephant - Cold Cold Cold ◁


"Und Sie haben wirklich nichts geplant, Frau Großmann?" Herr Zesinski sieht mich fragend an, doch ich schüttle nur den Kopf.

"Meine Oma kommt mich besuchen. Und morgen vielleicht meine Eltern. Aber eigentlich will ich das nicht."

"Dann solltest du das deinen Eltern sagen, Lia", Anett sieht mich mahnend an.

"Das ist nicht so einfach", entgegne ich und ziehe die Schultern hoch.

"Daran kannst du aber wachsen, meine Liebe." Sie streicht mir kurz über den Arm und lächelt leicht.

Die Runde geht weiter und jeder teilt Herrn Zesinski seine Pläne für das Wochenende mit. Nach einer halben Stunde sind wir entlassen und ich treffe mich mit Leonie im Raucherpavillion. Ihre Gruppe war schon früher fertig, dementsprechend ist der Pavillion in erster Linie gefüllt mit Leuten aus der Merkur-Gruppe. Auch ein Riese mit sturmblauen Augen befindet sich darunter, der sich umsieht, als Leonie mich quietschend begrüßt. Als hätten wir uns seit Monaten nicht mehr gesehen - und eigentlich war es nur eine halbe Stunde. Ich lache und lasse mich von ihr in eine übertriebene Umarmung ziehen.

Noah drückt seine Zigarette aus und schiebt sich an uns vorbei. Er sieht mich an, als er mich direkt passiert. Die Augen sind dunkel, als hätte sich eine noch dunklere Wolke über die Sturmwolken gelegt. Sein Unterarm berührt mich ganz sachte an der Hüfte und diese kleine Berührung lässt mich schaudern. Ich bin es nicht gewohnt, berührt zu werden. Dementsprechend hat sich jetzt auf meinen Armen eine Gänsehaut gebildet. Leonie bemerkt nichts, denn sie ist inzwischen in einer angeregten Unterhaltung mit Aaron, der ihr von seinen Plänen für das Wochenende erzählt. Ich fahre mir mit meinen Händen an meinen Armen entlang um die Gänsehaut zu vertreiben und zünde mir nun endlich eine Zigarette an. Ich spüre noch immer Noahs Berührung und allein der Gedanke daran macht mich nervös. 


Die Patienten, die das Wochenende nicht in der Klinik verbringen, verlassen nach und nach das Haus. Ich sitze auf meinem Bett und sehe Leonie dabei zu, wie sie ihre Tasche packt. Aufgeregt hüpft sie auf und ab.

"Ich habe heute ein Date, Lia. Kannst du das glauben? Ich bin schon so aufgeregt."

"Ich möchte dann bitte alles wissen, Leonie! Und ich wünsche dir ganz viel Glück. Es wird bestimmt schön. Da bin ich mir sicher. Falls er ein Arsch ist, ruf mich an. Ich komme vorbei."

"Ja, und bring Noah mit."

Ich schüttle den kopf. "Ich krieg den Kerl auch allein klein."

Leonie lacht. "Gut, mit Kleinsein kennst du dich ja offensichtlich aus, Königin der Zwerge."

Ich strecke ihr die Zunge raus. "Sei nicht so frech."

Leonie grinst. "Bis morgen. Pass auf dich auf, Lia."

"Gleichfalls", erwidere ich und sehe ihr dabei zu, wie sie ihre Taschen packt und das Zimmer verlässt.


Die Tür fällt mit einem Klicken ins Schloss und ich bin alleine. Meine Oma hat sich für den frühen Nachmittag angemeldet. Aus diesem Grund nutze ich nun die Zeit, und widme mich mal wieder meinem Tagebuch. Die Zeit verfliegt und schon ist es Mittag. Ich habe noch ein wenig Zeit, bis der Tisch gedeckt werden muss und stelle mich vor den Speisesaal um zu rauchen.  Das Mittagessen selbst verläuft ruhig und unspektakulär. Kati sitzt mit Noah am Ende des Tisches, ansonsten bin ich umgeben von unbekannten Gesichtern.


Ich räume den Tisch ab und gehe rauchen. Mir ist langweilig, denn ich habe keine Lust mehr, Tagebuch zu schreiben oder zu lesen. Und ich weiß nicht, ob jemand mit mir etwas spielen möchte. Ich hätte Lust auf Tischfuball, aber Kati ist nach dem Essen abgerauscht und ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll.

Die Tür öffnet sich und ein blonder Mann mit dunklen braune Augen kommt heraus. Er sieht sich in der Runde um.

"Hey hat jemand von euch Lust, mit mir nachher Tischfußball zu spielen? Mir ist ein bisschen langweilig, weil ich ja noch nicht raus darf." Er lächelt schüchtern und fährt sich durch seine blonden Haare.

Mein Herz hüpft vor Freude "Ja, ich, gerne."

Er sieht mich an und lächelt. "Super. Dann rauchst du noch fertig und kommst dann rein oder?"

Ich nicke und erwidere sein Lächeln. Ha, Problem gelöst.


Wir werfen den Ball ein, ohne großartig zu reden. Erst nach dem ersten Tor spricht er. "Ich bin Kai", seine Stimme erinnert mich an die Synchronstimme von Damon aus The Vamprie Diaries.

"Ich bin Lia", entgegne ich und schieße mein zweites Tor.

"Eigentlich heißt sie ja Dalí. Guter Treffer." Eine mir bekannte tiefe Stimme erklingt hinter mir und ich sehe langsam hinter mich. Es ist Noah, der neugierig auf das Spielfeld späht.

Noahs Anwesenheit macht mich nervös und ich übersehe es leider volkommen, meinen Towart zu decken. Kai trifft in das Tor und klatscht freudig in die Hände. Ich werfe Noah einen kurzen Blick zu und versuche, mich wieder auf das Spiel zu konzentrieren.

"Verdammt, wo hast du denn bloß diese ganzen Tricks her, Lia?" Kai dreht verwrirt an dem Stange, als ich den Ball an die Wand spiele und mit einem anderen Spieler wieder aufnehme.

"Ich bin mit Jungs aufgewachsen, da lernt man sowas", grinse ich und recke die Faust in die Luft. Schon wieder ein Tor.

Wir schießen den Ball ein paar Mal hin und her, und kurz sieht es so aus, als ob Kai gewinnen würde, aber ich kann doch noch mit einem Vorsprung von zwei Toren den Sieg erringen. Freudig strahlend klatsche ich Kai ab.

"Das war ein super Spiel, Lia. Das sollten wir wiederholen. Wie wäre es mit einer Revance?"

"Gut, ihr spielt das noch aus. Dann will ich mal gegen Dalí spielen. So gut ist sie sicherlich nicht."

Ich hebe eine Augenbraue und herrsche ihn gespielt wütend an: "Pff. Du hast noch nicht gegen mich gespielt."

Noahs süffisantes Ginsen lässt zwei Grübchen entstehen und ich muss sein Grinsen erwidern.


Die Tür des Speisesaales öffnet sich und eine Schwester betritt den Raum. "Frau Großmann?"

Ich drehe mich um, mit einem Grinsen auf meinem Gesicht. "Ja?"

"Ihre Familie ist da."

Mein Lächeln friert ein. "Meine Familie?"

"Ja, ihr Eltern und ihre Oma. Sie meinten, sie hätten sich angemeldet."

Gut, dass mein Mittagessen nicht allzu üppig ausgefallen ist, sonst hätte ich den Kickertisch vollgekotzt. Wie in Trance nicke ich den anderen zu. Noah runzelt die Stirn und legt den Kopf schief. Ich gehe langsam, so als würde ich auf Watte laufen. Meine Atmung ist unkontrolliert und ich spüre, wie mein Herz aufgeregt in meiner Brust flattert. Ich habe Angst. Ich möchte meine Eltern nicht sehen, möchte den Vorwurf nicht in ihren Augen erkennen müssen. Ich wollte mit meiner Oma alleine sein. Tränen sammeln sich in meinen Augen.

"Frau Großman, ich kann sie auch wegschicken."

Ich denke an meine Oma, die den weiten Weg extra wegen mir auf sich genommen hat, und schüttle den Kopf. "Nein. Schon okay. Ich schaffe das schon."

Mit zitternden Händen stoße ich die Tür auf und laufe den Gang zum Eingangsfoyer entlang.


"Sie werden hier ja wohl irgendwas haben wo wir uns hinsetzen können!? Ich möchte mir nicht vorstellen, was das hier alles an Geld kostet" Die zeternde Stimme meiner Mutter hallt von den Wänden und ich fühle mich plötzlich wieder acht Jahre alt.

"Beruhige dich, Agathe, mit Sicherheit können wir in den Speisesaal. Da sind bestimmt viele Sitzmöglichkeiten. Außerdem ist ja schönes Wetter draußen und im Garten gibt es mit Sicherheit auch viele hübsche Sitzmöglichkeiten." Oma versucht, ihre Schwiegertochter zu beruhigen.

"Wo bleibt sie denn? Bringen sie ihr hier in der Klapse bei, dass man seine Eltern warten lässt? Vermutlich stopfen sie sie hier so mit Essen voll, dass sie noch schwerer ist. Ich möchte mir nicht ausmalen, was die Nachbarn sagen, wenn sie wieder nach Hause kommt." Mama stampft mit ihren Absätzen auf den Boden. Wie ein Kleinkind, das einen Wutanfall hat.

In dem Moment entdeckt mich meine Oma und ihr ernstes Gesicht löst sich auf. Sie strahlt und ihr Strahlen macht für den Moment alles wieder gut.

"Lia, mein Engel. Schön, dich zu sehen." Sie schließt mich in ihre Arme und ich atme tief ihren Geruch nach Seife und Kölnisch Wasser ein. Und sofort beruhigt sich mein aufgeregtes Herz.

"Hallo, Omi. Es ist so schön, dich zu sehen." Ich erwidere ihre Umarmung. Im Hintergrund höre ich, wie die Tür zum Speisesaal aufgestoßen wird und ich will plötzlich nur noch hier weg. Ich habe zu sehr Angst, dass meine Eltern irgendetwas Bescheuertes über meine Mitpatienten sagen.

Also drücke ich Mama und Papa kurz an mich. Mama versteift sich gänzlich und streckt mich von sich, damit sie mich von oben bis unten begutachten kann.

"Deine Arme sind schmaler. Hast du ein bisschen abgenommen?" Missbilligend sieht sie mich von oben herab an. Sie sieht immer so aus, als würde sie sich über irgendwas aufregen oder ekeln.

Ich zucke mit den Schultern und öffne meiner Familie die Tür des Hautpeinganges. Ich höre Schritte hinter uns und drehe mich um. Es ist Noah mit Kai, die beide in unsere Richtung laufen. Schnell weise ich meine Mutter an, das Haus zu verlassen, doch auch sie hat die Schritte gehört und dreht sich nun um. Ich kann den Ekel erkenen, der sie überkommt, als sie Noahs Tattoos sieht. Von oben bis unten mustert sie ihn und ich werde immer kleiner. Noah dagegen scheint sich nicht für ihren Blick zu interessieren, sondern mustert uns nur neugierig, ehe die beiden im Treppenhaus verschwinden.

"Hast du das gesehen, Frank?" Die Stimme meiner Mutter hallt schrill durch den Gang, und ich bin mir sicher, dass man sie auch noch hervorragend im Treppenhaus hören kann.

"Nicht so laut, Agathe, wir sind hier nicht alleine, verdammt. Was sollen die Leute denken, wenn sie dich hören"! Papas Stimme ist leise, aber schneidend scharf.

Oma seufzt und zieht mich mit sich aus dem Haus. Sie hakt sich bei mir unter und flüstert mir ins Ohr "Ich habe deine Malsachen für dich dabei. Ich weiß ja, deine Eltern stehen nicht auf deine kreative Ader. Aber ich finde das großartig. Deswegen hab ich es einfach eingepackt, als ich bei deinen Eltern zu Besuch war. Ha! Ausgetrickst habe ich sie und gesagt, dass ich auf Toilette muss. Und dann bin ich ganz heimlich in dein Zimmer." Sie kichert leise und ich drücke ihren Arm.

"So, wo gehen wir hin?" Mutter klackert mit ihren purpurroten hochhackigen Schuhen neben mir.

Mein Ziel ist der kleine Brunnen vor der Ambulanz, bei der wir an meinem ersten Tag bereits waren. Dort gibt es einen kleinen Pavillion und einen Tisch mit einigen Stühlen. 

"Oh, wie hübsch sie es hier haben. Seht nur, die Blumen." Oma freut sich und versucht, die Stimmung etwas aufzuhellen.

Aber ich bin starr wie ein Brett und bekomme kein Wort heraus. Schweigen legt sich über uns.

" Nun erzähl doch mal was, Lia. Jetzt sind wir extra hergefahren."

Ja, aber ohne, dass ich euch darum gebeten habe. Ich seufze. "Also, mir gefällt es hier ganz gut. Mehr fällt mir nicht ein und ich sehe Oma verloren an.

"Sind die Menschen hier nett?", erkundigt sie sich und drückt meine Hand.

Ich nicke. "Die meisten. ja."

"Und worüber redet ihr so in der Therapie? Stellst uns wahrscheinlich als Rabeneltern dar." Mama lacht nervös.

"Wir reden über alles mögliche, Mutter."

"Ja, und worüber genau?" bellt sie.

"Agathe, das geht uns doch nichts an." Oma schaltet sich wieder ein.

"Sie ist meine Tochter. Natürlich geht mich das was an."

"Richtig. Es geht uns sehr wohl etwas an, was sie hier erzählt. Ich werde am Montag einen der hiesigen Therapeuten anrufen. So geht es ja nicht weiter. Sie hat ja scheinbar nichts gelernt. Wahscheinlich ritzt sie sich wieder die Arme auf, wenn sie dann daheim ist." Papa pflichtet ihr bei und ich schlucke. Beide sehen mich wütend an.

"Frank, sprich nicht so mit ihr." Omas Stimme ist scharf.

Mein Herz springt mir fast aus der Brust. Ich fühle mich so unwohl, obwohl Omi da ist. Obwohl sie meine Hand hält. Aber sie ist keine Abwehr gegen die Pfeile die meine Eltern schießen. ich bekomme immer schlechter Luft. Ich weiß nicht ob aus Wut oder aus Verzweiflung. Oder Traurigkeit. Weil sie sich einfach so über meine Grenzen hinwegsetzen.

"Kinder, ich habe ganz vergessen, dass ich um 15:30 Uhr einen Friseurermin hab. Herrje!" Oma zwinkert mich an und springt auf. "Kommt, wir müssen los. Oder wollt ihr, dass ich aussehe wie ein gerupftes Huhn?"

Oma hält meine Hand, als wir zu dem Auto meines Vaters laufen. Es ist ein neues, irgendein beschissener teurer SUV. Damit auch ja alle mitbekommen, wie gut die Anwaltskanzlei meines Vaters läuft. Die Verabschiedung mit Papa läuft kurz aus. Er drückt mich an sich, sieht mich einmal an und lässt mich dann los. Mama mustert mich erneut von oben bis unten und legt leicht einen Arm um mich. Als wolle sie verhindern, mich zu berühren. Beide sitzen bereits im Auto, deswegen kann Oma mir unverholen meine Malsachen überreichen.

"Hier, mein Herz. Es tut mir led. Ich wollte nicht, dass sie mitkommen. Ich hätte dich so gerne alleine besucht. Aber du kennst sie ja", sagt sie mit einem Augenrollen. "Ich liebe dich, Lia. Bitte pass auf dich auf."

"Pass du auf dich auf, Omi. Ich liebe dich auch." Ich drücke sie an mich und halte sie fest.


Ich sehe dem Auto meiner Eltern noch lange nach und versuche, mit den Gefühlen klarkzukommen, die mich überrolen. Einerseits bin ich unendlich froh, dass sie weg sind. Andererseits bin ich wütend und traurig, weil sie mir die Zeit mit meiner Oma genommen haben. Ich stecke mit eine Zigarette in den Mund und zünde sie an. Meine Hände zittern. Als ich den ersten Zug mache, löst sich ein Knoten in meiner Brust und die Tränen rollen. Sie rollen und ich kann sie nicht aufhalten. Ich fühle mich so wertlos. Nicht gut genug. Ich schluchze und setze mich in den leeren Pavillon. Doch dann höre ich schnelle Schritte, die immer näher kommen.

"Frau Großmann, da sind Sie ja. Herr Eisold meinte, ich solle nach Ihnen suchen. Alles ist gut. Ich bin ja da." Frau Leisesang, eine der Krankenschwestern, setzt sich zu mir und hält mir eine Taschentuchbox hin. "Ich bin da. Sie sind nicht allein."

Und zum ersten Mal habe ich auch wirklich das Gefühl, es nicht zu sein.

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