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16 - Bordeauxviolett

▷ Twenty One Pilots - Semi-Automatic◁

"Morgen sollten wir endlich fertig werden. Strengt euch doch ein bisschen an, meine Lieben." Torben steht vor uns und erklärt uns das weitere Vorgehen bei unserer Renovierung des Gruppenraumes und hält dabei den Schraubenzieher in der Hand, als wäre es eine Waffe. Wichtigtuerisch wedelt er damit vor all unserer Augen herum und bettelt so nach unserer Aufmerksamkeit. Seine blonden Haare stehen ihm von der Seite ab, weil er sich ständig immer wieder durchfährt. Aaron steht neben ihm und verteilt Arbeitshandschuhe in gleichen Größen. Meine Hände sind allerdings einfach viel zu klein für diese riesigen gelben Handschuhe. Ich schlage Aaron die zu großen Handschuhe schnell auf die Schulter und sehe dann konzentriert auf das Bild an der Wand, welches wir die letzten Tage angebracht haben. Es zeigt den Uranus, das Symbol unserer Gruppe. Der hellblaue Uranus und seine Ringe wurden perfekt getroffen. Es ist eine Fotographie, die wir in einem Onlineshop gekauft haben. Wir haben für die Renovierung ein bestimmtes Budget und davon haben wir auch das Bild davon gezahlt. Genauso wie das neue Bücherregal und einen Tisch für die Mitte des Raumes. Für die Stühle haben wir neue Sitzkissen gekauft. Aaron rempelt mich leicht mit der Schulter an zieht sich die Handschuhe über.

"Wofür war denn das gerade?", möchte er wissen und sieht mich abwartend von der Seite an. Mir ist es ungangehm, wenn mich jemand von der Seite ansieht, denn so ist mein Doppelkinn nicht zu übersehen. Ich lasse meine Haare nach vorne fallen und zupfe an meinem bordeauxvioletten Pulli herum. Heute ist es kalt. Es regnet seit gestern in Strömen und durch den Wind hat es richtig abgefrischt. So sehr, dass ich meinen Schlabberpulli auch zum Millieu angezogen habe. Normalerweise ziehe ich ihn gern im Herbst an, wenn es draußen wieder kälter und nässer ist. Ich seufze. Ich vermisse den Herbst.

"Was? Ich weiß nicht, was du meinst." Ich bin gerade sehr kindisch und irgendwie bringt mich das zum Schmunzeln.

"Warum bist du denn heute so gut gelaunt?" Aaron stellt sich zwischen mich und die Wand, zieht die Augenbrauen in die Höhe und verschränkt die Arme. Die Handschuhe passen perfekt zu seinen Händen - kein Wunder, ich habe ja auch Kinderhände. Schon immer hat jeder zu mir gesagt, dass meine Hände besonders klein sind. Und das sind sie auch. Ich habe schon versucht, sie zu strecken, indem ich an jedem einzelnen Finger gezogen habe, aber das hat - offensichtlich - nicht funktioniert. Schade aber auch.

"Ach, ich habe heute ein Nutellabrötchen gegessen. Deswegen geht es mir ganz gut." Ich grinse. Vielleicht liegt es aber auch an einem ganz bestimmten Schokoriegel auf meinem Tagebuch - den ich übrigens noch nicht gegessen habe. Er liegt oben in meinem Nachtkästchen. Für Notfälle.


Anett und ich bauen das neu gekaufte Bücherregal auf und versuchen, aus der polnischen Anleitung schlau zu werden. Wir haben noch einige - eigentlich sehr viele - Bretter und Schrauben übrig, für die es schwer ist, ein Zuhause zu finden. Die braunhaarige Frau und ich beugen uns beide über den Plan, können allerdings  beide keinerlei Worte Polnisch. Ich sehe hinter uns und frage mich, wer von den Anwesenden in der Lage wäre, Polnisch zu sprechen. Aber das Wissen kann man ja leider sehr schwer in den Gesichtern ablesen.

"Und die gab es wirklich nicht mehr in Deutsch?" Anett hält die verwirrende Anleitung in die Luft und stemmt ihre freie Hand in die Hüfte. Torben zuckt nur mit den Schultern und sieht sie von oben herab an.

"Man kann sich ja vieles ableiten", entgegnet er und dreht sich wieder um. Ich seufze und lege den Kopf in den Nacken. Was für eine große Hilfe. Wirklich.

Anett sieht mich empört an, ihre braunen Augen funkeln wütend und sie schüttelt den Kopf. "Das darf doch nicht wahr sein", seufzt sie. "So ein Blödmann. Hast du dein Handy mit? Dann können wir die einzelnen Wörter übersetzen und versuchen, so das Regal aufzubauen."

Ehe ich etwas sagen kann, wird mir die Anleitung aus den Händen gerissen. "Meine Fresse, das kann ja wohl nicht so schwer sein. Dass Frauen sich immer so anstellen müssen."

Ich rolle mit den Augen und ziehe eine Braune nach oben. Gerade als ich den Mund aufmachen möchte um etwas zu erwidern, spricht er.

"Du solltest lieber ganz still sein, mit deinen 70 Kilo Übergewicht. Vielleicht ist deine Aufgabe für heute, dich endlich mal darum zu kümmern, dass du abnimmst."

Mir klappt der Mund auf. Noch nie habe ich Torben etwas getan. Geschweige denn, dass ich großartig viel mit ihm gesprochen hätte. Und dann sagt er sowas?

"Torben!" Anett sieht ihn erbost an. Inzwischen sind beide Hände wütend in ihre Seite gestemmt. Ihre Augen funkeln so wütend, dass sie Blitze versenden könnten, würde das funktionieren.

"Was denn? Ich spreche doch nur das aus, was jeder hier denkt, oder? Sie ist echt dick und muss abnehmen. Dieser Noah hat schon nicht ganz Unrecht. Weißt du, Lia", sagt er jetzt wieder an mich gewandt, "ich finde dich echt nett und du bist kreativ und intelligent. Aber es tut mir weh, dass du deinem Körper so schadest. Versuch doch einfach mal, abzunehmen. Wenn du hier rausgehst, dann such dir doch vielleicht einen Job, bei dem du viel Bewegung hast. Ich mein das ja nur gut. Du hast so ein hübsches Gesicht. Mach doch endlich mal was aus dir." Seine Worte tropfen auf den Boden und überschwemmen ihn mit ätzender Säure. Ich habe das Gefühl, darin zu baden und darin zu ertrinken. Wut frisst sich durch meine Adern. Ich habe es so satt, ständig auf das Äußere begrenzt zu werden.

"Du meinst es nur gut? Interessant. Es geht dich absolut nichts an, wie viel sie wiegt." Aaron schaltet sich ein. Der ewige Held. Seine Augen sprühen vor Wut und Ärger. Seine Fäuste sind zusammengeballt.

"Komm schon, Aaron, nur weil du so n krankhaften Fetisch hast, den du scheinbar bei ihr ausleben kannst, musst du dich hier ja jetzt nicht einmischen." Torben hebt die Stimme und poltert durch den Raum. Dadurch, dass hier gerade kaum noch Möbel vorhanden sind, hallen seine Worte von den Wänden und werden auf mich zurückgeworfen. Somit tut es doppelt weh.

"Was geht denn bei dir falsch? Tickst du noch ganz sauber?! Selbst wenn ich einen Fetisch haben sollte, auch der würde dich nichts angehen und es gibt dir noch lange nicht das Recht, so mit ihr zu sprechen!" Auch Aaron wird lauter und ich bin kurz davor, mir die Ohren zuzuhalten.


Plötzlich wird die Tür aufgerissen und niemand geringeres als Noah steht in der Tür. "Hey, Loser. Eilmeldung: Ihr seid nicht die einzige Gruppe hier. Und auch wenn wir Projektwoche haben - geht es etwas leiser? Danke ihr Kackbratzen."

"Herr Eisold, nicht in diesem Ton!" Herr Zesinski tritt hinter Noah und ich bin froh, dass endlich wieder ein Therapeut anwesend ist. Irgendwie lief das alles gerade etwas zu sehr aus den Fugen.

Noah zuckt nur mit den Schultern und wirft einen Blick in die Runde. Mich überspringt er. Ich rolle mit den Augen und drehe mich wieder zum Regal. Es nervt mich, dass das mit ihm so ein ewiges Hin und Her ist. Als würden wir zusammen einen Schritt nach vorne gehen, aber dann geht er wieder zwei zurück.



Herr Zesinski tritt hinter mich. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen, Frau Großmann?", erkundigt er sich leise.

Ich starre in die polnische Anleitung und nicke. Konzentriert versuche ich, irgendwas zu entziffern und mich abzulenken. Ablenkung hat schon immer gut funktioniert. Ansonsten müsste ich mich mit dem Gesagten auseinandersetzen und dem Schmerz, den Torben mir mit seiner Aussage zugefügt hat. Mein Übergewicht hat einen Grund. Aber das realisieren viele nicht. Jeder denkt automatisch, dass jeder übergewichtige Mensch nur frisst. Doch es gab ein auslösendes Ereignis und das hat dann alles andere verändert. Gut, in den darauffolgenden Jahren habe ich alles mögliche gegessen. Aber ich wollte dann irgendwann einfach ausbrechen und bestimmte Gefühle ersticken. Egal. Ich schüttle energisch den Kopf, um die Gedanken loszuwerden.

"Ich wusste gar nicht, dass sie Polnisch können. Cześć! Jak się Pani ma?"

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehe ich mich um und starre ihn an. Mein Kopf ist wie leergefegt und mit einer roboterartigen Stimme erwidere ich:"Je ne parle pas français."

Herr Zesinski bricht in schallendes Gelächter aus. "Gut, wie ich sehe, verstehen wir uns. Brauchen Sie Hilfe bei der Übersetzung der Anleitung?" Ein Schmunzeln umspielt seine Lippen und ich muss mitgrinsen. Der Ärger von gerade eben ist schon etwas verflogen. Ich kann ihn nur noch ganz leise am Horizont rufen hören.

"Ja, bitte. Wir sind hier gänzlich verloren." Anett stellt sich wieder zu uns und zeigt mit ihrer Hand auf den Plan. Zusammen studieren wir ihn und innerhalb einer halben Stunde haben wir das Regal endlich richtig aufgebaut. Anett und ich klatschen uns ab und freuen uns. Herr Zesinski entlässt uns und wir stellen uns in den Raucherpavillion.

"Gut, dass es gleich Mittagessen gibt. Ich habe so Hunger." Sie lächelt und trinkt einen Schluck aus ihrer Flasche.

"Für manche wäre es besser, wenn es kein Mittagessen gäbe."

Ich rechne damit, dass ich Noah sehe, denn es ist etwas, das er sagen würde. Aber es ist Torben der mich süffisant angrinst. Ich seufze. "Torben, ich weiß es nicht, was es dir bringt, wenn du andere mit deinen Worten und Taten verletzt, aber herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft." Ich klatsche mit meiner Hand auf meinen Handrücken und versuche zu verhindern, dass ich mich an meiner Zigarette brenne.

"Noah hat schon Recht mit dem was er sagt. Auf seine kaputte Art und Weise."

"Womit habe ich Recht?" Noah tritt hinter Torben aus dem Gang und runzelt die Stirn. Sofort ist die Stimmung noch geladener als vorhin.

"Damit, dass sie fett ist."

Noah sieht Torben an, mustert ihn von oben bis unten und schweigt. Sein Blick fällt auf den Boden, ehe er mich ansieht. Seine dunklen Augenbrauen sind zusammengezogen und er überlegt. Man sieht ihm richtig an, dass er abwägt, was er jetzt sagt. Ich bereite mich darauf vor, das Übliche von ihm zu hören und fahre meine Schutzmauern hoch. Angstvoll sehe ich auf den Boden. Das scharfe Klicken des Feuerzeugs verrät, dass Noah sich jetzt auch eine Zigarette anzündet. Noah pustet den blauen Rauch aus, lässt ihn in der Luft tanzen, und fängt meinen Blick wieder auf.


Und er sieht mich noch immer an, als er spricht. "Halt die Fresse, Torben."

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