Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

11 - Nussbraun

▷ Harry Styles - Two Ghosts ◁


Den Sonntag verbrachte ich die meiste Zeit im Bett. Das Frühstück ließ ich ausfallen. Ich ging lediglich zum Mittagessen und setzte mich alleine an einen Tisch. Ich musste alleine sein. All diese Menschen um mich herum erstickten mich. Die restliche Zeit versank ich in meinem Buch und zwischen den Tönen der Musik die ich hörte. Der Regen prasselte gegen mein Fenster und hüllte mich in Sicherheit. Die frische Regenluft beflügelte mich und ich genoss den freien Tag im Bett. Wenn man sich nicht in der Lage fühlt, sich der Außenwelt zu stellen, ist das Bett der absolut beste Ort, um sich zu verstecken und der Welt vor dem Fenster zu entfliehen.


Der Wecker klingelt um kurz nach sechs. Um Sieben kommt der VW-Bus mit dem wir auf den Reiterhof fahren. Leonie dreht sich grummelnd um und dreht mir den Rücken zu. Sie ist gestern erst spät wieder in die Klinik zurückgekommen und vermutlich noch richtig müde. So leise wie möglich versuche ich, mich fertig zu machen und gehe erstmal ins Badezimmer. Die Lia, die mir aus dem Spiegel entgegenblickt, blinzelt müde. Meine Haare stehen mir wirr zu Berge und das erste, das ich tue, ist, sie mir zu kämmen und zu einem Zopf zu flechten. Meine Augen sind so schwer, dass sie mir immer wieder zufallen. Also putze ich meine Zähne mit geschlossenen Augen. Obwohl ich so müde bin, bin ich unglaublich aufgeregt und hibbelig. Heute sehe ich das erste Mal die Pferde. Ich bin sehr gespannt, welches Pferd mir zugeteilt wird und hoffe, dass ich es mit niemandem teilen muss. Auf Zehenspitzen schleiche ich wieder in unser Zimmer und suche meine Klamotten zusammen. Leonie grummelt und schlägt die Decke über den Kopf. Der Himmel ist bereits in ein sattes Rot getaucht und kündigt die Morgensonne an. Kurz werfe ich Leonie einen Blick zu, werfe mir meine Tasche über die Schultern und verlasse das Zimmer.


Jetzt stehe ich vor der Klinik und warte auf den Transporter der uns zum Reiterhof bringt. Ich nutze die Zeit und zünde mir eine Zigarette an. Das Klicken des Feuerzeugs durchbricht die Stille, die mich umgibt. Nur das Zwitschern der Vögel ist zu hören.

"Guten Morgen", murrt eine weibliche Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und erkenne Celine, die selbst so früh am Morgen aussieht wie aus dem Ei gepellt. Kurz sehe ich an mir runter. Die ausgelatschten schwarzen Sneaker haben definitiv schon bessere Tage gesehen. Wie ich auch.

"Guten Morgen, Celine", entgegne ich und versuche mich an einem Lächeln. Sie erwidert es kurz, zieht die Augenbrauen hoch, mustert mich und sieht anschließend weg. Augenblicklich fühle ich mich unwohl neben ihr.

Ich tue so, als würde ich die Zigarette entsorgen wollen und gehe zum Raucherpavillon, der auch von dieser Seite zu erreichen ist. Sie folgt mir nicht, sondern dreht mir den Rücken zu und ich atme erleichtert auf. Kurz darauf öffnet sich die Türe des Haupteingangs und eine kleine Gruppe anderer Patienten verlässt das Haus. Es sind einige aus meiner Gruppe, aber der größte Teil gehört zu den anderen. Die Tür, die vom Flur der Gruppenräume weggeht, öffnet sich und ich drehe mich gespannt um. Doch mir rutscht das Herz in die Hose. Es ist Noah. Allerdings wirkt Noah so, als wäre diese Uhrzeit auch nichts für ihn. Seine noch feuchten Haare stehen ihm wirr zu Berge und glänzen leicht in der Morgensonne. Sein Piercing ist vollkommen verdreht, sodass man die Enden der jeweiligen Stäbe sehen kann. Er hat Augenringe und seine Augen sind geschwollen, als hätte er nicht geschlafen - oder als wäre er direkt aus dem Tiefschlaf aufgescheucht worden. Er zieht die Nase hoch und klopft seine Taschen ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit runzelt er die Stirn und seufzt. Es ist das erste Mal, dass er mich ansieht und sein Blick nicht voller Hass ist. Sein markantes Kinn mahlt und seine Kiefermuskeln zucken. Aber sein Blick ist - zum ersten Mal - völlig neutral. Er beißt sich auf die Unterlippe und holt Luft. Doch ich unterbreche ihn und möchte verhindern, dass er in die Verlegenheit kommt, mich nach einer Zigarette zu bitten.

"Möchtest du eine?" Ich halte ihm meine Schachtel hin und drücke ihm mein Feuerzeug in die Hand. Es ist ein anderes, dieses hier lag in meinem Nachtkästchen.

Er nickt und nimmt sich eine, die er sich daraufhin anzündet. Ich starre ihn einen Moment an. Natürlich bemerkt er mein Starren und zieht die Augenbrauen hoch.

"Was glotzt du so?"

Ich schüttel nur den Kopf und dränge mich an ihm vorbei. Es ist mehr als unangenehm, bei ihm zu stehen und dem Blick aus seinen unergründlichen grau-blauen ausgesetzt zu sein. Der Kies knirscht unter meinen Füßen, als ich auf die kleine Gruppe vor dem Haus zugehe - so schnell wie möglich weg von Noah.

Celine dreht sich um und lächelt, aber ihr kaufe ich das Lächeln schon lange nicht mehr ab.

"Der Wagen müsste gleich hier sein", Timo ist auch dabei und ein anderer neuer, der sich eher noch zurückhält. Wie ich. Er hat sich mir nur kurz vorgestellt, eher so im Vorbeigehen. Aber an seinen Namen erinnere ich mich. Moritz. Ein Name der mich an einen Jungen aus meiner Grundschulklasse erinnert, der mir einmal nach dem Sport auf meinen Turnbeutel gekotzt hat. Auch dieser Moritz ist auffällig blass um die Nase. Sein Gesichtsausdruck sieht immer so aus, als wäre er ständig kurz davor, einem vor die Füße zu kotzen.

Dem Knirschen des Kies' zu urteilen schließt sich nun auch Noah unserer Gruppe an. Er stellt sich neben Celine, welche ihn auch sogleich in ein Gespräch verwickelt. Alle um mich herum unterhalten sich, nur ich stehe stillschweigend daneben und höre zu. Reden ist für mich schon immer mit großer Anstrengung verbunden. Zudem habe ich das Problem, dass man mir grundsätzlich eh nicht zuhört. Warum sollte ich dann auch reden?


"Der Wagen kommt", quietscht eine kleine blonde Frau und deutet mit dem Finger auf einen Wagen, der die Auffahrt hochkommt.

Da ich nicht gerne in der Mitte sitze, mal davon abgesehen, dass ich da gar nicht reinpasse, setze ich mich ganz an den Rand und rutsche bis zum Fenster. Hinter mir sitzen Celine und Noah. Celine ist damit beschäftigt, Noah vollzuquatschen, der stillschweigend neben ihr sitzt. Ich stopfe mir die Ohrstöpsel in die Ohren und höre Musik, während die Landschaft an uns vorbeizieht. Nach einer halben Stunde kommen wir am Reiterhof an. Das Fahrzeug wird langsamer und hält schließlich auf einem großen Parkplatz. Auf den Koppeln stehen bereits einige Pferde und grasen, andere jagen sich spielerisch über die Wiese. Die Sonne schimmert in ihrem seidigen Fell und ich starre ganz gebannt darauf.

"Lia, aussteigen!", kichert Celine und sieht mich abwartend an. Ich folge ihnen und atme sofort den dominanten Geruch der Pferde ein, den ich seit meiner Kindheit liebe. Die Reittherapeutin, Frau Kadera, steht vor uns und klatscht erfreut in die Hände.

"So, wir sind hier. Für die alten unter uns: Ihr wisst, was zu tun ist. Für die neuen: Willkommen auf dem Reiterhof. Hier erlernen wir den Umgang mit den Pferden. Die meisten von uns werden auch reiten", sie wirft mir einen kurzen Blick zu und lächelt fast schüchtern, "andere werden die Pferde führen und darüber Kontakt zu ihnen aufnehmen. Leider haben wir im Moment nicht genügend Pferde, damit jeder ein eigenes haben kann. Zwei wurden verkauft und die fehlen uns jetzt. Aber das ist nicht schlimm. Ich werde zwei Paare zusammenstellen, die sich ein Pferd teilen. Frau Großmann? Sie gehen zu Frau Hinterstelzer. Herr Eisold, Sie und Herr Pfälzer kümmern sich um Amadeus. Ich hoffe, die Konstellation ist für alle in Ordnung?" Erwartungsvoll sieht sie uns an und streicht sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht.

"Entschuldigen Sie, Frau Kadera, ich glaube, ich hätte lieber einen Mann dabei. 'Bella' kommt mit Frauen nicht so zurecht, Sie wissen ja, wie lange ich gebraucht habe, sie an mich zu gewöhnen." Celine, die aufgefordertwurde, mit mir ihr Pferd zu teilen, tritt einen Schritt vor und setzt ein falsches Lächeln auf. Ihr Blick zuckt immer wieder zu Noah, der mürrisch auf den Boden guckt. "Ich glaube, Herr Eisold und ich wären ein gutes Te-"

Frau Kadera unterbricht sie und schüttelt den Kopf. "Nein, Bella ist der falsche Charakter für Herrn Eisold. Herr Pfälzer, ich denke, dass Sie dann besser zu Bella passen." Sie lächelt und deutet Moritz, sich zu Celine zu stellen.

Mir rutscht das Herz in die Hose. Das darf doch nicht wahr sein! Das darf einfach nicht wahr sein. War ja klar, dass ich bei der Verteilung der Pferde kein Glück habe.

Auch Noah ist sichtlich erbost. Seine Augen durchbohren mich und senden mir tausend Todespfeile. Ich ziehe entschuldigend die Schultern hoch und senke den Blick.

"Ich bin damit nicht einverstanden, Frau Kadera." Er fährt sich mit einer wüstenden Geste durch die Haare, die jetzt nur noch wirrer vom Kopf abstehen.

"Entschuldigen Sie, Herr Eisold, aber wenn Ihnen das gar nicht passt, dann müssen Sie in eine andere Gruppe."

Er schnaubt. "Soll Sie doch gehen."

Frau Kadera schüttelt den Kopf und lächelt milde. "Aber Frau Großmann ist es ja nicht, die ein offensichtliches Problem damit hat."

"Ich kann aber nur montags. Außerdem: Ihr gefällt das auch nicht", behauptet er und ich gebe ihm Recht.

"Ist das so, Frau Großmann?" Frau Kadera tritt an mich heran und ich spüre alle Blicke auf mir. Mir wird warm, mein Gesicht wird rot und ich schwitze. Es ist so nervig, wenn man schwitzt, weil man nervös ist. Es ist nervig und peinlich.

Ich seufze und zucke mit den Schultern. "Ich kann auch wann anders gehen, an einem anderen Tag", äußere ich mich leise.

"Nunja, aber da ist derzeit kein Platz frei. Dann müssten Sie warten, das kann leider mindestens noch drei Wochen dauern."

Mein Blick wandert zu den Pferden, die uns neugierig beobachten, als wüssten sie, dass die Stimmung hier angespannt ist. Auf das hier soll ich jetzt wieder verzichten, weil Noah nur heute kann? Soll er doch wechseln. Und wenn er das nicht kann - so schlimm kann es ja nicht werden. Immerhin teilen wir uns ein Pferd, dann teilen wir uns eben die Aufgaben und gehen uns aus dem Weg.

"Ich möchte aber nicht länger warten", gebe ich leise zu.

"Gut, dann ist alles geklärt. Herr Eisold, Frau Großmann, ich zeige Ihnen nun Amadeus, Ihr Pferd. Folgen Sie mir bitte."

Seufzend laufe ich den beiden hinterher und kann kaum Schritt halten. Frau Kadera bleibt vor einer Koppel stehen, auf der vier Pferde stehen. Sie öffnet das Gatter und winkt uns hinein. Der Boden ist noch nass vom Regen und unsere Schuhe hinterlassen ein sattes Schmatzen, als wir durch das Gras laufen.

"Amadeus, komm!", ruft die Reittherapeutin und schnalzt mit ihrer Zunge. Ein hübsches Pferd mit nussbraunem Fell kommt langsam und vorsichtig auf uns zugetrabt. Es wirkt schüchtern und ängstlich. Und kurz frage ich mich, warum ausgerechnet das Pferd das richtige Pferd für Noah sein soll. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu und sehe, dass er seine Hände knetet. Er wirkt nervös. 

Frau Kadera legt das Halfter an und führt das Pferd aus der Koppel. Dort lässt sie die Strick los.

"So, lernen Sie sich erst einmal kennen. Dann können Sie zu uns kommen und das Pferd striegeln. Den weiteren Verlauf klären wir dann."

Sie lässt uns alleine stehen und Stille legt sich über uns. Das Pferd schnaubt und hebt die Hufe, nur um sie dann gleich wieder abzusetzen.

Noah starrt das Pferd an, bewegt sich aber keinen Zentimeter.

Ich hebe dem Pferd vorsichtig meine Hand unter die Nase und lasse das Pferd erstmal meinen Duft aufnehmen, damit es mich kennenlernt. Der Atem des Pferdes kitzelt meine Handfläche und ich muss grinsen. Meine andere Hand lege ich vorsichtig an den Hals des Pferdes und streichle es dort. Neugierig sucht Amadeus nach Essen und schnuppert auch an meinen Haaren. Als er dort nicht fündig wird, taucht er seine Nase in meine Jacke. Ich muss lachen und gehe einen Schritt zurück. Er folgt mir sofort. 

"Wie machst du das?" Noah sieht zwischen Amadeus und mir hin und her.

Ich merke seine Anspannung und ignoriere für jetzt all die Sachen, die er mir bis jetzt an den Kopf geworfen hat.

"Guck, du musst ihm deine Hand unter die Nase halten. Dann lernt er dich kennen und kann sich an dich gewöhnen. Versuch' es."

Er schluckt.

"Hast du Angst vor Pferden?", erkundige ich mich.

"Nein, aber Respekt. Und ich habe Angst, dass ich es verschrecke."

"Okay. Du musst wirklich keine Angst haben. Er ist ganz lieb."

Und ich tue etwas, das ich sonst nie getan hätte: Ich nehme seine Hand, die erstaunlich warm ist, und halte sie Amadeus vorsichtig unter die Nase. Noah ertarrt ob meiner Berührung und ich lasse seine Hand sofort wieder los, als ich merke, dass er sich in der Nähe des Pferdes etwas entspannt.

"Gut, und jetzt streichel ihn. Sprich mit ihm", ermuntere ich ihn und trete einen Schritt zurück.

Die Art und Weise, wie Noah mit Amadeus spricht und ihn vorsichtig, fast schüchtern, streichelt, erweckt in mir den Anschein, dass sich unter seiner harten Schale vielleicht doch ein etwas anderer Charakter versteckt, als angenommen.

"Er ist echt lieb. Gut, dass du ihn nicht reiten darfst. Du würdest ihm das Rückgrat brechen, du hässlicher Ekelballen."

Und schon verwerfe ich den Gedanken wieder.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro